Das da welche Bettler waren?
Es hat doch keiner der DDR-Bürger um etwas gebettelt. Das sie das Begrüßungsgeld auch eingestrichen haben ist doch so, wie die Horde von Hausfrauen früher am Montag zu Beginn des Schlussverkaufs die Kaufhäuser gestürmt haben. Oder ist das auch betteln?
Die DDR Bevölkerung war durch die „Geilheit“ auf ihren Konsum und die Deutsch Mark blind von allen anderen Änderungen, die ihre Grundlage des sozialen Umfeldes extrem Verkleinern werden.
Klar wollten sie besseren Lebensstandard. Das gilt für etwa 95% aller Menschen auf der Welt.
Und was die Änderung des sozialen Umfelds angeht: Vieles wurde so nicht voraus gesehen, warum sollten es dann die einfachen Bürger können?
Manche Dinge waren hausgemacht durch die Politik, aber es ging verdammt schnell. Die Berichterstattung über Opel und Arcandor deckt ungefähr dieselbe Zeitspanne ab wie damals zwischen erster freier Wahl und den 2+4 Gesprächen.
Die Leute von drüben wollten auf einen Schlag alles und das sofort, obwohl man aus der Sicht der westdeutschen Bevölkerung noch nichts dazu beigetragen hatte, wie wirkt das wohl…
Du hast eine ziemlich einseitige Sicht.
Der Bedarf an Konsumartikeln war riesig, natürlich sollte das so schnell wie möglich aufgeholt werden. Im Westen war es so, dass man etliches hatte und immer mehr Angebot als Geld da war. Im Osten hatte man deutlich weniger und mehr Geld als Angebot. Dies kann man sehr schon an den Preisen und Lieferzeiten für PKW sehen oder auch in fast allen anderen Bereichen.
Und dieses Gefühl, ich habe ja (etwas) Geld, das führt dann zu einem gewissen Kaufrausch. Das dieses Geld nur ein kleiner Klacks ist (Begrüßungsgeld), nicht ewig halten wird (Ersparnisse in DDR-Mark, trotz des recht vorteilhaften Umtauschkurses) und frisches Geld (als Lohn) nur begrenzt dazu kommen wird, das war nur soweit offensichtlich, wie der Arbeitsalltag gleich bleiben würde.
Viel Konsum in der ersten Zeit war nur deshalb rückwirkend ein Problem, weil den Leuten die Arbeitsplätze flöten gingen...
Ich kann "dem Osten" nur einen Vorwurf machen: Die Aufbaugelder gerade auf Gemeindeebene wurden oft verschwendet. Allerdings waren die örtlichen (Neu-)Politiker da nicht alleine, auch Westimporte auf dem Bürgermeistersessel haben Gewerbeparks usw. im Übermaß geordert.
Solwac
P.S. Ein Wort noch dazu, dass "die Ossis" ja nichts dazu beigetragen haben. Ich kenne solche Äußerungen nur aus relativ wenigen Bevölkerungskreisen, bevor dann die Stammtische damit unterwandert wurden. Bei einigen Dingen in unserer Gesellschaft reicht es, wenn man Mitglied der Gemeinschaft, d.h. Staatsbürger ist. Und dies haben sich die Teilnehmer an den Montagsdemos usw. doch wohl "verdient", oder etwa nicht?
Ich finde die Deutsche Einheit immer noch eine tolle Sache und erinnere mich gerne an die Bilder von 1989/90. Ebenso finde ich es richtig, dass kräftig Geld in die Hand genommen wurde. Über das wie der Verwendung dieser Gelder kann man dann schon eher streiten, aber dafür sind wir alle verantwortlich.