Ah, verstehe.
1- Zu den Begriffen: Ja, wie ich schon schrieb, war das in Teilen eher ein Schlager und ich hätte mich auch auf den letzten Abschnitt beschränken und ihn etwas erweitern können. Aber manchmal muss man eben mehr schreiben. Und ich hatte nach der Fixierung auf die Begrifflichkeiten des Tacitus eben das Gefühl, dass es ganz gut sein könnte, das zu thematisieren.
2- Stirps regia: Die königliche Sippe spricht nicht dagegen, dass es bei den Cheruskern Sippen gab. Aber, dass es eine königliche Sippe gab, zeigt eben, dass die Cherusker schon als Stamm organisiert waren und eben nicht in weitgehend unabhängigen Sippen als Hauptträger der Organisation. Denn eine königliche Sippe setzt die Institution eines Anführers voraus, der über einen starken Mann hinausgeht, den man schon Häuptling nennen kann, wenn man im Rahmen der Ethnologie bleibt. (Insbesondere des Neoevolutionismus.)
Die Gesellschaften werden dabei nach ihrer Organisationsform eingeteilt:
1- Sippen oder Sippengesellschaft (egalitäre Gesellschaften) (früher: Horden, was aber heute als beleidigend aufgefasst wird)
2a- Stämme (Ranggesellschaften)
2b- Häuptlingtum (Ranggesellschaft)
3- primitiver Staat (mit Erzwingungs- und Verwaltungsstäben wie die Frühmittelalterlichen Königreiche)
In Sippen gibt es Familienoberhäupter und ab und an einen starken Mann, der aber allenfalls primus inter pares ist.
In Stämmen kommen
- Älteste, die als Anführer / Repräsentant einer Sippe verstanden werden und
- Big Men / starke Männer, die aufgrund ihrer Leistungen lokale Bedeutung haben
vor.
Im Häuptlingtum existiert zusätzlich ein übergeordneter, oft nur ritueller Anführer.
In der Germania Magna des 1.Jahrhunderts nach Christus ist die Frage, ob von Stämmen oder Häuptlingtümern die Rede ist. Eine stirps regia und die damit vorausgesetzte Institution eines rex verweist innerhalb dieser Paradigmen auf ein Häuptlingtum. Wie gesagt: innerhalb dieser von Ethnologen oft gebrauchten Einteilung.
(Theoretisch ließe sich das leicht mit Tacitus zusammenbringen: Des Tacitus principes, die von den Sippen gestellt einen Stammesrat bilden, könnte man evt. als Älteste betrachten. Die duces wären eher Starke Männer, die reges müsste dann mangels Erzwingungsstab als Häuptlinge gelten. Nur sind diese Gleichsetzungen ohne Funktionsanalyse ohne Wert.)
(Vgl. z.B. die Aufsätze in Hans Fischer (Hg,) Ethnologie Einführung und Überblick, Berlin, Hamburg seit 1983 mehrfach aufgelegt.)