Ist die Verwendung des Begriffs "Russen" ein abwertendes Klischee?

Das 19. Jahrhundert ist nicht mehr Mittelalter. Du hast Russland und Österreich-Ungarn vor dem ersten Weltkrieg miteinander verglichen.
Russland: kein Wahlrecht, bäuerlicher Staat, keine Nationalitätenvertretung, im Prinzip eine klassisch-absolutistische Macht.
Ö-U: Zensuswahlrecht (ähnlich dem preuß. Klassenwahlrecht, aber nicht identisch), infrastrukturell ausgebauter Staat mit Industrie, Schulpflicht, Nationalitätenvertretungen in Wien, konstitutionelle Monarchie.
Also Russland vor dem Esrten Weltkrieg: das vierte von den Industrieländern (nach den
USA, Deutschland und England). Seit 1860-gern entwickelt sich Russland schnell Richtung
Industrialisierung - das Wachstum anfang des 20. Jarhunderts beträgt stabil 5% -
und das ist höher als in den Westeuropäischen Ländern (im Deutschen Reich 3%). Der Wohlstand
wächst entsprechend ständig.

Und wo ist bitte Österreich?
 
Die vom Russischen Reich besetzten polnischen Gebiete hiessen unter der Zarenherrschaft mit Sicherheit nicht Königreich Polen. :nono:

Ich setzt sogar noch einen drauf: 80-85 Prozent der männlichen Russen trinken regelmäßig Hochprozentiges.
7,5 Milliarden Euro/Jahr Umsatz legaler Wodka, der Samogon (Selbstgebrannte) kann nicht beziffert werden.

1. Kongress Polen : Kongresspolen ? Wikipedia
Wir nennen dieses Gebiet in Umgangsprache bis heute Kongresówka :)
Das war in Tat Konigreich und ein der ofiziellen Titeln der Zaren war auch Konig Polens.

2. Diese Alkohol-Statistiken sind sehr flexibel. Das Polen ist ein bester Beispiel. In 80en Jahren haben die Alkohol-Produzenten in Danmark und Schweden eine Pflicht gehabt, um die Informazion an den Flachen zu drucken, dass Alkohol schadet. Genau wie bei Zigaretten heute. Sie haben also das gemacht. Diese Informazion klingelte : Alkohol-Todesgabe betragt 2,5 Promille. Das betrefft nicht Polen und Russen.
Heute Vodka-Produzenten kampfen heroisch um Kunden, da man im Polen immer weniger Vodka trinkt. Das ist die Frage der so gen. "Verbrauch-Kultur", die sich sehr schnell andert und der Werbung.
Einerseits ist die Werbung des Hohprozentiges Alkohol im Polen ganz verboten, zweiterseits uberall haben wir die Bier-Werbungen. Diese Erscheinung hat schon die eigene soziologische Literatur.
 
Das 19. Jahrhundert ist nicht mehr Mittelalter. Du hast Russland und Österreich-Ungarn vor dem ersten Weltkrieg miteinander verglichen.
Russland: kein Wahlrecht, bäuerlicher Staat, keine Nationalitätenvertretung, im Prinzip eine klassisch-absolutistische Macht.
Ö-U: Zensuswahlrecht (ähnlich dem preuß. Klassenwahlrecht, aber nicht identisch), infrastrukturell ausgebauter Staat mit Industrie, Schulpflicht, Nationalitätenvertretungen in Wien, konstitutionelle Monarchie.

Erstens waren beide, Russland und Österreich/Ungarn konstitutionelle Monarchien mit gewählten Vertretungen auf gesamtstaatlicher und lokaler Ebene.
Zweitens bestand, wenn man die Größe und Bevölkerung Russlands berücksichtigt, kein echter Rückstand Russlands im wirtschaftlich-infrastrukturellen, wohl aber vergleichbar große Entwicklungsgegensätze zwischen zentralen und periphereren Regionen.

Und wo ist bitte Österreich?

Österreich-Ungarn lag in Europa zu dieser Zeit auf dem fünften Platz.
Wo Österreich allein lag, weis ich nicht, aber es war unbedeutend.
Beispielsweise war es dank Galizien nach den VSA und Russland der wichtigste Erdölproduzent.
 
In Zusammenhang mit diesem Thread
http://www.geschichtsforum.de/f71/unsere-freunde-die-russen-23923/
bin ich per PN darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Titulierung nicht korrekt ist. Nun ist uns ja allen bewusst, dass Russland und erst recht die frühere Sowjetunion Vielvölkerstaaten sind bzw. waren.

Allerdings war doch schon immer stets von Russen die Rede war, vor allem wenn es nicht um bekannte Einzelpersonen ging. Das war schon im 18. Jahrhundert so. In der DDR propagierte man offiziell "Sowjetbürger", was im privaten Sprachgebrauch schon als lächerlich empfunden wurde. Unabhängig, wie hoch der Anteil der ethnischen Russen in einer Gruppe oder Militäreinheit wirklich war. Es ist klar, dass Balten, Kaukasier oder Asiaten mit der Titulierung als "Russen" nicht glücklich waren, so sie ihnen denn überhaupt zu Ohren kam.

Aber man sieht den Leuten ja nicht unbedingt an, zu welcher Volksgruppe sie konkret gehören, besonders wenn sie sich auf Russisch untereinander verständigen. Ist also "Russen" eine unzulässige Verallgemeinerung oder gar eine politisch inkorrekte Diffamierung der anderen Völker, vor allem zu Sowjetzeiten? Ich sehe das nicht so verbissen, wir sagen ja auch Inder zu den Bürgern Indiens. Aber es gibt anscheinend andere Ansichten.

Was meint ihr?
Ich wurde in ex Sowjetunion geboren und niemand hat mich als Russe genannt, weil ich kein Russe war. Ich komme aus Kaukasien und jeder hatte seine Titulierung. Zum Beispiel Georgier, Armenier usw. Aber die Völker wurden als Sovjetsvolk genannt. Als Historiker habe ich viel gelesen, dass Sowjetmenschen ein Sowjetvolk sind. Das wurde auch in der Verfassung verankert.
 
Andere Namen für Russen

Hallo,

ich weiß das die Russen in der Zeit des 3. Reiches zum Bsp. als
Bolschewisten bezeichnet wurden.

Gibt es auch noch andere Spitznamen?
 
Bolschewik/Bolschewist ist ein russisches Lehnwort. Die Bolschewiki waren die Kommunisten, welche mittels einer Revolution die Diktatur des Proletariats errichten wollten. Dagegen gab es im vorrevolutionären Russland auch noch die Menschewiki, welche eher an einen Sozialismus mit und durch eine parlamentarische Demokratie verwirklicht wissen wollten. Wenn man so will Sozialdemokraten.

Der ursprünglich auf wenige Menschen reduzierte Begriff Bolschewik/Bolschewist, der auch etwas von einem Schreckgespenst hatte, wurde dann auf alle Sowjetbürger ausgeweitet.

Ein anderer Begriff für Russen bzw. die polyethnischen Bürger der Sojetunion war Iwan. Iwan, hatte genau wie die Singularisierung "der Russe" eine Funktion: Nämlich alle Sowjetbürger auf eine einzelne Person, auf ein gemeinsam handelndes Volkswesen mit einer Intention zu reduzieren (der Feind der mir ans Leder/Leben will) und damit wiederum für die Deutschen gefährlich erscheinen zu lassen.
 
Allerdings gibt es in allen ehemaligen "Sowjetrepubliken" einen relativ hohen Anteil an ethnischen Russen, was die Sache womöglich wieder verkompliziert. Als was die sich nun fühlen, weiß ich nun auch nicht.

Es kommt darauf an. Manche behaupten von sich selbst, Russen zu sein, besonders wenn es um die ehemaligen asiatischen Republiken sich handelt, wo die ganz andere Kultur beherrscht. Andererseits, in den baltischen Staaten versuchen manche Leute von höherem Einkommensniveau ihre Russische Herkunft wegzuwerfen. Es gibt Fälle, dass solche Menschen die Russische Sprache in Familienkreis nicht ausüben, damit ihre Kinder keine Verbindung mit dem Heimland der Eltern beibehalten können. Zu gleicher Zeit in den selben Länder erweist sich starkes Volksbewusstsein zwischen den ärmeren Familien.

In Weißrussland und im östlichen Teil der Ukraine, wie ich durch meine eigene Erfahrung überzeugt bin, gibt es doch in Bezug auf Selbstbewusstsein der ethnischen Russen fast keinen emotionalen Stellenwert. Sie fühlen sich als Russen, aber gleichzeitig als Ukrainer - und der innere Widerspruch, wenn auch existiert, ist sehr schwach.
 
Russen ist genau sowas wie Amis:

Russen bezeichnen sowohl die tatarischen Stämme als auch die ursprünglichen Einwohner Russlands. Also eher ein Sammelbegriff als ne Abwertung.
 
Ich finde den Begriff Russe nicht abwertend, solange die betreffende Person auch aus Russland kommt! Einen Ukrainer oder einen Kasachen zum Beispiel als Russe zu bezeichnen ist hingegen eine Beleidigung!
Auch mit dem Begriff "Ami" habe ich auch kein Problem! Ist doch nur eine Abkürzung.
 
Russen bezeichnen sowohl die tatarischen Stämme als auch die ursprünglichen Einwohner Russlands.
Das ist typisch Westeuropa. Fahr mal nach Russland und erzähle das einem Tataren, Kalmüken, Mordwinen, Burjaten, Baschkiren etc. pp.
Zwischen Russen und Bürgern Russlands sollte man schon differenzieren. Kannst ja mal in Bilbao von Spanien und Spaniern spanisch reden, wundere dich dann aber nicht, wenn du im harmlosesten Fall im Restaurant nicht bedient wirst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich ist "Russe" in erster Linie ein ethnischer Begriff, in zweiter Linie bezeichnet er einen Staatsbürger der "Russischen Föderation". Ethnische Russen gibt es auch in Kasachstan und der Ukraine, umgekehrt ist nicht jeder Bewohner der RF ethnischer Russe. Das macht es kompliziert. Wäre ich z. B. Burjate, wäre ich vermutlich nicht sonderlich erbaut, wenn man mich als Russen bezeichnen würde. Umgekehrt würde ich als Russe in der Ukraine vermutlich nicht als Ukrainer bezeichnet werden wollen.

Mit "Ami" verhält es sich anders. Damit wird immer ein Bürger der USA bezeichnet.
 
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