Iris Kammerer: über einen in Gefangenschaft geratenen Tribun kurz vor der Varusschlacht in Germanien
Romantitel: Der Tribun
Dem schließe ich mich gerne an. Auch die Fortsetzung „Die Schwerter des Tiberius“ ist sehr empfehlenswert. Der letzte Teil der Romantrilogie soll im Herbst 2006 bei Heyne erscheinen.
Es sind hier immer wieder Diskussionen darüber aufgekommen, was einen guten historischen Roman ausmacht. Die Antwort darauf richtet sich nicht nur nach persönlichen Vorlieben, obwohl die natürlich auch eine Rolle spielen. Entscheidend ist zunächst, mit welchem Anspruch ein Roman verfasst wurde und weiterhin, ob der Roman diesen Anspruch auch durchhält. Wenn man versucht, die Kategorien, nach der man Literatur allgemein unterteilt, im Bereich des historischen Romans abzubilden, ergibt sich nach meinem Empfinden und nach dem, was mir bisher beigebracht wurde, eine Einteilung von A bis D.
Links zu den allgemeinen Kategorien:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochliteratur
http://de.wikipedia.org/wiki/Unterhaltungsliteratur
http://de.wikipedia.org/wiki/Trivialliteratur
A: Roman, der in historischem Umfeld angesiedelt ist, aber in seinem künstlerischen und inhaltlichen Anspruch über das rein Historische hinausgeht. Beispiele: Die Josephus-Trilogie von Feuchtwanger (Thema: Nationalismus und Weltbürgertum), weiterhin „Krieg und Frieden“ von Tolstoi, genannt die Ilias des 19. Jahrhunderts, ein Werk, das man kaum auf ein Thema einengen kann, und viele Werke von Autoren mit „großen Namen“. Waldtraut Lewin gehört für mich auch in Klasse A.
B: anspruchsvoller und gut recherchierter historischer Roman
Die Romane von Iris Kammerer würde ich als sehr gutes B einordnen, sowohl historisch (dabei verlasse ich mich, da ich über die Zeit nicht so genau informiert bin, dass ich jedes Detail auf Anhieb überprüfen könnte, auf die allgemeine Resonanz, aber auch auf die Abschnitte, in denen ich den Rechercheaufwand, den die Autorin betrieben hat, selbst nachvollziehen konnte) als auch sprachlich. Kategorie B ist, denke ich, für gut informierte Geschichtsfans am ehesten akzeptabel. Kategorie A ist wegen der Verknüpfungen und Aktualisierungen nicht jedermanns Sache.
C: historischer Roman mit vorzugsweise Unterhaltungsanspruch
D: Roman, der Muster der Trivialliteratur in ein historisches Umfeld verlagert
Es ist selten einfach, Romane eindeutig der einen oder anderen Kategorie zuzuordnen, da die Grenzen fließend sind. Für die beiden unteren Kategorien kann ich kaum eindeutige Zuordnungen vornehmen, da mich solche Bücher nicht interessieren. Das meiste, was derzeit an historischen Romanen auf den Markt geworfen wird, ist meiner Meinung nach Kategorie C mit Tendenz nach D, manchmal nach B. Ich möchte diese Bücher nicht schlecht reden, zumal es schon einiges Können erfordert, ein gutes Unterhaltungsbuch zu verfassen. Es ist auch immer die Frage, zu welchem Zweck man liest. Viele Leser wollen sich mittels eines Romans einfach unterhalten und entspannen, wollen vom Alltag abschalten. Das ist ein ganz legitimes Bedürfnis. Ich weiß von klugen und gebildeten Leuten, die in ihrer Freizeit ganz gerne mal Trivialliteratur konsumieren.
Ich möchte aber auch betonen, dass ernste Literatur durchaus spannend und unterhaltsam sein kann. Denn wenn solche Bücher nur anstrengend wären – wer (von Schülern, Studenten und Germanisten abgesehen) würde sie dann lesen?