Allerdings deuten die Funde (u.a. Mundblech) schon auf die Anwesenheit der 1.Legion hin.
Das einzige was auf die erste Legion verweisen
könnte, ist die Inschrift <LPA>. Ob aber die Lesung <LPA> und die Auflösung
Legio Prima Augusta, die meines Wissens sonst
nicht belegt ist, die richtige ist, ist schlicht unsicher.
P.S.
"Und westlich der Ems"....da fällt mir zu pontes longi eine andere Tacitus-Stelle ein: "Bei Tagesanbruch sah man wieder die Erde, und der Marsch ging weiter bis zum Visurgis, wohin Germanicus mit der Flotte gefahren war." (I.Buch (70)) Wieso sind jetzt Germanicus und Vitellius an der Weser, obwohl beide doch angeblich auf dem Wege von der Ems zum Rhein waren?
Auch hier müsste dann Tacitus einen geographischen Fehler eingebaut haben....da man nicht die Weser erreicht, wenn man sich zwischen Ems und Rhein befindet.
Vermutlich weil Tacitus, der sich selber nicht so richtig in Germanien auskannte, aus seiner Quelle falsch abgeschrieben hatte oder mit seinen Gedanken woanders war. Vielleicht ist auch dem mittelalterlichen Abschreiber ein falsch einsortiertes Blatt zum Verhängnis geworden, denn das ganze ist äußerst unlogisch. Zuerst befiehlt Germanicus seinen Leuten den Rückmarsch zum Emstreffpunkt und teilt dort die Truppen für den Rückmarsch zum Rhein auf, plötzlich aber sind er und Vitellius an der Weser.
Möglicherweise fehlt aber auch ein Stück oder Tacitus unterschlägt etwas. Wenn man berücksichtigt, dass zunächst zu Beginn des Unternehmens die Reiterei unter dem Präfekten Pedo durch das Gebiet der Friesen an die Ems reiten sollte (Tac. ann. I, 60, 2) und diese Reiterei nach dem Feldzug und dem Wiederreichen des Emstreffpunktes wiederum auf diesem Weg nach Hause geschickt wurde (Tac. ann. I, 63, 3), dann ist der von Vitellius geführte Teil, der ja laut Tacitus zunächst mit der Flotte mitfuhr, dann aber aus Gründen des Gewichts ausschiffen musste und durch eine Sturm- oder Springflut (Tacitus konstruiert eine Mischung aus beidem) zur Weser gelangte, weiter von zuhause weg, als vorher (so denn der Flussname kein Fehler Tacitus' ist). Durch die Stürme wurde also die Marschkolonne, die sich im Watt befand, fortgerissen und es gelang ihr erst wieder ca. 100 km weiter östlich nach viele Verlusten Grund unter die Füße zu kriegen (Wer soll das glauben!). Der Tacitustext ist dramatisch:
"Aber Germanicus übergab von den Legionen, die er zu Schiff herbeigeführt hatte, die zweite und die vierzehnte dem P.Vitellius mit dem Befehl, sie auf de Landweg weiterzuführen, damit die Flotte mit geringerer Belastung auf dem seichten Meere weiterfahre oder auch bei Ebbe nicht so sehr festsitze. Zuerst marschierte Vitellius ungestört auf trockenem Boden oder bei nur niederem Wasserstand zur Flutzeit. Dann aber wurde mit dem Aufkommen eines starken Nordwindes - es war die Zeit der Tagundnachtgleiche, wo der Ozean stark anschwillt - die Marschkolonne mit fortgerissen. Das Land wurde überflutet. Meer, Strand und Niederungen boten das gleiche Bild; unsicheren und feste Boden, seichte und tiefe Stellen konnte man nicht mehr unterscheiden. Die Leute wurden von den Fluten umgeworfen, von den Strudeln verschlungen: Zugtiere, Gepäck, Leichen schwammen umher, trieben ihnen entgegen. Die Manipel kamen durcheinander, da sie bald bis zur Brust, bald bis zum Mund im Wasser standen, bisweilen auch den Boden unter den Füßen verloren und auseinander gerieten oder untergingen [...] Endlich arbeitete sich Vitellius auf ein höher gelegenes Gelände hinauf, auf das er die Kolonne führte. Dort übernachteten sie ohne Lebensmittel, ohne Feuer, zum großen Teil ohne Kleidung oder mit zerschundenem Körper.... Bei Tagesanbruch sah man wieder Land und der Marsch ging weiter bis zur Visurgis, wohin Germanicus mit der Flotte gefahren war. Dann wurden die Legionen eingeschifft...."
Das Problem: Die Szenen an und für sich erscheinen mir recht glaubwürdig, was mir allerdings absolut unglaubwürdig erscheint ist, dass die Legionäre, die ja stundenlang im Wasser hätten treiben müssen, überhaupt wieder an Land gelangten und als Kolonne oder
agmen weitermarschieren konnten. Dass einige überlebten, kann ich mir ja noch vorstellen, aber dass sie zusammenblieben und sich wieder sammeln konnten, erscheint mir nur sehr schwer vorstellbar.
Am 4.11.2008 hielten Carnap-Bornheim und Blankenfeldt in Osnabrück einen Vortrag über Kriegsbeuteopfer im Thorsberger Moor (Angeln).
Zu Kalkriese angesprochen, erwiderte C.-B., daß zerschlagene und zerstörte Gegenstände (z.B. Maske) auf kultische Handlungen in Kalkriese hindeuten könnten. Germanen hätten Gegenstände nach einer festen Regelung zerstört. Das könnte vielleicht auf die Vorgehensweise einer Person schließen. Der Verlust der Identität der Besiegten soll durch die Vernichtung der Waffen endgültig sein und der militärische Erfolg manifestiert werden.
C.-B. stellte dann die Frage (leicht scherzhaft), ob Kalkriese überhaupt ein Schlachtfeld sei und nicht nur ein Opferplatz....?
Moosbauer führte an, daß es in Kalkriese ein Problem der Übereinstimmung der Funde und historischen Quellen gäbe, da bisher noch kein eindeutiger Opferfund nachgewiesen werden konnte.
Damit ist Carnap-Bornheim schon 1999 aufgewartet.