Zur Legions- und Kohortenzeichnung:
Das sind private Besitzerinschriften, so als würde heute jemand auf den Gewehrkolben mit Edding seinen Namen schreiben.
In der Tat sind die häufigsten Inschriften auf römischer Militärausrüstung eben genau das. Gerade die Helme weisen oft Namen des Besitzers und den Verweis auf den Kohorten- oder Alenchef auf (seltener der Turma).
Die geregelte Nennung der Legion findet sich dann z.B. auf den Grabsteinen. Beispiele dafür wurden etwa behandelt in "Geritzt und Entziffert", Verweise finden sich auch in den meisten Arbeiten um Besitz der Legionare und Begleitbänden wie "Hinter eiserner Maske" vom RLM.
Dort gibt es übrigens eine ganze Reihe von Helmen der in augusteiischer / tiberianischer Zeit üblichen Helme mit genau diesen Inschriften zu sehen.
Leibhusar schrieb:
Grundsätzlich habe ich Wehrdienstleistende nicht mit römischen Legionären verglichen, eher habe ich versucht die Sinnhaftigkeit, Nutzen und den möglichen Zweck des Markierens zu eruieren.
Der Sinn des Vergleiches ist denke ich klar geworden, es hätte seiner nur nicht bedurft. Ein Vergleich der vorhandenen Inschriften / Ritzungen auf römischer Ausrüstung bringt das gewünschte Ergebnis.
Kohortenkennungen sind in Bezug auf die Identifizierung der beteiligten Truppen belanglos.
Wie du selbst ja später anerkennst ist das falsch. Die Anwesenheit der Ersten Kohorte schließt beispielsweise kleinere Scharmützel irgendwelcher Vexillationes oder Alae aus. Dabei handelt es sich dann um einen starken Hinweis auf Legionsanwesenheit.
Sollte das Umfeld dann gewertet werden als: "hier kann keine große Schlacht / keine große Anzahl Legionare gewesen sein", muß sich die Frage stellen: warum dann die Erste? Diese ist ja eben doch ein Hinweis auf eine bestimmte Zusammensetzung der Truppe.
Wissenschaftlich interessanter ist die Legionskennung LPA („legio prima augusta“) auf dem Mundblech einer Schwertscheide.
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Wie auch immer. Als gesichert kann gelten, dass LPA eine Legionskennung darstellt.
Es ist eine
mögliche Lesung. Gesichert ist sie nicht, es gibt wie gesagt mehr als einen Punkt der Kritik daran.
- ab ca. 19v.Chr. transport einer verbotenen Bezeichnung, die als Bestrafung aberkannt wurde
- ab ca. 19v.Chr. transport dieser Zeichnung an einem Verschleißgegenstand fraglicher Wertigkeit
- bei Tac. ann. 1,42 findet sich der Verweis dass die LEG I Germanica bereits 14 n.Chr. den neuen Beinamen Germanica erhielt. Dieser taucht hier nicht auf, obwohl:
Der Stolz der römischen Legionäre war da schon etwas ausgeprägter.
- auch betrachtete die Tradition von Legio I Augusta zu Legio I Germanica bereits Ritterling kritisch. Es ist nicht zweifelsfrei und endgültig geklärt, ob die beiden Truppen wirklich identisch sind. Es bestehen Lücken und die genannte Tacitusstelle kann als ein Hinweis auf eine Aufstellung durch den Kaiser gelesen werden (wenn es auch kein muß ist).
"Gesichert" ist dies also nicht.
Als Gegenbeispiel sei die Reaktion in der Namensgebung in Sachen damnatio memoriae genannt. Die von Domitian mit dem Titel "pia fidelis" ausgezeichneten Einheiten verzichteten auf das D(omitiana) in der Titulatur nach dessen Ermordung, obwohl sie mit der damnatio nicht einverstanden waren.
Willst Du damit sagen, eine Kennung verliert nach 30 Jahren ihre Gültigkeit? Hätte der Besitzer das „A“ auskratzen müssen?
Er will damit sagen, dass hier eine Kennzeichnung 30 Jahre lang transportiert worden sein müßte. Diese lange Zeit einer Ausrüstungsweitergabe (gerade einem so geringwertigen aber starkem Verschleiß ausgesetzten Ausrüstungselement) ist eher unwahrscheinlich oder zumindest kritisch zu betrachten.
Edit: etwas klarer formuliert.