Wenn man sich bei diesem Thema als Historiker von den Gefühlen leiten lässt, hat man schon fast verloren. Es ist zwar nicht einfach und die Gefühle übernehmen manchmal die Lenkung und dann sollte man die Lektüre mal zur Seite legen.
Das sehe ich nicht unbedingt genauso. Natürlich kann man sich nicht ohne Gefühle eingehend mit so einem Thema beschäftigen. Falls ich einmal in der Bahn ein Buch über diese Zeit lese, setze ich ein Pokerface dazu auf. Wenn ich zu Hause bin, kommt früher oder später unweigerlich der Zeitpunkt, an dem mir die Tränen über das Gesicht laufen. Mein Verstand ist deshalb trotzdem nicht "ausgeschaltet". Und es belastet mich auch nicht, dass ich so reagiere. Ich halte das für eine normale Reaktion auf das Gelesene, die ich inzwischen schon beinahe erwarte und die ich auch akzeptiere.
Daduch, dass ich diese Gefühle beim Lesen eben zulasse, belasten sie mich auch später nicht mehr. Wenn ich so eine Szene einmal "verarbeitet" habe, dann ist sie für mich einfach zu einer lebendigen Erinnerung an das Gelesene geworden. Ich selbst habe kein Problem damit, wenn so eine Szene irgendwann wieder "auftaucht" - aber ich achte schon darauf, was und wieviel davon ich meiner Umgebung mitteile.
Meine Meinung ist, dass man dieser Zeit nicht wirklich gerecht wird, wenn man sie nur mit dem Verstand analysiert und dabei gar keine Gefühle zulässt. Das führt auch nicht unbedingt zu einem besseren Ergebnis der Arbeit. Zur Zeit knabbere ich gerade an "The Nazi Doctors" von Lifton herum. Ich bekomme den Eindruck, dass der Autor sich hinter vielen Fakten "verstecken" will. Gefühle haben in diesem Buch keinen Platz. Dementsprechend trocken liest es sich. Und -
nun komme ich endlich auf den Punkt:
Wer liest so etwas schon? Doch nur diejenigen, die sich freiwillig intensiv mit dem Thema befassen. Damit erreicht man den Durchschnittsbürger nicht. Den erreicht man, indem man sowohl das Gefühl als auch den Vestand anspricht. "Schindlers Liste" kennt man auf der ganzen Welt. Für "Dokumentation XY" über das Warschauer Ghetto trifft das nicht zu.
Ich denke, man kann nicht darauf verzichten, die Gefühle zu berücksichtigen - sowohl seine eigenen, als auch die des Lesers bzw. Zuhörers.
In Auschwitz II waren bei der Befreiung meines Wissens auch große Teile der Anlagen von der SS beim Abzug zerstört oder gesprengt worden.
Die Gaskammern wurden Ende 1944 gesprengt, die Holzbaracken in Birkenau abgebrannt. Einige der Baracken wurden später originalgetreu rekonstruiert, von den anderen stehen nur noch die Schornsteine, denn die waren aus Stein.
Die zu Beginn verwendete, kleinere Gaskammer im Stammlager Auschwitz ist erhalten geblieben, da die SS sie dann als Bunker verwendete. Die Begründung finde ich ziemlich makaber, entspricht aber den Tatsachen.
Schöne Grüße
Petra