Ave El Quijote,
El Quijote schrieb:
…Da hat aber Cherusker richtigerweise auf Wolters hingewiesen, der gezeigt hat, dass praktisch keine Münzen aus den Jahren nach der Varusschlacht bekannt sind, der varuszeitliche und der germanicuszeitliche Horizont numismatisch nicht voneinander abzugrenzen sind….
Yep, das bezieht sich aber genau auf die erwähnten 1%. Wolters hat recht, wenn man sich auf Münzhorizonte bezieht, die nur 50 bis 200 Fundmünzen enthalten. Die Zahl klingt klein, aber dass ist so, dass man an den meisten Fundstätten froh ist, wenn man über gerade mal 20 Münzen verfügt. Selbst bei 200 Münzen betrüge die Wahrscheinlichkeit falsch zu liegen immerhin noch rund 14 %. Dann ist tatsächlich keine sichere Unterscheidung möglich!
Nicht aber bei fast 2000 Münzen, da fällt das 1% absolut sicher auf, die Wahrscheinlichkeit falsch zu liegen liegt weit unter einem Promille.
El Quijote schrieb:
…Ich stehe zwar auf dem Standpunkt, dass VAR tatsächlich auf Varus verweist und Kalkriese damit aller Wahrscheinlichkeit nach ein Ort der Varusschlacht sein dürfte, aber man muss auch festhalten, dass es a) andere Lesungen gibt (z.B. LAR) und b) verschiedene Interpretationen der Kontermarke. ….
Ja, da gibt es eine Reihe von Versuchen, den Münzhorizont umzudeuten. Das war aber immer ein Schuss in den Ofen.
Ich zitiere nur mal aus Frank Berger:
F. Berger: Aktuelle Varusschlachten, Numismatisches Nachrichtenblatt 53, Jahrgang 2004, S.267-273. dito:
Aktuelle Varusschlachten, zitiert
dazu in seiner Replik H. Chantraine und führt über dessen Argumente
aus:
„Die konstruierten Arten des
Münzvordringens per Diffusionsmodell oder Steinwurfmodell seien nicht
besonders erkenntnisträchtig. In der Beurteilung des Lagers Anreppen
habe R. Wolters nicht gar zu genau hingeschaut. Es gebe Widersprüche
in seiner Beurteilung des Gegenstempels AVC. Die Kenntnis der Lex
Cornelia de falsis durch Soldaten am Niederrhein sei ein
Schreibtischkonstrukt. R. Wolters vermeide es hin und wieder, in Text
und Anmerkungen Gegenargumente anzuführen. Die Menge der
Kupfermünzen nach 10 n. Chr. rechne er im Sinne seiner Argumentation
klein. Bei der Spätdatierung des Gegenstempels IMP mit
Lituus übersehe er ein lästiges Gegenzeugnis. Und bei
Verunstaltungen von augusteischen Münzen, was von R. Wolters und
daraufhin auch von P. Kehne mit dem Hass auf Augustus im Jahre 14 n.
Chr. anlässlich seines Ablebens gedeutet wurde, habe er darauf
verzichtet, einen genauen Befund zu erheben..... Sein Fazit lautet:
Abschließend sei festgehalten, dass ...deutlich die
besseren Argumente für die Datierung von Kalkriese ins Jahr 9 n. Chr.
sprechen.“
Für
die Caecinahypothese argumentiert Wolters nur in dem Falle das (ebenfalls entnommen Berger
2004): „Unter der Voraussetzung, dass die
römischen Schriftsteller auf Berichte mit guten Ortskenntnissen des
Osnabrücker Landes zurückgreifen konnten, sie eine zuverlässige
Detailbeschreibung der Landschaft geben {--} die freilich vorher nie
zur Auffindung irgendeines Kampfplatzes geführt hatte {--} und dass
die Beschreibungen von topischen und erzählerischen Elementen
weitgehend frei sind, weiterhin, dass das Fehlen der 10-16 n. Chr.
geprägten Münzen darin begründet liegt, dass diese Münzen
aufgrund langsamer Ausbreitung noch nicht an den Niederrhein gekommen
sein konnten und dass die Caecinaschlacht
östlich der Ems stattgefunden hat und sehr
verlustreich war, dass die eigentliche Varusschlacht ein unbedeutendes
Ereignis ohne größeren Fundniederschlag war, unter
diesen Voraussetzungen eröffne sich die Möglichkeit, die Funde von
Kalkriese und damit auch das Enddatum von Haltern in die Zeit des
Germanicus zu datieren…“
Im Klartext: Wolters selbst sieht das auch längst anders. Das es sich nicht um Varus handelte; die Wahrscheinlichkeit ist auch für ihn unterm Strich praktisch Null.
Beste Grüße, Trajan.