Juden in der Wehrmacht?

iamNex

Aktives Mitglied
Das klingt vllt. ein bisschen grotesk, aber gab es Juden in der Wehrmacht?
Und gab es jüdische Soldaten, die im 2. Weltkrieg auf der Seite Deutschlands kämpften?
Unlogisch klingt das allemal, aber es wäre doch möglich gewesen oder?

Gibt es dazu vllt. irgendwelche Quellen?
 
Bryan Mark Rigg, Übersetzung Karl Nicolai: Hitlers jüdische Soldaten. Paderborn 2003
 
naja schon Link von Ursi.

Mir persönlich sind zwei Punkte bekannt, an denen offensichtlich jüdische oder halbjüdische Soldaten in der Wehrmacht waren.

1. Görings-Luftwaffe hat wohl, mehr oder weniger deutlich mit Akzptanz durch Göring, Juden in seinen Reihen geduldet.

2. Der langjährige persönliche Assistet des deutschen Botschafters in Moskau war wohl Halbjude. Um einer eventuellen Vefolgung zuvorzukommen, ist er Mitte 41 wieder in den aktiven Dienst in seinem "Stammregiment" zurückgekehrt.

Möglciherweise sind diese beiden Hinweise ein Ansatzpunkt dafür, dass die Rassengesetzte gerade in der Wehrmacht und auch erstaunlichwerweise gerade in der Luftwaffe nicht mit der gleichen Härte umgesetzt wurden wie im zivilen Bereich.
 
Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg, war jüdischer Abstammung und Pilotin in der Luftwaffe. 1938 wurde sie wegen ihrer jüdischen Abstammung aus dem Dienst entlassen. Sie wurde dann 1939 zwangsverpflichtet und testete Sturzflüge. Ihre Arbeit wurde als kriegswichtig eingestuft. Sie stellte den Antrag zur Gleichstellung mit einer arischen Person und diesem Antrag wurde stattgegeben. Sie erhielt das Eiserne Kreuz II.

Hier kann man mehr über sie erfahren:

Rudolf Nadolny
 
Der bekannteste und vermutlich umstrittenste Fall ist der von Erhard Milch, Stellvertreter Goerings und nach Udets Tod, Führer der Luftwaffe. Sein Vater war konvertierter Jude, er behauptete jedoch ausserehelich gezeugt worden zu sein. Diese Version wurde von Goering unterstützt und "zufälligerweise" sind auch alle kritischen Unterlagen zu seinem Ursprung (Geburtsurkunde etc.) verschwunden.
 
Naja bei konvertierten Juden trafen die Rassengesetze ja nicht zu, oder?
Die Nazis gingen ja von einem rassisch motivierten Antisemitismus aus, nicht von einem Religiösen.
Hitler erklärt in Mein Kampf ja, dass es sich beim Judentum nicht um eine Religion handelt, sondern Rasse.

Ich finde das ganze aber krass...und es fällt mir schwer das zu verstehen...Leute die für ein Land kämpfen, dass sie hasst und ausrotten möchte..klar taten sie es nicht freweillig...aber die ganze Chose ist einfach paradox.
 
Naja bei konvertierten Juden trafen die Rassengesetze ja nicht zu, oder?

Die Nürnberger Gesetze trafen auch auf konvertierte Juden zu.

Aus Wiki:
"Personen mit mindestens drei jüdischen Grosseltern galten als (Voll-)„Jude“.
Personen mit einem jüdischen Elternteil oder zwei jüdischen Grosseltern galten als „Mischling ersten Grades“.
Personen mit einem jüdischen Grosseltern-Teil wurden als „Mischling zweiten Grades“ eingestuft.

Mischlinge ersten Grades“, die der jüdischen Kultusgemeinde angehörten oder mit einem Juden verheiratet waren, wurden als „Juden“ eingestuft. Für sie kam später der Begriff „Geltungsjude“ auf. Alle anderen „Halbjuden“ und „Vierteljuden“ wurden amtlich als „jüdische Mischlinge“ bezeichnet".

Hier noch der Link zum Ariernachweis:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ariernachweis

http://www.verfassungen.de/de/de33-45/blutschutz35-v4.htm


Die Nazis gingen ja von einem rassisch motivierten Antisemitismus aus, nicht von einem Religiösen.

Eben, deshalb traf es ja auch die konvertierten Juden. Beim religiösen Antisemitismus konnten die Juden um sich zu schützen den christlichen Glauben annehmen - sprich sich taufen lassen, das geht bei rassitischen Antisemitismus nicht. Auch ein konfertierter Jude war in der Ideologie der Nazis ein Jude.


Hitler erklärt in Mein Kampf ja, dass es sich beim Judentum nicht um eine Religion handelt, sondern Rasse.

Er vermischte beides.

Ich finde das ganze aber krass...und es fällt mir schwer das zu verstehen...Leute die für ein Land kämpfen, dass sie hasst und ausrotten möchte..klar taten sie es nicht freweillig...aber die ganze Chose ist einfach paradox.

Wer tat was nicht freiwillig?
 
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Oops mit konvertierte Jude hab ich verstanden, jemand wäre ZUM Judentum übergetreten.
Dann is alles klar ;)
 
Liegt hier vielleicht ein Missverständnis von "konvertierter Jude" vor? Also ob es um jemanden geht, der zum Judentum übertritt oder einen Juden, der zum Christentum konvertiert (überliche Verwendung des Wortes).
 
Ich möchte in diesem Fall noch auf eine Person hinweisen, die zwar Jude war, von der es aber keiner wusste.

Sally Perel überlebte den Zweiten Weltkrieg in der HJ und als Wehrmachtssoldat.
Ich hatte die Gelegenheit, ihn persönlich kennen zu lernen und wenn ich sage, dass seine Erlebnisseein bewegendes und unbegreifliches Schicksal sind, dann ist das eigentlich noch untertrieben.
 
...möglicherweise irre ich mich. Aber nach jüdischem Verständnis - was widerum nicht ausschlaggebend für die Nazis war - kann nur Jude sein, wer eine jüdische Mutter hat.
 
...möglicherweise irre ich mich. Aber nach jüdischem Verständnis - was widerum nicht ausschlaggebend für die Nazis war - kann nur Jude sein, wer eine jüdische Mutter hat.

Du irrst dich nicht. Nach jüdischem Recht ist jemand Jude, wenn seine Mutter Jüdin ist. Dabei spielt es keine Rolle ob der Vater Jude ist oder nicht.
 
Oops mit konvertierte Jude hab ich verstanden, jemand wäre ZUM Judentum übergetreten.
Dann is alles klar ;)


Es gibt keine Übertritte zum Judentum. (Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel)
Das ist, wenn ich mich richtig an den Religionsunterricht erinnere, Pfingsten Missionsbefehl und so, einer der beiden Hauptunterschiede zwischen Juden und Christen.
 
Es gibt keine Übertritte zum Judentum. (Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel)
Das ist, wenn ich mich richtig an den Religionsunterricht erinnere, Pfingsten Missionsbefehl und so, einer der beiden Hauptunterschiede zwischen Juden und Christen.

Klar kann man zum Judentum übertreten. Warum sollte es keine Übertritte geben? (Vielleicht verstehe ich dich jetzt einfach falsch)

Grundsäzlich betreibt das Judentum keine Mission unter Nichtjuden. Man hat aber als Nichtjude auch die Möglichkeit zum Judentum überzutretten.

Ein Übertritt zum Judentum heisst Gijur. Dazu muss man sich an einen Rabbiner wenden. Dieser prüft ob man es mit dem Übertritt ernst meint. Wenn er einem annimmt, dann folgt eine ca. einjähriger Lernprozess. Man muss lernen nach jüdischen Regeln zu leben und man muss die hebräische Sprache erlernen. Zum Schluss des Gijur-Prozesses muss man eine Prüfung vor drei Rabbinern ablegen.
 
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Klar kann man zum Judentum übertreten. Warum sollte es keine Übertritte geben? (Vielleicht verstehe ich dich jetzt einfach falsch)

Grundsäzlich betreibt das Judentum keine Mission unter Nichtjuden. Man hat aber als Nichtjude auch die Möglichkeit zum Judentum überzutretten.

Ein Übertritt zum Judentum heisst Gijur. Dazu muss man sich an einen Rabbiner wenden. Dieser prüft ob man es mit dem Übertritt ernst meint. Wenn er einem annimmt, dann folgt eine ca. einjähriger Lernprozess. Man muss lernen nach jüdischen Regeln zu leben und man muss die hebräische Sprache erlernen. Zum Schluss des Gijur-Prozesses muss man eine Prüfung vor drei Rabbinern ablegen.

Ist schon klar und Zustimmung.

Es sind lediglich zwei Dinge, die die Christen und Juden unterscheiden, die einen missionieren sehr aktiv, die anderen gar nicht. (der andere Punkt ist, die einen warten auf den Messias, bei den anderen war er schon) Deswegen sind Übertritte zum Judentum auch äußerst selten.

Darauf wollte ich hinaus.

OT: der "Missionsbefehl" ist an Pfingsten ergangen, deshalb feiern die Christen da den "Geburtstag" der Kirche
OT im OT: Meine Religionslehrer würden sich bei all dem Scheiß den ich in ihrem Fach getrieben habe,:cry: sehr wundern, dass ich das behalten habe;).
 
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Ist schon klar und Zustimmung.

Es sind lediglich zwei Dinge, die die Christen und Juden unterscheiden, die einen missionieren sehr aktiv, die anderen gar nicht. (der andere Punkt ist, die einen warten auf den Messias, bei den anderen war es) Deswegen sind Übertritte zum Judentum auch äußerst selten.

Darauf wollte ich hinaus.

Soll ich mal Klartext reden?
Den meisten Menschen kommt es doch gar nicht darauf an, welcher Religion sie angehören.
Sie leben und gut ists. Viele geben vor, einer religion anzugehören, aber im Grunde ist es jedem egal.
Mir würde auch ein Übergang zum Judentum nichts ausmachen, ausser die Beschneidung, die da bevorsteht. das würde ich nicht gerne wollen.
 
Den Nazis war das auch fast egal, welche Religion jemand angehörte, sie bewerteten Menschen nach ihrer Abstammung.
Es gab wahrscheinlich bis 150 000 sogenannte "Mischlinge" ("Halbjuden", "Vierteljuden", "Achteljuden" etc. im Sinne der Nürnberger Rassegesetze) in der Wehrmacht. Hierbei handelte es sich nicht um Angehörige der jüdischen Religionsgemeinschaft, denn diese wurden nach NS-Jargon wie "Volljuden" behandelt und aus der Wehrmacht ausgeschlossen.
"Mischlinge" konnten die Gleichstellung mit "Deutsch-Blütigen" beantragen. Es gab zahlreiche Abweichungen von Gesetzen und Ausnahmegenehmigungen, welche durch Verhandlung mit den zuständigen Stellen erreicht wurden.

Lese-Links:
Rezension zu Bryan Rigg "Juden in der Wehrmacht"
Wikipedia: Ausnahmeregelungen zu den Nürnberger Gesetzen
 
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Ich bin heute auf eine interessante Dokumentation aufmerksam geworden mit dem Titel "Die Soldaten mit dem halben Stern: Jüdische Mischlinge in der Wehrmacht". Leider darf man keine Links zu Youtube mehr einstellen, aber dort ist die Dokumentation in 6 Teilen zu finden.

Die Dokumentation beruht auf der Arbeit des bereits erwähnten Bryan Rigg. Vor allem waren die Interviews mit einigen der Betroffenen sowie die Schilderung der Familiengeschichten.

Jüdische Mischlinge durften bzw. mußten zwar in der Wehmacht dienen (s. hierzu Bundesarchiv - Das deutsche Militrwesen - Deutsches Reich 1933 - 1945 ), durften aber nicht zu Offizieren befördert werden. Einige von ihnen wurden allerdings mittels einer "Deutschblütigkeitserklärung" zu "arischen Deutschen". Im nachfolgenden Artikel ist ein interessanter Fall beschrieben, in dem zwei Brüder als Vierteljuden "arische Deutsche" werden wollten: einem (mit blonden Haaren) gelingt es, dem anderen (mit schwarzen Haaren) nicht (Dem Führer blond genug | Dossier | ZEIT ONLINE).
 
Den Nazis war das auch fast egal, welche Religion jemand angehörte, sie bewerteten Menschen nach ihrer Abstammung.
Es gab wahrscheinlich bis 150 000 sogenannte "Mischlinge" ("Halbjuden", "Vierteljuden", "Achteljuden" etc. im Sinne der Nürnberger Rassegesetze) in der Wehrmacht. Hierbei handelte es sich nicht um Angehörige der jüdischen Religionsgemeinschaft, denn diese wurden nach NS-Jargon wie "Volljuden" behandelt und aus der Wehrmacht ausgeschlossen.
"Mischlinge" konnten die Gleichstellung mit "Deutsch-Blütigen" beantragen. Es gab zahlreiche Abweichungen von Gesetzen und Ausnahmegenehmigungen, welche durch Verhandlung mit den zuständigen Stellen erreicht wurden.

Lese-Links:
Rezension zu Bryan Rigg "Juden in der Wehrmacht"
Wikipedia: Ausnahmeregelungen zu den Nürnberger Gesetzen

Bei Erhard Milch Udets Nachfolger als Generalluftzeugmeister bestand Unklarheit wegen der Abstammung. Als er 1933 Staatssekretär wurde, verbreiteten Gegner, er sei Halbjude. Göring hielt allerdings seine Fittiche über ihn, fälschte möglicherweise dessen Papiere und verkündete:

"Wer ein Jude ist, das bestimmen wir!"

Tatsächlich war die Einordnung in rassische Kriterien derartig verworren und in sich unlogisch, dass die Nazis selbst keine Einigung in diesem Punkt finden konnten. Einerseits betonten die Nazis, alleine rassische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, widersprachen sich aber selbst, indem "Geltungsjuden", also "arische" Konvertiten Juden gleichgestellt wurden, wobei das Bekenntnis zum Judentum stärker ins Gewicht fiel, als das "arische Blut". Mischlinge 1. Grades wurden Juden gleichgestellt, wenn sie erkennen ließen, dass sie in Opposition zum NS standen. Bei der Wannseekonferenz gerieten in diesem Punkt Wilhelm Stukart und andere Teilnehmer aneinander.

Heydrich und Gestapochef Müller wollten alle Mischlinge 1. Grades Juden gleichstellen, doch kam man in in diesem Punkt nicht zu einer verbindlichen Einigung erzielt werden. Es gab allerdings vage Planungen, "Mischlinge 1. Grades" zu sterilisieren.
 
Klar kann man zum Judentum übertreten. Warum sollte es keine Übertritte geben? (Vielleicht verstehe ich dich jetzt einfach falsch)

Grundsäzlich betreibt das Judentum keine Mission unter Nichtjuden. Man hat aber als Nichtjude auch die Möglichkeit zum Judentum überzutretten.

Ein Übertritt zum Judentum heisst Gijur. Dazu muss man sich an einen Rabbiner wenden. Dieser prüft ob man es mit dem Übertritt ernst meint. Wenn er einem annimmt, dann folgt eine ca. einjähriger Lernprozess. Man muss lernen nach jüdischen Regeln zu leben und man muss die hebräische Sprache erlernen. Zum Schluss des Gijur-Prozesses muss man eine Prüfung vor drei Rabbinern ablegen.

Ich glaube, dass dies eher selten stattfand im 19. Jahrhundert. Häufiger waren sicher die Übertritte von Juden zum Christentum. Alleine schon wegen dem latenten Antisemitismus dieser Zeit.

Die Frage nach der Definition wer Jude ist, ist auch heute noch sehr aktuell aufgrund der immer größeren Zahl von Christen in Israel welche sich als dem Volk Israel zugehörig fühlen.

Wie wenig die Nazigeschichtsschreibung mit echter Geschichte zu tun hat, zeigt meines Erachtens die Verfolgung der Roma, welche als einzigen europäisches Volk irgendetwas mit den Ariern des Irans und Nordindiens zu tun haben.
 
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