Historische Romane

Lieblingsbuch - Lieblingsautor

„John Franklin war schon zehn Jahre alt und noch immer so langsam, dass er keinen Ball fangen konnte.“
Mit diesem Satz beginnt ein preisgekrönter Roman: „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny (Zitat aus der Taschenbuchausgabe, Piper Verlag, S.9).
Ich hatte bisher nicht gewagt, dieses Buch irgendwie zu kategorisieren, weil es für mich immer etwas Eigenes, Unklassifizierbares war, meinte auch, man müsse gar nicht alles einordnen wollen, und hätte das Buch auch nie hier genannt, wenn ich nicht einige Analysen und Kritiken gelesen hätte, die es eindeutig als historischen Roman kennzeichnen.
Es war der erste Satz, der mich sofort in seinen Bann zog, weil er neugierig macht auf diesen John Franklin. Wer war dieser seltsame Kerl? Und wie – inzwischen hatte ich den Umschlagtext gelesen – sollte aus ihm ein berühmter Nordpolfahrer werden?
Wie sich John Franklin entwickelt, sollte man selbst lesen, es lohnt sich.
„Die Entdeckung der Langsamkeit“ ist, wie ich kürzlich lesen durfte, ein postmoderner Roman – bloß gut, dass ich das nicht eher gewusst habe, ich hätte mich sonst vielleicht nie daran gewagt. Dass mir dieses Buch (dennoch) so gefällt, rechne ich dem Autor zugute, der einfach ein wundervoller Erzähler ist.
„Sten Nadolny hat damit einen paradigmatischen Text der modernen Unterhaltungsliteratur geschaffen, der den Vergleich mit einem anderen postmodernen historischen Roman, Umberto Ecos Der Name der Rose, nicht zu scheuen braucht. Das ist nicht eben wenig!“
(Helmut Mottel: „Die Entdeckung der Langsamkeit“ – ein postmoderner Erfolgsroman, in „Sten Nadolny“, Porträt Edition Isele, S. 77)
 
Als Fan Englischer Geschichte stehen in meinem Regal:

Rebecca Gablé (alle Bücher, freue mich auch schon auf die Darstellung der Rosenkriege)
Tanja Kinkel: Die Löwin von Aquitanien (auch "die Puppenspieler" ist ein tolles Buch über die Zeit der Medici)
Edward Rutherfurd: Sarum
und wenn's richtige Geschichte sein soll:
Jürgen Sarnovsky: England im Mittelalter
Dieter Berg: Die Anjou-Plantagenets
Anthony Goodman: John of Gaunt
und das in jeder Hinsicht glänzende Buch über die Rosenkriege von [SIZE=-1] Hagen Seehase, Axel Oprotkowitz[/SIZE]
 
Sparta

Als großer Fan des antiken Griechenland zählt S.Pressfield natürlich zu meinen Lieblingsautoren.
Sein bester Roman ist ganz eindeutig Sparta, hier wird die Antike lebendig dargestellt.
Dieser Roman erzählt vom heldenhaften Kampf an den Thermophylen aber auch vom Alltagsleben der Spartiaten.
Niemals wurde so eindrücklich die Antike dargestellt.
http://www.amazon.de/Sparta-Steven-...=sr_1_1/303-6308723-3770649?ie=UTF8&s=gateway
Das ist der Link zur dt. Ausgabe, doch wer des engl. mächtig ist, sollte sich die engl. Ausgabe besorgen
 
Mich wunderts ein wenig, dass ich hier beim lesen der Beiträge noch nicht auf
"Ein Kampf um Rom von Felix Dahn" gestoßen bin.
Der Einstieg ist zugegebenermaßen relativ mühselig, aber dafür wird es dann umso spannender.
Abgesehen davon, dass man relativ viel Wissen über die Kriege und deren Hintergründe zwischen Byzanz und den Ostgoten mitbekommt (das Buch handelt von dem "Vernichtungskrieg" Byzanzs gegen die Ostgoten in Italien), zeichnet Dahn ein sehr lebendiges und genaues Bild der einzelnen Charaktäre der Hauptpersonen, so dass man bei all deren Gedanken und Entscheidungen richtig "mitfiebert"...
Wer das Buch kennt, wird vielleicht verstehen was ich meine, wenn man an die Beschreibungen bestimmter Personen, wie z.B Cethegus Caesarius oder die Zirkustänzerin und spätere KaiserinTheodora denkt.

An alle die sich hier schon über Das Halsband der Taube von E.W. Heine unterhalten haben, kann Euch auch einige andere seiner historischen/mittelalterlichen Romane, wie z.B. Der Flug des Feuervogels und die Raben von Carcassone empfehlen!
 
Mich wunderts ein wenig, dass ich hier beim lesen der Beiträge noch nicht auf
"Ein Kampf um Rom von Felix Dahn" gestoßen bin.
Wird im Ostgotenthread ("Wohin verschwanden die Ostgoten" o.s.ä.) besprochen.

An alle die sich hier schon über Das Halsband der Taube von E.W. Heine unterhalten haben, ...

Halsband der Taube? Spielt vermutlich in al-Andalus, oder? Jedenfalls gab es im 11. Jahrhundert einen andalusischen Beamtensohn, der einer der berühmtesten Dichter aus al-Andalus wurde, Ibn Hazm, geboren in Córdoba, gestorben in Niebla. Und dieser hatte Tawq al-hamāma geschrieben: 'Das Halsband der Taube'.
 
An alle die sich hier schon über Das Halsband der Taube von E.W. Heine unterhalten haben, ...

Halsband der Taube? Spielt vermutlich in al-Andalus, oder? Jedenfalls gab es im 11. Jahrhundert einen andalusischen Beamtensohn, der einer der berühmtesten Dichter aus al-Andalus wurde, Ibn Hazm, geboren in Córdoba, gestorben in Niebla. Und dieser hatte Tawq al-hamāma geschrieben: 'Das Halsband der Taube'.

Ich habe grad festgestellt, das E.W. Heines Buch nichts mit Ibn Hazm zu tun hat, sondern stattdessen mit Templern und Assassinen. Das passt natürlich nicht zusammen. Ist mir schleiherhaft, wie es zu dem Titel kommt. :S
 
weiss nicht mehr obs hier schon genannt wurde, aber da ich das Werk grade eben wieder ausgegraben hab, muss es einfach genannt werden:

Stefan Zweig, Die Welt von Gestern, einfach tolle Autobiographie über die Zeit um die beiden Weltkriege.
 
Ein Kampf um Rom

Mich wunderts ein wenig, dass ich hier beim lesen der Beiträge noch nicht auf
"Ein Kampf um Rom von Felix Dahn" gestoßen bin.
Der Einstieg ist zugegebenermaßen relativ mühselig, aber dafür wird es dann umso spannender.
Wird im Ostgotenthread ("Wohin verschwanden die Ostgoten" o.s.ä.) besprochen.

So ganz richtig ist das nicht, dass E.K.u.R. im Ostgoten-Thread besprochen wurde. Da ging es eigentlich nicht um den Roman, es sei denn als mögliche -heiß umstrittene- Quelle.

Zum Thema "Wundern":
es gibt immer noch genügend Leute, die den Roman mit einer gewissen unerfreulichen Zeit in Verbindung bringen, obwohl er lange vorher geschrieben wurde. Daher wird oft verschwiegen, dass man den Roman mag. Ich habe festgestellt, dass, wenn einmal der Titel zur Sprache kam, man offene Türen einrannte. Und irgendwo muss die Millionen-Auflage ja auch herkommen.

Übrigens habe ich den Beginn des Romans im Alter von 11 Jahren auch als reichlich trocken empfunden. Das ändert sich aber schnell, wenn man drüber hinweg ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube dieser Roman ist noch nicht genannt worden: Rosemary Sutcliff, The Eagle of the Ninth, Der Adler der Neunten Legion. Es spielt im Römischen Britannien etwa Ende der Regentschaft Hadrians/ Antoninus Pius. Ende der herrschaft Tajans zog die IX. Legion zu einer Strafexpedition gegen die Caledonier aus und verschwand spurlos. Der ehemalige Centurio M. Aquila sucht nach der Spur der verlorenen Legion, vor allem aber nach Spuren seines Vaters, der ein Primus Pilus der IX. war. gemeinsam mit seinem britannischen Freigelassenen Esca bricht er als Augenarzt getarnt auf, um nach dem Adler der IX. Legion zu suchen.
 
Aus Hamburg:

Wer sich einmal mit dem St. Pauli um 1900 beschäftigen möchte, lege ich hiermit die Reihe [Die rote Katze, Der gestreifte Affe, Die schwarze Schlange ] von Virginia Doyle (übrigens im wahren Leben ein Herr) ans Herz.

Titelrolle: Polizist Heinrich Hansen
Kommentar: Herrlich kauzig hanseatisch
 
weiss nicht mehr obs hier schon genannt wurde, aber da ich das Werk grade eben wieder ausgegraben hab, muss es einfach genannt werden:

Stefan Zweig, Die Welt von Gestern, einfach tolle Autobiographie über die Zeit um die beiden Weltkriege.
Ja, ein tolles Buch! Es ist als ob Europa nochmal von den tozen aufersteht, wenn man diese Seiten liest......
 
I, Claudius, "Ich Claudius, Kaiser und Gott" von Robert (von Ranke)-Graves mag ich auch noch sehr gerne. Auch die Verfilmung des Buchs von der BBC hat mir gut gefallen. Der Hauptdarsteller Derek Jacobi dürfte dem Einen oder der Anderen auch aus "Gladiator" bekannt sein, er spielte Commodus senatorischen Gegenspieler Senator Grachus.
Vor kurzem habe ich im Ramschantiquariat ein schönes Buch gefunden: Von Mika Waltari, Michael der Finne. Es gefällt mir viel besser, als Sinuhe der Ägypter. Der Titelheld ist ein Simplicius Simplicissimus, der im 16. Jahrhundert lebt. Er studiert an der Sorbonne, wird in Memmingen mit Hexenprozessen und dem Aufstand der Bauern konfontiert Er erlebt den Bauernkrieg und den Sacco di Roma. Er lernt Martin Luther, Thomas Münzer, Philipp von Hessen, Karl V. und andere kennen. Am Ende flieht er, von Europa angeekelt an den Hof Suleimans.

Vielen Dank, für die vielen Literaturtipps!
 
@ Scorpio
Vielleicht Dir noch unbekannt: "König Lustick und sein Bauer". http://histrom.literature.at/cgi/wrapcgi.cgi?wrap_config=hr_bu_all.cfg&nr=93530
Es handelt sich um eine typische tragische Geschichte, die ganz gut in Dein Interessengebiet passt. Ein unbeholfener junger Bauer, anfangs von den positiven Neuerungen durch einen "Weltverbesserer" Napoleon überzeugt, gerät mehr und mehr in die Schuldenfalle bis er durch ungeschickte Heirat und so fort völlig verarmt ein Vagabundenleben beginnt. Er will zu seinem König nach Kassel, um als er alles verloren hat, auf seine Probleme aufmerksam zu machen. Natürlich ist er vom König enttäuscht und kehrt zurück in seine Heimat, doch da ihn ja daran nichts mehr bindet, beginnt er eine Odysee durch das Norddeutschland des Jahres 1809. Er meldet sich freiwillig bei Schills Freikorps, entkommt nach einem Gefecht und der Ennahme der Festung Dömitz wieder und landet dann noch bei der Schar des Herzogs von Braunschweig-Oels. Später schließt er sich einer Bande an. Am Ende steht man wieder am Anfang, ein armer Mann erzählt seine Geschichte in der Festung Magdeburg, wo er bald füseliert werden soll.
 
Einen guten historischen Roman habe ich kürzlich gelesen: Die Buchsweilers von Valentin Senger. Der Betteljude David Buchsweiler heiratet gegen den Widerstand ihrer Familie seine Jugendliebe Sarah. Er findet als Lehrer kein Auskommen und kommt in dem berüchtigten Banditennest Eckardroth in Kontakt mit Räubern, denen er sich schließlich anschließt. Der Roman beschreibt sehr anschaulich die bedrückenden Lebensbedingungen unter denen Vaganten und Betteljuden Anfang des 19. Jahrhunderts leben mußten.

Als Verehrer Flanderns möchte ich noch einen Klassiker anführen. "Der Löwe von Flandern" ( De Leu van Vlanderen) von Henryk Conscience. Es wird dort der Freiheitskampf der Flamen gegen Philipp den Schönen beschrieben, Höhepunkt ist die berühmte Schlacht der Goldenen Sporen 1302 bei Kortrijk. In Belgien kennt jedes Kind diesen Roman. Und in der flämischen Literatur spielt er eine gewisse Rolle, als er Flämisch als Literatursprache hoffähig machte.
 
Ich fand kürzlich einen Roman zum Thema Franzosenzeit in Hamburg (Titel ungefähr so: Die Tochter des französischen Gesandten, Autor: spontan durch's Hirnsieb gefallen) ... leider ist das ganze vom Stil her voll daneben geraten (eine hübsche Aneinanderreihung von Monologen und großen Zeitsprüngen, was alles löchrig macht) und es ging bisher eher um die Schifffahrt als um die Besetzung (was ich wirklich schade finde). Da ich leider im Moment nichts anderes habe um die lange Bahnfahrt zu überbrücken, werde ich es wohl zu Ende lesen, aber zu empfehlen ist es nun mal weniger. :cry: ;)

Aber PS: Kennt denn jemand ähnliche Romane zum Thema??
 
Ein absolutes Bonbon ist "Fanny" (The True Adventures of Fanny Hackabout Jones) von Erica Jong. Ein pralles Sittengemälde aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die siebzehnjährige Fanny wächst als Findelkind bei Lord und Lady Bellars in Südengland auf. Anläßlich seines Besuchs, zu dem Lord Bellars den poeta laureata Alexander Pope aus London mitgebracht hat, verführt er sie. Sie versucht sich nach London durchzuschlagen, und trifft auf der Landstraße den schwulen Banditen Lancelot Robinson, der sich ihre Reize zunutze macht, indem er sie nackt als lebenden Köder für Postkutschenüberfälle mißbraucht. Der findet einen kongenialen Partner in dem gebildeten Schwarzen Horatio. Auf der Themse wird die Bande gefangengenommen, während Fanny in die Hände der berüchtigtin "Äbtissin" Madame Coxart gerät. Dort avanciert sie zur Edelprostituierte und bedient den gefeierten Shakespearemimen Theophilus Cibber, den verkrachten Literaten John Cleland ( Memoiren der Fanny Hill), Mr. Presto Jonathan Swift, der incognito in London verweilt. Dazu den gefeierten Maler William Hogarth. Sie trifft Lord Bellars wieder, der sie schließlich als seine Hetäre aushält. Die Suche nach ihrer Tochter führt auf einem Sklavenschiff an die Küste von Guinea, und schließlich auf einem Piratenschiff in die Karibik. In epischer Breite entwirft Jong ein pittoreskes Mosaik des Englands unter den ersten Welfen. Über die historischen Unwahrscheinlichkeiten liest man bald hinweg. Dafür entschädigen die witzien Dialoge und die eingestreuten Weisheiten und Beobachtungen über die männliche und weibliche Sexualität, vor allem über die männliche! Die erotischen Szenen halten, was man sich von Erica Jong versprechen kann. Vor allem besticht der Roman durch die spannende Handlung und die Leichtigkeit, mit der Jong Zitate von Pope, Steele, Addison, Locke, Hobbes, Shaftesbary, Milton, Voltaire, Martial, Juvenal und Vergil einflechtet. Absolut lesenswert!
 
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