Vielen Dank,
@muck, .
5. Mit der Bulle „Summis desiderantes affectibus“ des Papstes Innozenz VIII. wird im Jahre 1484 die bisher auf Ketzer beschränkte Verfolgung auf Hexen ausgeweitet, was erst die folgenden Hexenprozesse ermöglichte und gleichzeitig rechtfertigte.
Wie man sieht, hat sich das langsam entwickelt - bis Papst Innozenz VIII. kam und Feuer legte. Die durch ihn entfachten Brände brannten danach 300 Jahre lang; sie endeten erst mit der Aufklärung.
Das hatte man der Aufklärung zu verdanken
Was du hier betreibst, ist Schönfärberei - bei dir wird die Ausnahme zur Regel. Tausende wurden auf den Scheiterhaufen verbrannt, nicht wenige bei lebendigem Leibe, aber hier sagst du, sie wurden freundlich behandelt. Geht’s noch?
Ad 1) Innozenz VIII. und die Hexenverfolgung
Die Vorstellung einer Hexensekte, die sich aus Hexen, Ketzern und Juden rekrutierte, die Idee von Teufelspakt und Hexenflug, das war durchaus schon vor Innozenz VIII. ausgeformt. Die ersten Verfolgungswellen mit ca. 200 Opfern fanden zwischen 1420 und 1460 in Savoyen, Oberitalien, im Wallis und Frankreich statt.
Kaiser Friedrich II. erließ 1220 und 1238 Gesetze, nach denen Ketzerei als Majestätsverbrechen interpretiert wurde. Dabei konnte die Folter eingesetzt werden, es waren Denunziationen zugelassen, und Ketzerei wurde mit dem Feuertod und Gütereinziehung bestraft.
Diese Vorstellungen waren bereits im 13. Jahrhundert ausgeformt, und in Prozessakten gegen Katharer, Waldenser und Albingenser finden sich Zeichnungen von Frauen, die auf Besen durch die Luft reiten, bei denen aber kein Hexen, sondern Katharerinnen und Waldenserinnen abgebildet wurden. Eine weitere Verschärfung war die Vorstellung eine processus extraordinarius eines außerordentlichen Prozesses, bei dem kein Ankläger auftreten musste, bei dem Denunziationen zugelassen war und auch die Aussagen von Kindern, Geisteskranken, Verbrechern und Komplizen zugelassen waren. Hauptanklagepunkt war nicht mehr Schadenszauber sondern Mitgliedschaft in einer terroristischen, häretischen Vereinigung,
Das war etwas, das sich bereits im Zuge der Ketzerverfolgungen im 13 und 14. Jahrhundert entwickelt und ausgeformt hatte, und die ersten Prozesse in F, Savoyen, im Wallis und Oberitalien fanden lange vor dem Pontifikat von Innozenz VIII. statt. Die Begründung und Rechtfertigung dafür wurde begründet mit der Vorstellung der Hexerei als eines unerhörten Ausnahmeverbrechens eines Crimen exceptum.
Das war auch keine langsame Entwicklung, sondern es hat sich diese Verschwörungstheorie innerhalb eines kurzen Zeitraums innerhalb einer Generation zwischen 1420-1460 durchgesetzt. Eine treibende Kraft dabei ging nicht zuletzt von Juristen aus. Schon vor Innozenz VIII. kam es zu ersten Prozessen im Wallis, Savoyen und Oberitalien mit etwas 200 Opfern.
Die "Hexenbulle" von Innozenz VII. hat nicht Innozenz, sondern Heinrich Kramer Institoris verfasst. Einige Autoren haben Zweifel, ob Innozenz das überhaupt jemals gelesen hat.
Er hat sie aber unterzeichnet, und er hat damit Kramers Autorität erheblich gestärkt, er hat damit die Vorstellung von Hexenpakt, Hexenflug und Hexensekte zur Lehrmeinung der Kirche gemacht- eine Vorstellung, die die Kirche über Jahrhunderte als Aberglauben verworfen hat.
Das Gutachten der Universität Köln, das Kramer seinem Hexenhammer voranstellte, war gefälscht. Tatsächlich haben sich die Dozenten sehr zurückgehalten über Kramers Buch geäußert.
Ausgerüstet mit dem Gutachten und der Hexenbulle ging dann Kramer Institoris auf die Hexenjagd. Seine erste Station war Tirol. Er fiel dort äußerst unangenehm auf mit sexualisierten Fragen, es hagelte Proteste, und der Bischof von Brixen Golser komplimentierte ihn aus dem Land und sagte öffentlich, dass der Mann seiner Ansicht nach sie nicht mehr alle hat. In Ravensburg hatte er etwas mehr Erfolg, es gelang ihm, zwei Frauen auf den Scheiterhaufen zu bringen.
Als ein mäßig erfolgreicher Hexenjäger schrieb er dann den Hexenhammer. Die Rezensionen waren ebenfalls eher mäßig. Man hielt sein Buch für problematisch und nicht für Laien geeignet.
Wenn man sich die Chronologie der Hexenverfolgung ansieht, zeigt sich, dass der Hexenhammer keineswegs dazu führte, dass sofort ganz Europa Feuer und Flamme für die Hexenverfolgung war. Europa hatte ganz andere Probleme und war zunächst mal beschäftigt mit Bauernaufständen, Bauernkriegen und der Reformation. Ab 1520 flaute die Hexenverfolgung ab, es gab von 1520-1560 wenige Verfolgungen, um dann in der Zeit von 1560 bis 1630 zu explodieren. In dieser Zeit erst wurde der Hexenhammer, der fast ein Menschenalter lang wenig Beachtung fand, immer wieder neu aufgelegt.
Der Hexenhammer an sich, war nicht besonders innovativ, er hat nicht die Verschwörungstheorie von Hexenflug und Hexenpakt, von Teufelsverschwörung entwickelt, sondern er hat bereits bestehende Verschwörungstheorien gesammelt und zusammengefasst und er enthielt, äußerst radikale, Handlungsanweisungen für Hexenverfolger.
Was diesem Buch zu seiner Bedeutung verhalf, das war vor allem das neue Medium des Buchdrucks. Die Bulle von Innozenz VIII. und das gefälschte Gutachten der Universität zu Köln das hat Institoris natürlich sehr große Autorität verschafft. Damit, dass Innozenz VIII. seine Unterschrift darunter setzte, hat Innozenz die Verschwörungstheorie von Hexenflug, Hexenpakt und Hexensekte anerkannt und zur Lehrmeinung aufgewertet.
Die Kirchen und ihre Vertreter beider Konfession haben insgesamt wenig dazu beigetragen, dem Hexenwahn zu widersprechen oder Widerstand entgegenzusetzen- Im Gegenteil! Die meisten von ihnen waren selbst davon befallen. Luther wie Calvin glaubten an Hexen, wenn Luther so richtig getankt hatte, hätte er in seinen Tischgesprächen und in der Phantasie am liebsten selbst Hand angelegt. Er übersetzte die Zauberer mit die Zauberinnen, und wie Juristen haben auch Theologen und Geistliche viel dazu beigetragen die Hexenverfolgung zu schüren.
Es brauchte aber keinen Heinrich Kramer, um auf die Verschwörungstheorie von Hexenwahn, Hexenpakt und Hexensekte zu kommen, er hat das alles was vorhanden war, was dazu veröffentlicht wurde, gesammelt, und er hat es extrem auf die Spitze getrieben. Es wäre aber ein Wunder gewesen, wenn an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit ein solches Buch nicht geschrieben worden wäre.
Es brauchte auch keinen Papst, um Ketzergesetze zu verfassen, Friedrich II. kam da schon von alleine drauf, vielleicht haben ihm Juristen aus Bologna oder Salerno dabei geholfen- aber dazu brauchte er den Papst nicht und auch keine Hexenbulle-was für ein Quatsch!
An den ersten Prozessen im Elsass, im Wallis, Savoyen und Oberitalien waren tatsächlich noch Inquisitoren beteiligt, die Hexenverfolgung hat aber nicht die Inquisition geführt, sondern Geistliche und weltliche Obrigkeiten. Die Prozesse geschahen vielfach auf Druck von unten, auf Klagen der Bevölkerung, auf Klagen auch, dass die Obrigkeiten viel zu lasch seien.
Hexenprozesse gab es die ersten im Spätmittelalter etwa von 1420-1460 das sind insgesamt 200 Opfer.
Es kam dann in der Zeit von 1560-1620 zu einer starken Verfolgungswelle, der ein Abflauen folgte, und dann um 1640 noch einmal zu einer Verfolgungswelle, der dann ein abruptes Abflauen folgte.
Es kam immer wieder zu vereinzelten Prozessen, auch um 1680 zu regionalen Verfolgungen: Die Zauber-Jackl-Prozesse in Österreich, die Hexenverfolgung in Salem Massachusetts. Nach 1700 findet man nur noch sporadisch und selten Hexenprozesse 1775 die letzte Exekution im Reich und 1782 in Glarus in der Schweiz.
Es waren nicht alle Regionen Europas gleichermaßen betroffen, Kernzonen waren Deutschland, Frankreich und die Schweiz, Irland, Russland, die iberische Halbinsel waren kaum betroffen, GB, mit Ausnahme von Schottland war wenig betroffen, ebenso Skandinavien, Italien. Auch im Reich sind die Zahlen schwankend. Es war keineswegs so, dass 300 Jahre in ganz Europa dauernd die Scheiterhaufen brannten.
Hexenverfolgungen in Europa konzentrieren sich auf bestimmte Regionen und bestimmte Jahre: 1420-1460 vereinzelte Prozesse in Savoyen, im Wallis, Elsass und Oberitalien. Zwischen 1560-1660 erreichte der Hexenwahn seinen Höhepunkt und flaute danach ab. 1560-1620 Starke Verfolgungen in Kurköln, Kurmainz und Kurtrier, in Mecklenburg, Thüringen, Teilen von Hessen, eine enorme Verfolgungswelle in Bamberg und Würzburg und Eichstätt um 1620 und 1640, in den 1660er Jahren Verfolgungen in Schottland, die Zauber-Jackl Prozesse in Österreich und 1692 in Salem Massachusetts, danach traten nur noch vereinzelt Hexenprozesse auf.
Es gab aber ganze Regionen, in denen mehrere Generationen überhaupt keine Prozesse erlebten, In vielen Freien Reichsstädten hat es kaum oder nie Hexenverfolgungen gegeben. Eine Ausnahme war Nördlingen. In den Niederlanden wurde seit 1605 keine einzige Hexe mehr hingerichtet.