Kelten in SW-Deutschland

Ein Wissenstransfer, ja.
Aber die Vorstellung, dass ein vorbeifahrender Händler den einheimischen aufschwatzt, dass sie eine Lehmziegelmauer bauen soll, die diese noch nie gesehen haben, und ihnen dann noch erklärt wie man so eine Lehmziegelmauer herstellt, erscheint doch reichlich absurd.

Das finde ich überhaupt nicht absurd. Wenn es sich tatsächlich um einen Kristallisationspunkt der Handelsrouten gehandelt hat, dann wurde dieser Stapelplatz jedes Jahr aufs Neue von den gleichen Händlern aufgesucht. Der steigende Wohlstand des lokalen Fürsten könnte Neid und Spannungen mit den Nachbarn hervorgerufen haben. Die Händler sahen sich veranlaßt Partei zu ergreifen um ihre Gewinne auch zukünftig abzusichern. Und die hatten bestimmt auch ein paar punische Sklaven im Angebot :devil:

Gruss
jchatt
 
Das finde ich überhaupt nicht absurd. Wenn es sich tatsächlich um einen Kristallisationspunkt der Handelsrouten gehandelt hat, dann wurde dieser Stapelplatz jedes Jahr aufs Neue von den gleichen Händlern aufgesucht. Der steigende Wohlstand des lokalen Fürsten könnte Neid und Spannungen mit den Nachbarn hervorgerufen haben. Die Händler sahen sich veranlaßt Partei zu ergreifen um ihre Gewinne auch zukünftig abzusichern. Und die hatten bestimmt auch ein paar punische Sklaven im Angebot :devil:

Gruss
jchatt


Punische Sklaven?? Die dann im Auftrag des lokalen Fürsten eigenmächtig statt einer sonst üblichen Kastenmauer oder etwas ähnlichem eine Lehmziegelmauer hochziehen?

Da klingt es wesentlich wahrscheinlicher, dass der Planer dieser Mauer, also vermutlich der Hausherr, Erfahrungen mit solchen Bauwerken aus dem Mittelmeerraum mitbrachte, sei es seine Heimat gewesen, sei es als zurückkehrender Händler oder Söldner.

Da eine solche Konstruktion ständiger Pflege bedurfte, ist ihre Existenz eigentlich nur mit Nostalgie, Heimweh oder ähnlichen Gefühlen des Besitzers zu erklären.
 
Da eine solche Konstruktion ständiger Pflege bedurfte, ist ihre Existenz eigentlich nur mit Nostalgie, Heimweh oder ähnlichen Gefühlen des Besitzers zu erklären.

Möglicherweise sah Hallstadt-Ludwig trotz der widrigen Konstruktion eine Verbesserung in der neuen Befestigungsart. (Baugeschwindigkeit oder mangelnde Rohstoffe ?)
Wie sahen eigentlich die indigenen Befestigungen zu dieser Zeit aus ?

Gruß
jchatt
 
Das finde ich überhaupt nicht absurd. Wenn es sich tatsächlich um einen Kristallisationspunkt der Handelsrouten gehandelt hat, dann wurde dieser Stapelplatz jedes Jahr aufs Neue von den gleichen Händlern aufgesucht.

Die neuen Ideen im vorgeschichtlichen Europa sind selbstverständlich auf Handelskontakte zurückzuführen. Einige keltische Siedlungen waren Handelszentren und Umschlagplätze, wo nicht nur Waren, sondern auch Ideen ausgetauscht wurden. Die kostbaren Beigaben in Gräbern der Hallstattfürsten sprechen da eine deutliche Sprache.

Nachdem der Handel mit Kupfer und Zinn wegen der anbrechenden Eisenzeit erlahmte, entstanden ab dem 8. Jh. v. Chr. neue Handelswege und auch neue Handelszentren. Die neue Oberschicht wurde durch den Handel mit Eisen reich und investierte ihn in ihre Fürstensitze und in Importe von Luxusgütern aus dem Mittelmeerraum.
 
Die neuen Ideen im vorgeschichtlichen Europa sind selbstverständlich auf Handelskontakte zurückzuführen. Einige keltische Siedlungen waren Handelszentren und Umschlagplätze, wo nicht nur Waren, sondern auch Ideen ausgetauscht wurden. Die kostbaren Beigaben in Gräbern der Hallstattfürsten sprechen da eine deutliche Sprache.

Nachdem der Handel mit Kupfer und Zinn wegen der anbrechenden Eisenzeit erlahmte, entstanden ab dem 8. Jh. v. Chr. neue Handelswege und auch neue Handelszentren. Die neue Oberschicht wurde durch den Handel mit Eisen reich und investierte ihn in ihre Fürstensitze und in Importe von Luxusgütern aus dem Mittelmeerraum.

Ja! Ich denke in diesem Kontext muss man das sehen. Die Entwicklung von Hallstatt und LaTene scheint mir zu sehr synchron bzw. verzahnt mit der Expanison von griechischen und phönizischen Handel/Kolonisation im westl. Mittelmeer, als dass man obige Funde einfach auf ein singuläres Erlebnis eines Stammesfürsten reduzieren könnte.

In der Wikipedia steht zur Heuneburg, dass die Vorgängerbefestigung der Lehmziegelkonstruktion eine Holz-Erde-Mauer war. Also könnte man in der Tat von einer Verbesserung sprechen. Der spätere Murus Gallicus wäre dann die haltbarere Weiterentwicklung ? :scheinheilig:

Gruß
jchatt
 
...als dass man obige Funde einfach auf ein singuläres Erlebnis eines Stammesfürsten reduzieren könnte.

Von singulär hat ja niemand geredet. Aber der Ansatz, dass die Initiative von Griechen oder Puniern ausging, muss dabei nicht stimmen. Dass einige Kelten hochmobil waren, wissen wir schon von ihren Wanderungen.

In der Wikipedia steht zur Heuneburg, dass die Vorgängerbefestigung der Lehmziegelkonstruktion eine Holz-Erde-Mauer war. Also könnte man in der Tat von einer Verbesserung sprechen.

Da würde ich widersprechen. Eine Befestigung, die sich bei anhaltend nasskaltem Wetter von ganz alleine verabschiedet, ist keine Verbesserung.
 
Ich befürchte, meine unmassgebliche Meinung schon weiter oben einmal eingestreut zu haben, aber who cares...

Wollte nur noch einmal darauf aufmerksam machen, dass Lehmziegelstrukturen nur dann archäologisch festgestellt werden können, wenn die Grabungsschnitte ausreichend Zeit zum durchregnen und wieder trocknen hatten.
So ein halbes Jahr in der Regel.

Also: Prüft mal "eure" Grabungsorte im jeweiligen Mauerbereich darauf, ob an irgend einer Stelle Grabungsschnitte lange genug offen gelegen haben, um Lehmziegel überhaupt entdecken zu können.

Dann können wir auch alle wieder ganz entspannt weiter darüber philosophieren, wie es zu dieser "einzigartigen" Mauer an der Heuneburg kommen konnte. Und wer zur Hölle den Kelten in ihren Fellen bei gebracht hat, solche komplexen mediterranen Gebilde zu konstruieren.

So weit mein kleiner Beitrag zum neuen Bakthun. äh, Jahr ...

tststs...
 
PostPS:

Auf dem Titelberg in Luxemburg finden sich gleichzeitige Lehmziegel, ich kann aber leider nicht angeben, wo diese Befunde publiziert sind.
Was zu erwarten war ...
 
Hallo Ogrim,
dein Bücherregel ist gefragt.
Da steht sicherlich: "Reim 2002 Reim, H., Die Außenbefestigungen der Heuneburg bei Hundersingen". :winke:

Und dort vermute ich eine saubere Beweisführung.
 
Zurück
Oben