Homosexualität Friedrich des Großen

Dass Friedrich der Große eindeutig homosexuell war und offenbar den passiven Analverkehr bevorzugt hat, geht aus einem bis heute nur selten zitierten (oder bewusst übersehenen?) Statement von ihm selbst in einem 1750 geschriebenen Brief an seinen Vorleser Claude Étienne Darget hervor:
"Mes hémorroïdes saluent affectueusement votre v…" ("Meine Hämorrhoiden grüßen liebevoll Ihren Schwanz").
Zitiert bei Ursula Pia Jauch: Friedrichs Tafelrunde & Kants Tischgesellschaft. Ein Versuch über Preußen zwischen Eros, Philosophie und Propaganda. Berlin: Matthes & Seitz 2014), S. 318, Anm. 28.
Eindeutiger kann man ja wohl seine eigenen sexuellen Präferenzen nicht kundtun. Über die homosexuellen Abenteuer von Darget machte sich Friedrich übrigens auch im vierten Gesang seines komischen Heldengedichts Palladion lustig.
Ähnliche Äußerungen über Friedrichs passiven Analverkehr gibt es von seinen berühmten Zeitgenossen Voltaire und Casanova. Nicht zufällig erhielt Friedrich von Voltaire den Spitznamen "Luc" (oder andersrum gelesen: franz. "cul" = Arsch oder Anus).
Zu den Äußerungen von Voltaire und Casanova und weiteren Belegen für Friedrichs Homosexualität siehe: Does Hogarth depict Old Fritz truthfully with a crooked beak? : the pictures familiar to us from Pesne to Menzel don't show this (hier besonders S. 24-30).
Interessant ist auch, dass die zeitweilige Schwärmerei Friedrichs für einige Frauen wie die Tänzerin Barbarina mit dem bei schwulen Männern verbreiteten Phänomen der oft weiblichen "gay icons" erklärt werden kann. Siehe Georges-Claude Guilbert: Gay Icons. The (Mostly) Female Entertainers Gay Men Love. Jefferson, NC: McFarland & Co. 2018.
 
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Interessant ist auch, dass die zeitweilige Schwärmerei Friedrichs für einige Frauen wie die Tänzerin Barbarina mit dem bei schwulen Männern verbreiteten Phänomen der oft weiblichen "gay icons" erklärt werden kann. Siehe Georges-Claude Guilbert: Gay Icons. The (Mostly) Female Entertainers Gay Men Love. Jefferson, NC: McFarland & Co. 2018.

Zunächst vielen Dank, dass Du Deine Aussagen mit Literatur belegst. Das macht einen guten ersten Eindruck. Also willkommen im Forum.

Mit dem letzten Teil deines Beitrags habe ich aber Probleme. Bei Homosexualität handelt es sich doch in erster Linie um die sexuelle Ausrichtung. Nicht jeder Schwule ist stereotyp schwul. Die Bewunderung von gay icons ist doch nicht angeboren und untrennbar mit der Homosexualität verknüpft. Es handelt sich um ein kulturelles Phänomen, dass sich nicht so leicht auf frühere Zeiten übertragen lässt.


Nich jeder Homosexuelle bewundert dieselben Frauen und nicht jeder, der diese icons bewundert, ist homosexuell. Man kann daraus also keine Rückschlüsse auf die sexuelle Ausrichtung ziehen.

Nachtrag: Laut Wiki, warum bestimmte Personen als gay icons gelten:

Prominent entertainers considered to be gay icons often incorporate themes of acceptance, self-love, and sexuality in their work.


Lässt sich das wirklich auf die von dir genannte Tänzerin übertragen?

Gay icon - Wikipedia
 
Ich habe das mit den "gay icons" nur erwähnt, weil weiter oben in den Beiträgen darauf hingewiesen wurde, dass sich Friedrich gelegentlich auch für Frauen interessiert hat, und weil dies dann für einige ein Indiz ist, dass Friedrich nicht schwul, sondern heterosexuell oder bisexuell gewesen sein müsse. Mit anderen Worten: Friedrichs Interesse für die Tänzerin Barbarina kann nicht als Argument dafür herangezogen werden, dass er angeblich doch nicht homosexuell war. Im Gegenteil. Denn zahlreiche homosexuelle Männer haben nach der zitierten Studie offenbar weibliche "gay icons". Natürlich nicht alle. Aber es spricht einiges dafür, dass die Tänzerin so jemand war. Voltaire, der ja über die Homosexualität des Preußenkönigs bestens informiert war, witzelte, dass sie Beine wie ein Mann gehabt haben muss, weil sich Friedrich für sie interessierte.
 
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Friedrichs Interesse für die Tänzerin Barbarina kann nicht als Argument dafür herangezogen werden, dass er angeblich doch nicht homosexuell war.
In dem Kontext macht das natürlich Sinn.

Das lässt sich wieder nicht daraus schließen.

Aber es spricht einiges dafür, dass die Tänzerin so jemand war.
Glaube ich nicht. Wir sprechen hier von einer Subkultur des 20. Jhds. Das lässt sich nicht ohne weiteres auf die Zeit Friedrichs übertragen. Wäre aber durchaus interessant, ob es so etwas wie eine Schwulenkultur damals schon gab und wie die ausgesehen haben mag.

Dein Hinweis ist also sinnvoll, insofern das Interesse für die Tänzerin kein Indiz für Heterosexualität ist, aber eben auch keinIndiz für Homosexualität.
 
Zumindest in jungen Jahren scheint Friedrich durchaus Interesse für das andere Geschlecht gezeigt zu haben, und er war bei einem längeren Aufenthalt am sächsischen Hof für Flirts und weitergehenden Avancen aufgeschlossen. Seine Schwester Wilhelmine berichtete, dass er sich bei diesem Besuch mit einer Geschlechtskrankheit infizierte, die wohl äußerst stümperhaft behandelt wurde.

In Friedrichs späterem Leben finden sich eine Reihe von Indizien für eine schon fast pathologische Frauenfeindlichkeit. Friedrich hat fast sein ganzes Leben äußerst abfällig über Frauen sich geäußert. Selbst die fromme, biedere Maria Theresia bezeichnete er als Hure. In seiner Tafelrunde hat er keine einzige Frau geduldet, die Königin durfte niemals nach Sanssoucci kommen, und es gibt in seinem späteren Leben keine Indizien dafür, dass es in seinem Leben eine Frau gab, für die er erotische Gefühle hatte.

Für homoerotische Neigungen Friedrichs gibt es dagegen zahlreiche Indizien. Dass Friedrich den Umgang mit Männern den von Frauen vorzog, dass ihn Männer erotisch ansprachen scheint ziemlich eindeutig. Voltaire munkelte davon, dass der König sich zu Adjutanten hingezogen fühlte, aber vor der letzten Konsequenz zurückschreckte.

Es spricht sehr viel dafür, Friedrich II. für homosexuell zu halten. Eine Liebesaffäre zu einer Frau mit Tiefgang gab es in seinem Leben nicht, er hat sich meist sehr abfällig über Frauen geäußert. Aussagen über Friedrichs Sexualleben sind mehr oder weniger spekulativ. Was man mit ziemlicher Sicherheit sagen kann, ist dass Friedrich sehr starke homoerotische Neigungen besaß. Ob er diese ausgelebt hat, ob er dazu imstande war, ob er nun ein homoerotisch angehauchter Asexueller war oder ein Homosexueller mit bisexuellen Neigungen wird sich kaum noch eruieren lassen.
 
Der französische Begriff "la verge" steht für Penis oder Rute. Die Schweizerin Ursula Pia Jauch, die oben zitiert wurde, übersetzt: "Schwanz". Wenn Friedrich selbst in seinem Brief an den bekanntermaßen schwulen Vorleser Darget schreibt: "Meine Hämorrhoiden grüßen liebevoll Ihren Schwanz", kann es ja wohl keinen Zweifel darüber geben, dass er seine Homosexualität ausgelebt hat.
 
Also ist es nur eine Vermutung, dass das "v" für "verge" steht? Weil im Originaltext eben kein ausgeschriebenes Wort steht, sondern nur ein Anfangsbuchstabe "v"?
 
Friedrich wollte wollte offenbar das Wort in seinem Brief nicht ausschreiben, weil es damals als unschicklich galt. Wenn eine schweizerische Expertin, die des Französischen mächtig ist, meint, dass "v..." mit "Schwanz" übersetzt werden muss, dann dürfte sie richtig liegen. Welche andere plausible Erklärung sollte es denn sonst dafür geben, das Wort nicht auszuschreiben?
 
Eine Vermutung zumindest, die einigermaßen plausibel erscheint.

Ein Beleg für aktiven Analverkehr zwischen Fritz und seinem Vorleser ist das aber nicht.
 
Ich würde sagen: Es spricht dafür, dass er passiven Analverkehr hatte. Wenn Voltaire schreibt, dass sich Friedrich mit jungen Männern zurückzog und dabei die passive Rolle einnahm, und wenn Casanova darüber berichtet, dass ihn Soldaten seines Potsdamer Regiments "unters Joch" nahmen, dann spricht dies ja auch eindeutig dafür, dass er den passiven Analverkehr praktizierte.
 
Ich habe Casanova nicht gelesen. Woher will er das überhaupt gewusst haben? Doch wohl nur in Form verleumderischer Gerüchte. Aber das erscheint mir vollkommen unglaubwürdig. Ein König und oberster Befehlshaber, der Wert auf ein straff geführtes, diszipliniertes Heer legt, gibt sich doch nicht seinen untergebenen Soldaten hin. Damit verliert er jeden Respekt.
 
Casanova war in Potsdam und hat mit den Soldaten selbst gesprochen. Friedrich wollte ihn auch als eine Art Ausbilder für die Kadetten einstellen. Um Gerüchte kann es sich also nicht handeln. Casanova schreibt, dass die Garde-Soldaten von Friedrich für ihre sexuellen Dienste mit goldenen Uhren belohnt wurden und dass das, was sie mit dem König machten, kein Geheimnis war. Was auch noch wichtig ist: Voltaire schreibt ja auch, dass Friedrich passiven Verkehr mit männlichen Favoriten hatte.
 
Casanova war in Potsdam und hat mit den Soldaten selbst gesprochen. Friedrich wollte ihn auch als eine Art Ausbilder für die Kadetten einstellen. Um Gerüchte kann es sich also nicht handeln. Casanova schreibt, dass die Garde-Soldaten von Friedrich für ihre sexuellen Dienste mit goldenen Uhren belohnt wurden und dass das, was sie mit dem König machten, kein Geheimnis war. Was auch noch wichtig ist: Voltaire schreibt ja auch, dass Friedrich passiven Verkehr mit männlichen Favoriten hatte.

Wenn beide, Casanova wie Voltaire, von Vorfällen berichten, die sie aus zweiter Hand erfahren haben-was ist das dann anderes, als eben Gerüchte.
 
Es ist bekannt, dass Friedrich sich seine Hämorrhoiden von Ärzten behandelt ließ. Darüber wurde durchaus offen gesprochen. Und was Voltaire und Casanova berichten, ist eben nicht aus zweiter Hand, also kein Gerücht, sondern beruht auf eigenen Beobachtungen und Gesprächen mit den betreffenden männlichen Favoriten des Königs.
 
Es ist bekannt, dass Friedrich sich seine Hämorrhoiden von Ärzten behandelt ließ. Darüber wurde durchaus offen gesprochen. Und was Voltaire und Casanova berichten, ist eben nicht aus zweiter Hand, also kein Gerücht, sondern beruht auf eigenen Beobachtungen und Gesprächen mit den betreffenden männlichen Favoriten des Königs.

Die Diagnose von Hämorrhoiden beweist noch lange nicht passiven Analverkehr. Weder Voltaire, noch Casanova waren anwesend, wenn Friedrich sich im Separee´ mit Adjutanten oder Soldaten vergnügte.

Bekannt ist lediglich, dass es gewisse Gerüchte über den Preußenkönig gab. Es ist sehr gut möglich, dass diese Gerüchte nicht völlig aus der Luft gegriffen waren, dass da wahrscheinlich etwas dran ist.

Was aber konkret an diesen Gerüchten dran ist, ob Friedrich seine homoerotischen Neigungen ausgelebt hat, wie er sie ausgelebt hat, ob er überhaupt dazu in der Lage war, ob er asexuell war- Das lässt sich nicht sagen, und die historischen Quellen geben eine eindeutige Aussage einfach nicht her.
 
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