Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Ich kann der These wie sie WQ formuliert hat auch etwas abgewinnen. Ein Erfindung der Bestattung jedoch, würde dann auch den Abstecher zum Schlachtfeld mehr oder weniger sinnlos machen, dann liese sich damit immer mehr "Wegkürzen".

Was für eine "Erfindung" des Tumulus sprechen könnte wäre der Zeitgeist. Das Mausoleum Augusti war auch wie ein Tumulus geblidet und daher würd es sinn machen, dass man Germanicus eine Errichtung eines solches Bauwerks zuschreibt.
 
Und dann schreibt er, dass die Germanen ein Jahr später diesen Tumulus wieder zerstörten, damit kein Römer auf die Idee kommt, ihn aufzusuchen (und den Schwindel bemerkt hätte). Das ist genial !! :rofl:

Stimmt, die Annalen (II, 7) berichten von der Zerstreuung des erst kürzlich errichteten Tumulus. Die Stelle hatte ich nicht auf dem Schirm.
 
Na ja, Übertreibungen schließe ich nicht aus, aber so ganz phantasieren konnte Tacitus nicht. Immerhin gab es um 100 n.Chr. noch ein paar andere Büchlein, die von diesen Feldzügen berichteten. Und zwar wahrscheinlich weitaus ausführlicher, als die Beschreibungen des Tacitus.
Dass er trotz allem sein Werk mit einem Grabhügel "schmückte", ist reine Spekulation.
 
Jetzt mal wieder ernsthaft:
Der Grabhügel (oder das, was von ihm übrig blieb) ist noch nicht gefunden worden. Punkt.
 
Na siehst du, das meinte ich. Glaubst du das ernsthaft? :rofl:

Ich verstehe Dich gerade nicht. Vielleicht übersetze ich aber auch schlicht falsch.
"tumulum tamen nuper Varianis legionibus structum et veterem aram Druso sitam disiecerant."
Doch den kürzlich den Legionen des Varus errichteten tumulus und den alten Altar des Drusus zerstreuten sie.
 
Ich bezog mich nicht auf dich, was im übrigen so auch nicht ganz korrekt ist, denn immerhin wurde nur eine nicht (und immer noch nicht) beantwortete Frage erneut gestellt, die du nicht beantwortest.
Ich meinte das tumulus-Gespräch, obwohl wir darüber doch lang anhaltend sprachen.
 
Bestattung durch Germanicus und Tumulus

Zunächst: ich möchte mit diesem Beitrag weder primär die Knochengruben von Kalkriese bewerten, noch mich dazu äußern, wer sie warum angelegt haben könnte, sondern einige allgemeine Anregungen bieten:

Was wissen wir über den "Bestattungsvorgang" der Toten der Varusschlacht bzw. deren Überreste durch Caesar Germanicus, über den evt. errichteten Tumulus, seine Gestalt und seine Verortung? Was ist wahrscheinlich?

1. Quellen

1.1 Pub. Cornelius Tacitus
"Da ergriff den Caesar (Germanicus) das Verlangen, den Soldaten und ihrem Feldherrn die letzte Ehre zu erweisen...
...Mitten auf dem Felde lagen bleichende Knochen, zerstreut oder in Haufen, je nachdem sie von Flüchtigen oder einer noch Widerstand leistenden Truppe stammten. Daneben lagen zerbrochene Waffen und Pferdegerippe...
...So bestattete das Römische Heer...6 Jahre nach der Niederlage die Gebeine der drei Legionen. Da wußte niemand, ob er die Reste Fremder oder die seiner Angehörigen mit Erde bedeckte, begruben sie sie alle as Freunde und Blutsverwandte...Das erste Rasenstück zur Errichtung des Grabhügels legte der Caesar hin. so erwies er den Toten den größte Liebesdienst..."

1.2 C. Suetonius Tranquillus:
"...Wo er (Germanicus) Grabmäler berühmter Männer fand, pflegte er ihrem Andenken Totenopfer darzubringen. Als er die verwitterten und verstreuten Überreste der bei der Niederlage des Varus Erschlagenen unter einem gemeinsamen Grabhügel zu bestatten beschloß, ging er als erster daran, diese mit eigener Hand aufzulesen und zusammenzutragen..."

1.3. Cassius Dio:
"Germanidus drang auf seinem Feldzug gegen die Kelten (Keltoi=Germanen in diesem Falle) erfolgreich bis an den Ozean vor, errang über die Barbaren einen überwältigenden Sieg, ließ die Gebeine der unter Varus Gefallenen sammeln und bestatten..."

2. Was ist unter dem Begriff "Bestattung, bestatten" zu verstehen?

2.1 Einleitung: Die "klassische" Bestattungsart der frühen Kaiserzeit ist bekanntermaßen -neben der selteneren Körperbestattung* - die Brandbestattung. Dazu wird der Körper des Verstorbenen auf eine Totenliege gebahrt und auf den familieneigenen oder öffentlichen Verbrennungsplatz (Ustrina) gebracht. Zusammen mit der Liege wird der Tote dort auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Danach wird der Leichenbrand (d.h. die Asche des Toten) und eventuell unverbrannte Knochenreste (z.B. Zähne) eingesammelt.

2.2 Varianten der Brandbestattung:
2.2.1 Bestattungen unter Verwendung von Urnen
a) Urnenbestattung: Der ausgelesene Leichenbrand in eine Urne verbracht und ggf. mit Beigaben in einer Grabkammer niedergelegt.
b) Bei der Brandschüttungsbestattung werden Brandasche und -schutt vom Scheiterhaufen in eine vorbereitete Grube eingebracht. Der ausgelesene Leichenbrand ruht in einer Urne darüber. Diese Urne kann auch aus vergänglichem Material sein.
2.2.2 Bestattungen ohne Urne
Nicht immer wird der Leichenbrand von der Asche der Kleidung des Toten und den Scheiterhaufenresten ausgelesen und gesondert in einem Gefäß niedergelegt.
a) Für die Brandgrubenbestattung gilt das selbe wie für 2.2.1 b), wobei bei der Leichenbrand innerhalb der gesamten Grubenverfüllung verteilt liegt.
b) Bei einer Bustumbestattung wird der Tote auf einem über oder in einer Grube (Bustum) errichteten Scheiterhaufen verbrannt. Durch die starke Hitzeeinwirkung beim Verbrennungsvorgang werden Grubenwände und -boden gerötet, bisweilen sogar verziegelt.

2.3 Zwischen-Bemerkung: Die unter 2.1 beschriebenen Vorgänge und unter 2.2 genannten Varianten beziehen sich auf Einzelbestattungen. Was geschieht "klassischerweise" bei einer Massenbeisetzung von Toten etwa nach einer Schlacht? Vielleicht hat jemand noch mehr Quellen http://www.geschichtsforum.de/images/smilies/winke.gif

3. Massenbestattungen im Gefolge von Schlachten

3.1 Quellen

3.1.1 Homer:
"(Die Troianer) legten gehäuft auf die Scheiter die Leichname, traurigen Herzens, zündeten an das Feuer und kehrten zum heiligen Troia. Also auch dort entgegen die hellumschienten Achaier (=Griechen), legten gehäuft auf die Scheiter die Leichname, traurigen Herzens, zündeten an das Feuer... Jetzo erhob um den Brand sich erlesenes Volk der Achaier. Einen Hügel umher erhoben sie draußen versammelt, allen zugleich im Gefild."

3.1.2 T. Livius:
"Er (Hannibal) ließ die Gefallenen (der Schlacht von Cannae) verbrennen"

3.1.3 R. Pirling:
"...der Pferdekadaver lag zusammen mit viel Holzkohle, verstreuten Brandknochen und einzelnen Scherben in einer relativ sorgfältig ausgeschachteten rechteckigen Grube mit teilweise verziegelter Wandung. Möglicherweise handelt es sich ganz konkret um den Überrest eines großen Scheiterhaufens zur Verbrennung von Gefallenen. Der Scheiterhaufen war ... nicht auf dem Grund der Grube (Bustum) sondern über der Grube aufgeschichtet, so daß die Anlage der Grube vielleicht nur einen technischen Zweck (Kamin) verfolgt hat"
zit. aus "Die Funde aus den Röm. Gräbern von Krefeld-Gellep"

3.2. Bemerkung:
Bei Cannae wurden – meiner trüben Erinnerung nach – unlängst verziegelte Grubenreste gefunden, die auf eine karthagische Bustum-Verbrennung von gefallenen Römern deuten. Daß dieser Brauch bis mindestens zum 3. Jhd gepflegt wurde beweisen die Ausgrabungen in Krefeld-Gellep fort.
Wiewohl eine Verbrennung menschlicher Überreste nach so langer Lagerzeit aus hygienischen Gründen nicht mehr vonnöten gewesen wäre, ist m. E. nach davon auszugehen, daß auch die teilweise vergangenen Knochen von der Varusniederlage verbrannt worden sind. Die Tatsache, daß weder Tacitus, noch Sueton oder Dio von einer "Verbrennung" berichten, widerspricht dieser Annahme nicht, da es sich doch für Zeitgenossen um das Vorauszusetzende gehandelt haben kann*

4. Wie könnte der Tumulus ausgesehen haben.

Germanicus war der ranghöcht-mögliche Vertreter seines Adoptivvaters und Kaisers Tiberius. Daher erscheint mir eine italische Form des Tumulus als die wahrscheinlichste. Mitten im Feindesland und unter (zumindest latenter) Bedrohung durch Feindangriffe kann eine architektonische Ausgestaltung m. E. ausgeschlossen werden. Tacitus erwähnt, daß er mit von Legionären gestochenen Grassoden bedeckt war.
Es dürfte sich daher also um eine stumpfkegelförmige Erdanschüttung mit nicht allzu starkem Neigungswinkel gehandelt haben, da sonst ein Abrutschen der Grassoden zu erwarten gewesen wäre; im Speziellen, da ja im inneren Germaniens mit ständig starken Regengüssen zu rechnen war.

5. Lozierung des Tumulus.
5.1 Möglichkeiten in Anbetracht von dessen Funktion:
5.1.1 als Grabmal auf dem Schlachtfeld oder in dessen unmittelbarer Nähe über einer zentralen Knochengrube, bzw. über dem zentralen Bustum, falls die sterblichen Überreste verbrannt worden sind (siehe 3.2),
5.1.2 als tumulus honorarius, d. h. als Kenotaph auf dem Schlachtfeld oder in dessen unmittelbarer Nähe bei vorausgesetzter Verlochung der sterblichen Überreste mit/ohne Verbrennung.

5.2 Möglichkeiten unter Berücksichtigung von Schlachtverlaufs-Varianten:
5.2.1 im Falle des Schlachtverlaufs laut C.Dio
a) am Ort des Schlachtbeginns d.h. in schluchtenreichem, unebenem Gelände unter dicht und überhoch gewachsenen Bäumen (Dio 56: 20,1)
b) am Ort der Verbrennung des Trosses (Dio 56: 21,1)
c) am Ort der Vernichtungsschlacht, d.h. 4. Tag "Tod von Varus und Officieren" (Dio 56: 21,5; 22,1-2)
d) auf der Strecke zwischen diesen Orten oder unmittelbar daneben.

5.2.2 im Falle des Schlachtverlaufs laut Florus**
a) im Sommerlager des Varus
b) in unmittelbarer Nähe dazu.

6. Schlußbemerkungen:
6.1 Zur Wahrscheinlichkeit der Existenz eines Tumulus: Mit einem Grabhügel am Schlachtort konnte sich Germanicus sowohl in die Tradition der Hellenen (Tumuli f. die gefallenen Griechen bei Marathon und Plataiai) als auch der Troianer stellen und wie sein Vater Drusus seine claudische Frömmigkeit unter beweisen. Wiewohl Sueton bei seiner Überlieferung von Germanici Schlachtfeldbesuch einen allgemeinen Pietäts-Topos aufgreift ("Wo er Grabmäler berühmter Männer fand, pflegte er ihrem Andenken Totenopfer darzubringen") läßt sich damit nicht herleiten, daß der bei Tacitus und Sueton erwähnte Grabhügel nur eine fromme Mär ist.
Es läßt sich nicht ausschließen, doch ist dies m. E. nach unwahrscheinlich.

6.2 Aufgrund meiner oben dargelegten Überlegungen ist es für mich so gut wie ausgeschlossen, daß es sich bei dem nur lit. überlieferten Grabhügel um einen Kenotaph handelte, wie beim Drusus-Stein in Mainz, dessen noch heute sichtbare Reste wohl nicht die ursprüngliche Gestalt des Tumulus widerspiegeln, sondern als spätere, flavierzeitliche(?) Rekonstruktion in monumentalen Formen interpretiert werden, die vermutlich aufgrund von Zerstörungen 69/70 notwendig wurde.
Dagegen, daß die mühsam zusammengesammelten Überreste in Einzel-Gruben verlocht wurden, spricht auch – selbst wenn keine Verbrennung in Art der Bustum-Bestattung erfolgt sein sollte – spricht auch Suetons Überlieferung, Germanicus habe "...die verwitterten und verstreuten Überreste...unter einem GEMEINSAMEN Grabhügel" bestatten lassen.***

7. Fußnoten:
* Von Blitzen getötete Römer werden traditionell ohne Verbrennung bestattet. Und die soll es ja lt. Dios Schlachtbericht massenhaft gegeben haben ;) Aber dazu kann ich nur mit catonischer Beharrlichkeit auf den Florus-Thread verweisen http://www.geschichtsforum.de/images/smilies/sonstige/devil.gif

** dem weder Velleius Paterculus noch Tacitus widersprechen. Ceterum censeo...http://www.geschichtsforum.de/images/smilies/sonstige/devil.gif

***abgesehen davon, daß das Schlachtfeld dadurch wie ein Maulwurfsacker ausgesehen hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr fleißige Arbeit. Allerdings sind folgende Dinge zu bedenken: Der Grabstein von Marcus Caelius(CIL 13, 08648) spricht von ossa, also 'Knochen' und bei Tacitus heißt es nicht wörtlich "bestattet", sondern die Knochen dreier Legionen - wobei sie die Überreste, die sie bargen, nicht nach Freund und Feind zu unterscheiden vermochten - wurden mit Erde bedeckt ("trium legionum ossa nullo noscente, alienas reliquias an suorum humo tegeret").
http://www.geschichtsforum.de/f80/gefallenenentsorgung-vergangener-zeiten-22936/
http://www.geschichtsforum.de/f27/leichenfestspiele-18225/
http://www.geschichtsforum.de/f27/bestattung-im-antiken-griechenland-14328/
Pausanias schreibt über die Schlacht von Marathon, er erwähnt die Gräber der verschiedenen griechsichen Parteien, die Perser hätten laut Athenern ein eigenes Grab erhalten, aber seien nur in einen Graben geworfen worden.
 
Der Grabstein von Marcus Caelius(CIL 13, 08648) spricht von ossa, also 'Knochen' ...

Hierzu: ja, aber – ich bin ja nu kein Epigraphiker – gehst du denn davon aus, daß die Fehlstelle anders ergänzt werden müßte, als es die Lehrmeinung vorschlägt? "[ce]cidit bello variano ossa [...]nferre licebit."
Die Unterschriften unter den seitl. Büsten "M. Caelius M. L. Privatus" und "M.Caelius M. L. Thiaminus" würde ich mit M[arci] L[ibertus] ergänzen, aber da weißt du sicherlich mehr.
Und dann paßt doch auch die klass. Ergänzung "cecidit bello variano (punkt) OSSA [LIBERTORUM i]nferre licebit." als durch Pub. Caelius ausgesprochene Bestattungs-Erlaubnis für den Hausstand eines renommierten Offiziers.
Daß mit "ossa" jene des Caelius gemeint sein könnten, erschließt sich mir nicht. Und gemeinhin wird ja der Caelius-Stein auch als Kenotaph bezeichnet.

...bei Tacitus heißt es nicht wörtlich "bestattet"...

Hierzu: Gebe ich zu!

...die Knochen dreier Legionen...wurden mit Erde bedeckt.

hierzu: Entkräftet m. E. nach nicht meine unter 3.2 ausgeführten Überlegungen: Vergil trennt doch auch (urbanen?) Aschen(-schutt) von (zweifelsfrei verbrannten) Knochen: "Non media de gente Prygum exedisse nefandis urbem odiis satis est nec poenam traxe per omnem reliquias Troiae: cineres atque ossa peremptae insequitur"
Ein "Os" kann eben nur ein Knochen sein, aber auch ein verbrannter Knochen. Es kommt auf den Zusammenhang an. Und das "mit Erde bedecken" legt für mich einen (Brand-?)bestattungszusammenhang nahe.
Aber was erzähl ich Dir Linguarum latinae ac hispanicae magister?
http://www.geschichtsforum.de/images/smilies/top.gif

Unsereiner ist ja nur Küchenlateiner.

Danke für die Links, welche ich noch nicht durchgelesen habe, da ich grade im 18. Jahrhundert weilte...

Beste Grüße
Momus, der Restromane
PS: Mein "Linguarium" jetzt beendet???;-))
 
Kurz was zum Caelius Stein. Ich nehme an, du hast die Inschrift bei Wikipedia entnommen.
Folgt man der CIL-Ausgabe, findet sich kein Hinweis auf das Wort "Libertus", zumal es auch auf der Tabula Ansata nicht den Platz gibt, Libertus /Liberti ( es waren ja mehrere) einzufügen.
Hier die Inschrift aus der Clauss-Slaby Datenbank:

M(arcus) Caelius M(arci) l(ibertus) Privatus // M(arcus) Caelius M(arci) l(ibertus) Thiaminus // M(arco) Caelio T(iti) f(ilio) Lem(onia) Bon(onia) // |(centurioni) leg(ionis) XIIX ann(orum) LIII s(emissis) / [ce]cidit bello Variano ossa / nferre licebit P(ublius) Caelius T(iti) <f=E>(ilius) / Lem(onia) frater fecit

Darüber hinaus hat die Bestattungsart ja nur relativ wenig mit den Grabkörper zu tun in dem die sterb. Überreste dann bestattet werden. Wobei ich es mir problematisch Vorstelle, geeignetes Holz, für eine ordentliche Brandbestattung zu bekommen.
 
War zwar nicht Wikipedia aber weniger prominent als der Corpus Inscriptorum.

Ahhhh. Das mit dem Platzmangel für libertorum stimmt! (habe nochmal den Stein gewälzt)
Dann heißts natürlich: (Seine) Gebeine können hier bestattet werden.
(hab die Stelle nicht mehr parat, aber bezieht sich wohl auf den Zorn des Augustus die Schmachbefleckten nicht mehr nach Italia(???) zu lassen.)

Dennoch ist das Monument wohl eher als Kenotaph zu deuten, denn private Bestattungsexpeditionen ins Innere Germaniens sind – angesichts der unerfüllbaren Aufgabenstellung, unter Tausenden den Richtigen zu finden – doch kaum denkbar.

Und Feuerholz gibts doch weidlich genug in den hercynischen Wäldern!!! Mehr als genug. Auch wenn´s bisweilen feucht ist – vom ewigen Regen und Nebel dort – und nur qualmt.

Natürlich ist es schwierig, an einem regnerischen Tag nach mehreren regnerischen Tagen* einen einzelnen – relativ frischen – Varus im Angesicht der anstürmenden Barbarenhorden zu verbrennen (Gebleichte Knochenmassen vergehen auf einem ordentlichen Bustum-Scheiterhaufen sicherlich besser!). Aber schon in dieser Notsituation – Verbrennung im Gange eines Feindangriffs – hat es an Feuerholz nicht gemangelt.

Ossa sind doch (nicht nur aber auch) verbrannte Knochen – wenn man das Ausgelassene als das Vorauszusetzende annimmt. Dann stürzt der Scheiterhaufen mitsamt den Knochen darauf ein, fällt in die Grube und das ganze wird mit Erde bedeckt.

Lieben Gruß
Momus, Restromane

* WENN man meint, Dio Glauben schenken zu müssen (siehe Florus-Thread!)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Grabstein von Marcus Caelius(CIL 13, 08648) spricht von ossa, also 'Knochen'...

Hierzu: ja, aber – ich bin ja nu kein Epigraphiker – gehst du denn davon aus, daß die Fehlstelle anders ergänzt werden müßte, als es die Lehrmeinung vorschlägt?
Wozu? Es geht um de Niederlegung von Gebeinen, nicht um die Niederlegung von Asche.

Daß mit "ossa" jene des Caelius gemeint sein könnten, erschließt sich mir nicht.
Das ist für meine Argumentation auch irrelevant. Siehe oben.

...die Knochen dreier Legionen...wurden mit Erde bedeckt.

hierzu: Entkräftet m. E. nach nicht meine unter 3.2 ausgeführten Überlegungen: Vergil trennt doch auch (urbanen?) Aschen(-schutt) von (zweifelsfrei verbrannten) Knochen: "Non media de gente Phrygum exedisse nefandis urbem odiis satis est nec poenam traxe per omnem reliquias Troiae: cineres atque ossa peremptae insequitur."
Ein "Ossum" kann eben nur ein Knochen sein, aber auch ein verbrannter Knochen. Es kommt auf den Zusammenhang an. Und das "mit Erde bedecken" legt für mich einen (Brand-?)bestattungszusammenhang nahe.
Wenn man tatsächlich von Wäldern und Sümpfen ausgeht in denen die Schlacht stattgefunden hat, dürfte es ohne ausreichende Brandbeschleuniger ziemlich schwierig gewesen sein, die Gebeine dreier Legionen zu verbrennen. Um den Bogen zu Kalkriese zu schlagen: Auch dort hat man gebranntes Knochenmaterial gefunden. Allerdings in den Spuren des vor der Schlacht dort gelegenen Gehöfts, welches zum Zeitpunkt der Schlacht nicht mehr bewirtschaftet wurde. Die der dort stattgefundenen Schlacht zuordenbaren Knochen waren unverbrannt.
Vergil hier als Zeugen für Brandbestattung zu nehmen, berücksichtigt nicht die gesamte Erzählung. Im zweiten Buch der Aeneis stehen ja unter anderem Dinge wie: "iam Deiphobi dedit ampla ruinam Volcano superante domus, iam proximus ardet Vcalegon; Sigea igni freta lata relucent." oder
"iam flammae tulerint inimicus et hauserit ensis." Die Stadt Troja wird also bei Vergil durch Flammen zerstört und ihre Bewohner kommen durch die Flammen ums Leben. Die Parallele zu der Bestattung der varainischen Legionen ist hier also nicht zu ziehen. Man könnte eher die Ergebnisse der Archäologen heranziehen, die römische Friedhöfe untersucht haben. Da kommt man tatsächlich auf vorwiegende Brandbestattung. Fakt ist aber: Die Kalkrieser Gefallenen lagen einige Jahre auf unbestattet herum und sie wurden nicht brandbestattet.
 
Zurück
Oben