Hitlers Aussenpolitik

@ Turgot

Frankreich war von Anfang an ein Angriffsziel Hitlers. Die Wogen der Erbfeindschaft waren zwar in der Weimarer Republik auf Seiten der Staatsmänner geglättet worden, doch das Volk, das unter den zu harten Reparationen litt (was die Schuld Frankreichs war), hegte immer noch Aggressionen gegen die französischen Agitatoren.

Hitler stieß mit seinen Entscheidungen, sich gen Westen auszubreiten auf fruchtbaren Boden.

Elsaß-Lothringen war strategisch mit eingeplant. Deshalb ja auch der Verstoß gegen den VV: Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland.
Wenig später kündigte Hitler ja auch den Locarno Vertrag auf.

Man sollte sich überlegen ob dies für das Ziel der Harmonie spricht oder ob nicht doch von Anfang an der Plan bestand gegen alle Seiten Krieg zu führen und wie gesagt eine aggressive Lebensraumpolitik zu betreiben.
 
@ClaraZ
Die harten Reparationen und die damit verbundene Not bei einem großen Teil der deutschen Bevölkerung waren nicht nur Schuld Frankreichs. Da hatte die reichsdeutsche Politik, in verschiedener Hinsicht, etliches mitzuverantworten.

Elsaß-Lothringen war kein strategisches Ziel. Dafür war die Bedeutung zu gering.
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Hitler hatte außenpolitisch strategische Ziele, seine Politik war allerdings nicht langfristig geplant sondern sehr situationsabhängig. Diese Ziele ergaben sich aus seiner (bzw. in der damaligen Welt sehr weit verbreiteten) sozialdarwinistischen Ideologie und dem damit zusammenhängenden Ziel das dte Reich für den "nächsten" Krieg blockadeunabhängig zu machen. Ergo war das Ziel Rohstoffgebiete wie der Balkan und die Ukraine.
 
1. Hitler hatte außenpolitisch strategische Ziele,

2. seine Politik war allerdings nicht langfristig geplant sondern sehr situationsabhängig.

3. damit zusammenhängenden Ziel das dte Reich für den "nächsten" Krieg blockadeunabhängig zu machen. Ergo war das Ziel Rohstoffgebiete wie der Balkan und die Ukraine.

Diese Argumentation verstehe ich nicht ganz in seiner Logik.
Zu 1: Er hatte strategische Ziele. Das sehe ich ja auch so.

zu 2: Wie kann man strategische Ziele verfolgen, wenn man langfristig nicht weiss, in welche Richtung es eigentlich gehen soll? Waren seine strategischen Ziele situativ inspiriert. Und wie resistent waren diese Ziele gegenüber neuen situativen Inspirationen von Hitler? Und welchen Zeithorizont umfaßt eigentlich situativ?

Und bei 3: gibts Du selber eine Antwort, indem die Blockadeunabhängigkeit angeführt wird, die sich ausschließlich auf einen Konflikt mit den Seemächten GB und den USA konzentriert. Also auf einen sehr langen Konflikt hin angelegt war!!!! und zwangsläufig auf einen Entscheidungskrieg zwischen den Kriegsparteien hinausliefen.

Damit werden sämtliche politisichen und militärischen Ziele und Konfliktparteien angeführt, die in der Argumentation der Globalisten auch eine Rolle spielen. Was ist da noch situationsabhängig? Vilemehr ist ein deutlicher roter Faden als unterliegendes Kontinuum vorhanden, der allerdings, und da gebe ich Dir Recht durchaus situationsbedingt, modifiziert wurde bzw. teilweise in sein Gegenteil verkehrt wurde.

Hitler war ein pragmatischer Dogmatiker, wie er am Hitler-Stalin-Pakt sehr deutlich unter Beweis gestellt hat. Er hat durchaus situativ entschieden. Aber diese Entscheidungen treten zurück, sofern man die strategische Konzeption seiner Außenpolitik betrachtet.

Ich schenke es mir, die ganzen Dokumente aufzuführen, die seit den zwanziger Jahren Hitlers außenpolitischen Zielsetzungen mehr oder minder präzise beschreiben und in der Operation Barbarossa und dem Z- und Super-Z-Plan seinen Niederschlag gefunden haben.

Es ist aber sicherlich auch richtig, dass es in vielerlei Hinsicht kein ausformulierten Masterplan für Gesamt-Europa gab. Das gilt insbesondere für die Integration Nord-, West- und Süd-OstEuropas. es gab keine ausformulierten Vorstellungen, wie eine zukünftige europäische Staatenwelt aussehen sollte. Keine Vorstellungen wie Faschistische Bewegungen in anderen Ländern (Norwegen etc.) in dieses Konzept integriert werden sollten. (OT: Interessanterweise in einem deutlichen Gegensatz zu den außenpolitischen Zielvorstellungen Japans in Bezug auf die besetzten Ländern und auf das japanische "Befreiungsprogramm" vom europäischen Kolonialismus.)

An diesen Punkten seiner Außenpolitik, wird eher deutlich, in welch starkem Maße Hitler durch die Geschwindigkeit seines Erfolgs selber überrollt wurde und seine Außenpolitik fragmentarisch, erratisch und widersprüchlich war. In diesen Bereichen war sie eher situationsgebunden. Ähnliches gilt für die Kolonialfrage. Begleitet durch ein vielstimmiges Konzert außenpolitischer Vorstellungen des AA, von Göring und der Marine, die exzentrische Vorstellungen verfolgten.

Das zeigt aber auch nur, dass es zentrale Bereiche der Außenpolitik gab, über die Hitler sehr frühzeitig nachgedacht hatte - und das war der Osten und die Konsequenzen gegenüber den Seemächten - und andere Bereiche, die nie wirklich ausformuliert wurden. Irgendwie wäre das alles in "Groß-Germanien" integriert worden.

Der Dirigent hieß aber immer Hitler und das Ziel war auch immer deutlich. Nicht mehr und nicht weniger wie die globale Hegemonie der arischen Rasse unter Aufteilung der Sphären mit seinen Bündnispartnern Italien und Japan.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur Dimension der Zielsetzungen noch mal das Programm des Z-Plans aus dem Jahr 1939.

Und es ist nicht unwichtig zu erwähnen, dass Hitler bereits Ende 1941, auf dem vermeintlichen Höhepunkt seiner militärischen Erfolge im Osten, die Rüstung für das Heer wieder auf die Priorisierung der Marine neu ausrichtete.

Im Westen hat er den eigentlich entscheidenden Konflikt gesehen, nachdem sich GB - "überraschenderweise" als Juniorpartner von Hitler - verweigert hat . Die restlichen Kriege waren Mittel zum Zweck. Blitzkrieg: Gegner isolieren und blitzschnell zerschlagen (OT: eine Strategie, die Weltkarriere gemacht hat). Da konnten die westalliierten Demokratien mit ihrem "fortschrittlichen Pazifismus" keine adäquate militärische Antwort bis 39 finden.

Und somit dienten die einzelnen Kriege im wesentlichen "lediglich" der blockadefesten "Grossraumwirtschaft", wie ja bereits von mhorgran festgestellt wurde (neben grundsätzlichen ideologischen Überlegungen).

Die Dimensionen der maritimen Planung nach Z-Plan und Super-Z.

Z-Plan ? Wikipedia

www.agisn.de/Z-Plan_Kriegsmarine-P2-20070203.pdf

H-Klasse (Schlachtschiff) ? Wikipedia


Allerdings, ähnliche Pläne wurde auch im Bereich der Luftwaffe angestellt. Hätte man diese ambitionierten Pläne alle umgesetzt, dann hätte Deutschland einen Großteil der weltweit vorhandenen Ölreserven nutzen müssen, oder anders: Man plante einen Bedarf, der durch die Logistik hätte nicht angemessen unterstützt werden können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur Dimension der Zielsetzungen noch mal das Programm des Z-Plans aus dem Jahr 1939.

Und es ist nicht unwichtig zu erwähnen, dass Hitler bereits Ende 1941, auf dem vermeintlichen Höhepunkt seiner militärischen Erfolge im Osten, die Rüstung für das Heer wieder auf die Priorisierung der Marine neu ausrichtete.

Ich sehe nach wie vor eine Zäsur in der Strategie Hitlers 1937, betreffend England iVm den Raumzielen im Osten. 1935 ging Hitler mE davon aus, mangels divergierender Interessen im Westen zu einer Art Bündnis mit England zu kommen, was zugleich die Bedeutung Frankreichs - stand alone - auf unwesentlich reduzieren würde. Ihm reichten die "35%".

Der Z-Plan ist eine Konstruktion der Marine, griff mW auf ältere Träumereien der Marine zurück und wurde nun der veränderten strategischen Lagevorgabe Hitlers (Krieg ist möglich, an Stelle eines Arrangements mit der Seemacht) recht kurzfristig und hektisch ab 1938 in direktem Zusammenhang mit der Hoßbach-Niederschrift angepaßt.

Super-Z würde ich als eine kriegsbedingte Anpassung des Z-Planes sehen (Bezug auf die Auseinandersetzung mit den USA), ebenso die Umsteuerung der Rüstung gegen die potentiell verbleibenden Kriegsgegner im Westen. Deshalb würde ich diesen Plan bei der Beurteilung der Ziele bis 1937 zunächst ausblenden.

Hatten wir eigentlich im Forum schon ein Thema zur Genese dieser beiden Pläne, speziell des Z-Planes?
 
Und bei 3: gibts Du selber eine Antwort, indem die Blockadeunabhängigkeit angeführt wird, die sich ausschließlich auf einen Konflikt mit den Seemächten GB und den USA konzentriert. Also auf einen sehr langen Konflikt hin angelegt war!!!!
Tatsächlich?
Hitler bewunderte das britische Empire und strebte ein Bündnis an. Dann würde er dem br.E. sogar deutsche Truppen zur Sicherung des Empires anbieten.
Hört sich nicht nach grundsätzlichem Konflikt an.

Zum Z- und Super-Z-Plan muß ich nichts mehr schreiben.

weiter:
"Blockadeunabhängig" ist also für dich:
Damit werden sämtliche politisichen und militärischen Ziele und Konfliktparteien angeführt, die in der Argumentation der Globalisten auch eine Rolle spielen.
Die Ziele der USA, des br. Empires und Japans waren Blockadeunabhängigkeit? Soweit ich weiß wohl eher Sicherung bzw. Zugang zu Märkten.

Für Hitlers Ideologie war Konkurrenz (hauptsächlich in Form von Gewalt und Krieg) das "natürliche Prinzip".
Für die USA und das br. Empire war Krieg EIN - meist, wenn möglich, letztes - Mittel um sich Zugang zu Märkten zu schaffen (bzw. um diese zu sichern).

Ich schenke es mir, die ganzen Dokumente aufzuführen, die seit den zwanziger Jahren Hitlers außenpolitischen Zielsetzungen mehr oder minder präzise beschreiben und in der Operation Barbarossa und dem Z- und Super-Z-Plan seinen Niederschlag gefunden haben.
Schlüsselworte: "mehr oder minder präzise"
da kann man dann an reininterpretieren was man will. Bis hin zu (mehr oder minder) präzisen Planungen von einem "Stufenplan" zur "Welteroberung".

Tatsächlich kann man auf allen Ebenen eines durchaus erkennen.
Hitler wollte kein langfristigen Pläne. Sie wurden nur in der Rüstungsindustrie (aber auch hier nur eingeschränkt) verwirklicht. "Der Führer" war Hitler Ansicht nicht an Absprachen, Verträge, langfristige Planungen gebunden denn diese hätten seine Aktionsmöglichkeiten massiv eingeschränkt. Er wollte, für sich, alle Möglichkeiten offenhalten.

Der Dirigent hieß aber immer Hitler und das Ziel war auch immer deutlich. Nicht mehr und nicht weniger wie die globale Hegemonie der arischen Rasse unter Aufteilung der Sphären mit seinen Bündnispartnern Italien und Japan.
Japan war ein asiatisches Volk und damit den "nordischen Ariern" unterlegen. Wie paßt das mit der "Aufteilung der Spähren" zusammen?
Auch dem Bündnis mit Japan ist kein politisches, strategisches Konzept hinterlegt, außer Bindung von GB und USA im Pazifik.
 
@ mhorgran & silesia

Dass Frankreich schuld an der sozialen und wirtschaftlichen Lage Deutschlands war ist nicht meine Meinung. Viele der Deutschen sahen es damals so.
 
@ Turgot

Frankreich war von Anfang an ein Angriffsziel Hitlers. Die Wogen der Erbfeindschaft waren zwar in der Weimarer Republik auf Seiten der Staatsmänner geglättet worden, doch das Volk, das unter den zu harten Reparationen litt (was die Schuld Frankreichs war), hegte immer noch Aggressionen gegen die französischen Agitatoren.

Hitler stieß mit seinen Entscheidungen, sich gen Westen auszubreiten auf fruchtbaren Boden.

Elsaß-Lothringen war strategisch mit eingeplant. Deshalb ja auch der Verstoß gegen den VV: Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland.
Wenig später kündigte Hitler ja auch den Locarno Vertrag auf.

Man sollte sich überlegen ob dies für das Ziel der Harmonie spricht oder ob nicht doch von Anfang an der Plan bestand gegen alle Seiten Krieg zu führen und wie gesagt eine aggressive Lebensraumpolitik zu betreiben.

Kannst du dafür eine Quelle benennen?

Hitlers Ziel war die Ausweitung des "Lebensraumes" in Richtung Osten und in Anschluß daran dessen rücksichtslose "Germanisierung".

Das führte Hitler auch so am Abend des 03.Febraur 1933 vor den Spitzen der Wehrmacht in der Wohnung von Hammerstein-Equord aus, der zu diesem Gespräch geladen hatte. Er betonte auch, das man vor Frankreich auf der Hut sein müsse, aber ein Angriffswillen gegenüber Frankreich wurde nicht ventiliert.


Papa Leo schrieb:
Wie wäre es mit den entsprechenden Stellen in "Mein Kampf", in denen er vom alten Erbfeind Frankreich und von der deutschen Hegemonie zumindest in Europa spricht? Wie soll es eine deutsche Hegemonie ohne Krieg gegen Frankreich geben?


Hitler hat seine krausen Gedanken und Überlegungen ja auch in "Mein Kampf" niedergelegt und auch dort faselt er von einen konsquenten Bodenpolitik die nur zu Lasten Rußlands gehen können.

Hitlers außenpolitische Konzeption sah vor, das Deutschland ein Bündnis mit Italien und Großbritannien abschließt. Das würde Frankreich an einem ggf. militärischen Vorgehen gegen Deutschland zurückhalten., das sich dann an anderer Stelle, eben im Osten in Ruhe ausdehen könne.

Er sah vor, das Italien sich im Mittelmeer ausbreite, Großbritannien in Übersee und Deutschland eben in Richtung Osten. Hitler meinte, das es deshalb zwischen diesen Mächten ja nicht zum Konflikt kommen können, weil sie sich in ganz unterschiedliche Räume expandieren würden.
 
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