Das hilft mir sehr weiter. Danke für den interessanten Gedanken.
Ganz kurz noch, um mich etwas zu präzisieren:
Wie auch thane bereits sagte und damit stimme ich hier voll überein, ist der Begriff "Personenkult" im Bezug auf Japan eher deplatziert.
Was ich mit abstraktem Personenkult meinte, lässt sich vielleicht sinnvoller als Kult um die Stellung und die Rolle des Tenno, aber nicht um die damit verbundene Person beschreiben.
Ich weiß nicht ob es angemessen ist, den Tenno in dieser Form als "Institution" und den veranstalteten Kult dann eben als einen Kult um diese Institution zu beschreiben, weil die Angelegenheit nicht nur eine gesellschaftshierarchische, sondern auch eine ziemlich komplizierte religiöse Komponente beinhaltet.
Kompliziert, weil die Shinto-Traditionen, die man versuchte als Basis für die kultische Verehrung des Tenno zu instrumentalisieren, was allerdings in seinen Anfängen bereits seit der Meiji-Zeit betrieben wurde.
Das wiederrum stellt im Sinne der damit verbundenen Zentralisierung zu den eigentlichen Formen und Traditionen der verschiedenen Shinto-Kulte, eigentlich einen krassen Bruch da.
Heißt die religiöse Komponente der ganzen Angelegenheit stellte eine bunte Mischung dar aus:
- Schöpfungsmythologie im Sinne einschlägiger Shinto-Traditionen in Verbindung mit Abstammungsmythologie des Kaiserhauses.
- Elementen althergebrachter Shinto-Traditionen
- Nationalistischer Propaganda
- Dem Versuch einer gemeinverbindlichen Neukonstruktion auf Basis traditioneller Versatzstücke, die sich auf Basis ihrer Diversität und in Teilen Wiedersprüchlichkeit dazu eigentlich nicht eigneten.
Verkürzt könnte man es vielleicht auf die Formel bringen, dass es auch in Japan durchaus kultische Verehrung für den Tenno gab, die aber mehr seiner (eingebildeten)
Funktion als seiner
Person galten, sofern wir die Aspekte der Abstammungsmythologie mal funktionalistisch betrachten und die (eingebildete) Dynastie als wichtiger betrachten, als ihren einzelnen, sie repräsentierenden Angehörigen.
Ich hoffe mich damit etwas präziser ausgedrückt zu haben um etwaige Missverständlichkeiten zu vermeiden