Gibt es doch, die Acta Pilati :still:
Das Nikodemusevangelium, auch
acta pilati genannt ist eine etwas problematische Sache.
Allein der Prolog der in einer älteren lateinischen Rezension vorliegt (Lat A genannt) und einer jüngeren griechischen (Griech. A) weist in diesen beiden grosse inhaltliche Unterschiede auf.
kleines Beispiel:
A) "Im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit, Anfang der Taten und Handlungen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus, die gefunden wurden unter dem Kaiser Theodosius dem Großen zu Jerusalem im Prätorium des Pontius Pilatus, in den öffentlichen Archiven.
Das alles fand statt im 18. Jahr des Kaisers Tiberius , des Herrschers der Römer, und des Herodes (Antipas), Sohn des Herodes (des Großen), des Herrschers von Galiläa, im 19. Jahr seiner Herrschaft..."
B) "Ich, Ananias, Leibgardist mit Offiziersrang , gesetzeskundig, erkannte aus der Heiligen Schrift, an die ich gläubigen Herzens herantrat, dass Jesus Christus unser Herr ist, und wurde auch der heiligen Taufe für würdig befunden. Da ich nun nach den seinerzeit aufgesetzten Prozessakten unseres Herrn Jesus Christus forschte und nach dem, was die Juden unter Pontius Pilatus schriftlich niederlegten, so fand ich diese Akten in hebräischer Sprache und übersetzte sie nach Gottes Willen ins Griechische zur Kenntnisnahme für alle, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, im 17. Jahr (!) der Regierung unseres Kaisers Flavius Theodosius und im 6. Jahr des Flavius Valentinianus, in der 9. Indiktion."
(Vgl. Hans-Josef Klauck, Apokryphe Evangelien, Stuttgart 2002)
Der Prolog ist also schonmal sehr unterschiedlich und die Datierung hier weicht ab (nur ein Jahr, aber dennoch).
Lat A erwähnt Theodosius den Großen, der aber regierte von 379-395, also nur 17 Jahre, sofern man die Jahre 379 und 395 voll zählt.
Griech A weist auf Theodosius II. hin und bringt uns mit der 9. Indiktion ins Jahr 425.
Interessant ist, dass davon gesprochen wird, dass die Prozessakten des Pilatus im Hebräischen verfasst waren!!!
Des weiteres sollte man sich vergegenwärtigen, dass es sehr unwahrscheinlich ist ein unversehrtes Archiv in Jerusalem des 5. Jahrhunderts vorzufinden in dem 400 Jahre alte Schriften aufbewahrt werden, nachdem Jerusalem im Jahr 70 belagert, erobert und zerstört wurde und erst kurz vor dem Bar Kochba Aufstand neu gegründet wurde.
Ihr seht schon die Fundumstände sind sehr dubios und lassen eher eine fromme Fälschung vermuten.
Die Handschrift in der Griechisch A überliefert ist stammt auch erst aus dem 12. Jahrhundert (was ja auf den Inhalt nicht zutreffen muss, klar).
Bei Lateinisch A sind die Kapitel 1-16 für das 5. Jahrhundert sicher bezeugt, die Kapitel 17-27 erst im 9. Jahrhundert.
Zwar weist Justin schon um 150/155 in seiner ersten Apologie auf die Existenz von Akten des Pilatus hin, aber weder werden sie vor dem 5. Jahrhundert zitiert noch anderweitig ist ihr Inhalt belegt.
Eusebius wies darauf hin, dass zur Zeit des Kaisers Maximius Daia 311-12 viele christenfeindliche Pilatusakten im Umlauf waren.
Die Fälschung von diversen Versionen der Pilatusakten von Seiten der Gegner des Christentums mag das Bedürfnis der Christen geweckt haben, ihrerseits aus apologetischen Gründen eine ihnen genehmere, bzw. mit den Evangelien konform gehende Pilatusakte zu schreiben.