Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Was ich meine ist, daß die Quellen Kalkriese einfach nicht hergeben.
Ich muß dann in die "haud procul"-Diskussion einsteigen, oder wie Friebe gleich neu übersetzen bis alles passt.
Für sich betrachtet zieht die Argumentation einfach nicht.
Die Römer und Tacitus wußten, was geschehen war und wo das Schlachtfeld ungefähr lag. Es muß auch davon ausgegangen werden, daß Tacitus die Schlacht in den Annalen zu einem früheren Zeitpunkt ausführlicher beschrieben hatte, wobei diese Passagen die Jahrhunderte wohl nicht überstanden haben.
Dabei hat er wahrscheinlich Bezug auf frühere nachweislich bestehende Quellen genommen.
Was immer man unter dem Bereich Lippe-Ems versteht, so ist Kalkriese mindestens 100km Luftlinie nördlich gelegen. Bei einem Marsch über ungesichertes sumpfiges und wildes Gelände entspricht das voraussichtlich Tagesreisen im zweistelligen Bereich. Dies kann unter damaligen Bedingungen nicht mehr unter "haud procul" verstanden werden, egal wie man es dreht und wendet.
Umgekehrt ist ohne Widersprüche ziemlich einfach Kalkriese als Schlachtfeld aus den Feldzügen des Germanicus einzuordnen.
Gerade das Auffinden eines Walles, welcher bei Tacitus dezidiert beschrieben wird, spricht sehr dafür.
Insofern habe ich das Problem, daß nach den Quellen nichts für Kalkriese spricht, solange ich nichts Tacitus Angaben einer massiven Sachverhaltsquetsche unterziehe.
 
Ich muß dann in die "haud procul"-Diskussion einsteigen, oder wie Friebe gleich neu übersetzen bis alles passt.

Du kannst gerne in die haud procul-Diskussion einsteigen, den Weg will ich dir gerne weisen: http://www.geschichtsforum.de/f28/haud-procul-und-seine-bedeutung-bei-tacitus-28977/
Den zweiten Teil des Satzes könnte man als Beleidigung auffassen.

Die Römer und Tacitus wußten, was geschehen war und wo das Schlachtfeld ungefähr lag. Es muß auch davon ausgegangen werden, daß Tacitus die Schlacht in den Annalen zu einem früheren Zeitpunkt ausführlicher beschrieben hatte, wobei diese Passagen die Jahrhunderte wohl nicht überstanden haben.
Davon muss überhaupt nicht ausgegangen werden. Tacitus' Annalen setzen mit Augustus' Tod ein, die ersten Kapitel fassen dabei die Zeit von den Königen über die Republik bis Augustus' Herrschaftskonsolidierung zusammen.
Desweiteren ist Tacitus für die Varusschlacht sicherlich nicht die Königsquelle.

Dabei hat er wahrscheinlich Bezug auf frühere nachweislich bestehende Quellen genommen.
Das hat er nicht nur "wahrscheinlich" getan, er nennt Ross und Reiter: Plinius und Aufidius. Nur sind die entsprechenden Werke leider nicht auf uns gekommen, wir können nur mit dem vorhandenen Quellenmaterial arbeiten. Und das ist eben äußerst dürftig und dabei noch - selbst textimmanent! - widersprüchlich.

Was immer man unter dem Bereich Lippe-Ems versteht, so ist Kalkriese mindestens 100km Luftlinie nördlich gelegen.
Von Kalkriese 100 km nach Süden, da bist du schon an der Lippe.

Bei einem Marsch über ungesichertes sumpfiges und wildes Gelände entspricht das voraussichtlich Tagesreisen im zweistelligen Bereich. Dies kann unter damaligen Bedingungen nicht mehr unter "haud procul" verstanden werden, egal wie man es dreht und wendet.
In der Wissenschaft ist es dank archäologischer Forschungen (Siedlungsarchäologie, Archäobotanik) seit langem communis opinio, dass wir den lateinischen Quellen, was die Beschaffenheit Innergermaniens angeht, keinen Glauben schenken dürfen. Germanien bestand nicht nur aus Urwäldern und Sümpfen, wie es uns die Historiographen weismachen wollen.

Umgekehrt ist ohne Widersprüche ziemlich einfach Kalkriese als Schlachtfeld aus den Feldzügen des Germanicus einzuordnen.
Gerade das Auffinden eines Walles, welcher bei Tacitus dezidiert beschrieben wird, spricht sehr dafür.
Das Argument kenne ich, es wird wiederholt in diesem Thread aufgeführt. Problem: Tacitus beschreibt die Varusschlacht nicht. Wir kennen schlicht keine Einzelheiten zur Varusschlacht, die uns erlaubten, einen Wall für die Varusschlacht auszuschließen. Wir können aber sicher ausschließen, dass es sich bei dem Kalkrieser Wall um den sogenannten Angrivarierwall handelt oder um den Wall bei den pontes longi.

Insofern habe ich das Problem, daß nach den Quellen nichts für Kalkriese spricht, solange ich nichts Tacitus Angaben einer massiven Sachverhaltsquetsche unterziehe.

Wie gesagt, Tacitus ist weder die einzige Quelle, noch die Königsquelle. Wir können hier auch nur Wahrscheinlichkeiten annehmen, bis irgendwann der zweifelsfrei identifizierbare Besitz eines namentlich Bekannten aus der Varusschlacht gefunden wird. Und dass das passiert, ist äußerst unwahrscheinlich.
Eine "Sachverhaltsquetsche" ist es, wenn man annimmt, dass der Kalkrieser Wall mit seinen 400 Meterchen ein Grenzwall zwischen Cheruskern und Angrivariern sein könne, oder dass der gegen den Weg der Römer gerichtete Wall von den Römern errichtet worden sein könne.
 
El Quijote, endlich mal eine sachliche Diskussion Ich teile Deine Meinung zwar nicht ganz, aber ich glaube aus anderen Gründen als Du denkst.

1.
Ich kenne den "haud procul"-Thread und sehe keinen Anlaß, dies anders zu übersetzen, als "in unmittelbarer räumlicher Nähe". Wenn Tacitus darstellt, der teutoburgiensis saltus befindet sich in der Nähe des Gebiets der Brukterer zwischen Lippe und Ems, dann ist das auch genau so gemeint.
Dafür spricht auch, daß Germanicus das Schlachtfeld eigentlich "nebenbei" aufsucht, um die Toten zu begraben, da dies nicht sein militärisches Ziel ist.
Das Problem für uns ist, daß der römische Durchschnittsleser sich unter dem teutoburgiensis saltus etwas Konkretes vorstellen konnte und wir nicht.

2.
Was die Kenntnis der Römer betrifft, so bin ich schon der Auffassung, daß diese genau über die Vorgänge die zur Vernichtung der Legionen führten Bescheid wußten.
Die Schlacht war ein politisches und militärisches Großereignis, daß in den Köpfen der Menschen festsaß. Autoren wie Sueton, Horaz und Ovid erwähnen sie in einer Art und Weise, die erkennen läßt, daß das Ereignis-auch Dekaden später- nicht vergessen war.
Paterculus als Zeitgenosse beschreibt die Umstände der Kampagne und das Verhalten einzelner Protagonisten, wie des Vala sehr detailiert, wobei seine Beschreibung der eigentlichen Schlacht nicht überliefert ist.
Gleichfalls gab es wahrscheinlich noch eine Vielzahl von anderen Quellen, die heute unbekannt sind.
Tacitus hatte also genügend Quellen, auf die er sich stützen konnte.
Gleichfalls gab es Überlebende der Schlacht im Heer des Germanicus, die den Ort des Gefechts eindeutig lokalisieren konnten.
Spätestens durch die Aktion des Germanicus war das Schlachtfeld eindeutig festgestellt und bekannt.
Insofern vermute ich stark, daß Tacitus wußte wovon er sprach.

3.
Interessant finde ich auch die Lehren, die man anscheinend aus der Niederlage gezogen hatte. Unterstellt man einmal, daß sich Varus in Delbrück oder Haltern an der Lippe befunden hatte, so müßte er in nördlicher (oder nordöstlicher) Stoßrichtung in Richtung Ems marschiert sein. Das Operationsgebiet muß sich auf jeden Fall nördlich der heutigen Lippe befunden haben. Nach der Katastrophe wurde dies nie wieder versucht. Es ist bezeichnend, daß Germanicus den wesentlich aufwendigeren Weg über die Emsmündung bei allen nachfolgenden Feldzügen wählte und man offensichtlich nie wieder versuchte von Süden nach Norden durchzustoßen.
Dies läßt den Rückschluß zu, daß das Gebiet nördlich der Lippe entweder aufgrund des Geländes für größere Operationen nicht geeignet war oder das eine logistische Durchführung eines größeren Feldzugs abseits von Wasserstraßen nicht möglich war.

4. Warum kann man ausschließen, daß der Angrivarierwall in Kalkriese war ?

5.
Last but not least, was den Friebe betrifft. Man kann ja über alles diskutieren, gerade über die Varusschlacht. Die Grenze ist für mich aber dann erreicht, wenn hier Meinungen mit totalem Stuß als alleinseligmachend verkauft werden, und man auch noch den massiven Eindruck bekommt, daß der Hintergrund finanzieller Natur ist, oder um das eigene Ego zu füttern.
Ersteres sehe ich bei Kalkriese, letzteres bei Friebe.
 
Was ich meine ist, daß die Quellen Kalkriese einfach nicht hergeben.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Antworte ich trotzdem mal auf die Sache bezogen: Wie andere Diskutanten schon angemerkt haben, ist das alles lang und breit diskutiert worden. Deshalb ist Deine folgende Aussage völlig unhaltbar:

Umgekehrt ist ohne Widersprüche ziemlich einfach Kalkriese als Schlachtfeld aus den Feldzügen des Germanicus einzuordnen.

Die Fundsituation bei Kalkriese lässt es einfach nicht zu, den Ort als Pontes Longi oder Angrivarierwall anzusprechen. Denkbar wäre allenfalls ein bislang unbekanntes Gefecht unklarer Zeitstellung.

Was Du über Tacitus schreibst, ist ebenfalls nicht plausibel. Tacitus hat nirgendwo in seinen Werken die Absicht erkennen lassen, die militärisch-taktischen Hintergründe der Varusniederlage zu beleuchten. Das war nicht seine Absicht. Man kann sein Werk eher als "moralphilosophisch" bezeichnen.

Die von Dir angesprochene vermeintliche Distanz zwischen Lipps und "Ems" ignoriert die damaligen topografischen Verhältnisse. Man kann davon ausgehen, dass das Quellgebiet der Ems damals ein weitläufiges wasserreiches Gebiet mit zahllosen und ziemlich gleichartig erscheinenden kleinen Bächen und Flüsschen war. Damit stellt sich die Frage, was die Römer überhaupt meinten, wenn sie von "Ems" sprachen. Haben sie eine Quelle der Ems überhaupt erkannt? Oder haben sie den Fluss vielleicht erst von dem Ort an, da er ihnen als Fluss erschien, Ems genannt? Träfe letzters zu, würde Kalkriese sehr wohl zwischen Ems und Lippe liegen.

Das würde dann auch erklären, warum Germanicus acht Legionen eingesetzt hat, um das "Gebiet zwischen Lippe und Ems" zu verwüsten. Zwischen den heutigen Oberläufen der Flüsse ist ja nicht mal genug Platz, um auch nur eine Legion sinnvoll operieren zu lassen.

Hinzu kommt, dass Tacitus gar nicht schreibt, dass das Varusschlachtfeld zwischen Lippe und Ems gelegen habe. Er schreibt, das Gebiet zwischen Lippe und Ems sei verwüstet worden, die Truppen seien bis zu den äußeren Brukterern gezogen - und dann sei das Schlachtfeld "haud procul" gewesen und Germanicus habe plötzlich den unstillbaren Drang verspürt, die meuchlings gemetzelten Kameraden zu bestatten.

Warum nagt nur der Verdacht an mir, dass Du das alles längst weißt? :grübel:

MfG

P.S.: Erst nach dem Posten gelesen

3.
...
Das Operationsgebiet muß sich auf jeden Fall nördlich der heutigen Lippe befunden haben. Nach der Katastrophe wurde dies nie wieder versucht. Es ist bezeichnend, daß Germanicus den wesentlich aufwendigeren Weg über die Emsmündung bei allen nachfolgenden Feldzügen wählte und man offensichtlich nie wieder versuchte von Süden nach Norden durchzustoßen.

Und was ist mit Caecina?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne den "haud procul"-Thread und sehe keinen Anlaß, dies anders zu übersetzen, als "in unmittelbarer räumlicher Nähe". Wenn Tacitus darstellt, der teutoburgiensis saltus befindet sich in der Nähe des Gebiets der Brukterer zwischen Lippe und Ems, dann ist das auch genau so gemeint.
Dafür spricht auch, daß Germanicus das Schlachtfeld eigentlich "nebenbei" aufsucht, um die Toten zu begraben, da dies nicht sein militärisches Ziel ist.

Richtig, es ist nicht sein eigentliches militärisches Ziel: Aber offensichtlich ist ja während des Feldzuges, vielleicht, weil er so gut lief und die Chatten und Brukterer keinen nennenswerten Widerstand leisteten (es war ja schon der zweite Feldzug in diesem Jahr!) die Entscheidung getroffen worden, das Schlachtfeld zu besuchen. Und man stieß eben, wenn man Tacitus ernst nehmen darf, nicht mal eben nebenbei auf das Altschlachtfeld, sondern man bewegte sich, nachdem man die Brukterer besiegt hatte, bewusst dorthin. Leute mussten erst vorausgeschickt werden.

Das Problem für uns ist, daß der römische Durchschnittsleser sich unter dem teutoburgiensis saltus etwas Konkretes vorstellen konnte und wir nicht.

Naja, wenn ich irgendwelche geographischen Namen lese, Transsilvanien oder Hohe Tatra, dann weiß ich auch nur ungefähr, worum es sich handelt. Einem Römer, der keine Karten und Globen und ncoh weniger Fotos und Filme kannte, wird das noch schwerer gefallen sein, vor allem dann, wenn er Germanien nicht aus eigener Anschauung kannte. Da haben wir es heute einfacher. Langer Rede, kurzer Sinn: ich bezweifle, dass Tacitus selbst oder einer seiner Leser sich den saltus teutoburgensis vorstellen konnte.


Was die Kenntnis der Römer betrifft, so bin ich schon der Auffassung, daß diese genau über die Vorgänge die zur Vernichtung der Legionen führten Bescheid wußten.
Die Schlacht war ein politisches und militärisches Großereignis, daß in den Köpfen der Menschen festsaß. Autoren wie Sueton, Horaz und Ovid erwähnen sie in einer Art und Weise, die erkennen läßt, daß das Ereignis-auch Dekaden später- nicht vergessen war.

Das ist es ja eben: Sueton erwähnt es als Ereignis, aber neues erfahren wir von ihm nicht, auch keine Details zur Schlacht, eigentlich erfahren wir bei ihm nichts anderes, als bei Tacitus, von dem er wahrscheinlich abgeschrieben hat, nur dass Tacitus eben Annalistiker war (also Geschichte per annos beschrieb) und Sueton dies umordnete: Er schrieb bei Caligula über dessen Vater Germanicus, bei Tiberius und bei Augustus hjeweils einiges unchronologisch auf, was wir besser aufbereitet bei Tacitus finden.
Ovid schrieb nur über die Gerüchte, die ihm an der Schwarzmeerküste zu Ohren gekommen sind und beklagt geradezu die Kargheit der Informationen. Von Horaz ist mir keine Erwähnung der Varusschlacht bekannt, das wäre auch ganz wunderbar, dann müssten wir nämlich seinen Tod neu datieren.


Paterculus als Zeitgenosse beschreibt die Umstände der Kampagne und das Verhalten einzelner Protagonisten, wie des Vala sehr detailiert, wobei seine Beschreibung der eigentlichen Schlacht nicht überliefert ist.

Ja. Hilft uns also auch nicht wirklich weiter.


Gleichfalls gab es wahrscheinlich noch eine Vielzahl von anderen Quellen, die heute unbekannt sind.

Mit denen wir also schwerlich argumentieren können.

Tacitus hatte also genügend Quellen, auf die er sich stützen konnte.
Gleichfalls gab es Überlebende der Schlacht im Heer des Germanicus, die den Ort des Gefechts eindeutig lokalisieren konnten.
Spätestens durch die Aktion des Germanicus war das Schlachtfeld eindeutig festgestellt und bekannt.
Insofern vermute ich stark, daß Tacitus wußte wovon er sprach.

Was helfen uns Tacitus' Quellen, wenn Tacitus uns keine validen Informationen hinterlässt?! Es gibt bei Tacitus keine Beschreibung der Varusschlacht, es gibt bei ihm nur eine ungenaue Lokalisierung, eben haud procul von dem Gebiet zwischen Ems und Lippe, nichts valides.
Selbst wenn der alte Cornelius näheres wusste, er hat es uns nicht überliefert.

Interessant finde ich auch die Lehren, die man anscheinend aus der Niederlage gezogen hatte. Unterstellt man einmal, daß sich Varus in Delbrück oder Haltern an der Lippe befunden hatte, so müßte er in nördlicher (oder nordöstlicher) Stoßrichtung in Richtung Ems marschiert sein. Das Operationsgebiet muß sich auf jeden Fall nördlich der heutigen Lippe befunden haben. Nach der Katastrophe wurde dies nie wieder versucht. Es ist bezeichnend, daß Germanicus den wesentlich aufwendigeren Weg über die Emsmündung bei allen nachfolgenden Feldzügen wählte und man offensichtlich nie wieder versuchte von Süden nach Norden durchzustoßen.

Das sind weitreichende Schlussfolgerungen. Folgt man Cassius Dio, befand sich Varus vor der Niederlage an der Weser. Von dort aus soll er in "weit entfernte Gebiete" gelockt worden sein. Dies wird gerne als "über die Weser hinweg" interpretiert, ist aber keineswegs gesichert, genauso wenig wie gesichert ist, dass Cassius Dio in dieser Hinsicht überhaupt glaubwürdig ist, immerhin ist er der einzige, der Details zur Varusschlacht kennt, und das 200 Jahre später. Aber was machte Tiberius in den Monaten direkt nach der Schlacht, wo operierte er? Und von Germanicus wissen wir, dass er Caecina mit 40 Kohorten durch das Gebiet der Brukterer an die Ems schickte (Tac. ann I, 60). Wenn man davon ausgeht, dass er von Vetera aus los zog (oder von der Lippe (Aliso?)?), dann zog er eben doch genau durch das Gebiet, durch welches du behauptest, sei nach der Varusschlacht kein Römer mehr gezogen.


4. Warum kann man ausschließen, daß der Angrivarierwall in Kalkriese war ?
Habe ich doch geschrieben. Oder glaubst du, dass die Grenze zwischen zwei Stammesgebieten durch einen gerade einmal 400 Meter langen Wall markiert würde, der zudem noch Ausfalltore und vorgelagerte Gräben (wozu?!) hat?

Last but not least, was den Friebe betrifft. Man kann ja über alles diskutieren, gerade über die Varusschlacht. Die Grenze ist für mich aber dann erreicht, wenn hier Meinungen mit totalem Stuß als alleinseligmachend verkauft werden, und man auch noch den massiven Eindruck bekommt, daß der Hintergrund finanzieller Natur ist, oder um das eigene Ego zu füttern.
Ersteres sehe ich bei Kalkriese, letzteres bei Friebe.
Um ehrlich zu sein: Über Friebe möchte ich nicht diskutieren, dazu ist mir meine Zeit schlicht zu schade.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was das strategische betrifft, so hast du mich mißverstanden.

Die ersten römischen Vorstöße richteten sich vom Rhein aus nach Westen, an der Lippe entlang. Darüber geben die Lager Haltern, Delbrück und Oberaden Auskunft.
Varus befand sich an seinem Ausgangspunkt vermutlich an der Lippe. Nach der Schlacht wurden die Lager zerstört oder verlassen.
Germanicus hatte also bei seinem Feldzug gegen die Bructerer, rechtsrheinisch keine größeren Stützpunkte zur Verfügung. Zumindest also nicht von dem Volumen eines Zwei-Legionen-Lagers.
Germanicus versucht dann die Bructerer in die Zange zu nehmen, und schifft sich zur Emsmündung ein, um diese herunterzufahren.
Die Kavallerie überquert im Gebiet der Friesen, also wesentlich weiter nördlich den Rhein.
Was Caecina betrifft, kann ich den Text nur so interpretieren, daß dieser sich ebenfalls vom Rhein aus Richtung Westen in das Gebiet der Bructerer begeben hat.
Dies ist auch strategisch sinvoll, da man die Bructerer, die es in diesem Feldzug zu bestrafen gilt, von Westen und Norden her angreift.
Es wird aber überhaupt nicht versucht, sich dem Gebiet von Süden her zu nähern, was letztendlich von den Lippelagern her, der kürzeste Weg wäre.
Germanicus nimmt mit seinem Hauptheer bewußt den längeren, kostenintensiveren und auch gefährlicheren Reiseweg

Dies läßt für mich den Rückschluß zu, daß man zu dem Ergebnis gekommen war, daß Operationen von der Lippe aus nach Norden nicht möglich waren.
Da man kurz nach der Varusniederlage zu diesem Ergebnis gekommen ist, sehe ich auch einen unmittelbaren Zusammenhang.

Meine Vermutung ist, daß es nicht möglich war, mehrere Legionen nördlich der Lippe von dieser aus zu unterstützen, so daß aufgrund der Geländebeschaffenheit das logistische Operationsgebiet massiv eingeschränkt war.
Immerhin stellt die Versorgung von 20000 Mann eine gigantische Aufgabe dar, die nördlich der Lippe nicht bewerkstelligt werden konnte.

Darum habe ich persönlich auch ein Problem mit Kalkriese, da ich mir nicht vorstellen kann, daß Varus ohne Versorgung durch Schiffe -und ohne einen eigentlichen offiziellen Feldzug und Auftrag- 100 km nach Norden marschiert ist.
 
@historyferret:

Ich kann deinen Ausführungen durchaus folgen. Allerdings gibt es zuviel Unbekannte in deiner Rechnung.

Wir wissen nicht wo sich das Sommerlager des Varus befunden hat.

Unterstellen wir ein Sommerlager irgendwo an der Weser, so ist es möglich, daß Varus garnicht erst Richtung Lippe gezogen ist, sondern den Hellweg entlang des Wiehengebirges marschiert ist.

Ich bin mir auch nicht sicher ob die Versorgung der Legionen wirklich eine so große Herausforderung für die Römer war. Nach nahezu zwei Jahrzehnten in Germanien kannte man die wichtigsten Nachschubwege. Und ein erfahrener Mann wie Varus es sicherlich war, hätte den "kleinen Umweg" sicherlich nicht in Kauf genommen, wenn die Versorgung der Truppen nicht gesichert war. Unterstellt man ein Sommerlager an der Weser, so hat diese eine wahrscheinlich wichtige Funktion zur Versorgung der Legionen per Schiff dargestellt.
 
Germanicus hatte also bei seinem Feldzug gegen die Bructerer, rechtsrheinisch keine größeren Stützpunkte zur Verfügung. Zumindest also nicht von dem Volumen eines Zwei-Legionen-Lagers.

Aliso, immerhin das einzige unter seinem römischen Namen bekannte rechtsrheinische Lager, blieb bestehen. Vielleicht auch andere Lager, je nachdem ob sich Frontinus auf Aliso bezieht, oder nicht. Und Tiberius blieb ja die Jahre nach der Varusschlacht auch nicht untätig hinterm Rhein sitzen, wenn wir auch nicht so gut informiert sind, wie bei Germanicus - was aber v.a. an Tacitus' Sympathie für den Neffen und Antipathie für den Onkel liegt. Dass Aliso auch noch Jahre nach der Varusschlacht intakt war, erfahren wir daraus, dass Germanicus es 16 n. Chr. entsetzt.

Germanicus versucht dann die Bructerer in die Zange zu nehmen, und schifft sich zur Emsmündung ein, um diese herunterzufahren.
Die Kavallerie überquert im Gebiet der Friesen, also wesentlich weiter nördlich den Rhein.
Was Caecina betrifft, kann ich den Text nur so interpretieren, daß dieser sich ebenfalls vom Rhein aus Richtung Westen in das Gebiet der Bructerer begeben hat.

Und wie du in einem deiner vorherigen Beiträge richtig geschrieben hast, war für einen solchen Feldzug ein Wasserweg notwendig. Dafür kommt nur die Lippe in Frage, weshalb wir auch hypothetisch das gegenüber der Lippemündung gelegenen Vetera/Xanten als Ausgangspunkt für Caecina annehmen dürfen. Abgesehen von der geostategisch günstigen Ausgangslage Veteras für einen Feldzug gegen die Brukterer zwischen Ems und Lippe ist Caecina in Tac. ann. I, 45 und 48 in Vetera nachzuweisen.

Dies ist auch strategisch sinvoll, da man die Bructerer, die es in diesem Feldzug zu bestrafen gilt, von Westen und Norden her angreift.
Es wird aber überhaupt nicht versucht, sich dem Gebiet von Süden her zu nähern, was letztendlich von den Lippelagern her, der kürzeste Weg wäre.
Germanicus nimmt mit seinem Hauptheer bewußt den längeren, kostenintensiveren und auch gefährlicheren Reiseweg

Dies läßt für mich den Rückschluß zu, daß man zu dem Ergebnis gekommen war, daß Operationen von der Lippe aus nach Norden nicht möglich waren.
Da man kurz nach der Varusniederlage zu diesem Ergebnis gekommen ist, sehe ich auch einen unmittelbaren Zusammenhang.

Du solltest dir wirklich noch einmal eine Karte zur Hand nehmen und schauen, woher die Rrömer kamen. Jemand der von Vetera aus an die Ems zieht, für den ist die Lippe zunächst der beste Begleiter, mindestens bis Haltern, dem mutmaßlichen Aliso.

Darum habe ich persönlich auch ein Problem mit Kalkriese, da ich mir nicht vorstellen kann, daß Varus ohne Versorgung durch Schiffe -und ohne einen eigentlichen offiziellen Feldzug und Auftrag- 100 km nach Norden marschiert ist.
Dann solltest du noch einmal Caesar lesen und recherchieren, wie dieser sich in Gallien versorgen ließ. Du kannst davon ausgehen, dass Varus das ganz ähnlich machte: Aus dem Land heraus. Solange man sich mit den Germanen im Einvernehmen glaubte, brauchte man nämlich die Logistik nicht in dem Maße. Für Germanicus galt das nicht. Der hatte die Germanen als Feinde, bzw. die, welche Hilfstruppen stellten (Chauken, Friesen), denen konnte er aufgrund der Varusschlachterfahrung nicht so weit vertrauen, dass er seine Versorgung ihnen überließ. In (vermeintlichen) Friedenszeiten ist die Versorgung eben einfacher zu bewerkstelligen, als im Krieg, in dem die Einheimischen die Taktik der verbrannten Erde anwenden (Tac. ann. I, 60). Wer allerdings sagt, dass Varus unmöglich in Kalkriese untergegangen sein kann, der muss auch erklären, wie in Kalkriese ein römisches Schlachtfeld liegen kann.
 
Die ersten römischen Vorstöße richteten sich vom Rhein aus nach Westen, an der Lippe entlang. Darüber geben die Lager Haltern, Delbrück und Oberaden Auskunft.
Den "ersten römischen Vorstößen" ist nur Oberaden zuzurechnen. Haltern und Delbrück (ich nehme mal an, Du meinst Anreppen) sind späteren Datums. Die sind entstanden, als der Krieg in der Region schon "gewonnen" war.

Was Oberaden betrifft, lässt sich nicht sagen, woher Drusus gekommen ist, als er diesen Standort für ein dauerhaftes Lager gewählt hat. Da sich der Feldzug jedoch in erster Linie gegen die Sugambrer richtete, ist es kaum plausibel, dass die Römer nur entlang der Lippe von West nach Ost vorgestoßen wären. Caesar ist (vermutlich) bei Bonn über den Rhein gegangen, um die Sugambrer zu züchtigen. Deren Siedlungsgebiet hat sich demnach (möglicherweise) von der Sieg bis zur Lippe erstreckt und sie wären nur mit Gefechten in Lippe-Nähe nicht zu besiegen gewesen.

Das "möglicherweise" habe ich eingefügt, weil es mir zweifelhaft erscheint, dass es zu jener Zeit schon Großstämme mit so ausgedehnten Siedlungsgebieten gab. Es gibt die Theorie, dass erst die Anwesenheit der Römer zur Herausbildung so großer Sozialstrukturen geführt hat - und dass diese Strukturen zu Beginn noch recht instabil waren. Aber das ist eine andere Geschichte...

Betrachtet man die römischen Lager späterer Zeitstellung, dann bilden die "Ketten", die entlang der wichtigen Flüsse von Westen nach Osten verlaufen. Auf jeden Fall entlang der Lippe, vermutlich auch entlang des Main. Die Flüsse waren dabei in erster Linie Versorgungswege. Und Versorgungswege führt man nicht direkt aus eigenem Gebiet mitten in die Kampfzone hinein. Man sichert einen Bereitstellungsraum - von dem aus Truppen in den Einsatz geschickt und Nachschub verteilt wird. Die Ausrichtung der römischen Lagerkette von Westen nach Osten deutet also darauf hin, dass der Vorstoß eben genau NICHT nach Osten vorgetragen wurde.

Die Flüsse markierten demnach nicht die Vorstoßrichtung. Sie waren die Bereitstellungsräume. Von diesen gesicherten, befestigten und zudem durch Straßen erschlossen Linien aus erfolgte der weitere Vorstoß Richtung Norden. Ich meine hier insbesondere den Main und die Lippe. Tacitus´ Annalen belegen, dass von Mainz aus immer wieder Feldzüge unternommen wurden, die in Richtung Lippe zielten. Dass bei Kalkriese gekämpft wurde, ist ebenfalls unstrittig, selbst wenn man dort nicht den Ort der Varusschlacht sieht. Mit großer Wahrscheinlichkeit lag die Operationsbasis der römischen Truppen, die dort gekämpft haben, in den Lippelagern. Von der Lippe-Linie aus führte offenbar eine ausgebaute Signalkette nach Norden (Sparrenberger Egge).

Varus befand sich an seinem Ausgangspunkt vermutlich an der Lippe. Nach der Schlacht wurden die Lager zerstört oder verlassen.
Woraus schließt Du das? Keine der uns bekannten Quellen deutet irgendwas in dieser Richtung an. Nicht mal Florus.

Aliso, immerhin das einzige unter seinem römischen Namen bekannte rechtsrheinische Lager, blieb bestehen.
...
Und wie du in einem deiner vorherigen Beiträge richtig geschrieben hast, war für einen solchen Feldzug ein Wasserweg notwendig. Dafür kommt nur die Lippe in Frage, weshalb wir auch hypothetisch das gegenüber der Lippemündung gelegenen Vetera/Xanten als Ausgangspunkt für Caecina annehmen dürfen.

Eben. Und selbst wenn wir nicht annehmen, dass Caecina den Wasserweg gewählt hat: Entlang der Lippe gab es offenbar eine gut ausgebaute Römerstraße. Caecina hätte völlig verblödet sein müssen, wenn er die für seinen Aufmarsch nicht genutzt hätte.

Übrigens glaube ich tatsächlich, dass sein Aufmarsch landgestützt war. Mag sein, dass er Nachschubgüter wie Lebensmittel mit Booten parallel zum Marschweg seiner Truppen verlegt hat. Die Truppen selbst sind aber vermutlich auf dem Landweg marschiert.

MfG
 
Klar Aliso, aber wo isses?
Wenn ich die archeologischen Befunde richtig verstehe kann es nicht Anreppen, Haltern oder Oberaden gewesen sein, da diese über die Niederlage hinaus nicht existierten.
Wenn ich mich recht erinnere, wurde es auch meist als castellum und nicht als castra bezeichnet, was gegen ein größeres Lager spricht.
Ich denke, daß Aliso als Ausgangspunkt für größere Operationen eher nicht in Betracht kommt. Vieles spricht auch dafür, daß Aliso in unmittelbarer Rheinnähe liegt, also unweit von Vetera.
Ansonsten hätte sich die Besatzung schwer dahin durchschlagen können, im übrigen scheint es kurz nach der Niederlage wieder in Betrieb genommen worden zu sein, was auch für eine Nähe zum Rhein spricht. Es scheint auf jeden Fall soviel strategischen Wert gehabt zu haben, daß man nicht drauf verzichten konnte oder wollte.
Was Tiberius nach der Niederlage für Feldzüge führte, wissen wir natürlich nicht genau. Nach Paterculus müßte ja alles super gewesen sein, und die Feldzüge des Germanicus waren völlig unnötig. Paterculus schrieb aber wohl noch zu Lebzeiten des Kaisers, der ähnlich wie Friebe Kritik nicht als weiterführend bewertete.
Auf jeden Fall scheint er sich nicht entlang der Lippe bewegt zu haben, da die dortigen Legionslager wohl nicht mehr in Betrieb genommen wurden.

Mit Caecina liegst du m. E. falsch.
Caecina marschierte vom Rhein Richtung Osten -wahrscheinlich über die pontes longi- zur Ems, um sich dort mit Germanicus zu vereinigen.
Daß er über Haltern und die Lippe marschierte, ist weder von Tacitus berichtet, noch geben die archeologischen Spuren darüber Auskunft.
Dann hätte Caecina auch wieder das Lager Haltern in Betrieb nehmen müssen, um seine Versorgung sicherzustellen.
Gleichfalls wissen wir nicht, ob Vetera sein Ausgangspunkt war, oder ob er weiter nördlich den Rhein überquerte.
Du hast völlig recht, daß entlang der Lippe über Haltern der kürzeste und gangbarste Weg gewesen wäre. Aber dieser wurde anscheinend nicht gewählt.
Genausowenig hat Germanicus diesen Weg gewählt, sondern seine Truppen über die Ems eingeschifft, was sicherlich weiter, kostenintensiver, logistisch anspruchsvoller und gefährlicher war.
Ich sehe den Grund darin, daß der Marsch des Caecina zur Ems das Äußerste war, was eine dementsprechende Armee als Autonomie bewältigen konnte.
Die Kontingente des Caecina müßten mit vierzig Kohorten der Armee des Varus vergleichbar gewesen sein. Allerdings bewegten sich diese auf einer bekannten Strecke und konnten auf einen Versorgungspunkt an der Ems zumarschieren, dessen Entfernung zumindest ungefähr bekannt war.
Allerdings scheint dies alles knapp kalkuliert gewesen zu sein, da Caecina auf dem Rückweg in erhebliche Bedrängnis kommt, was auch an der mangelnden Versorgung liegt.

Was die Versorgung betrifft, so kommt es letztendlich darauf an, in welchem Umfang die Truppen autonom agieren konnten. Selbst bei einer vorsichtigen Schätzung kann man vermuten, daß Varus Truppen 15000-20000 Mann betrugen und davon eher letzteres. Wenn ein Legionär ein Pfund Nahrungsmittel am Tag verbrauchte, stellt dies einen täglichen Nachschubbedarf von 10 Tonnen dar.
Das ist eine Kolonne von hundert Maultieren.
Die Legionäre führten selbst mehrere Tagesrationen mit sich, waren diese verbraucht, mußte requiriert oder auf Nachschub gewartet werden.
Im Gegensatz zu Gallien gab es in Germanien keine oppida oder andere größere Siedlungen, so daß ich vermute, daß eine Versorgung aus dem Land heraus in Germanien unmöglich war.
Woher ich das weiß? Germanicus und Tiberius ernährten sich offensichtlich auch nicht aus dem Land.
Caesar hat auch keine Flotte von 100 Schiffen gebraucht, um die Versorgung seiner Truppen sicherzustellen. Hätte er es, wäre er der erste, der darüber geschrieben hätte.
 
Eben. Und selbst wenn wir nicht annehmen, dass Caecina den Wasserweg gewählt hat: Entlang der Lippe gab es offenbar eine gut ausgebaute Römerstraße. Caecina hätte völlig verblödet sein müssen, wenn er die für seinen Aufmarsch nicht genutzt hätte.

Übrigens glaube ich tatsächlich, dass sein Aufmarsch landgestützt war. Mag sein, dass er Nachschubgüter wie Lebensmittel mit Booten parallel zum Marschweg seiner Truppen verlegt hat. Die Truppen selbst sind aber vermutlich auf dem Landweg marschiert.

Davon ist auszugehen, die Truppen zu Fuß, die Lebensmittel getreidelt per Prahme.

Klar Aliso, aber wo isses?
Wenn ich die archeologischen Befunde richtig verstehe kann es nicht Anreppen, Haltern oder Oberaden gewesen sein, da diese über die Niederlage hinaus nicht existierten.

Haltern existierte recht sicher über 9 n. hinaus. Es ist nur nicht sicher, dass Haltern Aliso ist, es ist aber ein ziemlich heißer Kandidat.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde es auch meist als castellum und nicht als castra bezeichnet, was gegen ein größeres Lager spricht.

Ich wüsste nicht, dass castellum und castrum oder castra Größenbezeichnungen sind. Bei Frontinus jedenfalls wird von einer castra geredet, wobei wir nur aufgrund der Nennung des Namen Caedi<ci>us (Achtung, Leidener Klammersystem beachten!) annehmen können, dass es sich um Aliso handelt, wo der praefectus castrorum Caedicius laut Velleius Dienst tat oder sich hingeflüchtet hatte. Auch hier wieder ist von der castra oder dem castrum die Rede, das lässt sich nicht so genau entscheiden. Tacitus dagegen redet vom castellum Lupiae und vom castellum Alisonem.

Ich denke, daß Aliso als Ausgangspunkt für größere Operationen eher nicht in Betracht kommt. Vieles spricht auch dafür, daß Aliso in unmittelbarer Rheinnähe liegt, also unweit von Vetera.
Ansonsten hätte sich die Besatzung schwer dahin durchschlagen können, im übrigen scheint es kurz nach der Niederlage wieder in Betrieb genommen worden zu sein, was auch für eine Nähe zum Rhein spricht. Es scheint auf jeden Fall soviel strategischen Wert gehabt zu haben, daß man nicht drauf verzichten konnte oder wollte.

Das ist recht widersprüchlich. Entweder hatte es strategische Bedeutung, oder es hatte sie nicht und kam dann auch nicht für größere Operationen in Frage. Und was heißt unweit? Sind 60 km weit? Und wieso dauerte es solange bis Asprenas sich entschloss Aliso zu entsetzen bzw. wie konnten sich die Germanen trauen Aliso mehrfach (9 und 16) zu belagern, wenn es so nah am Rhein gewesen sei? Imho muss Aliso nah genug gewesen sein, um sich durchzuschlagen (dabei aber Frauen und Kinder zurücklassend!!! Scheint also doch nicht so einfach gewesen zu sein), dabei aber weit genug entfernt, dass man es belagern konnte bzw. beim Anmarsch der Römer rechtzeitig die Belagerung aufheben konnte.
Frontinus berichtet von großen Scheunen (horrea), durch welche die Römer die gefangenen Germanen führten. Wozu die vielen großen Scheunen, in einem kleinen Lager?
Zuletzt spricht für die Größe des Lagers Aliso der Umstand, dass es das einzige namentlich bekannte rechtsrheinische Lager war. Niemand macht sich die Mühe eine Klitsche zu nennen.

Was Tiberius nach der Niederlage für Feldzüge führte, wissen wir natürlich nicht genau. [...] Auf jeden Fall scheint er sich nicht entlang der Lippe bewegt zu haben, da die dortigen Legionslager wohl nicht mehr in Betrieb genommen wurden.

Wie gesagt: Aliso blieb in Betrieb.

Mit Caecina liegst du m. E. falsch.
Caecina marschierte vom Rhein Richtung Osten -wahrscheinlich über die pontes longi- zur Ems, um sich dort mit Germanicus zu vereinigen.

Ich kann für die Sachverhalte nichts. Aber es ist nun mal leider so, dass Caecina in Xanten stationiert war und Xanten an der Lippemündung lag. Hier gab es ausgebaute römische Marschwege (archäologisch nachgewiesen!) und bei Haltern kreuzte eine Nordsüdverbindung die Lippe. Anzunehmen, Caecina hätte die Lipperoute nicht benutzt ist aus diesem Grunde schlicht unvernünftig. An der Lippe bestand die notwenige Infrastruktur, nicht irgendwo auf der roten Erde des Münsterlandes.

Pontes longi kann auch nach dem taciteischen Zeugnis, wenn man es denn ernst nehmen wollte, nicht auf dem Anmarschweg des Caecina gewesen sein: "Caecina dubitanti, quonam modo ruptos vetustate pontes reponeret simulque propulsaret hostem - Caecina war im Zweifel, wie er die alten Brücken (Bohlenwege) wiederherstellen und gleichzeitig den Feind zurückschlagen sollte" (Tac. ann I, 64). Ergo ist Caecina nicht über die pontes longi zur Ems marschiert, weil sie aufgrund ihres Alters nicht intakt waren, bzw. er hätte sie, wenn er hierher gekommen wäre schon auf dem Hinweg wiederherstellen müssen, macht das aber erst auf dem Rückweg.

Dann hätte Caecina auch wieder das Lager Haltern in Betrieb nehmen müssen, um seine Versorgung sicherzustellen.

Das Lager Haltern gilt nach aktuellem Forschungsstand bis mindestens 16 in betrieb. Solltest du als Kalkriesekritiker wissen, da damit der Halternhorizont für die Münzbestimmung von Kalkriese nach Meinung einiger Kalkriesekritiker wackele.
Gleichfalls wissen wir nicht, ob Vetera sein Ausgangspunkt war, oder ob er weiter nördlich den Rhein überquerte.

Laut Tacitus war er in Vetera stationiert. (Tac. ann. I, 45 und 48)



Was die Versorgung betrifft, so kommt es letztendlich darauf an, in welchem Umfang die Truppen autonom agieren konnten. Selbst bei einer vorsichtigen Schätzung kann man vermuten, daß Varus Truppen 15000-20000 Mann betrugen und davon eher letzteres. Wenn ein Legionär ein Pfund Nahrungsmittel am Tag verbrauchte, stellt dies einen täglichen Nachschubbedarf von 10 Tonnen dar.
Allein Weizen wurde schon mit zwei sextarii auf jeden Legionär berechnet, das sind 960 g, sind max. 5,225 t pro Legion pro Tag, alos bei Vollstärker der drei Legionen, von der wir allerdings nicht ausgehen dürfen 15,6 t am Tag. Auf ein Maultier sind 135 kg zu berechnen (alle Zahlen nach Kathrin Jaschke, basierend auf historischen Quellen). Das wären dann 115 Maultiere für den Bedarf eines Tages. Ein Feldzug von vier Monaten würde dann ca. 13.900 Maultiere benötigen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Und damit haben nur die Legionäre ihr Grundnahrungsmittel. Verfeinerungen (Speck, Käse), Getränke (posca, ggf. Wein), Nahrungsmittel für die Tiere und begleitende Zivilisten wären noch gar nicht dabei. Und wer würde die 14.000 Maultiere versorgen? Dagegen eine Prahme, die kann locker 25 t transportieren.
Wie gesagt: Germanicus und Caecina standen vor diesem Problem, was auch ein weiterer Grund ist, weshalb Caecina so weit wie möglich die Lippe hochgezogen sein wird und weshalb Germanicus den, wie du sagst, gefährlichen Weg über die Nordsee in Kauf genommen hat - der war vor allem dann notwendig, wenn man auch nördlich der Ems operieren wollte!

Im Gegensatz zu Gallien gab es in Germanien keine oppida oder andere größere Siedlungen, so daß ich vermute, daß eine Versorgung aus dem Land heraus in Germanien unmöglich war.
Du solltest dich dringend mal mit den Texten des Siedlungsarchäologen Heiko Steuer befassen.

Woher ich das weiß? Germanicus und Tiberius ernährten sich offensichtlich auch nicht aus dem Land.
Caesar hat auch keine Flotte von 100 Schiffen gebraucht, um die Versorgung seiner Truppen sicherzustellen. Hätte er es, wäre er der erste, der darüber geschrieben hätte.

Das habe ich auch nicht geschrieben: Caesar hat aber die gallischen Stämme dazu gezwungen, ihn zu versorgen. Die Querelen, die er mit ihnen hatte, nehmen einen breiten Raum in seinen Kommentaren ein und waren nach seinem eigenen Zeugnis Grund für die Aufstände etwa der Belger. Ebenso wird Varus vorgeworfen, er habe Germanien ausgepresst und damit möglicherweise den Verrat des Arminius erst provoziert. Wie dem auch sei: während Varus sich im Freundesland wähnte und auf die Versorgung durch die germanischen Stämme zählen konnte, konnten Tiberius und Germanicus dies nicht mehr und waren schon deshalb viel stärker auf die Flüsse als Transportwege angewiesen, als Varus. Wer auch immer meint, Kalkriese sei für Varus mit drei nicht erreichbar gewesen, muss selbiges in noch viel stärkerem Maße für Tiberius, Germanicus und Caecina mit sechs bis acht Legionen und zusätzlich verbrannter Erde annehmen.
 
Es ist mir btw. völlig unklar, wie man bei der Information, dass das ganze Land zwischen Ems und Lippe verwüstet wurde bzw. werden sollte, die Lippe als Aufmarschweg negieren kann.
 
Klar Aliso, aber wo isses?
Wenn ich die archeologischen Befunde richtig verstehe kann es nicht Anreppen, Haltern oder Oberaden gewesen sein, da diese über die Niederlage hinaus nicht existierten.
Für Oberaden und Anreppen stimmt Deine Aussage, für Haltern vermutlich nicht. Stichwort: Skelette im Töpferofen. Haltern scheint demnach auch nach der Varusniederlage in römischer Hand geblieben zu sein. Die Schriftquellen sagen dazu nichts eindeutiges, aber in der Summe deutet alles darauf hin, dass Aliso als einziges rechtsrheinisches Lager nicht erobert wurde. Das wäre ein Beleg, dass Haltern Aliso gewesen sein könnte.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde es auch meist als castellum und nicht als castra bezeichnet, was gegen ein größeres Lager spricht.
Ich denke, daß Aliso als Ausgangspunkt für größere Operationen eher nicht in Betracht kommt.
Aha.

Vieles spricht auch dafür, daß Aliso in unmittelbarer Rheinnähe liegt, also unweit von Vetera.
Unmittelbar. Unweit. Meinst Du etwa "haud procul"? :devil:

Ja, Aliso hat sicher in "Schlagdistanz" von Vetera gelegen. Was das bedeutet, könnten wir allerdings nur ermessen, wenn wir genau wüssten, welche Distanzen römische Legionen unter solchen Bedingungen zurücklegen konnten und welche Marschentfernungen ihnen noch "taktisch hinnehmbar" erschienen sind. Nur mal als Denkanstoß: Die Römer hatten keine Hemmungen, um die Zeitenwende herum in nenneswerter Stärke bei Kalkriese zu kämpfen und sie hatten keine Bedenken, knapp 250 Jahre später mit schweren Legionseinheiten im Harz zu operieren. Was spricht jetzt dagegen, dass sie eine Distanz von zwei Tagesmärschen (höchstens!) zwischen Vetera und Haltern noch als "unweit" oder "in unmittelbarer Nähe" betrachtet haben?

Ansonsten hätte sich die Besatzung schwer dahin durchschlagen können,...
Sie mussten es ja auch nicht allein tun. Asprenas ist ihnen entgegengekommen.

...im übrigen scheint es kurz nach der Niederlage wieder in Betrieb genommen worden zu sein, was auch für eine Nähe zum Rhein spricht.
Womit wieder die Frage auftaucht, was "Nähe" bedeutet. Ist aber auch egal. Wenn ich mich nicht irre, war es Paterculus, der geschrieben hat, dass Tiberius nach der Varusniederlage vorsichtig damit begonnen hat, rechtsrheinische Lager und Wege wieder herzustellen. Rechtsrheinische Römerstraßen kennen wir - nördlich des Main - nur entlang der Lippe.

Mit Caecina liegst du m. E. falsch.
Caecina marschierte vom Rhein Richtung Osten -wahrscheinlich über die pontes longi- zur Ems, um sich dort mit Germanicus zu vereinigen.
Daß er über Haltern und die Lippe marschierte, ist weder von Tacitus berichtet, noch geben die archeologischen Spuren darüber Auskunft.
Wer hat behauptet, dass es archäologische Spuren gibt, die seinen Marschweg erkennen lassen? Wir haben nur Tacitus. Und der schreibt, dass das halbe Heer mit Schiffen über die Ems ins Kampfgebiet verlegt wurde, die andere Hälfte durch das Gebiet der Brukterer herangeführt wurde und Pedo die Reiterei auf einem dritten Weg zu Treffpunkt geführt hat. Klassisch: Getrennt marschieren, vereint schlagen. Daraus, dass Caecina auf seinem Weg zum Treffpunkt die Brukterer geschlagen und ihr Gebiet verheert hat, kann man aber schließen, dass er von Süden gekommen sein muss. Hast Du nicht selbst geschrieben, dass die ganze Operation dazu gedient hätte, die Brukterer in die Zange zu nehmen? Übrigens eine Interpretation, an der ich schwere Zweifel habe. So genau ließen sich die Aktionen mit damaligen Kommunikationsmitteln gar nicht abstimmen. Meiner Ansicht nach ging es nur darum, diese gewaltige Anzahl von Soldaten - acht Legionen plus Reiterei plus Hilfstruppen - zu einem Aufmarschpunkt zu bringen. Auf nur einem Weg wäre das kaum möglich gewesen.

Dann hätte Caecina auch wieder das Lager Haltern in Betrieb nehmen müssen, um seine Versorgung sicherzustellen.
Wieso?

Du hast völlig recht, daß entlang der Lippe über Haltern der kürzeste und gangbarste Weg gewesen wäre. Aber dieser wurde anscheinend nicht gewählt.
Woraus schließt Du das?

Genausowenig hat Germanicus diesen Weg gewählt, sondern seine Truppen über die Ems eingeschifft, was sicherlich weiter, kostenintensiver, logistisch anspruchsvoller und gefährlicher war.
Blöds... Tschuldichung! Wenn wir Tacitus vertrauen, wissen wir doch, warum Germanicus diesen Weg gewählt hat: Weil er auf die Weise Truppen und Nachschub gleichzeitig ans Ziel bringen konnte, ohne dass er angreifbar war. Steht explizit in den Annalen. Also keineswegs anspruchsvoller, und schon gar nicht gefährlicher.

Was die Versorgung betrifft, so kommt es letztendlich darauf an, in welchem Umfang die Truppen autonom agieren konnten. Selbst bei einer vorsichtigen Schätzung kann man vermuten, daß Varus Truppen 15000-20000 Mann betrugen und davon eher letzteres. Wenn ein Legionär ein Pfund Nahrungsmittel am Tag verbrauchte, stellt dies einen täglichen Nachschubbedarf von 10 Tonnen dar.
Das ist eine Kolonne von hundert Maultieren.
Was willst Du damit sagen? Dass alle Schriftquellen falsch sein müssen, weil die Römer gar keine Möglichkeit hatten, Truppen so tief im Feindesland zu versorgen? Die Schlachtfelder bei Kalkriese und am Harzhorn oder die Lager bei Anreppen oder meinetwegen Hedemünden (am Harz!) sind Fälschungen? Wer sind dann die Fälscher? Der Vatikan?

Die Legionäre führten selbst mehrere Tagesrationen mit sich, waren diese verbraucht, mußte requiriert oder auf Nachschub gewartet werden.
In Germanien gab es nichts zu requirieren, da es dort keine Überschusswirtschaft gab. Trotzdem hat das römische Reich es geschafft, tief in Germanien über Jahre hinweg Lager aufrecht zu erhalten, in denen zahlreiche Legionäre stationiert waren. Nimm doch nur mal Oberaden: Das ist das größte römische Lager, das je irgendwo ausgegraben wurde. Und es hat jahrelang bestanden und war ganzjährig belegt.

Du magst das für unmöglich halten. Die Römer dachten anders.

Das ist wie die Sache mit der Hummel: Legt man die Gesetze der Aerodynamik zugrunde, dann kann die Hummel nicht fliegen. Die Hummel kennt die Gesetze der Aerodynamik aber nicht, und deshalb fliegt sie trotzdem.

MfG
 
Wenn wir Tacitus vertrauen, wissen wir doch, warum Germanicus diesen Weg gewählt hat: Weil er auf die Weise Truppen und Nachschub gleichzeitig ans Ziel bringen konnte, ohne dass er angreifbar war. Steht explizit in den Annalen. Also keineswegs anspruchsvoller, und schon gar nicht gefährlicher.

In 99% deiner Ausführungen gehe ich mit dir d'accord, in diesem Fall jedoch muss ich dir widersprechen. Tacitus berichtet ja von mehreren Problemen, welche die Legionen auf dem Wasserweg hatten: Zunächst lagen die Schiffe im Wattenmeer fest, dann kam es um den 23. September des Jahres 15 (zur Tag- und Nachtgleiche) zu einer verheerenden Flut, welche die Römer unter Befehl des Germanicus und des Vitellius vor große Probleme stellte, viele kostete diese Spring- oder Sturmflut auch das Leben. (Tac. ann. I, 70) Ähnlich erging es Germanicus im Herbst 16 (Tac. ann. II, 23 - 26).
Warum also benutzte Germanicus wiederholt die Seeroute? Schlicht, um die Versorgung der Truppen möglichst sicher zu stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist eher auszuschließen. Im Ggt., er trennte die Truppen ja sogar, um sie an einem vereinbarten Treffpunkt zusammenzuführen, von dem aus er dann weiter marschierte. Das ein- und ausschiffen ist bei Tacitus jeweils erwähnt.
 
In 99% deiner Ausführungen gehe ich mit dir d'accord, in diesem Fall jedoch muss ich dir widersprechen. Tacitus berichtet ja von mehreren Problemen, welche die Legionen auf dem Wasserweg hatten: Zunächst lagen die Schiffe im Wattenmeer fest, dann kam es um den 23. September des Jahres 15 (zur Tag- und Nachtgleiche) zu einer verheerenden Flut, welche die Römer unter Befehl des Germanicus und des Vitellius vor große Probleme stellte, viele kostete diese Spring- oder Sturmflut auch das Leben. (Tac. ann. I, 70) Ähnlich erging es Germanicus im Herbst 16 (Tac. ann. II, 23 - 26).
Warum also benutzte Germanicus wiederholt die Seeroute? Schlicht, um die Versorgung der Truppen möglichst sicher zu stellen.

Du hast natürlich Recht. Ich hatte das Risiko nur in möglichen Kampfhandlungen gesehen und an die Sache mit der Sturmflut gar nicht mehr gedacht. Auf hoher See ist man halt vor gar nichts sicher. Und als Römer selbst im Wattenmeer nicht :still:. Natürlich hat er den Seeweg gewählt, um den Nachschub sicher zu stellen - und möglichst keinen verwundbaren Tross mitzuschleifen.

MfG
 
Die Grenze ist für mich aber dann erreicht, wenn hier Meinungen mit totalem Stuß als alleinseligmachend verkauft werden, und man auch noch den massiven Eindruck bekommt, daß der Hintergrund finanzieller Natur ist, oder um das eigene Ego zu füttern.
Ersteres sehe ich bei Kalkriese, letzteres bei Friebe.

Ich finde es immer toll, wenn der Eindruck erweckt wird, dass es bei Kalkriese ausschließlich und nur um finanzielle Interessen geht, der archäologische Befund dabei vollkommen vernachlässigt oder ignoriert wird. Ob es dir passt oder nicht, ob es du ignorierst oder nicht, aber für Kalkriese spricht archäologisch gesehen zumindest genauso viel - oder genauso wenig - wie für die anderen Möglichkeiten, die man in Kalkriese sehen will.

Und überhaupt: Sind bei Kalkriese-Leugnern, die vielleicht aus der Lippegegend kommen, keine finanziellen Hintergründe erkennbar? Wollen die die Varusschlacht nicht auch deswegen weiter bei sich haben, weil sie fürchten, dass weniger Touristen ins Land kommen, wenn Varus plötzlich nicht mehr im Lipperaum gestorben sein sollte? Es geht auch immer ums Geld, keine Frage. Aber die Leute in Kalkriese sind nicht die einzigen, bei denen auch finanzielle Interessen eine Rolle spielen.
 
Ich finde es immer toll, wenn der Eindruck erweckt wird, dass es bei Kalkriese ausschließlich und nur um finanzielle Interessen geht, der archäologische Befund dabei vollkommen vernachlässigt oder ignoriert wird. Ob es dir passt oder nicht, ob es du ignorierst oder nicht, aber für Kalkriese spricht archäologisch gesehen zumindest genauso viel - oder genauso wenig - wie für die anderen Möglichkeiten, die man in Kalkriese sehen will.

Und überhaupt: Sind bei Kalkriese-Leugnern, die vielleicht aus der Lippegegend kommen, keine finanziellen Hintergründe erkennbar? Wollen die die Varusschlacht nicht auch deswegen weiter bei sich haben, weil sie fürchten, dass weniger Touristen ins Land kommen, wenn Varus plötzlich nicht mehr im Lipperaum gestorben sein sollte? Es geht auch immer ums Geld, keine Frage. Aber die Leute in Kalkriese sind nicht die einzigen, bei denen auch finanzielle Interessen eine Rolle spielen.

Also die Kalkrieser haben diees Ereignis schon ziemlich für sich vereinahmt. Richtig Klasse sind die Schilder auf der Landstrasse. Ein Pfeil mit der Aufschrift "Varusschlacht". So nach dem Motto: Zur Varusschlacht hier entlang. Irgendwer hat auch einmal den Vorschlag gemacht die Schilder auf der Autobahn "Varusschlacht im Osnabrücker Land" zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen. Eigentlich gibt es für die Kalkrieser doch schon gar kein zurück mehr. Und das ohne jeglichen Beweis. Aber diesen Zwiespalt zwischen Archäologie und Marketing wird es wohl immer geben.

Ich gebe dir recht, daß finanzielle Interessen auch an einem anderen Ort eine ebenso wichtige Rolle spielen würden. Insofern ist die Vermarktung in der heutigen Zeit eigentlich völlig normal.
Die Lipper, ja die machen manchmal den Eindruck eines Kindes, dem jemand das Lieblingsspielzeug weggenommen hat. Jetzt sind wir wieder beim Lokalpatriotismus der bei diesem Thema wohl nicht wegzudenken ist.

Ach man dreht sich im Kreis...:grübel:
 
Die braunen Autobahnschilder, die auf kulturelle Sehenswürdigkeiten hinweisen, sind aber Sache der für die Autobahnen zuständigen Behörden, da können die Kalkrieser erst mal gar nichts dran machen. Das Frageszeichen war ein Vorschlag der Schoppes und es war eigentlich weniger als Vorschlag gedacht sondern diente als Illustration eines ihrer Texte.
 
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