"Ich weiß nicht, wie ich das interpretieren soll" - ein ungewöhnliches Grab auf einer Gezeiteninsel

Sepiola@Da bringst Du eventuell was durcheinander. Freitag ist nicht "der Tag des Fisches", und am Freitag werden auch keine Fische gekreuzigt.
dekumatland@ ob freitags, wochen- oder feiertags: hat man denn bisher überhaupt schon mal Fische gekreuzigt? Und wenn ja, warum?

Beruhigt Euch, ihr Beiden! - Fische werden doch nicht gekreuzigt, höchstens aufgehängt!
Warum? Warum?
Man trocknet sie und ißt sie später auf.
 
Sepiola@Da bringst Du eventuell was durcheinander. Freitag ist nicht "der Tag des Fisches", und am Freitag werden auch keine Fische gekreuzigt.
dekumatland@ ob freitags, wochen- oder feiertags: hat man denn bisher überhaupt schon mal Fische gekreuzigt? Und wenn ja, warum?

Beruhigt Euch, ihr Beiden! - Fische werden doch nicht gekreuzigt, höchstens aufgehängt!
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Wäre ja auch schlimm wenn man neben Gräten auch noch auf Nägel beißen würde.
 
Vor einiger Zeit hatte ich mal ein Buch von einem spanischen Schriftsteller gelesen, Alvaro Cunqueiro. Es war eine Sammlung von Artikeln über maritime Themen die er in galizischen Zeitungen veröffentlicht hatte. Dort erwähnte er verschiedentlich die Sagen über Irische, Bretonische und Galizische Heilige die den Fischen predigten und mit diesen kommunizierten, über die Sage des heiligen Brendan der irgendwo auf einer Insel landete die in wirklichkeit ein Wal war, über eine bretonische Diozese die auch einen unterseeischen Sprengel beinhaltet der bis zur Revolution den Zehnten zahlte, über verschiedene Sprachen der Fische (Die Störe im Rhein sollen übrigens Latein sprechen und einer davon machte mal eine Zeugenaussage bei einem Mordfall!) Meerjungfrauen und deren Nachfahren in Galizien, Kraken, Monsterseevögel etc. Alles sehr wenig wissenschaftlich aber auch nicht von ihm erfunden sondern aus allen möglichen alten Erzählungen und Büchern zusammengetragen und sehr nett zu lesen.

Ich würde nicht ausschliessen, dass das ein von irgendeinem Heiligen bekehrter Wal war (Liess: Ein ortsansässiger Schweinswal der sich oft in der Bucht herumtrieb in der irgendein Heiliger predigte).
 
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In einem der Artikel werden übrigens diese "Inder" erwähnt die zur Römerzeit irgendwo in Westeuropa anlandeten und die hier im Forum auch mal thematisiert wurden.
 
Alles sehr wenig wissenschaftlich aber auch nicht von ihm erfunden sondern aus allen möglichen alten Erzählungen und Büchern zusammengetragen und sehr nett zu lesen.
Trifft übrigens auch auf das Fischbuch des Adriaen Coenensz van Schilperoort zu, worin er nebst detaillierten Ausführungen über unterschiedlichstes Meeresgetier auch über diverse Wasserwesen berichtet, halb Mensch und Fisch, wie dem Wasserbischof, sowie über weitere faszinierende Geschöpfe. Wenn es irgendwo eine Erklärung für den rätselhaften Fund gibt, dann am ehesten dort (@ Koninklijke Bibliotheek).
 
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Ich würde nicht ausschliessen, dass das ein von irgendeinem Heiligen bekehrter Wal war (Liess: Ein ortsansässiger Schweinswal der sich oft in der Bucht herumtrieb in der irgendein Heiliger predigte).
...wie oft kam es im Mittelalter vor, dass ortsansässige Schweinswale bestattet wurden, sofern Ihnen ortsansässige Heilige predigten? Zudem wundert mich, dass der Heilige nicht namentlich überliefert ist: die zuständigen Überlieferer in Sachen Heiligkeit scheinen da den heiligen Fischeprediger von Guernsey übersehen zu haben... man war doch ansonsten sehr gründlich beim überliefern heiliger Angelegenheiten.
Im frühen Mittelalter wimmelte es vor heiliger Männer, die sich grimme Heiden missionierend verdient gemacht hatten laut Überlieferung (sogar auf den Kanalinseln: der Heilige Helier) --- aber das bizarre Grab auf dem Islet ist aus dem späten Mittelalter: das ist nicht mehr die Zeit der "Heiligenschwemme".
Zudem sollte man bedenken, dass Fischfang auf den Kanalinseln in historischen Zeiten zum überleben gehörte und gewiss recht pragmatisch betrieben wurde. Terrain und Gewässer waren damals wie heute kritisch, gefährlich - da hatte man beim Fische fangen vermutlich andere Sorgen als Fische zu beerdigen. Kurzum die Sache bleibt mysteriös und bizarr.
 
Vielleicht wurde er durch eine Flut in das Loch gespült. Das ist genauso wenig zu widerlegen. Die Entsorgung eines Kadavers hat den Vorteil, normalen Verhaltensweisen zu entsprechen. Im allgemeinen wird Angespültes nicht an der selben Stelle wieder ins Meer geworfen. Die geringe Größe der Gezeiteninsel erklärt dann die Nutzung des Friedhofs.
 
Der thread bestätigt mal wieder den ollen Karasek: Man muss die Phantasie mit wenig anregen, damit sie viel daraus macht.
 
...wie oft kam es im Mittelalter vor, dass ortsansässige Schweinswale bestattet wurden, sofern Ihnen ortsansässige Heilige predigten? Zudem wundert mich, dass der Heilige nicht namentlich überliefert ist: die zuständigen Überlieferer in Sachen Heiligkeit scheinen da den heiligen Fischeprediger von Guernsey übersehen zu haben... man war doch ansonsten sehr gründlich beim überliefern heiliger Angelegenheiten.
Im frühen Mittelalter wimmelte es vor heiliger Männer, die sich grimme Heiden missionierend verdient gemacht hatten laut Überlieferung (sogar auf den Kanalinseln: der Heilige Helier) --- aber das bizarre Grab auf dem Islet ist aus dem späten Mittelalter: das ist nicht mehr die Zeit der "Heiligenschwemme".
Zudem sollte man bedenken, dass Fischfang auf den Kanalinseln in historischen Zeiten zum überleben gehörte und gewiss recht pragmatisch betrieben wurde. Terrain und Gewässer waren damals wie heute kritisch, gefährlich - da hatte man beim Fische fangen vermutlich andere Sorgen als Fische zu beerdigen. Kurzum die Sache bleibt mysteriös und bizarr.
Na ja...in meiner Kindheit in einem damals noch tief katholischen Land habe ich schon einige eigentümliche Sachen gesehen: Hunde , Kaninchen, Schafe und sogar Pferde die zum Fest des heiligen Antonius zum segnen in die Kirche gebracht wurden, lebende Hühner die in einer Kirche gehalten wurden um an ein Wunder zu erinnern, bei dem ein bereits gebratenes Hähnchen krähte, Dutzende von Knochen, mumifizierten Korperteilen und Schädel die einem aus goldenen Vitrinen anstarrten, alle möglichen Holzbeine und Wachshände die von den Decken hingen, Schiffe und übrigens auch Walknochen in einer Kirche an der kantabrischen Küste, etc, etc. etc. Nach dem 2 Vatikanischen Konzil verschwanden dann diese "Dekos" nach und nach aus den Gotteshäusern, die Kirche wurde modern, man entfernte sogar die Knochen der Toten die unter dem Atrium begraben waren und die man früher noch besichtigen konnte in dem man einfach eine Platte mit einer eisernen Öse anhob. In England haben die Reformation und in Frankreich die Revolution schon früher dazu geführt dass man von dieser Art des "Glaubens" entfernte.

Ich denke auch nicht, dass jeder Heiliger und Wanderprediger in Erinnerung geblieben ist.
Eventuell haben sich die Menschen aus diesem Dorf ein paar Tage später in der Kneipe angesehen und gesagt: "Leute, hat uns der Pfaffe neulich tatsächlich ein Schweinefisch begraben lassen? Besser wir vergessen das Ganze und sprechen nicht mehr darüber, sonst werden wir noch zum allgemeinen Gespött"
 
Das Geflügel in Santo Domingo pickt, gluckt und kräht nach wie vor am angegebenen Ort und ist ein Muss für jeden Jakobswegpilger.
 
Wie weit jene Kulturvermittlung ging, hing auch stark von jeweiligem Pfarrer und Pfarrgemeinde ab. Mitunter auch vom Geldbeutel. Hier wurde die Kommunionbank zu Zelebrationstisch und Chorgestühl umgearbeitet. Die renovierungsbedürftige (und mittlerweile wieder hervorgebrachte) Be- und Ausmalung wurde zu großen Teilen mit günstiger Farbe überstrichen. Woanders hatte man Geld, alte Farbe zu entfernen. Die Altäre bekamen "SA-Braun" verpasst, wie gesagt wurde, wenn dieser Teil der Reformen kritisiert werden sollte. Der Plan zur Entfernung der Kanzel stieß auf Widerstand -wohl eher allerdings wegen der Darstellung von Hieronymus, Augustinus, Gregor und Ambrosius, an der viele hingen - wurde aber sowieso vom Denkmalamt so beäugt, dass von selbst Abstand davon genommen wurde. Anderes wurde einfach auf dem Dachboden verstaut und nach und nach bis zur Jahrtausendwende wieder hervor geholt. Zweifellos auch alles seltsam.

Aber es sind doch alles Zeugnisse einer wohlbekannten geistlichen Strömung. Ein christlicher Wal- oder Tümmlerkult hingegen ist im Spätmittelalter nicht gut unterzubringen.
 
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