Die Antwort ist natürlich richtig. Galeotto, bitte übernehmen sie! :winke:
Die unter dem Namen „Pazzi-Verschwörung“ in die Geschichte [1478] eingegangenen Ereignisse haben mich in dem Buch von Lauro Martines „Die Verschwörung“ recht befremdet. Der ganze wohl gepflegte Eindruck über die Medici (und Lorenzo den Prächtigen im Besonderen) als gebildete, humanistische Kunstmäzene, bekommen hier eine ganz andere Facette hinzugefügt (und nicht nur diese). Der ganze Eifer und Hass mit dem die echten und vermeintlichen Verschwörer verfolgt wurden zeigt, wie Macht funktionierte. Interessant ist auch, dass die Medici versuchten, das komplette Ansehen der Pazzi zu vernichten und dabei fast nach antik/römischem Vorbild eine damnation memoriae verhängten [Ich denke als Liebhaber der Antike dürften sie von dieser Praxis erfahren haben?]. Sie umfasste selbst den bereits gut 30 Jahre vorher verstorbenen Begründer des Reichtums der Pazzi! Aber den Reichtum konfiszierte man, so weit man ihn in die Finger bekommen konnte...
Es war das greise Oberhaupt der Pazzi: Jacopo de Pazzi, nach dem ich zuerst mit gefragt hatte. Seinen schlimmen Tod habe ich skizziert. Doch auch der Tote sollte in der christlichen Stadt keine Ruhe finden. Dass er angeblich normal bestattet worden war, habe die Rache Gottes in Gestalt von Unwettern auf die Umgebung von Florenz herabgerufen, so dass er nahe der Richtstätte neu verscharrt wurde. Nicht lange lag er dort, als „Buben“ die Leiche herauszerrten und im Spott durch die Stadt zerrten, ihm abwechselnd hämisch huldigten und das Fleisch von den Knochen peitschten. So zogen sie vor den (längst enteigneten) Palazzo der Pazzi und forderten Eintritt für den „Herrn des Hauses“… Letztlich warfen sie den bereits stark verwesten Kadaver in den Fluss, wo die Gaffer herbeieilten, wenn er vorbeitrieb. Der Leichnam soll noch weiter missbraucht worden sein, ehe er endlich ins Mittelmeer gespült wurde – und keiner rührte einen Finger gegen diese Vorgänge…
Neben diesen unappetitlichen Vorgängen hatte die Verschwörung weite Kreise gezogen und einen offenen Krieg der Worte, Schriften und Waffen zwischen Lorenzo und dem Papst Sixtus IV. hervorgerufen, der als verdeckter Förderer der Verschwörung gilt. Er verhängte ein Interdictum gegen Florenz, was den Krieg auch auf Worte und Schriften ausdehnte (die Buchdruckerkunst hatte gerade in Italien Einzug gehalten) und bereits an den späteren Konflikt zwischen Luther/Lutheranern mit der päpstlichen Kurie einer wenig späteren Zeit denken lässt. Die meisten größeren, italienischen Mächte (Mailand, Venedig und Neapel…) wurden in die Kämpfe hineingezogen. Am Ende brachte der persönliche Einsatz und das Charisma von Lorenzo de Medici den entscheidenden Durchbruch zum Frieden und Ausgleich… So sollten auch wieder Pazzi in Florenz leben dürfen. Und der geneigte Besucher kann nicht nur in den Uffizien, reichlich durch die Medici gesammelte Kunstschätze der Epoche bewundern, mit denen ihr Nachruhm noch heute verbunden wird. Und eben nicht mit ihrer rücksichtslosen Art eine Verschwörung zu rächen.