Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Wieviel Geld verlierst du für Gewöhnlich wenn du wanderst???
Warum sollten Legionäre nachlässiger sein als du?
Ist belegt, dass die karolingischen Münzfunde auf einem Marsch verloren wurden und wenn ja, wie kann man das belegen?
Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Sicherlich ist die Achtsamkeit auf das persönliche Eigentum bei einem militärischen Gewaltmarsch eine etwas andere, als beim Wandern. Auch die Geldbehälter sind nicht mehr die gleichen. Ich glaube zudem, dass beim Rasten mehr verloren geht, als beim Marschieren, weil da meist mit Geld hantiert wird. Marschverluste auf Weg und Feld werden oft von Einheimischen gefunden und irgendwann zum zweiten Mal verloren oder
einer Bestattung bzw. einem Depot hinzu gefügt. Der Weg solcher Münzen ist nicht mehr nachvollziehbar.
 
Gegenfrage - was passiert bei einem Unwetter mit einem Bachlauf ? Er kann zu einem größeren reißenden Fluss werden.

Und auch zu einem dem Rhein vergleichbaren Strom?

Was bleibt jetzt eigentlich noch übrig von den Versuchen flumen von Lippe und Ems zu trennen und als Rhein und Elbe (?) zu sehen? Angesichts ausreichender Belegstellen sowohl bei Tacitus als auch bei anderen Autoren, dass flumen nicht immer und zwingend und nur als großer Strom zu sehen ist?
 
Wie sieht es denn mit modernen Funden an der "Tumella", zwischen Greiz und Hohenleuben bei Brückla aus? Bisher gab es dort halbverkohlte Knochenfragmente, eiserne Nägel, Hufeisen, Sporenreste und Keramikscherben. Die Tumella ist von einem versumpften Graben von "12 Schritt im Geviert" umgeben und klingt auch ziemlich römisch.

28 km östlich von Brückla zwischen Werdau und Neumark bei Gospersgrün wurde 1919 beim Straßenbau ein Münzmeister-As des Augustus RIC 189 mit Gegenstempel vom Typ 61 des Germanicus gefunden. Laser hatte zuvor 1980 und später im FMRD 2003 mit Stribrny den Gegenstempel fälschlicherweise dem Tiberius zugeordnet. Jedoch wurde durch die Stempelanalyse auf Münzmeisterassen vom RIC 189 und RIC 193 von U. Werz 2009 der Gegenstempel zu Recht korrigiert.
 
Und auch zu einem dem Rhein vergleichbaren Strom?

Was bleibt jetzt eigentlich noch übrig von den Versuchen flumen von Lippe und Ems zu trennen und als Rhein und Elbe (?) zu sehen? Angesichts ausreichender Belegstellen sowohl bei Tacitus als auch bei anderen Autoren, dass flumen nicht immer und zwingend und nur als großer Strom zu sehen ist?

Die archäologischen und numismatischen Tatsachen sind die besten Belege. Natürlich gibt es auch mal eine "Fundverschleppung". Sei es antiker Natur (Handel, Tausch etc.) oder moderner (Falschangabe). Jedoch ist das eher seltener Natur und meist Einzelfälle. Wenn sich aber eindeutige Spuren ergeben wie auf meiner dargestellten Karte (im übrigen nur für den privaten Gebrauch, da keine Freigabe von mir) für die Münzen des Germanicus-Horizont, muss man neu überlegen und vorherrschende Lehrmeinungen "hinterfragen".

Grüße
 
Nicht wirklich. Woher bitte sollte denn der antike oder auch der moderne Tacitus-Leser wissen, welche der vielen Flüsse in Germanien jetzt mit "flumen" konkret gemeint waren? Der kannte im Zweifelsfall weder die numismatischen noch die archäologischen Funde der Gegenwart. Mir ist natürlich schon klar, dass du dich im Sinne deiner Theorie weigerst z.b. Weser oder Main als Ströme anzuerkennen. Es muss ja offenkundig Rhein und Elbe sein, damit es passt. Nur: Woher sollte das der antike Leser des Tacitus wissen? Warum sollte er nicht auch auf die Idee kommen, dass einer der beiden Ströme die Donau war? Und dann die Varusschlacht sonst wo hin verlegen? :grübel:

Gibts in der antiken Literatur irgendwelche anderen Stellen, in denen Flüsse nur durch die Gattungsbezeichnung bezeichnet werden? Und dem Leser dann absolut klar ist, dass damit Fluss A und nicht Fluss B, C oder D gemeint waren, die vielleicht auch mehr oder weniger im gleichen Gebiet flossen?

Hinterfragen, schön und gut und wichtig. Nur wie...
 
Nicht wirklich. Woher bitte sollte denn der antike oder auch der moderne Tacitus-Leser wissen, welche der vielen Flüsse in Germanien jetzt mit "flumen" konkret gemeint waren? Der kannte im Zweifelsfall weder die numismatischen noch die archäologischen Funde der Gegenwart. Mir ist natürlich schon klar, dass du dich im Sinne deiner Theorie weigerst z.b. Weser oder Main als Ströme anzuerkennen. Es muss ja offenkundig Rhein und Elbe sein, damit es passt. Nur: Woher sollte das der antike Leser des Tacitus wissen? Warum sollte er nicht auch auf die Idee kommen, dass einer der beiden Ströme die Donau war? Und dann die Varusschlacht sonst wo hin verlegen? :grübel:

Gibts in der antiken Literatur irgendwelche anderen Stellen, in denen Flüsse nur durch die Gattungsbezeichnung bezeichnet werden? Und dem Leser dann absolut klar ist, dass damit Fluss A und nicht Fluss B, C oder D gemeint waren, die vielleicht auch mehr oder weniger im gleichen Gebiet flossen?

Hinterfragen, schön und gut und wichtig. Nur wie...

Tac. Ann. I-59:

"Germanos numquam satis excusaturos quod inter Albim et Rhenum virgas et securis et togam viderint."

"Wer ein Germane sei, der könne nie entschuldigen, dass er zwischen Elbe und Rhein einst Ruten, Beile und Toga gesehen habe."

Es geht hier nur um das Gebiet zwischen Elbe und Rhein. Das sagt Tacitus ausdrücklich. Deutlicher geht es nicht mehr - sorry.
 
Was denn nun?
Bisher sagten die Kalkriese-Kritiker doch, dass man zwischen einem Germanicus -und Varus-Münzhorizont nicht unterscheiden könne, um damit die Möglichkeit zu zeigen, dass Kalkriese ein Schlachtfeld während der Germanicus-Feldzüge gewesen sein könnte:
"Zur Aussagekraft kalkrieser Fundmünzen äußerten sich demgegenüber professionell David Wigg-Wolf (S. 119–134) und Reinhard Wolters („Kalkriese und die Datierung okkupationszeitlicher Militäranlagen“, S. 135–160). Beide vergleichen die Zusammensetzung von Münzfunden in römischen Plätzen mit denen in Kalkriese und betonen korrekt die Bedeutung der Gegenstempel für die Feindatierung der relativ emissionsarmen Zeit zwischen 3 v. und 16 n.Chr. Ersterer behauptet zwar „the battlefield at Kalkriese must surley be dated to AD 9“ (S. 133), kann aber weder dieses, noch den von ihm angenommenen massiven Zufluss an Bronzen in die Rheinlande für die Zeit vor 16 n.Chr. beweisen und fragt: „Should we expect to find a ‚Germanicus horizon‘ at all? Auch Wolters – übrigens der einzige im Sammelband vertretene Kritiker der Theorie von Kalkriese als Ort der Varusschlacht – stellt diese Frage (S. 142), zumal Einigkeit darüber bestehe, dass die Münzen des Varus- und Germanicus-Horizonts zu 99 Prozent identisch sind, korrigiert Fehldatierungen bezüglich Bergers ‚Germanicus-Horizont‘ östlich des Rheins, für den nur noch sieben Stücke übrig bleiben, so dass das Fehlen der wenigen 9–16 n.Chr. geprägten Münzen in Kalkriese dieses als Germanicus-Gefechtsfeld nicht ausschließen. Der Vergleichsfall Oberaden, wo „trotz kontinuierlicher Münzherstellung die aktuellsten Edelmetallprägungen bei der Aufgabe des Lagers mindestens 6 Jahre alt“ waren, zeige (S. 151), wie wenig Datierungskraft dem Fehlen aktueller Prägungen an einem Militärplatz zukommt. Überhaupt sei das dreiphasige Einteilungsschema von Konrad Kraft nicht mehr haltbar, weil sich „faktisch nur zwei numismatische Horizonte unterscheiden“ lassen (S. 145): Drusus/Oberaden und Varus/Germanicus/Haltern/Kalkriese. Nach Hinweis auf weitere Zirkelschlüsse und andere methodische Fehler von Berger (S. 148) präsentiert Wolters für die „Ausgabezeit“ der Kalkriesefundmünzen überzeugend ein bis in die Mitte des 2. Jahrzehnts n.Chr. hineinreichendes Verteilungsmodell. In der chronologischen Abfolge der Fundplätze Oberaden – Anreppen – Halten – Kalkriese ist dessen Münzspektrum der Struktur nach jünger als das von Haltern, für das sich nicht nur in literarischen Nachrichten, sondern auch archäologisch „eine vielleicht sogar über 9 n.Chr. hinausgehende Datierung anzeigen könnte“ (S. 156f.), wonach „die jahrzehntelang als fester Orientierungsrahmen dienende [...] Datierung von Haltern [...] auf 9 n.Chr. [...] nicht mehr als unumstößlich gesehen wird; ihre numismatische Basis ist mit der differenzierteren Sicht des Fundkomplexes Augsburg-Oberhausen längst korrodiert“ (Kehne, Rezension 2008, von Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit. Der Fundplatz von Kalkriese im Kontext neuerer Forschungen und Ausgrabungsbefunde. Göttingen 2007).
Und jetzt behauptest du einen Germanicushorizont in Abgrenzung zu was?,
der sich in 28 Fundorten manifestiert? Quellen? Veröffentlichungen? oder private Vermutungen?
 
Tac. Ann. I-59:

"Germanos numquam satis excusaturos quod inter Albim et Rhenum virgas et securis et togam viderint."

"Wer ein Germane sei, der könne nie entschuldigen, dass er zwischen Elbe und Rhein einst Ruten, Beile und Toga gesehen habe."

Es geht hier nur um das Gebiet zwischen Elbe und Rhein. Das sagt Tacitus ausdrücklich. Deutlicher geht es nicht mehr - sorry.

Und deswegen ist dann ein Gebiet zwischen zwei Flüssen automatisch das Gebiet zwischen Rhein und Elbe?

Tacitus sagt das an dieser stelle offenbar. Das muss dann aber nicht für alle anderen stellen gelten!

Gibt es eine stelle, wo nur flumen ohne nähere Bezeichnung verwendet wird? Bei tacitus oder sonst wo?
 
Es geht hier nur um das Gebiet zwischen Elbe und Rhein. Das sagt Tacitus ausdrücklich. Deutlicher geht es nicht mehr - sorry.

Hier geht es um das Gebiet, über das die Römer zu herrschen beanspruchten.
Das ist das Gebiet zwischen Elbe und Rhein. Ganz klar, deutlicher geht es nicht.


Und etwas später spricht Tacitus ausdrücklich von dem Verwüstungszug bis zu den äußersten Brukterern.
Und das ist das Gebiet zwischen den Flüssen Ems und Lippe. Ebenfalls ganz klar, deutlicher geht es nicht.
 
Tac. Ann. I-59:

"Germanos numquam satis excusaturos quod inter Albim et Rhenum virgas et securis et togam viderint."

"Wer ein Germane sei, der könne nie entschuldigen, dass er zwischen Elbe und Rhein einst Ruten, Beile und Toga gesehen habe."

Es geht hier nur um das Gebiet zwischen Elbe und Rhein. Das sagt Tacitus ausdrücklich. Deutlicher geht es nicht mehr - sorry.

Was soll daran deutlich sein? Eine Rede, die Tacitus dem Arminius zuschreibt. Wer da wohl im feindlichen Heerlager mitgeschrieben hat? (jetzt ist Tacitus auch wieder unumstrittene Autorität, während er bei Amisia doch nicht so genau...)
Schön auch, wenn man sich genau dieses Jahr anschaut:
15.n.Chr. beginnt mit einem Frühjahrsfeldzug gegen die Chatten.
Germanicus selbst führt diesen Feldzug, auf zwei möglichen Wegen, entlang der Lahn oder an Main, Nidda (Rödgen) über das Taunusgebirge, während Caecina wahrscheinlich entlang der Lippe einfiel (glückliches Treffen gegen die Marser), um die Cherusker davon abzuhalten, den Chatten zur Hilfe zu eilen (Tac. Annales I, 55-56). Germanicus überquerte die Adrana, und zerstörte Mattium, den Hauptort? der Chatten. Merkwürdig, Germanicus muss Amisia sehr nahe gewesen sein, wenn damit Geismar gemeint ist, doch wird es hier nicht erwähnt, sondern Germanicus kehrt wieder zum Rhein zurück (nach der Entsetzung des Segestes) um im gleichen Jahr im Sommer mit der Flotte aufzubrechen und in die Amisia einzufahren, um an vorgegebener Stelle mit der Reiterei, die durchs Friesische geritten ist (nein, nicht durchs Sauerland!) und mit den vierzig Kohorten Caecinas, der durch das Land der Brukterer gekommen war (nein, nicht durch das Land der Chatten!) zusammenzutreffen. Merkwürdig das Ganze, wenn man doch fast schon in Amisia gewesen ist, das Gleiche im gleichen Jahr mit größerem Aufwand zu wiederholen - wie man allerdings durch Friesland zur Eder (und warum?) oder durch das Bruktererland nach Geismar kommt, erschließt sich mir wohl erst nach drei Litern Rotwein - Salve!
 
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Was denn nun?
Bisher sagten die Kalkriese-Kritiker doch, dass man zwischen einem Germanicus -und Varus-Münzhorizont nicht unterscheiden könne, um damit die Möglichkeit zu zeigen, dass Kalkriese ein Schlachtfeld während der Germanicus-Feldzüge gewesen sein könnte:
"Zur Aussagekraft kalkrieser Fundmünzen äußerten sich demgegenüber professionell David Wigg-Wolf (S. 119–134) und Reinhard Wolters („Kalkriese und die Datierung okkupationszeitlicher Militäranlagen“, S. 135–160). Beide vergleichen die Zusammensetzung von Münzfunden in römischen Plätzen mit denen in Kalkriese und betonen korrekt die Bedeutung der Gegenstempel für die Feindatierung der relativ emissionsarmen Zeit zwischen 3 v. und 16 n.Chr. Ersterer behauptet zwar „the battlefield at Kalkriese must surley be dated to AD 9“ (S. 133), kann aber weder dieses, noch den von ihm angenommenen massiven Zufluss an Bronzen in die Rheinlande für die Zeit vor 16 n.Chr. beweisen und fragt: „Should we expect to find a ‚Germanicus horizon‘ at all? Auch Wolters – übrigens der einzige im Sammelband vertretene Kritiker der Theorie von Kalkriese als Ort der Varusschlacht – stellt diese Frage (S. 142), zumal Einigkeit darüber bestehe, dass die Münzen des Varus- und Germanicus-Horizonts zu 99 Prozent identisch sind, korrigiert Fehldatierungen bezüglich Bergers ‚Germanicus-Horizont‘ östlich des Rheins, für den nur noch sieben Stücke übrig bleiben, so dass das Fehlen der wenigen 9–16 n.Chr. geprägten Münzen in Kalkriese dieses als Germanicus-Gefechtsfeld nicht ausschließen. Der Vergleichsfall Oberaden, wo „trotz kontinuierlicher Münzherstellung die aktuellsten Edelmetallprägungen bei der Aufgabe des Lagers mindestens 6 Jahre alt“ waren, zeige (S. 151), wie wenig Datierungskraft dem Fehlen aktueller Prägungen an einem Militärplatz zukommt. Überhaupt sei das dreiphasige Einteilungsschema von Konrad Kraft nicht mehr haltbar, weil sich „faktisch nur zwei numismatische Horizonte unterscheiden“ lassen (S. 145): Drusus/Oberaden und Varus/Germanicus/Haltern/Kalkriese. Nach Hinweis auf weitere Zirkelschlüsse und andere methodische Fehler von Berger (S. 148) präsentiert Wolters für die „Ausgabezeit“ der Kalkriesefundmünzen überzeugend ein bis in die Mitte des 2. Jahrzehnts n.Chr. hineinreichendes Verteilungsmodell. In der chronologischen Abfolge der Fundplätze Oberaden – Anreppen – Halten – Kalkriese ist dessen Münzspektrum der Struktur nach jünger als das von Haltern, für das sich nicht nur in literarischen Nachrichten, sondern auch archäologisch „eine vielleicht sogar über 9 n.Chr. hinausgehende Datierung anzeigen könnte“ (S. 156f.), wonach „die jahrzehntelang als fester Orientierungsrahmen dienende [...] Datierung von Haltern [...] auf 9 n.Chr. [...] nicht mehr als unumstößlich gesehen wird; ihre numismatische Basis ist mit der differenzierteren Sicht des Fundkomplexes Augsburg-Oberhausen längst korrodiert“ (Kehne, Rezension 2008, von Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit. Der Fundplatz von Kalkriese im Kontext neuerer Forschungen und Ausgrabungsbefunde. Göttingen 2007).
Und jetzt behauptest du einen Germanicushorizont in Abgrenzung zu was?,
der sich in 28 Fundorten manifestiert? Quellen? Veröffentlichungen? oder private Vermutungen?

Die Quellen habe ich genannt, da Sepiola danach gefragt hatte (FMRD-Reihe). Einige Fundmünzen sind hinzugekommen und sind im FMRD noch nicht berücksichtigt (Neufunde). Jedoch spielen die eine unwichtige Rolle, da es Fundplätze mit mehreren Münzen gleicher Zeitstellung gibt. Vieles wiederholt sich. Weder Kehne, Wolters noch andere sind mal auf die simple Idee gekommen und haben eine Münzspurkarte angefertigt, geschweige denn sich etwas Hintergrundwissen zum jeweiligen Fundort eingeholt. Und glaube mir, dass ist gar nicht so einfach. Die Zeit die ich in Archiven verbracht habe, würdest du dir nicht mal annähernd antun.

PS: Im übrigen kannst du meine Münzspurkarte zu Drusus und Ahenobarbus in der Ausstellung in Halle ansehen.
 
Weder Kehne, Wolters noch andere sind mal auf die simple Idee gekommen und haben eine Münzspurkarte angefertigt, geschweige denn sich etwas Hintergrundwissen zum jeweiligen Fundort eingeholt.
upps... das wusste ich noch gar nicht, dass sich diese Leute erdreisten, ohne Hintergrundwissen zu publizieren... ist der Wolters der, der das hübsche Buch in der Beckreihe über die Römer in Germanien geschrieben hat? Und der Wolters veröffentlicht sowas quasi ohne zu wissen, worüber er schreibt?
 
upps... das wusste ich noch gar nicht, dass sich diese Leute erdreisten, ohne Hintergrundwissen zu publizieren... ist der Wolters der, der das hübsche Buch in der Beckreihe über die Römer in Germanien geschrieben hat? Und der Wolters veröffentlicht sowas quasi ohne zu wissen, worüber er schreibt?

Guten Morgen Dekumatland,

dann muss man sich fragen, warum Wolters, Kehne und manch andere Kalkriese-Kritiker die Münzen des Germanicus-Horizont, die ja im FMRD nicht erst seit gestern (!) stehen, nicht in ihre Publikationen mit berücksichtigt haben. Dann haben jene ihre Hausaufgaben schlecht gemacht - sorry. Besser tat dies Karl Peschel, welcher sich den Nemausus I und Lugdunum I Prägungen angenommen hatte und auf Verluste des Militär zurückführt:

"So mögen Asse und Doppelassse oder Dupondien - wegen ihres geringen Metallwertes zur Hortung wenig geeignet-, einzeln gefunden, auf den Verlust durch Soldaten zurückgehen (Abb. 19)."

(Peschel, S. 57; 2009 Zwischen Kelten und Germanen)
 
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Guten Morgen zusammen,
@Hermundure, es ist löblich von dir, dass du sehr viel Zeit in Archiven verbracht hast, um dir Hintergrundwissen über einzelne Fundzusammenhänge anzueignen, immerhin sind mehr als 13000 römische Münzen aus römischer Zeit in Deutschland bisher gefunden worden, oder ?, alleine in Kalkriese ca. 1700. Doch eine Frage hast du mir bisher nicht beantwortet: einen Germanicus-Horizont in Abgrenzung zu einem Varus-Horizont (Gegenstempel VAR 7. bis 9 n. Chr)?
Welches militärische Ereignis kann sich dann in der Kalkrieser - Niewedder Senke abgespielt haben, wenn nicht ein Teil der glades variana?
Um es klarzustellen, ich bin kein Anhänger von Kalkriese, nur sind mir die Alternativen oft noch wesentlich zweifelhafter und teilweise abenteuerlich.
Und zu den drei Litern Wein, diese standen nur symbolisch dafür, auch wenn ich einigermaßen trinkfest bin, dass ich mir dies nur im Vollrausch vorstellen konnte (im Sturm fliegende Flotte des Germanicus), bei Aufgabe jedes gesunden Menschenverstandes, von Logik, Wissen, Gedächtnis, also aller kognitiven Fähigkeiten, wie die römische Reiterei aus Friesland und Caecina durchs Land der Brukterer und Germanicus mit seiner Flotte an die Adrana (und in den Elbebach) gekommen sind. Dass du dir dies mit einer weit geringeren Menge Rotwein - praktisch nüchtern - denken kannst, bleibt mir immer noch rätselhaft. :prost: (unten Kupfermünze (as) des Augustus mit Gegenstempel VAR des P.Quinctilius Varus, geprägt 8-3 v.Chr. in Lugudunum/Lyon Fund Kalkriese)
 

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mir stellt sich die Frage, ob man jemals irgendein Schlachtfeld einzig und allein anhand von Münzfunden hat eindeutig identifizieren können. (und diese Fragestellung wird sogleich noch prekärer, wenn man bedenkt, dass es zahlreiche Münzen gab, deren Wert/Gebrauch unklar bzw. nicht bestimmbar ist)
Salve,
wird sich eigentlich auf einem Schlachtfeld hauptsächlich mit Münzen geschlagen, oder müsste man auch jede Menge Pfeilspitzen, etc. finden? :rotwerd:
 
Es gibt:
- Schleuderbleie
- Rüstungsteile, besonders Schließen. Aber auch vom sogenannten "Soldatengürtel".
- Pferdegeschirranhänger, wie sie aus dem militärischen Kontext bekannt sind
- Schwertscheidenfragmente, ein kaputtes Schwert.
- Teile von pila
- ein zusammengefaltetes Schildrandblech. 600 Fragmente von weiteren Schildrandblechen, die beim Zusammenfalten abgebrochen sind
- eine dolabra
- Wall und Graben
- mehrere menschliche Skelettfragmente mit Tierfraßspuren etc.
- verschüttete Maultiere
- Schreibgriffel
- Siegelkapseln
- ein Weinsieb
- Kistenbeschläge
- eine germanische Fibel, die aber vermutlich nicht aus dem Kontext der Schlacht stammt sondern aus den Abfallgruben des wüst gefallenen Hauses, laut Wilbers-Rost müsste sie vom Stil her wenn das Erbstück vom Opa eines der an der Schlacht Beteiligten gewesen sein
...
 
Es gibt:
- Schleuderbleie
- Rüstungsteile, besonders Schließen. Aber auch vom sogenannten "Soldatengürtel".
- Pferdegeschirranhänger, wie sie aus dem militärischen Kontext bekannt sind
- Schwertscheidenfragmente, ein kaputtes Schwert.
- Teile von pila
- ein zusammengefaltetes Schildrandblech. 600 Fragmente von weiteren Schildrandblechen, die beim Zusammenfalten abgebrochen sind
- eine dolabra
- Wall und Graben
- mehrere menschliche Skelettfragmente mit Tierfraßspuren etc.
- verschüttete Maultiere
- Schreibgriffel
- Siegelkapseln
- ein Weinsieb
- Kistenbeschläge
...
Salve,
, danke,unterscheidet sich der Fundbestand erheblich von dem einer nachgewiesenen Schlacht, z.B. Harzhorn? Sorry, ich fragte das schon einmal...
 
Zumindest kann man eines sagen: Nach der Schlacht ist das Schlachtfeld in Kalkriese aufgeräumt worden. Abgesehen von dem ganzen Schildrandbeschlag, der wohl offenbar vom Wagen gefallen ist, mit dem die Beute abtransportiert wurde, wurden die abgebrochenen Schildrandbeschlagsfragmente alle im engeren Bereich des Walls gefunden.
Rost interpretiert das in der Richtung, dass man dort zunächst, von den Römern abgeschaut, ein tropaion mit den Waffen errichtet hat, dieses aber später abgebaut und verwertet hat. Demnach hätten die Schilde nach der Schlacht alle dort am Wall gelegen und dort seien ihnen die Randbeschläge als Rohstoff entfernt und zum Transport zusammengefaltet worden, wobei eben - jeder, der Blech schon mal gefaltet hat, kennt das, Fragemente abbrachen. Das tropaion ist dafür im Grunde gar nicht weiter notwendig. Auch andere Dinge sind nach Sachgruppen sortiert aufgefunden worden.
 
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