Historische Romane

...Nicht so bekannt aber auf jeden Fall lesenswert: "Die Stimme" von Judith Merkle Riley. Hier wird ein fiktives Frauenschicksal im Mittelalter dargestellt. Lesenswert gerade für Leute die sich für den mittelalterlichen Alltag, die Lebens- und Denkweise interessieren.

Für die Entstehungszeit (Anfang der 1990er-Jahre) ein sehr interessantes Buch und auch die beiden Fortsetzungen, obgleich abenteuerlicher, aber auch humorvoller haben mir gut gefallen, ebenso wie weitere Bücher der Autorin. Sehr traurig, dass sie nicht viele Bücher geschrieben hat und relativ früh gestorben ist.

Also bei historischen Romanen fallen mir noch die 2 Bücher von Dumas ein: "Die drei Musketiere" und "Der Graf von Monte Christo".

Was mir daran besonders gefällt ist die Art der Konversation zwischen den Charakteren.

Am besten finde ich allerdings noch immer die "Bartolomäusnacht" ( "La Reine Margot" ) von ihm.

Was die Historizität betrifft, sind natürlich aus heutiger Sicht Abstriche zu machen. (Beispiel: Heute wird z. B. davon ausgegangen, dass Jeanne D'Albret eines natürlichen Todes starb. Allerdings dürfte zu Dumas' Zeiten ihre angebliche Ermordung durch Katharina de Medici als historisch gegolten haben.

Mit Blick auf Historizität dürfte es heute zwar problematisch sein, wenn der Autor die Bartolomäusnacht und ganze Reihe weitere Aktionen als Mordanschläge auf Henri de Navarra (dem späteren König Henri IV.) motiviert, mit denen Katharina de Medici versucht, ihn auszuschalten versucht, um die Propheizeiung zu verhindern, dass er einst als König von Frankreich ihre Familie ablösen wird. Aber wie das umgesetzt ist - das ist wirklich beste Unterhaltung, obwohl zumindest der zeitgenössischer Leserschaft sicher bewusst war, dass jeder dieser Mordanschläge, so raffiniert sie auch geplant sein mögen und so perfekt sie auch sind, natürlich schief gehen wird, da ihnen bekannt das Schicksal des historischen Henri de Navarra sicher bekannt war.

Das Buch ist eindeutig besser, als die Verfilmung mit Isabelle Adjani, die aber auch schon wieder mehr als zwanzig Jahre zurück liegt. Allerdings ist anzumerken, dass gerade die Gedankengänge der historischen Figuren - hier denkt jede/r eigentlich nur an sich selbst -, die für mich einen wesentlichen Reiz des Buches ausmachen, in einem Film vermutlich gar nicht umzusetzen gewesen wären.

Wer die "Drei Musketiere" liebt, kommt übrigens in diesem Buch auch auf seine Rechnung, auch wenn es für die "Musketiere" in diesem Buch kein Happyend gibt.

Abgesehen davon, dass Umberto Eco das Buch gekannt haben dürfte (die "Tatwaffe" für "La nome della rosa" dürfte er hier gefunden haben), habe ich mir schon oft gedacht, ob dieses Buch nicht auch eine gute Lektüre für Leute ist, die den Ehrgeiz haben, einen wirklich guten historischen Roman zu schreiben, denn ein wenig von dem Einfallsreichtum, den Autor (und ein Team) hier zeigen, wäre dem heutigen Buchmarkt nur zu wünschen.
 
Plautus im Nonnenkloster, Novelle von Conrad Ferdinand Meyer

Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)

Historische Romane oder Romane, die historisch sein wollen, sind zurzeit große Mode, und das Konzil von Konstanz wird aus Anlass des 600jährigen Jubiläums zurzeit auch am Buchmarkt entsprechend mit Publikationen unterschiedlicher Qualität bedacht (oder auch vermarktet).

Ein guter Anlass, sich wieder einmal mit einem heute wohl eher vergessenen Autor des 19. Jahrhunderts zu beschäftigen: Conrad Ferdinand Meyer, der mehrere historische Novellen hinterlassen hat. "Plautus im Nonnenkloster", erstmals publiziert 1882, spielt während des Konzils von Konstanz und gehört zu den wenigen heiteren Werken des Autors. (Allerdings handelt es sich um einen eher feinen und subtilen Humor.) Wie alle Novellen des Autors gibt es eine Rahmenhandlung, auf der jemand (hier die Hauptfigur Poggio selbst) die Geschehnisse der eigentlichen Handlung berichtet.

Zum Inhalt:
Im Herbst 1417 wird Poggio Bracciolini berichtet, dass in einem in der Nähe von Konstanz gelegenen Nonnenkloster ein Plautus-Codex aufbewahrt werde. Obwohl die Wahl des neuen Papstes unmittelbar bevorsteht, ist es für Poggio wichtiger den Plautus an sich zu bringen. Also bricht er zum Kloster auf, wobei er es auch mit den zweifelhaften Zuständen, die dort herrschen und einem unglücklichen Liebespaar zu tun bekommt.

Poggio Bracciolini (1380 - 1459), der Protagonist und Erzähler dieser Novelle, hat tatsächlich gelebt. Er gilt als einer der wichtigsten Humanisten der italienischen Renaissance und einer ihrer Wegbereiter. Zu seinen Verdiensten gehört es, dass er einige der bedeutendsten Werke der Antike wiederentdeckte und der europäischen Geisteswelt erneut zugänglich machte, und dieser Aspekt ist auch in die Handlung der Novelle eingeflossen. Der historische Poggio hat sich tatsächlich auf dem Konzil von Konstanz aufgehalten und ist auch die Handlung der Novelle weitgehend Erfindung, so fällt sie doch in die Kategorie: wenn schon nicht tatsächlich, dann gut erfunden.

Obwohl die Handlung selbst fiktiv ist und ich keineswegs behaupten würde, dass Meyers historische Figuren tatsächlich so gewesen sein müssen, wie er sie beschreibt,, habe ich den historischen Hintergrund bei ihm und seine (historischen und fiktiven) Figuren wesentlich authentischer gefunden im Vergleich zu fast allen historischen Romanen des 21. Jahrhunderts, die ich inzwischen gelesen habe. Die Novelle vermittelt eine gewisse "Normalität", die sehr erfrischend ist, vielleicht gerade, weil hier keine Geschehnisse von weltbewegender Bedeutung abgehandelt werden.

Wie die meisten Werke der Weltliteratur, die bei Amazon gratis auf den Kindle geladen werden könnten, gibt es auch hier keine Extras wie z. B. ein Nachwort oder erklärende Fußnoten. Aber was spricht dagegen, diese Geschichte einfach auf sich wirken zu lassen und sich selbst dazu einige Gedanken zu machen?
 
Historische Romane oder Romane, die historisch sein wollen, sind zurzeit große Mode,

Plautus ist beides: ein historischer Roman, also ein Roman der bereits so alt ist, dass er das Attribut historisch verdient und ein Historischer Roman, also ein Teil des Genres. Die aktuelle "Mode" hält aber seit bereits mehr als 20 Jahren beinahe ungebrochen an - mindestens seit den Säulen der Erde, die irgendwann Anfang der 90er erschienen. Die meisten sind auch - hat man das Gefühl - im MA verhaftet.
 
Ich lese zurzeit von Friedrich Parrot (1792 in Karlsruhe, 1841 in Tartu/Estland) die „Reise zum Ararat.

Danach kommt endlich F. Nansen (1861 bei Oslo, 1930 bei Oslo) mit seiner Reisebeschreibung „In Nacht und Eis“ an die Reihe.
 
Plautus ist beides: ein historischer Roman, also ein Roman der bereits so alt ist, dass er das Attribut historisch verdient und ein Historischer Roman, also ein Teil des Genres. Die aktuelle "Mode" hält aber seit bereits mehr als 20 Jahren beinahe ungebrochen an - mindestens seit den Säulen der Erde, die irgendwann Anfang der 90er erschienen. Die meisten sind auch - hat man das Gefühl - im MA verhaftet.

Als Roman würde ich "Plautus im Nonnenkloster" nicht bezeichnet, dazu ist das Werk einfach zu kurz. Die Einstufung als historische Novelle finde ich da zutreffender.

Außerdem zeigt mir der "Plautus" noch eines. Auch bei einem historischen / Historischen Werk ist das Entscheidende letztlich eben nicht, ob der historische Hintergrund authentisch oder gut recherchiert ist, sondern das Werk muss mich in jedem Fall als Werk überzeugen. Ein schlecht erzähltes Werk wird auch nicht dadurch besser, dass die Historizität besonders gut recherchiert ist. Ist das Werk dagegen gelungen, dann sind selbst historische Unrichtigkeiten, Schnitzer etc. nicht mehr wirklich von Belang.

Oder anders ausgedrückt: ein schlechter historischer Trivialroman ist noch immer ein schlechter Roman, und das kann auch nicht dadurch verbessert werden, wenn er wenigstens historisch stimmig ist.

Meyers Novellen und auch sein historischer Roman haben mich stets als historische Erzählungen überzeugt, auch wenn vielleicht das Historische bei ihnen nicht immer in jedem Punkt richtig war (bzw. seit der neueren Forschung überholt ist).
 
Hallo zusammen,

ich lese gerade die "Henkerstochter" von Oliver Pötzsch - gefällt mir gut, muss ich sagen. Auch historisch meiner Meinung nach gut recherchiert. Sicherlich auch dadurch bedingt, dass der Autor seine eigene Familiengeschichte mit einfließen lässt.

VG Mattes
historische-romane.com
 
Mir hat die bisherige Henkerstochter-Serie (Pötzsch hat inzwischen schon mehrere Fortsetzungen geschrieben) auch sehr gut gefallen. Einige spätere Bücher wie z. B. "Die Henkerstochter und der schwarze Mönch" oder "Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg" habe ich allerdings noch besser gefunden. Nur der Titel ist etwas irreführend, denn die Titelheldin Magdalena ist zwar eine Hauptfigur, aber in Wirklichkeit bildet sie mit ihrem Vater und ihrem Freund ein"Trio", und im Laufe weiterer Bände werden noch andere Familienmitglieder immer wichtiger.

Die Folgebände sind übrigens auch eine nette Fremdenverkehrswerbung für unterschiedliche Orte und Gegenden in Bayern, aber es ist eine der wenigen Buchserien, wo ich wirklich Lust auf Reisen bekommen habe.
 
Ich habe diese Tage das Buch Die Bibel nach Biff von Christopher Moore gelesen. Biff ist der beste Freund von Jesus und begleitet ihn auf all seinen Wegen von der Kindheit bis zur Passion. Eine Erklärung dafür, dass er im NT nicht vorkommt, liefert das Ende des Evangeliums nach Biff. Vor allem schließt Biff (Levi bar Alphäus) aber die Lücken zwischen Geburt Christ, dem Verschwinden des Zwölfjährigem im Tempel und den letzten drei Jahren.

Also... das Buch war herrlich. Strenggläubige Christen und strenggläubige Atheisten würde es verrückt machen. Ich habe oft herzlich gelacht.
Aber .... was hat dieses Buch hier in diesem Thread zu suchen?
Nun... das Buch hat mich überrascht wegen seiner teilweise korrekten Beschreibungen der Zeloten und weil der Autor wusste, dass Pontius Pilatus nicht in Jerusalem residierte, sondern in Caesarea.
Im Nachwort weist er auch darauf hin, dass er eine plausible Geschichte schreiben wollte, die historisch akkurat sei, gleichzeitig räumt er ein, dass er davon abgewichen ist, erklärt aber auch an welchen Stellen er Anachronismen eingebaut hat. Biff baut natürlich ständig Anachronismen ein, denn der aus Jersualemer Staub wiederbelebte Biff lebt mit einem dauerfernsehsendungensehenden Engel in einem Hotelzimmer, sein Wortschatz ist daher Soap- und MTV-gesättigt (das Buch ist um die Jahrtausendwende erschienen).
Als Quellen hat Christopher Moore die Evangelien, die gnostischen Schriften z.T., die APG und die Briefe herangezogen, außerdem Flavius Josephus und Texte aus dem buddhistischen und hinduistischen Bereich.
 
Hab mir mal den Roman "Sie nannten ihn Cid" über El Cid von Mac P. Lorne gekauft da er im Angebot war. Hoffe er ist gut und historisch akkurat. Im Moment lese ich noch "Salambo" von Gustave Flaubert, aber der ist sehr fantastisch hier und da, auch wenn definitiv besser zu lesen als "Heinrich von Plauen".
 
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Im Moment lese ich noch "Salambo", aber der ist sehr fantastisch hier und da
@PostmodernAtheist in der Übersetzung von Petra Rebel? Ein krasser Roman, Flaubert selber zu seinem Sensationserfolg 1862 "ich schreibe wie ein Kannibale" (sinngemäß) - das verstörende ist die gleichgültig-indifferente Haltung des Erzählens zu sämtlichen Greueln, ganz anders als Hugo oder Balzac.
Flaubert zählt nicht grundlos zu den besten Erzählern der französischen Literatur! Übrigens seine Madame Bovary ist mindestens ebenso lesenswert.
 
@PostmodernAtheist in der Übersetzung von Petra Rebel? Ein krasser Roman, Flaubert selber zu seinem Sensationserfolg 1862 "ich schreibe wie ein Kannibale" (sinngemäß) - das verstörende ist die gleichgültig-indifferente Haltung des Erzählens zu sämtlichen Greueln, ganz anders als Hugo oder Balzac.
Flaubert zählt nicht grundlos zu den besten Erzählern der französischen Literatur! Übrigens seine Madame Bovary ist mindestens ebenso lesenswert.

Ich finde grade das Buch nicht, glaub aber das ist die neueste Übersetzung. Ja definitiv ein krasses Machwerk, auch wenn ich noch bei den blutigsten Episoden bin. Madame Bovary ist mir glaub ich zu viel Alltag, aber karthagischer Söldnerkrieg ist voll mein Thema ^^ Wird nie langweilig.
 
Hab mir mal den Roman "Sie nannten ihn Cid" über El Cid von Mac P. Lorne gekauft da er im Angebot war. Hoffe er ist gut und historisch akkurat.
Wenn die Inhaltsangabe bei Histo-Couch korrekt ist, habe ich schon drei kapitale Fehler in dem Buch gefunden:

Als der König 1065 stirbt, teilt er sein Erbe unter seinen Söhnen auf, die alle jeweils ein Königreich erben, und sorgt damit für einen jahrelangen Bruderkrieg.

Rodrigo hat Alfonso seine Treue geschworen, dem zweitgeborenen und König von León. Rodrigo passt es gar nicht, dass er somit auch gegen Sancho, den ältesten und König von Kastilien und García, den jüngsten und König von Galicien, wird kämpfen müssen, steht er doch zwischen allen Stühlen.
Rodrigo ist vermutlich gemeinsam mit Sancho aufgewachsen und dieser war auch sein König. Alfonso war König der Leonesen, Rodrigo war Kastilier. Erst nach dem Tod Sanchos bei der Belagerung von Zamora schwor Rodrigo Alfonso die Lehenstreue. Späteren Überlieferungen nach allerdings erst, nachdem er diesem den Eid von Santa Gadea abgenommen hatte, nämlich dass dieser nicht hinter der Ermordung seines älteren Bruders durch Bellido Adolfo stünde.

Hinzu kommt zum einen die Schwester Urraca, die durch das Erbe von Ferdinand Herrin von Zamora wurde, zum anderen gehört die südliche Hälfte Iberiens den Mauren und Arabern, die sich ebenfalls im Krieg gegen die Christen befinden.
Zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht. Sancho war z.B. mit al-Muqtadir von Zaragoza verbündet gegen seine beiden gleichnamigen Cousins (derselbe Opa, Sancho El Mayor, Guerra de los Tres Sanchos), die Könige von Aragón und Navarra waren. Wohingegen auf der Seite der beiden anderen Sanchos wiederum mit al-Muqtadirs Bruder al-Muzzafar von Ilerda/Lérida verbündet waren.

Aus Rodrigo wird ein siegreicher Kämpfer, egal für wen er antritt, was ihm den Beinamen El Campeador, genannt El Cid, einträgt. [...] Als er sich mit König Alfonso überwirft, flieht er vom Hof in Toledo und gilt als Geächteter, doch nach und nach schließen sich ihm immer mehr Kämpfer an, die an seiner Seite kämpfen wollen, schließlich gilt er als unbesiegbar.
Toledo war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in den Händen Alfonsos, der eroberte Toledo 1085, die Verbannung des Cid (nicht Flucht) ist 1080 anzusetzen.

Als eine gewaltige Streitmacht von Muslimen auf der iberischen Halbinsel landet, ist sein Handeln gefragt und er muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht.
Die Almoraviden sind 1986 erstmals auf der iberischen Halbinsel gelandet, auf Bitten der Kleinkönige. In der Schlacht von Sacralias (Sagrajas) bzw. az-Zallāqa vor den Toren von Badajoz (Batalyawz) schlugen sie Alfonsos Heer angeblich vernichtend. (Die christlichen Quellen erwähnen diese Niederlage nur sehr sparsam, wir haben zwei Quellen von muslimischen Zeitgenossen, von denen die eine mehr die Konflikte im muslimischen Lager thematisiert, die andere nur den Sieg an sich festhält, in späteren muslimischen Quellen wird der Sieg verklärt mit verschiedenen Versionen einer Finte der Christen, die zu einer Beinaheniederlage der Muslime geführt hätte; von dieser Finte wissen die zeitgenössischen Quellen jedoch nichts. Hier ist Rodrigo nicht anwesend.
1088 oder 1089 kommt es zu einer erneuten Invasion der Almoraviden (traditionell hat man 1989 angenommen, aber in den letzten dreißig Jahren haben Historiker dafür plädiert 1088 anzusetzen). Hier hat Alfonso Rodrigo aufgefordert ihm zu helfen, die belagerte Burg Aledo zu entsetzen. Da das vereinbarte Treffen zwischen Rodrigo und Alfonso nicht stattfand, die almoravidische Streitmacht sich aber vor Alfonsos anrückenden Heer sich zurückzog, kam es zu keinem Kampf. Die procidianische Überlieferung sagt, dass Neider Rodrigo einen falschen Treffpunkt nannten und er daher nicht zum Treffen mit dem König gekommen sei, obwohl er dies natürlich versucht habe.

Die Fehler können natürlich bei Histo-Couch liegen. Aber wenn die Inhaltsangabe dort korrekt ist, ist das Buch historisch nicht akkurat.
 
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Wenn die Inhaltsangabe bei Histo-Couch korrekt ist, habe ich schon drei kapitale Fehler in dem Buch gefunden:

Als der König 1065 stirbt, teilt er sein Erbe unter seinen Söhnen auf, die alle jeweils ein Königreich erben, und sorgt damit für einen jahrelangen Bruderkrieg.

Rodrigo hat Alfonso seine Treue geschworen, dem zweitgeborenen und König von León. Rodrigo passt es gar nicht, dass er somit auch gegen Sancho, den ältesten und König von Kastilien und García, den jüngsten und König von Galicien, wird kämpfen müssen, steht er doch zwischen allen Stühlen.
Rodrigo ist vermutlich gemeinsam mit Sancho aufgewachsen und dieser war auch sein König. Alfonso war König der Leonesen, Rodrigo war Kastilier. Erst nach dem Tod Sanchos bei der Belagerung von Zamora schwor Rodrigo Alfonso die Lehenstreue. Späteren Überlieferungen nach allerdings erst, nachdem er diesem den Eid von Santa Gadea abgenommen hatte, nämlich dass dieser nicht hinter der Ermordung seines älteren Bruders durch Bellido Adolfo stünde.

Hinzu kommt zum einen die Schwester Urraca, die durch das Erbe von Ferdinand Herrin von Zamora wurde, zum anderen gehört die südliche Hälfte Iberiens den Mauren und Arabern, die sich ebenfalls im Krieg gegen die Christen befinden.
Zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht. Sancho war z.B. mit al-Muqtadir von Zaragoza verbündet gegen seine beiden gleichnamigen Cousins (derselbe Opa, Sancho El Mayor, Guerra de los Tres Sanchos), die Könige von Aragón und Navarra waren. Wohingegen auf der Seite der beiden anderen Sanchos wiederum mit al-Muqtadirs Bruder al-Muzzafar von Ilerda/Lérida verbündet waren.

Aus Rodrigo wird ein siegreicher Kämpfer, egal für wen er antritt, was ihm den Beinamen El Campeador, genannt El Cid, einträgt. [...] Als er sich mit König Alfonso überwirft, flieht er vom Hof in Toledo und gilt als Geächteter, doch nach und nach schließen sich ihm immer mehr Kämpfer an, die an seiner Seite kämpfen wollen, schließlich gilt er als unbesiegbar.
Toledo war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in den Händen Alfonsos, der eroberte Toledo 1085, die Verbannung des Cid (nicht Flucht) ist 1080 anzusetzen.

Als eine gewaltige Streitmacht von Muslimen auf der iberischen Halbinsel landet, ist sein Handeln gefragt und er muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht.
Die Almoraviden sind 1986 erstmals auf der iberischen Halbinsel gelandet, auf Bitten der Kleinkönige. In der Schlacht von Sacralias (Sagrajas) bzw. az-Zallāqa vor den Toren von Badajoz (Batalyawz) schlugen sie Alfonsos Heer angeblich vernichtend. (Die christlichen Quellen erwähnen diese Niederlage nur sehr sparsam, wir haben zwei Quellen von muslimischen Zeitgenossen, von denen die eine mehr die Konflikte im muslimischen Lager thematisiert, die andere nur den Sieg an sich festhält, in späteren muslimischen Quellen wird der Sieg verklärt mit verschiedenen Versionen einer Finte der Christen, die zu einer Beinaheniederlage der Muslime geführt hätte; von dieser Finte wissen die zeitgenössischen Quellen jedoch nichts. Hier ist Rodrigo nicht anwesend.
1088 oder 1089 kommt es zu einer erneuten Invasion der Almoraviden (traditionell hat man 1989 angenommen, aber in den letzten dreißig Jahren haben Historiker dafür plädiert 1088 anzusetzen). Hier hat Alfonso Rodrigo aufgefordert ihm zu helfen, die belagerte Burg Aledo zu entsetzen. Da das vereinbarte Treffen zwischen Rodrigo und Alfonso nicht stattfand, die almoravidische Streitmacht sich aber vor Alfonsos anrückenden Heer sich zurückzog, kam es zu keinem Kampf. Die procidianische Überlieferung sagt, dass Neider Rodrigo einen falschen Treffpunkt nannten und er daher nicht zum Treffen mit dem König gekommen sei, obwohl er dies natürlich versucht habe.

Die Fehler können natürlich bei Histo-Couch liegen. Aber wenn die Inhaltsangabe dort korrekt ist, ist das Buch historisch nicht akkurat.

Schade, naja, dann pass ich lieber auf wenn ichs lese, sonst merk ich mir noch was Falsches. Wünschte mir der Autor würde wenigstens wie Bernard Cornwell schreiben wenn er was ändert. Das müsste ihm ja eigentlich bewusst sein wenn er seine Hausaufgaben gemacht hat.
 
Moin

Ich bin nur schwer in der Lage historische Romane zu lesen.
Wenn ich da einen größeren Fehler finde, dann ist es bei mir vorbei mit dem weiterlesen, weiß auch nicht warum,
wahrscheinlich zu viel Science-Fiction und Terry Pratchett.
 
Die Bücher weiß ich nicht mehr, habe ich entsorgt, einmal hat da jemand Kartoffeln gebraten, das muß um 1350 herum oder früher gewesen sein, da ist dann bei mir Schluß.

Ich habe halt immer die Furcht, sowas zu finden.

Ähnliches habe ich neulich auch in einem Buch von Peter H. Wilson gefunden.
 
Die Bücher weiß ich nicht mehr, habe ich entsorgt, einmal hat da jemand Kartoffeln gebraten, das muß um 1350 herum oder früher gewesen sein, da ist dann bei mir Schluß.

Ich habe halt immer die Furcht, sowas zu finden.

Ähnliches habe ich neulich auch in einem Buch von Peter H. Wilson gefunden.

Uff, da wäre mir wohl auch die Lust am lesen vergangen, auch wenn ich mir eine bäuerliche- bürgerliche Küche ohne Kartoffeln kaum vorstellen kann.
 
Die Bücher weiß ich nicht mehr, habe ich entsorgt, einmal hat da jemand Kartoffeln gebraten, das muß um 1350 herum oder früher gewesen sein, da ist dann bei mir Schluß.
Manchmal sind es auch Übersetzungsfehler: In "Die Päpstin" von Donna Woolfolk Cross futtert die bäuerliche Unterschicht im 9. Jahrhundert in Europa ständig Maisbrei, weil es billig sei. Mais stammt aber aus Lateinamerika. "Corn" heisst zwar Mais, kann aber gerade auch im Britischen Englisch als "Korn" übersetzt werden. Körnerpampe war in der Tat ein häufiges (Frühstücks)Essen, das billiger als Brot war. Mit "Körnerbrei" oder meinetwegen "Müsli" wäre der Übersetzer wahrscheinlich besser gefahren als mit Maisbrei.
 
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Ja, aber prüft in den Verlagen niemand die Übersetzungen?
Es sollte doch in breitesten Schichten der Bevölkerung bekannt sein, das Mais, Kartoffeln, Paprika, Kakao, Kartoffeln
und einiges andere aus der Neuen Welt kommt. Ich wundere mich immer wieder.

Die Päpstin habe ich nicht gelesen, hätte ich dann aber auch gleich sein lassen.

Für historische Filme gilt bei mir fast dasselbe.
 
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Ja, aber prüft in den Verlagen niemand die Übersetzungen?
Vermutlich nicht. Wie viel willst du denn für ein Buch bezahlen?

Es ist immer leicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wir haben im Verlag Reiseführer lektoriert, das wurde von jemand andrem überprüft und dann nochmal von einer weiteren Person. Trotzdem kriegt man so ein Buch nie fehlerfrei hin.

Nur weil dir ab und zu ein Fehler auffällt, bedeutet das nicht, dass du alle Fehler gefunden hättest, noch dazu unter Zeitdruck. Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber du schaffst nicht mal vier Sätze fehlerfrei in deinem Beitrag.
 
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