Ideologie des Dritten Reiches

G

Gast

Gast
Hallo,
Ich habe ein kleines Problem.
Ich muss einen einstündigen Vortrag in Geschichte halten.
Thema: Ideologie des 3.Reiches

Mein Problem ist, dass das Thema so extrem umfangreich ist und ich nicht so richtig weis was ist wichtig was nicht so
Die Sache mit der Arischen Rasse und der starken Volksgemeinschaft, die hab ich.
Der Traum vom Großdeutschen Reich auch, aber was gehört noch zur presentativen Ideologie.
Also ich weiß nicht so richtig wie ich den Vortrag halt dann auch Gliedern oder Aufbauen soll, weil die Ideologie so Komplex ist.
wenn mir jemand den ein oder anderen Tipp geben kann, wär das ziemlich toll
 
Für einen einstündigen Vortrag ist es sicherlich auch empfehlenswert, gezielt die entsprechenden Kapitel in "Mein Kampf" zu lesen und dann zu zitieren...
 
Hallo,

du schreibst da was von "arischer Rasse" und "Volksgemeinschaft". Das war das, wovon die Nazis sagen konnten, "Wir sind dafür!"

Mir fehlt hier noch die andere Seite der Ideologie, also das, wogegen die Nazis waren. Da fällt mir spontan die "entartete Kunst" ein, also z.B. Jazz, der dann auch noch von Schwarzen gespielt wurde. (Skandal!) Besser für einen Vortrag eignen sich vielleicht Gemälde, von denen man eins oder zwei einblenden könnte - einfach, damit die Zuhörer einen Eindruck bekommen, was man denn da als "entartet" darstellte.

Und natürlich sind da die Juden, die fallen auch unter dagegen. Da würde ich persönlich auf die Argumente eingehen, die die Nazis gegen die Juden gebrauchten, z.B. die "Ausbeutung" der Arier durch die jüdischen Großkaufhäuser, die den kleinen arischen Gewerbetreibenden Konkurrenz machten. (Schon komisch, Kaufhof und co. gibt es nach wie vor, ganz ohne Juden. Waren es vielleicht gar nicht die Juden, die die Kleinkrämer in den Ruin trieben, sondern wurden sie einfach von der wirtschaftlichen Entwicklung überrollt?)

Zu diesem Thema schreibt Hitler auch was in "Mein Kampf".

Ich würde hier also dieses und einige weitere "Argumente" gegen die Juden nennen, und dann zeigen, wie man diese Dinge propagandistisch nutzte. Da findest du einiges an Bildmaterial, was du einblenden kannst, z.B. aus "Der ewige Jude" (Film), aus "Der Giftpilz" oder "Trau keinem Fuchs auf grüner Heid" (Kinderbücher).

Nicht unerwähnt lassen würde ich das "lebensunwerte Leben". An Bildmaterial könnte ich mir hier einen Arzt vorstellen, der ein nacktes und verängstigtes Kind kopfüber hält (und durch die Luft schwenkt - aber das sieht man dann auf der Folie nicht mehr). Da ist auch diese Grafik, die darstellt, was man mit dem Geld, das man für einen "Schwachsinnigen" ausgeben muss, sonst alles tun könnte.

Ich würde auch einige vernünftige Ideen nennen, die die Nazis hatten, z.B. regelmäßige Körperertüchtigung. Sonst versteht man nämlich nicht, warum die Leute damals alle mitgemacht haben.

Schöne Grüße

Petra
 
War die regelmäßige Körperertüchtigung ein Grund, sich der nationalsozialistischen Bewegung anzuschließen?
Die starke Gemeinschaft, die oft als Grund herhalten muss, ist sicher eine Faktor.
Daher sollten vor allem die Jugendorganisation (HJ etc.) erwähnt werden, die einen bereits früh ins System einbanden.
Aber wichtig war für viele der Begeisterten wohl vor allem das Feindbild.
Bolschewismus, wie man damals oft sagte, das Judentum, Zigeuner...
Die Leute konnten all das Elend und die Enttäuschung in der Zeit nach dem 1. WK, das ja auch in der Verantwortung der Deutschen lag, auf ein Feindbild projizieren.
Das würde ich auf alle Fälle erwähnen.
 
Ich bin beim Surfen auf den sogenannten Barnum-Effekt gestoßen : Barnum-Effekt ? Wikipedia.

Der Begriff "stammt aus der Psychologie und bezeichnet die Neigung von Menschen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person als zutreffende Beschreibung zu akzeptieren... Barnum-Aussagen sind beispielsweise in Zeitungshoroskopen zu finden"

Ich frage mich, wieviel "Barnismus" in der NS-Ideologie war, in wie weit sie sich also anarchisch-situativ von selbst weiterentwickelt hat. Hitler selbst werden als Redner "mediale" Fähigkeiten zugesprochen, d. h. er konnte die Stimmung im Saal in sich aufnehmen und dann wieder - natürlich so unscharf, dass jeder seine eigenen Hoffnungen hineiprojizieren konnte - in den Saal zurückgeben, wodurch er große Publikumsresonanz auszulöste. Hier beisst sich aber doch die Katze in den Schwanz, Führer uns Angeführte drehen sich im Kreis.

Ich frage mich also, inwieweit es überhaupt eine einheitliche Ideologie gab (Himmler hatte z. B. seine ganz persönliche) oder inwieweit die Ideologiebildung in der Entfesselung einer Eigendynamik bestand, in der alle möglichen destruktiven Kräfte sich gegenseitig hochschaukelten.
 
Die Sache mit der Arischen Rasse und der starken Volksgemeinschaft, die hab ich.
Der Traum vom Großdeutschen Reich auch, aber was gehört noch zur presentativen Ideologie.
Also ich weiß nicht so richtig wie ich den Vortrag halt dann auch Gliedern oder Aufbauen soll, weil die Ideologie so Komplex ist.
wenn mir jemand den ein oder anderen Tipp geben kann, wär das ziemlich toll
Ein paar Gedankensplitter zur komplexen, daher einzugrenzenden Thematik:

bereits vor dem Ersten Weltkrieg Elemente nationalsozialistischer Weltanschauung wie
- "Herrenrasse"
- "Blut und Boden Mystik"
- Eroberung von "Lebensraum"
- "Germanisierung" im Osten

"Mein Kampf" erscheint, das "Glaubensbekenntnis" der Nationalsozialisten

Folgende Faktoren haben die Durchsetzung nationalsozialistischen Gedankenguts begünstigt und/ oder ermöglicht:

Weltwirtschaftskrise

zwar staatliche Einigung des Reiches, aber keine "gefestigte" Nation

Machtergreifung 1933

Diktatur
 
bereits vor dem Ersten Weltkrieg Elemente nationalsozialistischer Weltanschauung wie
- "Herrenrasse"
- "Blut und Boden Mystik"
- Eroberung von "Lebensraum"
- "Germanisierung" im Osten

Stichwort "Alldeutscher Verband". Wobei ich dir bei deiner Formulierung allerdings widersprechen möchte, liebe Hulda. Es waren keine "Elemente nationalsozialistischer Weltanschauung", denn den Nationalsozialismus als solchen gab es noch nicht. Es handelte sich vielmehr - um es ganz neutral auszudrücken - um "Sichtweisen", welche später Eingang in die nationalsozialistische Ideologie fanden. Das Pferd bitte stets von vorn aufzäumen. :)
 
Stichwort "Alldeutscher Verband". Wobei ich dir bei deiner Formulierung allerdings widersprechen möchte, liebe Hulda. Es waren keine "Elemente nationalsozialistischer Weltanschauung", denn den Nationalsozialismus als solchen gab es noch nicht. Es handelte sich vielmehr - um es ganz neutral auszudrücken - um "Sichtweisen", welche später Eingang in die nationalsozialistische Ideologie fanden. Das Pferd bitte stets von vorn aufzäumen. :)
Sorry, ich habe bei der Formulierung das Wort "späterer" vergessen. Es muss also heißen: "Elemente späterer nationalsozialistischer Weltanschauung"
 
Ich kann mir vorstellen, dass ich ein wenig spät poste - trotzdem noch eine Auflistung nach Albrecht Seller. Er nennt 10 Prinzipien der Nationalsozialistischen Ideologie:

Rassismus
Antisemitismus
Sozialdarwinismus
Führerprinzip
Nationalismus
Imperialismus
Militarismus
Sozialismus
Antiintellektualismus
Antifeminismus


Zu Sozialismus ist natürlich zu erwähnen, dass er das nur auf die eigene Volksgemeinschaft bezieht, nicht auf die "Proletarier aller Länder"...

mfg
 
...und selbst bei der Volksgemeinschaft ist der Begriff Sozialismus, und wenn man ihn auf die engst mögliche Interpretation reduzierte, fehl am Platz. Die Nazis strebten zwar sozialen Frieden zwischen den Klassen an, die in der Volksgemeinschaft zusammengeführt werden sollten, aber nicht die Auflösung der Klassengesellschaft, was der Sozialismus ja schon irgendwie anstrebt.
 
Die Definition der Volksgemeinschaft ist schwammig. Das liegt auch daran, dass der Nationalsozialismus keine einheitliche Strömung war, sondern eine sehr heterogene Ideologie, die in ihren Grunfprinzipien zwar mehr oder weniger einig stand, bei detaillierteren oder abstrakteren Fragen häufig uneins war. Timothy Mason schreibt auf Seite 79/80 über die Aufgabenstellung an die DAF, die "Umerziehung des Volkes" als permanente Aufgabe zu betrachten, der sie sich widmen solle (Nach Gleichschaltung der Gewerkschaften brauchte die neue DAF eine Aufgabe). Sei nun auch einmal dahin gestellt, was Goebbels unter Sozialismus verstand, jedenfalls vermerkte er in seinem Tagebuch 1943: "Noch sozialistischer als früher haben wir uns an das Volk anzuschließen. Das Volk muss auch immer wissen, dass wir seine gerechten und großzügigen Sachverwalter sind." (Aly Götz, Hitlers Volksstaat,Seite 85.).

Außerdem wollte Hitler doch (Mir fehlt die Quelle) durch stramme Erziehung (Hart wie Kruppstahl, schnell wie die Windhunde...) eine einheitliche Masse formen, aus der dann etwas neues entstehen könne (Alles undeutsche ausmerzen, usw.)

Hier noch ein evtl. interessanter Link, ich habe nur nicht die Zeit dafür.

Ich glaube, es gab keine einheitliche Meinung zu der Position. Welche nimmt man nun also als gültig an? Hitlers "Mein Kampf"? oder die Ereignisse und späteren Aussagen (Wie oben teilweise beschrieben)?

Wenn ich mir einerseits die Bestrebungen des KdF-Programmes ansehe, welches alle gemeinsam Urlaub machen lassen sollte (wobei man das genauso als Ruhigstellen bezeichnen kann), und andererseits die elitäre Stellung der hohen Militärs und Adelsleute, gegen die nichts unternommen wurde, ansehe, so bestätigt das nur die These der sehr inhomogenen Ideologie...

mfg
 
Faschistische Parteien sind auch immer soziale Bewegungen, allerdings im schlechtesten Sinne. Es ist typisch für sie, dass sie die horizontal organisierten Gewerkschaften durch vertikal organisierte Einheitsverbände von Arbeitnehmern und Arbeitgebern ersetzen. Die lähmen aber nur die Wirtschaft, bringen keine echten Fortschritte weder für die eine noch die andere Seite.

Meinst Du diese Quelle?
"Meine Pädagogik ist hart, das Schwache muß weggehämmert werden. In meinen Ordensburgen wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene Jugend will ich. Jugend muß das alles sein. Schmerzen muß sie ertragen, es darf nichts Schwaches und nichts Zärtliches an ihr sein. Das freie, herrliche Raubtier muß erst wieder aus ihren Augen blitzen. So merze ich die Tausende von Jahren der menschlichen Domestikation aus. So habe ich das reine, edle Material vor mir. So kann ich das Neue schaffen. Ich will keine intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe ich mir die Jugend."
 
Wenn man in einer Zeit lebt, wie dieser, passt man sich an.
Das war auch in der DDR nicht anders.
Das beste draus machen um zu überleben.
Wenn ich in den 30er Jahren gelebt hätte, währe ich auch in die HJ gegangen.
Sind doch nicht alle so harte Kerle, um Wiederstand zu leisten.

Heute redet man, die hätten ja....
 
Danke El Quijote. Ich meinte genau die Quelle, dachte aber, sie würde noch weiter gehen. Sinngemäß so, dass er das neu zu schaffende weiter beschrieb. Scheint ja nicht der Fall zu sein. Fällt dir denn ein Beispiel ein, in dem es sozialistische Strukturen gab, welche nicht vertikal aufgebaut waren? Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, aber die DDR-Gewerkschftsführung dürfte ja genauso vertikal gewesen sein, wie die kubanische oder die chinesische...



@florian17160: Da hast du recht. Erst einmal hat man das Problem der Desinformation, da es keine unabhängigen Medien im Lande gibt und die ausländischen Medien nicht vor Ort recherchieren können, bzw. schwer zu empfangen und verboten sind.

Und selbst, wenn man Informationen über das Unrecht hat, ist es noch ein weiter Weg von Nonkonformität zum Widerstand:

Nonkonformität, Verweigerung, Protest, Widerstand. Das sind die Etappen.

Ich denke, niemand hier maßt sich an, zu behaupten, er sei damals definitiv NICHT in die HJ gegangen!

mfg
 
Doch, doch... ich hab bloß bei der Suche nur den ersten Satz eingegeben und dann von einer vertrauenswürdigen Seite den Treffer genommen. Bei Walther Hofer ist sie länger abgedruckt und selbst dort noch gekürzt. Es gibt da noch was, wo Hitler den Werdegang eines jungen Mannes beschreibt, mit Hitlerjugend, Reichsarbeitsdienst, SA, Wehrmacht ggf. nochmal SA... aber die Quelle finde ich nicht.
 
Zurück
Oben