Islam in Italien

(...)Der Dom von Palermo ist so ziemlich die langweiligste Kirche auf Sizilien.

Obig zum Ausdruck gebrachter, in meinen Hirnwinkeln von dem Deinem abweichend abgespeicherter, Eindruck rührt vermutlich daher, weil ich mich einst, frisch dem Flieger entstiegen, einer x-beliebigen kommerziell geführten Stadtbesichtigung anvertraut hatte - eben jene in Palermo annodazumal steht hochgradig im Verdacht, die letzte ihrer Art in meiner Sightseeing-Vita gewesen zu sein. ;)
 
im Anblick allerdings ebenso imposant wie auch prägend sind bspw. sich horizontal erstreckende Zitronen- und Orangenhaine -
Die Zitrone war schon in der Antike im Mittelmeerraum bekannt, zumindest die Ethrog. Was die Orangen angeht, so führten die Araber aus Indien die Bitterorange ein, die Süßorange ist der Sinasappel, der Chinaapfel, kam erst mit der portugiesischen Kolonialzeit in den Mittelmeerraum, weshalb unser Wort Orange zwar von arab. naranǧ stammt, die Süßorange aber im Arabischen als burtuqāl bekannt ist, im Griechischen als portokalia.

ḫuršūf

Das arabische Worte al-barqūq, welches dem ital. albicocco und dem span. albaricoque zugrundeliegt.


Über die haben wir hier schon gesprochen: Der Verlust des enklit. /l/ im Frz. & Ndl. - Parallelentw. o. Sprachbundphänomen?

ruzz.
 
Danke euch. Moscheen oder muslimische Dörfer gibt es dann wohl keine....
Ja, die Existenz einer muslimischen Gemeinschaft, die über die Jahrhunderte als solche überlebt oder einer intakten Moschee, die kontinuierlich als solche benutzt wurde, ist auszuschließen.
Ob ein einzelner Moscheebau noch als solcher, z.B. in einer Kirche, zu erkennen ist, will ich nicht ausschließen. Aber auch in Spanien, wo die muslimische Herrschaft/Präsenz viel länger dauerte, sind direkte Zeugnisse über die bekannten Bauwerke hinaus, relativ selten. Wo bei die Betonung mehr auf dem relativ als auf dem selten liegt.
Zumindest in Ortsnamen kannst du das Arabische wiederfinden. So steckt etwa in den sizilianischen Ortsnamen Calta- das arabische qala'at. Tw. handelt es sich allerdings um Hybridnamen, also dass das qala'at vor einen bereits existenten Ortsnamen gesetzt wurde und mit diesem dann im Zuge der normannischen Eroberung verschmolz.
 
Ob ein einzelner Moscheebau noch als solcher, z.B. in einer Kirche, zu erkennen ist, will ich nicht ausschließen.
Mir ist noch ein alter Dumont-Kunstreiseführer eingefallen, den ich vor ca. anderthalb Jahren geschenkt bekam (von 1978), darin findet sich der Abschnitt:

Ein fast unglaubliches Phänomen: Sizilien besitzt tatsächlich kaum mehr irgendwelche islamischen Kunstwerke, obwohl wir genau wissen, dass die Insel einst eine Fülle von arabisch-islamischen Monumenten zählte, die jedoch aus unerklärlichen Gründen alle verlorengegangen sind. Vergängliches Baumaterial alleine kann nicht die Ursache für diesen Verlust sein, vielmehr ist es denkbar, dass die sizilische Bevölkerung die arabischen Bauten auch nach 200 Jahren immer noch als Fremdkörper empfand [Anmerkung EQ: dem würde ich widersprechen wollen, haben doch einige der normannischen Kirchen und Jagdpaläste einen sehr eindeutig arabisch-islamischen Baustil und tw. sogar arab. Namen] und sie nach dem Niedergang der arabischen Epoche konsequent zerstörte. Dies ist umso erstaunlicher, als die Mohammedaner [wie gesagt, der Text ist von 1978] dem Christen auf Sizilien verhältnismäßig tolerant gegenüberstanden...

Als Nachlese für die oben genannten Straßenschilder, die nicht nur mit arabischen sondern auch mit hebräischen Namen versehen sind, folgender Link: Language Log » Trilingual signs in Sicily
 
Obig zum Ausdruck gebrachter, in meinen Hirnwinkeln von dem Deinem abweichend abgespeicherter, Eindruck rührt vermutlich daher, weil ich mich einst, frisch dem Flieger entstiegen, einer x-beliebigen kommerziell geführten Stadtbesichtigung anvertraut hatte - eben jene in Palermo annodazumal steht hochgradig im Verdacht, die letzte ihrer Art in meiner Sightseeing-Vita gewesen zu sein. ;)
Vielleicht erinnerst du dich ja an das Kloster Monreale oberhalb von Palermo oder die Capella Palatina im Königspalast. In Monreale waren wir damals nicht, weil wir uns ein Standorthotel im Val d'Alcantara ausgesucht hatten (Alcantara < al-Qantara, Brücke) und allein die Fahrt zw. Palermo und unserem Hotel schon drei Stunden benötigte mit unserem Mietwagen. Oder bei mir hat sich die barock-klassizistische Innengestaltung der Kirche in der Erinnerung negativ über die älteren Bauteile der Außengestaltung gelegt.
 
Ich plane im Sommer einen 10 bis 14-tägigen Roadtrip durch Sizilien. Was sollte ich mir denn aufjedenfall anschauen?
 
Sizilien ist eher etwas für den Herbst oder besser noch, das Frühjahr. Im Sommer ist es wirklich sehr heiß. Frühjahr ist besser als Herbst, weil du im Herbst die vertrocknete Landschaft hast, im Frühjahr mehr blüht.
Wenn ich nochmal nach Sizilien fahren würde, würde ich mir statt eines Standorthotels mindestens zwei Standorthotels (Westen, Osten) nehmen.
Wenn du ernsthaft klassisch!-archäologisch interessiert bist, ist von Norbert A. Przesang das Buch Magna Graecia. Die Griechen in Unteritalien und Sizilien. Handbuch für Studienreisende und Studierende (Halle 2009) sehr zu empfehlen. Die aġlabidische Zeit etc. wird darin allerdings nicht thematisiert.
Taormina, Catania (da du wahrscheinlich in Catania landen und abfliegen wirst, bietet es sich an, die Gegend zu Anfang oder zu Ende der Reise einzuplanen), Ätna, Syrakus (Altstadtinsel und Steinbrüche, Theater), Céfalu, Villa Romana die Casale, Selinunte, Tal der Tempel/Agrigent, Palermo, Monreale, liparische Inseln (Volcano, Lipari, Stromboli...), Segesta. Die Insel ist voll von lohnenswerten Sehenswürdigkeiten und du wirst es wahrscheinlich nicht schaffen, sie alle zu sehen.
Ich nehme an, du willst in erster Linie das Sizilien des früheren Mittelalters sehen, also die arabo-normannische Zeit in den Fokus nehmen?
 
Ich könnte dir jetzt eine Liste machen von der punischen Zeit (Mozia) bis in den Barock (Val di Noto). Klostermumien (Palermo), antike Mosaike (Villa Romana di Casale), einheimische Pseudo-Gräzistik (Segesta)... Es gibt so viel, du könntest drei Monate dort verbringen und mehr. Du musst dir halt überlegen, wie viele Hotels du dir nehmen möchtest und was du bereit bist, an Fahrzeit auf dich zu nehmen (ich unterstelle, dass du dir einen Mietwagen besorgst).
Ich stelle jetzt mal die These auf, dass, wer Palermo, Syrakus und Agrigent (Tal der Tempel) nicht gesehen hat, nicht auf Sizilien war.
 
Richtig. Ich möchte mit einem Mietwagen durch Sizilien fahren und mir die wichtigsten historischen Bauten/Plätze anschauen + 3-4 Tage Badeurlaub. Ich habe so an 3-4 Hotels gedacht. Palermo werde ich aufjedenfall besuchen, da dort scheinbar die meisten Bauten aus arabischer Zeit zu finden sind.
 
Wie gesagt, die arabo-normannischen Bauten sind eigentlich normannisch, nur eben mit einem deutlichen arabischen Einfluss in der Architektur.
 
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