Ich sehe, du weichst der Frage aus. Auf Rom bezogen war "gens" eine Sippe, wie etwa die Gens Julia. Von einem "Stamm" kann da keine Rede sein, was immer man unter einem Stamm versteht. Die Aussagen, was unter einer "gens" zu verstehen ist, gehen sehr weit auseinander.
Im Wort "gens" steckt der Wortstamm "gen-", der in Wörtern des Bedeutungskreises "erzeugen, gebären" zu finden ist. Eine "gens" ist also ein Personenverband, bei dem angenommen wurde, dass er auf eine gemeinsame Abstammung zurückgeht, dass seine Angehörigen miteinander verwandt sind, sei es das "Geschlecht" in Rom, sei es ein "Stamm". Dass das nicht unbedingt historisch fundiert sein muss, dass in einen "Stamm" auch Stammesfremde aufgenommen werden konnten: ja. Dennoch wurde eine derartige Verbindung zumindest fingiert. Daher erscheint es mir abwegig, dass Ammianus eine bloße Horde temporär zusammengerotteter Marodeure, also einen Haufen, der nicht einmal rein theoretisch etwas von einem Verwandtschaftsverband hatte, als "gens" bezeichnet haben sollte.
Das Land, aus dem die Krieger sich hauptsächlich versorgten.
Und wer bewirtschaftete dieses Land, wenn es nicht Angehörige der Bucinobanten waren?
Marathon? Cannae? Da musst du aber weit zurückgehen.
Ende des 4. /Anfang des 5. Jahrhunderts reden wir über Leute wie Radagaisus.
Multiethnische Truppen durch das Prestige ihrer Anführer zusammengehalten, eventuell morgen unter neuem Namen mit neuem Anführer. Permanenter Kriegszustand an den Grenzen. Und Rom mit seinen Legionen ist nicht mehr in der Lage, diese Grenzen gegen "Bauernmilizen" zu verteidigen ?
Von denen redet aber auch niemand. Auch rechts des Rheines gab es zu Augustus' und auch Tacitus' Zeiten sicherlich Bauern, die gelegentlich zur Waffe griffen, ansonsten friedlich siedelten.
Diese Zeiten waren aber 300 Jahre später vorbei, da herrschten völlig andere Zustände an Roms Grenzen.
Deine These war:
Hört doch endlich mal auf mit dieser Fabel von den "Wehrbauern". Ein Krieger hat teure Waffen, er muss trainieren, er lebt ein ganz anderes Leben als ein Bauer, der das alles sich nicht leisten kann und an seine Scholle gebunden ist.
Diese Krieger waren Profis, die nicht mal eben zwischen der Ernte auf Kriegszug gingen. Die führten ein Leben als Krieger, raubten, plünderten, verdingten sich den Römern oder wem auch immer.
Ich habe gezeigt, dass in der Geschichte nicht nur Profikrieger, sondern auch "Wehrbauern" zu kämpfen verstanden. In den punischen Kriegen besiegten römische Bauern und Handwerker letztlich punische Söldner, die sicher die professionelleren Krieger waren. Auch die persischen Krieger, die in den Perserkriegen geschlagen wurden, waren professionellere Kämpfer als die Bürgeraufgebote der meisten griechischen Staaten (wenn man von Sparta einmal absieht).
(Um "Wehrbauern" zu finden, muss man in der Geschichte übrigens nicht bis Marathon oder Cannae zurückgehen. Auch die Themenordnung des mittelalterlichen byzantinischen Reiches basierte auf einer Art Wehrbauerntum, und noch später die "Militärgrenze" zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich.)
In der Spätantike entwickelte sich ein Teil der römischen Armee, die "Limitanei", selbst zu einer Art Wehrbauerntum.
Man sollte sich die "Wehrbauern" nicht als eine Art Sonntagskrieger vorstellen. In Zeiten, in denen bewaffnete Konflikte zwischen Nachbarn häufig vorkamen, hatte so mancher "Wehrbauer" vermutlich mehr militärische Erfahrung und Motivation als so mancher "Profikrieger", der möglicherweise zwangsrekrutiert war und nur dann und wann mal in einem großen Feldzug einen Feind zu sehen bekam.