Arne
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Gestern lief bei ARTE ein Fernsehbericht über die Kolonialgeschichte des Kongo unter dem Titel "Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod". Ein Anlaß hier einen Thread zu eröffnen um auf eine herausragend grausame Epoche aufmerksam zu machen, die Anfang des 20.Jahrhunderts zur Gründung der ersten Menschenrechtsorganisation geführt hat.
König Leopold II gelang es die lange ersehnte Kolonie für Belgien durch Vorspielung humanitärer Interessen zu gewinnen, auch in dem er den umstrittenen Forscher und Schriftsteller Henry Morton Stanley für seine Zwecke einspann. Die europäischen Großmächte legten ihm 1885 auf der Berliner Kongo-Konferenz das Land in die Hände.
In der Folge wurde der Kongo und seine Bevölkerung in unvergleichlicher Härte wirtschaftlich ausgebeutet, die auch bei anderen Kolonialstaaten Abscheu und Entsetzen verursachten.
Der Kongo war lange Zeit das Hauptgewinnungsgebiet für Kautschuk, das für die Motorisierung Europas (Autoreifen) gebraucht wurde. In einer immer perfekter ausgeklügelten Weise wurden Konzessionen für den Kautschukabbau vergeben, bei dem alle unteren Ebenen Gewinn machten, der König aber 50% des Gewinns für sich beanspruchte.
Ganze Völkerschaften wurde zum Kautschuksammeln befohlen. Reihenweise Stämme versklavt und Dörfer niedergebrannt. Erst wurden Mindestabgaben vorgegeben und bei Nichterreichen die Sammler erschossen oder verstümmelt, später die Frauen als Geiseln genommen, die die Männer erst wiederbekamen, wenn genug Kautschuk an den Sammelstellen abgegeben wurden.
Die belgischen Soldaten bekamen abgezählte Munition und als Beweis, daß sie die Patronen auch "richtig" verbrauchten, mußten sie lange Zeit für jede Partone eine rechte Hand oder einen Kopf abgeben. Körbeweise wurden Hände geräuchert um sie bis zur Abgabe zu konservieren. Die Militärberichte zählen mehrere abgebrannte und niedergemetzelte Dörfer pro Tag auf!
Als den Soldaten vorgeworfen wurde, sie brächten zu viele Frauen- und Kinderhände, würden also keine Männer bekämpfen, brachten sie Männer um, schnitten ihnen die Genitalien ab und brachten diese zu den weißen Offizieren um ihre "Tüchtigkeit" zu demonstrieren.
Gefangene mußten sich hintereinander aufstellen, um beim Erschießen nur eine Kugel "zu verbrauchen".
Erste Berichte von Missionaren über die Massaker führten zu Presseberichten, einer Untersuchung des englischen Konsul Casement, einer Untersuchungskommission 1904 und schließlich zu der Gründung der Congo Reform association unter Edmund Dene Morel, einem Zeitungsherausgeber, dem größten Gegner Leopolds.
Auf internationalen Druck verkaufte Leopold schließlich 1908 den Kongo an den Staat Belgien. Ein Jahr später starb er. Als sein Sarg gegen seinen Willen im Rahmen eines Staatsbegräbnis durch die Straßen Brüssels gezogen wurde, buhte die Menge den Toten aus.
In der Zeit von 1880 bis 1920 verlor der Kongo ungefähr die Hälfte seiner Bevölkerung: 10 Millionen Tote in 40 Jahren!
Nachspiel: Im ersten Weltkrieg (Belgien "nutzte" nun den Kongo), wurden die Gegner der belgischen Herrschaft in Verbindung mit dem deutschen Kriegsgegner gebracht und als Verräter beschimpft, Leopold weitestgehend reabilitiert und mit Denkmälern geehrt.
Literatur:
Adam Hochschild -Schatten über dem Kongo, Die Geschichte eines der großen, fast vergessenen Menschheitsverbrechen, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1999
http://www.perlentaucher.de/buch/643.html
Wikipedia-Artikel über König Leopold II. von Belgien
http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_II._(Belgien)
Zur Sendung:
http://www.waldportal.org/aktuell/tvtipps/one.tv/?entry=page.date.tv.200511112
König Leopold II gelang es die lange ersehnte Kolonie für Belgien durch Vorspielung humanitärer Interessen zu gewinnen, auch in dem er den umstrittenen Forscher und Schriftsteller Henry Morton Stanley für seine Zwecke einspann. Die europäischen Großmächte legten ihm 1885 auf der Berliner Kongo-Konferenz das Land in die Hände.
In der Folge wurde der Kongo und seine Bevölkerung in unvergleichlicher Härte wirtschaftlich ausgebeutet, die auch bei anderen Kolonialstaaten Abscheu und Entsetzen verursachten.
Der Kongo war lange Zeit das Hauptgewinnungsgebiet für Kautschuk, das für die Motorisierung Europas (Autoreifen) gebraucht wurde. In einer immer perfekter ausgeklügelten Weise wurden Konzessionen für den Kautschukabbau vergeben, bei dem alle unteren Ebenen Gewinn machten, der König aber 50% des Gewinns für sich beanspruchte.
Ganze Völkerschaften wurde zum Kautschuksammeln befohlen. Reihenweise Stämme versklavt und Dörfer niedergebrannt. Erst wurden Mindestabgaben vorgegeben und bei Nichterreichen die Sammler erschossen oder verstümmelt, später die Frauen als Geiseln genommen, die die Männer erst wiederbekamen, wenn genug Kautschuk an den Sammelstellen abgegeben wurden.
Die belgischen Soldaten bekamen abgezählte Munition und als Beweis, daß sie die Patronen auch "richtig" verbrauchten, mußten sie lange Zeit für jede Partone eine rechte Hand oder einen Kopf abgeben. Körbeweise wurden Hände geräuchert um sie bis zur Abgabe zu konservieren. Die Militärberichte zählen mehrere abgebrannte und niedergemetzelte Dörfer pro Tag auf!
Als den Soldaten vorgeworfen wurde, sie brächten zu viele Frauen- und Kinderhände, würden also keine Männer bekämpfen, brachten sie Männer um, schnitten ihnen die Genitalien ab und brachten diese zu den weißen Offizieren um ihre "Tüchtigkeit" zu demonstrieren.
Gefangene mußten sich hintereinander aufstellen, um beim Erschießen nur eine Kugel "zu verbrauchen".
Erste Berichte von Missionaren über die Massaker führten zu Presseberichten, einer Untersuchung des englischen Konsul Casement, einer Untersuchungskommission 1904 und schließlich zu der Gründung der Congo Reform association unter Edmund Dene Morel, einem Zeitungsherausgeber, dem größten Gegner Leopolds.
Auf internationalen Druck verkaufte Leopold schließlich 1908 den Kongo an den Staat Belgien. Ein Jahr später starb er. Als sein Sarg gegen seinen Willen im Rahmen eines Staatsbegräbnis durch die Straßen Brüssels gezogen wurde, buhte die Menge den Toten aus.
In der Zeit von 1880 bis 1920 verlor der Kongo ungefähr die Hälfte seiner Bevölkerung: 10 Millionen Tote in 40 Jahren!
Nachspiel: Im ersten Weltkrieg (Belgien "nutzte" nun den Kongo), wurden die Gegner der belgischen Herrschaft in Verbindung mit dem deutschen Kriegsgegner gebracht und als Verräter beschimpft, Leopold weitestgehend reabilitiert und mit Denkmälern geehrt.
Literatur:
Adam Hochschild -Schatten über dem Kongo, Die Geschichte eines der großen, fast vergessenen Menschheitsverbrechen, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1999
http://www.perlentaucher.de/buch/643.html
Wikipedia-Artikel über König Leopold II. von Belgien
http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_II._(Belgien)
Zur Sendung:
http://www.waldportal.org/aktuell/tvtipps/one.tv/?entry=page.date.tv.200511112