Was für Karrieresprung hätte ein protestantischer Pfarrer von seiner NSDAP-Mitgliedschaft zu erwarten?
Ist denn z.B. die Vorstellung so abwegig, dass ein Regime, dass die totale Kontrolle über alle Vorgänge in seinem Machtbereich beanspruchte, wie das NS-Regime, früher oder später seinen Einfluss bei der Besetzung der Bischofsstühle geltend machen könnte?
Neben anderen Vorteilen, die sich ergeben konnten. Aufbau von Netzwerken, Verschaffung von Nebenverdiensten durch Beschäftigungen als Lehrkraft für Religion an staatlichen Schulen oder als Seelsorger in staatlichen Kranken- und Pflegeeinrichtungen, Möglichkeiten über die Mitgliedschaft in der NSDAP für staatliche Zuwendungen für den Erhalt und die Modernisierung von Gebäuden oder die Gemeindearbeit an und für sich werben zu können, Hoffnung auf Versetzung auf einen attraktiveren Posten (Dorfpfarrer auf dem platten Land zu sein, wo nichts los war, war möglicherweise nicht jedermanns Ding).
Ich sehe da einiges an potentiellen Vergünstigungen, was sich ein protestantischer Pfarrer durch eine Parteimitgliedschaft erhoffen konnte.
Oder was für persönlichen Nachteile, wenn er diese Partei links liegen ließ?
Als Gemeindepfarrer allein erstmal keine. Sofern er aber neben der Gemeindearbeit noch zusätzliche Aufgaben, wie z.B. Lehraufträge auf deren Vergabe der Staat Einfluss hatte, erfüllte und dies auch gern weiterhin tun wollte, konnte sich eine Mitgliedschaft in der NSDAP sicherlich empfehlen um zu verhindern, dass ihm diese Aufgaben entzogen und sie einem Kandidaten übertragen wurden, der sich regimetreuer präsentierte.
Auch konnte ein Pfarrer, der in die NSDAP eintrat sicherlich daruf spekulieren, dass man einem Pfarrer, der Mitglied war mehr Spielräume lassen und ihm nicht ganz so genau auf die Finger schauen würde, wie einem der dem Regime demonstrativ Gleichgültigkeit oder Ablenhung entgegen brachte.
Ob diese Kalkulation dann aufging, ist eine andere Frage und was moralisch von ihr zu halten ist, eine andere Diskussion, aber eine plausible Überlegung konnte das durchaus schon sein.
Fakt ist auch, dass die katholischen Pfarrer nicht eingetreten sind, weil ihre Bischöfe das verboten haben. Teilweise haben sie auch ihren Gläubigen untersagt, NSDAP zu wählen.
Ja, allerdings könnte man sagen, dass sich die katholischenn Geistlichen auch auf andere Schutzmechanismen stützen konnten, als ihre protestantischen Kollegen.
Die protestantischen Landeskirchen arbeiteten rein auf Deutschland gestützt, d. h. sie waren in allem, was sie taten, davon abhängig, wie das Regime agierte, welche Spielräume es ließ und sie hatten wenig Möglichkeiten Pfarrer zu schützen, die sich zu weit aus dem Fenster lehnten.
Die katholische Kirche war international aufgestellt und sie konnte einzelne Pfarrer, die sich zu sehr aus dem Fenster lehnten und gefahr liefen den Zorn des Regimes auf sich zu ziehen, nach Rom berufen und da mit Funktionen versehen oder sie auf eine Pfarrstelle im bei einer deutschsprachigen Gemeinde im Ausland versetzen um sie der Reichweite des NS-Regimes zu entziehen.
Mit dieser Möglichkeit und durch den Umstand, durch das größere Aktionsfeld weswentlich weniger erpressbar zu sein, als die protestantischen Landeskirchen, konnte die katholische Kirche es sich sicherlich leisten ihren Geistlichen eine ablehneendere Haltung gegenüber dem Regime anzuempfehlen, als die protestantischen Landeskirchen das konnten.
Das sollte man möglicherweise berücksichtigen, wenn man hier einen Vergleich zwischen der Handlungsweise der katholischen Kirche und den protestantischen Landeskirchen bemühen möchte.
Wie verhält sich der Umstand, dass du hier anerkennst, dass die katholischen Bischöfe ihren Schäfchen in Teilen einschärften nicht die Hitler-Bewegung zu wählen, mit deinem andernorts geäußerten Postulat, der Vorsitzende der Zentrumspartei Kaas habe 1933 mit seinem Werben für das Ermächtigungsgesetz in der Zentrumsfraktion "vatikanhörig"/"im Interesse des Vatikans" gehandelt?
Widerspricht sich ein bisschen deine Darstllung oder ?