Historizität Mohameds

Hallo an alle,

ich hoffe es ist okay Zombies wiederzubeleben ;)

Bei dieser ganzen Geschichte um Kalisch, Ohlig, Pressburg usw. fällt es einem als Laien sehr schwer ein Urteil zu fällen. Konkret geht es ja nicht nur um die Frage ob Mohammed, in welcher Form auch immer, existiert hat oder nicht, sondern auch um Korankritik bishin zur Frage ob der Islam nicht eine christliche Sekte war, die das einfach nur vergessen hat.

Ich weiss, dass die genannten Herren im Forum wenig Unterstützung finden, mir geht es aber um die Gründe dafür. Also konkret: um die Gegenargumente. Alleine hier im Thread gab es ein paar interessante Punkte. Aber ich hätte das schon gerne ein bisschen ausführlicher.

Ohne jetzt gezwungen zu sein sich Monate oder länger mit den Grundlagen der arabischen Welt zu befassen um dann selbst zu urteilen, gibt es Gegenliteratur, die sich direkt auf die genannten Autoren bezieht?

Beim Googlen ist mir entsprechendes nicht aufgefallen. Weiss da jemand was?
 
Die Herangehensweise ist falsch. Muss sich denn ein Islamwissenschaftler, der sich mit der Leben-Mohammeds-Forschung befasst erst mit Verschwörungstheorien befassen (wovon ich Kalisch ausnehmen möchte)?

Es gibt eine Forderung aus der Wissenschaft, die ungefähr besagt, dass man doch bitte den seriösen Wissenschaftlern bitte nicht mit halbgaren Thesen kommen und ihnen damit die Zeit zur seriösen Forschung kürzen möge (ein englischer Sprachwissenschaftler hat das mal in einem Forderungskatalog an Hobbyetymologen geschrieben). Daher muss "Gegenliteratur" zu Ohlig oder Luxenberg gar nicht explizit verfasst werden, sondern es lohnt sich einfach mal in die Leben-Mohammed- und in die Qur'ân-Forschung hineinzuschauen. Adel Khoury kann ich empfehlen, ein in Deutschland lebender syrischer Christ, Professor für Theologie, dessen Arbeiten zum Qur'ân auch von Muslimen sehr geschätzt werden.
 
Es geht nicht um die Frage ob irgendwer was machen muss oder nicht, sondern ob irgendwer gemacht hat.

Desweiteren halte ich Deine Behauptung für eher gewagt. Wir sprechen hier über ein Thema, in dem sich dermassen viele Laien aufhalten dürften, und zwar aus den falschen Gründen, dass man eigentlich davon ausgehen sollte, dass es solche Bücher gibt.
 
Wenn ich meine Meinung über einen historischen Sachverhalt ändern soll nur aus zwei Gründen.

1.) Das es für eine historische Behauptung keine halbwegs guten Quellen und Hinweise gibt die halbwegs. Das trifft für Mohammed nicht zu.

2.) Eine andere Version die Geschichte besser erklärt und da ist ein fiktiver Mohammed noch schwieriger einzubringen als ein fiktiver Jesus. Jeder der soetwas als Wissenschaftliche Theorie verstanden haben will muss für mich folgende Fragen finden.

a.) Warum entstand der Islam.

b.) Wer einigte die muslimischen Stämme.

c.) Der Schreibstil des Korans ist relativ einheitlich, wohingegen die Bibel sehr heterogen ist. Erklärung wenn es doch um einen christlichen Text handeln sollte.

d.) Warum gibt es eindeutige Unterschiede zwischen den Versen in Mekka (Ähnlich wie die Verkündigungen Jesu) und den medinischen (Regeln politischer Natur.

e.) Wo sind die Überreste der christlichen Gruppierungen die den Wechsel zur eigenständigen Religion nicht mitmachen wollten, diese Leute muss es ja gegeben haben soll.

f.) Wie soll so etwas funktionieren, dass das Christentum eine jüdische Abspaltung war weiß jeder,

Sven Kallisch will historisch-kristisches Denken wie in der christlichen Theologie anregen. Gegen sowas hat natürlich niemand aber wenn das heißt alles ohne Grund einfach zu kritisieren finde ich das lächerlich.
 
Es geht nicht um die Frage ob irgendwer was machen muss oder nicht, sondern ob irgendwer gemacht hat.

Ja, die Frage impliziert aber, dass es einen Zwang gäbe, diese Thesen zu widerlegen. Den gibt es aber nicht, da diese Thesen Außenseiterpositionen von - Kalisch ausgenommen - Nichtfachleuten sind. Die opinio communis ist die, dass Muhammad existierte und dass der Qur'ân von ihm stammt (im Islam natürlich, dass er ihm von Djibrîl, dem Erzengel Gabriel verkündet wurde und das Wort Gottes ist). Lediglich die Ordnung des Qur'ân, die Sortierung der Suren nach der Menge ihrer Verse, welche Unordnung in die medinischen und die mekkanischen Suren bringt, ist post-Muhammad.
 
Ja, die Frage impliziert aber, dass es einen Zwang gäbe, diese Thesen zu widerlegen.
Es gibt hier keine weiteren philosophischen Implikationen, jedenfalls nicht für mich. Für mich geht es nur um die Frage: Gibt es Literatur, die sich explizit mit den genannten Autoren bzw. deren Argumentation beschäftigt, oder nicht. Sie ist nur mit "Ja, nämlich..." oder "Nein." zu beantworten. Du kannst gerne mehr reininterpretieren und darüber diskutieren, ich werde dann in den entsprechenden Thread auch sicher mal hineinschauen. Ist durchaus interessant, ich würde Dir sogar widersprechen, wäre ja vielleicht ganz lustig. Aber mir gehts halt um eine andere Frage.

Danke für die Antwort, Zoki, aber das ist es eben. Ich hätte es gerne im Detail. Ganz systematisch, Punkt für Punkt. Kann auch gerne popluärwissenschaftlich sein. Ich ziehe durchaus in Betracht, dass es da nichts gibt. Aber vielleicht fällt ja wem was ein.
 
DISP hast die Bücher der drei gelesen???? Den die beste Quelle wenn es um diese drei geht, sind die wohl selber.

Wenn ja, kannst du mal die Argumente aufzählen welche diese für die von mir angesprochenen Punkte haben.
 
Nein, ich habe keines der Drei gelesen. Ich habe das auch nicht behauptet. Ich will auch keine Diskussion über diese Thesen führen oder die beste Herangehensweise. Ich will nur wissen, OB es Bücher gibt, die sich dieses Themenkomplexes annehmen und ob die jemand kennt.
 
Vielen Dank, dass Du das sagst. Bei mir regten sich schon die ersten Selbstzweifel ;)

Naja, ich bezweifle inzwischen ernsthaft, dass es so etwas überhaupt/schon gibt, also warte ich noch eine Weile ab und lege das Thema dann zu den Akten.
 
Naja, ich bezweifle inzwischen ernsthaft, dass es so etwas überhaupt/schon gibt, also warte ich noch eine Weile ab und lege das Thema dann zu den Akten.
Allein im Wiki-Artikel zu Christoph Luxenburg wird schon ein entsprechendes Buch genannt:
Christoph Burgmer, Streit um den Koran – Die Luxenberg-Debatte, Standpunkte und Hintergründe
Ich hab es nicht gelesen, aber dort finden sich ganz sicher im Literaturverzeichnis noch weitere Titel.
 
Zu Volker Popp (erster Link) habe ich ein Interview von Spielgel Online mit dem Islamforscher Michael Marx gefunden.

Disput unter Islamwissenschaftlern: Hat Mohammed wirklich gelebt? - SPIEGEL ONLINE

Daraus dies:

SPIEGEL ONLINE: Es gibt eine Gruppe nicht unprominenter deutscher Islamwissenschaftler, die immer offensiver die Frage stellen, ob die Existenz des Propheten überhaupt historisch verbürgt ist. Zuletzt hat sich dem der Münsteraner Professor Muhammad Sven Kalisch angeschlossen, der künftige islamische Religionslehrer ausbilden soll. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerium will jetzt einen zusätzlichen Professor für Islam-Pädagogik berufen und so die Wogen glätten. Sehen wir hier eine Spaltung in zwei Lager?

Marx: Das sehe ich nicht so. Aber wir sollten festhalten, dass wir von Kalisch im Moment nur mündliche Aussagen kennen. Sie klingen so, als habe er sich den Thesen von Professor Karl-Heinz Ohlig angeschlossen, die dieser in seinem Buch "Die dunklen Anfänge" vor drei Jahren veröffentlicht hat - und denen zufolge der Koran ein christlicher Text ist und Mohammed wahrscheinlich nie gelebt hat. Aber diese Gruppe, zu der noch der Numismatiker Volker Popp und andere zählen, ist sehr klein. Ich würde sagen, deren Positionen steht sogar außerhalb der Wissenschaft.
 
@ disp: da es auch populärwissenschaftlich sein darf, wie wäre es hiermit

[Links zu obskurer unwissenschaftlicher Seite entfernt] http://www.islamfacts.info/Islamfacts/Peripherie_Literatur.html

Na ja, es ist ja irgendwie auch wieder eine reife Leistung, diese Seite zu verlinken - vor allem auf die -äh: Literaturseite mit einer Fülle von Ohligs, Luxenbergs etc -äh: Veröffentlichungen, da doch der ursprüngliche Fragesteller just eben dieses in Erfahrung bringen wollte:

disp schrieb:
Bei dieser ganzen Geschichte um Kalisch, Ohlig, Pressburg usw. fällt es einem als Laien sehr schwer ein Urteil zu fällen. Konkret geht es ja nicht nur um die Frage ob Mohammed, in welcher Form auch immer, existiert hat oder nicht, sondern auch um Korankritik bis hin zur Frage ob der Islam nicht eine christliche Sekte war, die das einfach nur vergessen hat.

Ich weiss, dass die genannten Herren im Forum wenig Unterstützung finden, mir geht es aber um die Gründe dafür. Also konkret: um die Gegenargumente. Alleine hier im Thread gab es ein paar interessante Punkte. Aber ich hätte das schon gerne ein bisschen ausführlicher.

So kurz vorm Herbst sollte man sich keinen Schuß in den Ofen erlauben - das könnte auf arges Frieren hinauslaufen... Oder wollte unser Forenfreund Curious nur mal ein wenig Werbung abwerfen?
 
Ich muss mich hier in einem Punkt korrigieren und Abbitte leisten.

Für mich geht es nur um die Frage: Gibt es Literatur, die sich explizit mit den genannten Autoren bzw. deren Argumentation beschäftigt, oder nicht. Sie ist nur mit "Ja, nämlich..." oder "Nein." zu beantworten.

J, nämlich... ;) ... Tilman Nagel, Mohammed. Leben und Legende, München 2008. Darin problematisiert Nagel den Methodenstreit und kritisiert u.a., dass namentlich Ohlig seine mangelnde Sprachkenntnis zur Tugend der Unbefangenheit erhebt. Nagel hat ein sehr negatives Mohammed-Bild, aber seine Historizität zweifelt er nicht an.
 
Nagel interpretiert seine Quellen durchaus „islam-kritisch". Leider aber geht er nicht historisch-kritisch vor: Er stellt niemals die Frage nach der Zuverlässigkeit und damit auch Verwertbarkeit „der außerordentlich vielfältigen arabisch-islamischen Quellen", und der Koran ist für ihn das „vielschichtige(n) Selbstzeugnis Mohammeds" (S. 17). Schon im Inhaltsverzeichnis fehlt der Hinweis auf einen (bitter notwendigen) Abschnitt zur Charakterisierung der Quellenschriften und ihrer historischen Plausibilität. Im Vorwort verweist er auf den späteren Abschnitt „Einführung in den Gegenstand" (S. 835-871); aber auch dort findet sich nichts zu diesen Fragen, obwohl er durchaus über in der Forschung vertretene Ansichten berichtet, dass der Koran für eine Biographie Mohammeds nichts hergebe und - weniger deutlich - dass die reichhaltige Traditionsliteratur aus dem 9. und 10. Jahrhundert stammt. Kein Wort darüber, ob es wissenschaftlich legitim sei, einen Ablauf von Geschehnissen aus so späten Zeugnissen zu rekonstruieren; er tut es einfach. Ebenso wenig gibt es Überlegungen, wie diese späte Literatur mit den zeitgenössischen Zeugnissen, die es durchaus auch gibt, in Beziehung gesetzt werden kann.

Rezension Tilman Nagel: Eine Sackgasse (Ohlig)
 
Kein Wort darüber, ob es wissenschaftlich legitim sei, einen Ablauf von Geschehnissen aus so späten Zeugnissen zu rekonstruieren; er tut es einfach.

Da irrt sich Ohlig aber gewaltig, denn gerade das macht Nagel eben nicht mal eben so. Im Gegenteil(!), Nagel stellt insbesondere die Ḥadīṯen als höchst problematische Quelle dar (worin ich ihm mit Hinweis auf die Isnād (Überlieferungsketten) im Übrigen nicht Recht geben mag). Der Vorwurf ist also sachlich falsch.

Die Arbeit des Historikers (bzw. des historisch arbeitenden Regionalwissenschaftlers) ist nun mal die des Umgangs mit den Quellen. Die Quellen muss der Historiker bewerten und sie auf ihre Glaubwürdigkeit überprüfen. Quellen einfach a priori als unglaubwürdig einzustufen, weil sie heilsgeschichtlich motiviert sind, ist kein seriöser Umgang mit ihnen sondern die Kehrseite einer evangelikalen Auslegung, die alles, was in den Quellen steht, wortwörtlich als gegeben nimmt.

Insofern scheint mir diese Rezension Ohligs doch eher die Retourkutsche eines, namentlich wegen des Verkaufs seiner Inkompetenz in Sachen Arabistik als Tugend der Unbefangenheit, Kritisierten zu sein.
 
Wenn sich das Judentum einen Gründungsmythos zugelegt haben sollte, wie es z.B. Finkelstein und Silbermann nahelegen, dann könnte dies auch ebenso für den Islam zutreffen.

Diese Spekulation ist auszuschließen.

Denn es gibt die islamische Zeitrechnung AH und für den Fall eines Gründungsmythos müsste mit einem fiktiven Datum begonnen werden und alle Schriften, Inschriften und Münzen die vor diesem fiktivem Datum datiert sind müssten rückwirkend datiert und somit Fälschungen sein.

Es sei denn jemand könnte wissenschaftlich begründet ALLE Schriften, Inschriften und Münzen die vor einem bestimmten fiktiven Datum AH als Fälschungen entlarven. Dazu wäre dann auch wichtig zu beweisen von wem denn diese Fälschungen angefertigt worden sind oder wer den Auftrag dazu gab.

Hier mal ein paar frühislamische Zeugnisse die dann Fälschungen einer anderen Zeit sein müssten:

Münzen:

Münzkabinett der Staatlichen Museen Berlin

Bei dieser Münze wird allerdings noch nicht Mohammed genant. Sie ist jedoch auf das Jahr 41 AH datiert und Muawija ibn Abi Sufjan ist auch anderweitig bekannt.

Münzkabinett der Staatlichen Museen Berlin

Auf dieser Münze sind sowohl eine Datierung auf 79 AH, als auch die Nennung von Mohmmed und zwei Koranversen vorhanden.

Die folgende Münze (Arabo-Byzantiner) ist nicht datiert und trägt keinen Herrschernamen, wird aber von der Wissenschaft auf vor 693 n.Chr. datiert

Münzkabinett der Staatlichen Museen Berlin

und auf dieser ist der Name Mohammed vermerkt.

Zur Entwicklung des islamischen Münzwesens gibt es hier

https://www.google.de/url?sa=t&rct=...8P7LqjnFYcOrdh9_TxIFONQ&bvm=bv.74649129,d.bGQ

einiges Wissenswertes.

Oder hier als kleine Einführung:
Münzen der Araber ? arabische Münzen

Ein paar Beispiele für nach AH datierte Schriften:

PERF No. 558 - One Of The Earliest Bilingual Papyrus From 22 AH / 643 CE

Diese Schrift aus dem Jahr 22 AH ist evtl. auch wichtig bzgl. der islamischen Expansion, denn es zeigt daß der frühe Islam durchaus tollerant gewesen sein muß da ja in dieser zweisprachigen Schrift christliche Symbole geduldet wurden. Ob dies immer der Fall war, z. B. bei Kriegen, sei mal dahingestellt, aber für die Tolleranz gegenüber anderen Religionen in den besetzten Gebieten ist das vorhandensein von christlichen Symbolen in islamischen Schriften, auch wenn sie nur zu einem Teil islamisch ist, sicherlich ein starkes Indiz.

PERF No. 556 - An Early Islamic Papyrus In Greek Bearing The Seal Of `Amr Ibn Al-`As, 22 AH / 643 CE

Diese Schrift von Amr ibn al-ʿĀṣ ist in griechisch, hat aber eine Datierung auf 22 AH.

Nun noch eine frühislamische Inschrift:

The Inscription Of Zuhayr - The Earliest Dated Hijazi Inscription, 24 AH / 644 CE

Hierbei ist auch dies von Bedeutung:

It is worthwhile pointing out that caliph ʿUmar bin al-Khattāb died on the last night of the month of Dhūl-Hijjah of the year 23 AH, and was buried next day on the first day of Muharram of the new year 24 AH, corresponding to 644 CE. Thus the date mentioned in the inscription is authentic and conforms to the established and known date of the death of ʿUmar bin al-Khattāb.

Sind also all diese Münzen, Schriften und Inschriften (sind ja nur ein paar von viel mehr) Fälschungen? Dann sollte man dies wissenschaftlich begründet belegen.

LG
 
Zu den Münzfunden und der Datierung schreibt Ohlig bei bpb:

Für eine Rekonstruktion der damaligen Geschichte gibt es als einzige zeitgenössische Quellen die zahlreichen Münzfunde und auch einige Inschriften.[11] Sie dokumentieren, wenn auch in knapper Form, die damaligen Abläufe. Die meisten Münzen geben die Münzstätte an und sind datiert. Die Datierung erfolgte zunächst gelegentlich nach den ortsüblichen Zählungen, bald aber in einer Zählung "nach (gemäß) den Arabern". In einer mit einem Kreuz eingeleiteten Inschrift, die der arabische Herrscher Mu'awiya im Jahre 42 nach den Arabern (663 n. Chr.) an den wiederhergestellten Bädern von Gadara in Galiläa anbringen ließ, wurden drei Datierungen nebeneinander angegeben: Nach den byzantinischen Steuerjahren, nach der Geschichte der Stadt und "gemäß den Arabern". Daraus ergibt sich, dass das erste Jahr "nach den Arabern" das Jahr 622 war; gezähltwird nach Sonnenjahren.

Wieso war 622 von solch einschneidender Bedeutung? Von einer Hidschra in diesem Jahr berichten erst Zeugnisse aus dem 9. Jahrhundert. In den Jahren vorher hatte der Sassanidenherrscher Chosrau II. das Persische Reich ausdehnen können; er hatte die östlichen Provinzen des Römischen Reichs erobert: Syrien westlich des Euphrat, Palästina, große Teile Kleinasiens, die arabische Halbinsel und Ägypten. Das byzantinische Reich schien endgültig aus seinen Gebieten verdrängt. Aber es kam anders: Im Jahre 622 konnte der junge byzantinische Kaiser Heraklius einen unerwarteten Sieg gegen die Perser erringen, der den Beginn einer Reihe weiterer militärischer Erfolge darstellte, sodass sich die sassanidische Dynastie nur noch kurze Zeit halten konnte.

Diesen Sieg hatte Heraklius auch mit der Unterstützung durch Hilfstruppen der sowohl in Westsyrien wie im Perserreich schon seit Langem ansässigen Araber errungen, die er auf seine Seite ziehen konnte. Trotz seines Sieges verzichtete er aber darauf, die zurückgewonnenen, ehemals römischen Gebiete seiner unmittelbaren Herrschaft zu unterstellen; er überließ die Verwaltung den dortigen arabischen Herrschern, die sich als seine Confoederati (arabisch: Quraisch) verstanden. 622 begann also, zunächst in den östlichen Gebieten des Römischen Reichs, die Selbstherrschaft der Araber und wurde somit zum Beginn der arabischen Zeitrechnung.

Die Jahresangabe auf den Münzen steht ohne den Zusatz AH.

Die Prägung MHMT erklärt Ohlig folgendermassen:

Die erste bisher bekannte Münze mit der Prägung MHMT wurde im Jahr 38 "nach den Arabern" (659 n. Chr.) in Ostiran, weit östlich von Mesopotamien, geprägt. Fortan finden sich zahlreiche Prägungen mit diesem Motto, in geographischer und zeitlicher Aufeinanderfolge von Osten nach Westen; offensichtlich wurden sie auf dem Zug des späteren arabischen Herrschers 'Abd al-Malik aus dem Osten durch Mesopotamien nach Palästina und Jerusalem geprägt. Im Westen angekommen, wird auf bilingualen Münzen, die im Hauptfeld MHMT haben, am Rand in arabischer Schrift erläutert: muhammad. Bald ersetzt das arabische muhammad gänzlich das bisherige MHMT.

Wer ist muhammad?[14]Arabisch bedeutet es "der Gepriesene/Gelobte" (benedictus) oder "der zu Preisende/zu Lobende". Gemäß der christlichen Ikonographie der Münzen handelt es sich um ein Prädikat für Jesus. Dieses Verständnis wird gestützt durch die Inschrift, die 'Abd al-Malik innen in dem von ihm im Jahre 691 erbauten Felsendom anbringen ließ. Diese beginnt mit einem Bekenntnis zu dem einen Gott ohne Teilhaber und kreist im Folgenden um das richtige Christusbekenntnis; es heißt dort: "Zu loben ist (muhammad[un]) der Knecht Gottes ('abd-allah) und sein Gesandter (...) Denn der Messias Jesus, Sohn der Maria, ist der Gesandte Gottes und sein Wort." Abgelehnt wird eine Gottessohnschaft Jesu.[15] Dies entspricht auch den koranischen Aussagen.





Zur Entstehung und Frhgeschichte des Islam | bpb
 
Die erste bisher bekannte Münze mit der Prägung MHMT wurde im Jahr 38 "nach den Arabern" (659 n. Chr.) in Ostiran, weit östlich von Mesopotamien, geprägt. Fortan finden sich zahlreiche Prägungen mit diesem Motto, in geographischer und zeitlicher Aufeinanderfolge von Osten nach Westen; offensichtlich wurden sie auf dem Zug des späteren arabischen Herrschers 'Abd al-Malik aus dem Osten durch Mesopotamien nach Palästina und Jerusalem geprägt. Im Westen angekommen, wird auf bilingualen Münzen, die im Hauptfeld MHMT haben, am Rand in arabischer Schrift erläutert: muhammad. Bald ersetzt das arabische muhammad gänzlich das bisherige MHMT.
Muhammad schreibt man aber nicht MHMT sondern MHMD. Und vokalisiert sind die Münzinschriften normalerweise auch nicht, weshalb es Unsinn ist, dass auf arabischen Münzen ein MHMT oder MHMD "arabisch mit muhammad" erläutert würde. Zu den Vokalisationszeichen gehört im weiteren Sinne auch das Tašdīd/Šadda, welches auch nötig würde, um das doppelte -mm- zu lesen.

Auf den Münzen ist folgendes zu sehen:
محمد
Vokalisiert sähe das so aus:
مُحَمَّد
Was Ohlig da schreibt entbehrt jeder Grundlage.
Sein seltsames MHMT würde dagegen so aussehen:
محمت*
Den Asterisken (*) verwende ich gemäß der sprachwissenschaftlichen Tradition als Zeichen für a) eine unbelegte oder b) eine fehlerhafte Form. Er ist kein Bestandteil des Wortes.
Auch eine Datierung "nach den Arabern" - "ba'ada 'arab?" scheint mir nicht wirklich sinnvoll zu sein. Gibt es dafür irgendwelche Belege?
 
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Ohlig bezieht sich m.W. auf Popp und Popp erklärt folgendermassen:

Der zweite Teil der Schahâda, zu verstehen als Ruf nach dem Messias, ist in einer vorislamischen Fassung nur als mittelpersische Münzinschrift bekannt. Er lautet: „MHMT patigama i yazd“ (MHMT ist der Bote / das Wort Gottes). Vom aramäischen Ideogram MHMT / Machmat (Der Gelobte, der Ersehnte) leitet sich das türkische mehmet und das arabische muhammad(un) her. Das aramäische MHMT bedeutet: „Der Gelobte, der Ersehnte“. Dies spricht dafür, dass die seit dem 4. Jahrhundert im Westen bekannte Formel eines strikt monotheistischen Gottesbegriffs später mit diesem östlichen Hinweis auf den erwarteten Messias verbunden wurde und dass der früheste bekannte Hinweis auf den zu lobenden Erwarteten aus dem mittelpersischen Sprachraum kommt. Das aramäische „patigama“ steht sowohl für den Boten wie für die „Botschaft“ / „das Wort

Popp: Die Herkunft des islamischen Glaubensbekenntnisses - imprimatur 1/2010
 
Sehr weit hergeholte Thesen jedenfalls deutlich komplizierter als die These das Mohammed existiert hat und sich auf ihm der Islam beruht.

Sagt Ohlig warum es keine Christen im Orient gibt welche die Dreifaltigkeit ablehnen, warum ist von den ursprünglichen nichttrianistischen arabischen Christen nichts übrig geblieben???

Ausrottung wo wie wann oder war es so der Kalif hat gemeint erfinden wir mal einen Mohammed und jeder hat einfach mitgemacht.
 
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