Konfession, Antisemitismus und NS

Ich mache das an den Zustimmungsraten zum Regime fest, die anfangs so groß waren, dass man die Eintritte in die NSDAP zunächst stoppen und auch hinterher noch einschränken musste.

Hier würde ich offen gestanden eher auf Karrierismus als Hauptmotiv tippen, vielleicht verbunden mit einer gewissen Sorge vor persönlichen Nachteilen. Es kam auch in anderen Staatsparteien wie der KPdSU immer mal wieder zu Aufnahmerestriktionen und Ausschlüssen von Mitgliedern, die zu wenig aktiv waren. Und es gab in Deutschland Anfang 1933 sogar das Spottwort von den "Märzgefallenen", die plötzlich ihre Sympathie für die "Nationale Revolution" entdeckten, obwohl sie zuvor beispielsweise eher eine bürgerlich-konservative oder liberale Einstellung gezeigt hatten.

Die Frage, wie populär das Regime eigentlich in den ersten Jahren war, wird in der Forschung meines Wissens recht unterschiedlich beantwortet, insofern könnt Ihr vermutlich beide Forschungsliteratur finden, die Euren Standpunkt untermauert. Die öffentliche Unterstützung des Regimes durch Reden, Parteimitgliedschaften oder Wahlergebnisse würde ich in einer Diktatur aber nicht als echten Beleg für die innere Einstellung der Bevölkerung ansehen.

Doch auch hier: Anders als Shinigami hast Du eine sehr weitreichende These aufgestellt. Du müsstest also vor allem belegen, dass die Zustimmung zum Regime bei praktizierenden Protestanten höher war als bei der übrigen Bevölkerung und dass dies vor allem auf die Judenfeindlichkeit dieser Gruppe zurückzuführen ist.
 
Hier würde ich offen gestanden eher auf Karrierismus als Hauptmotiv tippen, vielleicht verbunden mit einer gewissen Sorge vor persönlichen Nachteilen.
Was für Karrieresprung hätte ein protestantischer Pfarrer von seiner NSDAP-Mitgliedschaft zu erwarten? Oder was für persönlichen Nachteile, wenn er diese Partei links liegen ließ? Fakt ist: Sie sind zu tausenden eingetreten, obwohl es später seitens der NSDAP Sperre und Restriktionen gab.

Fakt ist auch, dass die katholischen Pfarrer nicht eingetreten sind, weil ihre Bischöfe das verboten haben. Teilweise haben sie auch ihren Gläubigen untersagt, NSDAP zu wählen.

Du müsstest also vor allem belegen, dass die Zustimmung zum Regime bei praktizierenden Protestanten höher war als bei der übrigen Bevölkerung und dass dies vor allem auf die Judenfeindlichkeit dieser Gruppe zurückzuführen ist.
Das kannst du hier nachlesen Die christlichen Kirchen und der NS-Staat – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Am Anfang der Hitler-Diktatur sind etwa 95 Prozent der Bewohner des Deutschen Reiches Christen, davon rund zwei Drittel evangelisch, ein Drittel katholisch. Jüdischen Glaubens sind 0,8 Prozent. Die Kirchen und ihre Pfarrer sind Autoritäten, ihre Stimme wird in den Gemeinden gehört. Nur in den größten Städten bröckelt ihr Einfluss. Die meisten Chancen hat die NSDAP in den evangelischen Gebieten. Dort hat Hitler schon vor 1933 die ersten Wahlerfolge. Jahrelang wählt sogar Pastor Martin Niemöller die Nazi-Partei, derselbe, der später im Widerstand eine wichtige Rolle spielen und als "persönlicher Gefangener des Führers" acht Jahre in Haft verbringen wird. Solange es noch halbwegs freie Wahlen gab, galt die Faustregel: in überwiegend protestantischen Gebieten erzielen die Nazis etwa doppelt so hohe Stimmanteile wie in katholischen Gebieten.

In dieser PDF-Datei https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwi3ytnxxr3-AhUrSfEDHU9FArIQFnoECAwQAQ&url=https://www.aeaweb.org/conference/2014/retrieve.php?pdfid=687&usg=AOvVaw0fXW75aO0qmNDePQPSmsmg
gibt es 2 Karten/Tabellen, die den Zusammenhang zwischen Konfession und Wahlverhalten zeigen: In katholischen Gebieten blieben Zustimmungswerte zur NSDAP unter 30 %, in den protestantischen Gebieten über 30 %, teilweise über 40 %, in manchen erhielte die Nazipartei sogar die absolute Mehrheit.

Und hier - https://www.ndr.de/nachrichten/schl...itten-Reich-waren-Nazis-,landeskirche134.html - wird eine Studie besprochen, in der vom Mythos Bekennende Kirche als judenfreundliche Antinaziversammlung der protestantantischen Pfarrer kaum noch was übrig bleibt – Zitat (Fettschreibung durch mich):

"Man kann sagen, wenn es einmal Widerstand unter den Pastoren gab, dann nur in der Bekennenden Kirche. Aber das war eben auch innerhalb der Bekennenden Kirche die Ausnahme."
(…)
… war auch Walter Rustmeier Mitglied der Bekennenden Kirche und kämpfte vehement für die Eigenständigkeit der Kirche. Gleichzeitig gehörte er der NSDAP an. Rustmeier habe sich, sagt Hertz, radikal für das NS-Regime engagiert, zunächst in als Pastor in Bad Oldesloe und später in der Gemeinde Münsterdorf. Schon in seiner Examenspredigt im März 1933 verknüpft er die "Pflichten gegen Staat und Volk" mit dem Glauben, indem er Nationalismus, Sozialdarwinismus und die sogenannte NS-Volksgemeinschaft predigt.

Gemeinsam mit Kollegen von der Bekennenden Kirche verschickt er die judenfeindliche Schrift "Die Kirche und der Jude" (1936) an sämtliche Dienststellen der NSDAP in Schleswig-Holstein.
(…)
Auch predigt Diekow damals eindeutig antijudaistisch und antisemitisch: "Wenn sich ein Volk wie das jüdische entschlossen von Christus, der vollkommenen Liebe, abwendet, spricht es über sich selbst das Todesurteil." Der Holocaust war zu dieser Zeit, 1934, noch nicht absehbar. "Dennoch spricht Diekow dem sogenannten jüdischen Volk hier explizit seine Existenzberechtigung ab", sagt Hertz. "Er begründet mit dem althergebrachten Vorwurf des Abfalls von Jesus."
(…)
Diekow verbreitete judenfeindliche Stereotypen und schwor seine Gemeinde in Predigt und Konfirmanden-Unterricht explizit auf Adolf Hitler, das NS-Regime und die NS-Volksgemeinschaft ein. Das sei besonders schwerwiegend, findet Helge-Fabien Hertz, weil der Mann als Pastor besonderen Einfluss auf seine Gemeinde gehabt und dadurch als Multiplikator gewirkt habe.
 
Die Frage, wie populär das Regime eigentlich in den ersten Jahren war, wird in der Forschung meines Wissens recht unterschiedlich beantwortet, insofern könnt Ihr vermutlich beide Forschungsliteratur finden, die Euren Standpunkt untermauert.

Im Bezug auf die Zustimmung der Bevölkerung zum Regime kaum, da fehlt es einfach an der Datengrundlage für eine wirklich verlässliche Aussage, was die Zustimmung angeht.

Rede und Pressefreiheit waren außer Kraft gesetzt, freie Wahlen fanden nicht mehr statt und die einzigen wirklich flächendeckenden Erhebungen die es zur Stimmungslage im NS-Reich vor dem Krieg gibt, sind die Versuche der NS-Stellen selbst, wie etwa des Propagandaministeriums und später mit den "Meldungen aus dem Reich", die der SD zusammenstellte, sich ein Bild zu machen.
Die wird man allerdings kaum als wirklich verlässlich einstufen können, weil unter den gegebenen Umständen Abweichler sich gerade gegenüber Repräsentanten des Regimes sehr vorsichtig und zurückhaltend gezeigt haben werden, hinzu kommt gegebenenfalls eine gewisse Motivation für die NS-Funktionäre, aus eigennützigen Gründen die Zustimmung im eigenen Verantwortungsbereich zu beschönigen um sich Vorteile zu verschaffen.

Insofern ist an die Erhebungen dieser Provenienz ein großes Fragezeichen zu machen.

Bei allem anderen, was überliert ist, private Tagebucheinträge, Versuche von politischen Exilorganisationen oder Exilpresse die Lage einzuschätzen (etwa die Stimmungsberichte der "SoPaDe"), ist in Rechnung zu stellen, dass es sich kaum um repräsentative Erhebungen handelt, sondern dass sie Stimmungbilder in den Regionen und Millieus wiedergeben, zu denen sie gerade Zugang hatten und in denen sie mit kalkulierbarem Risiko arbeiten konnten.

Das ist zwar möglicherweise ganz gut brauchbares Material um Millieustudien anzustellen oder Annekdoten für mögliche Stimmungsbilder im Kleinen zu bieten, aber es gibt einfach kein vollständiges Bild der Stimmung der gesamten deutschen Gesellschaft her.

Insofern bitte ich da auch nicht falsch verstanden zu werden, ich würde mich auch gar nicht mal zu der These versteigen wollen, die Unterstützung für das Regime wäre deutlich nieedriger gewesen als suggeriert.
Ich komme viel mehr zu dem Schluss, dass man darüber mangels authentischer Datenlage gar keine seriöse Aussage treffen kann, da die einzigen deutschlandweiten Stimmungserhebungen von den NS-Stellen selbst vorgenommeen wurden und kaum wirklich vrlässlich sind.
 
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Was für Karrieresprung hätte ein protestantischer Pfarrer von seiner NSDAP-Mitgliedschaft zu erwarten?

Ist denn z.B. die Vorstellung so abwegig, dass ein Regime, dass die totale Kontrolle über alle Vorgänge in seinem Machtbereich beanspruchte, wie das NS-Regime, früher oder später seinen Einfluss bei der Besetzung der Bischofsstühle geltend machen könnte?

Neben anderen Vorteilen, die sich ergeben konnten. Aufbau von Netzwerken, Verschaffung von Nebenverdiensten durch Beschäftigungen als Lehrkraft für Religion an staatlichen Schulen oder als Seelsorger in staatlichen Kranken- und Pflegeeinrichtungen, Möglichkeiten über die Mitgliedschaft in der NSDAP für staatliche Zuwendungen für den Erhalt und die Modernisierung von Gebäuden oder die Gemeindearbeit an und für sich werben zu können, Hoffnung auf Versetzung auf einen attraktiveren Posten (Dorfpfarrer auf dem platten Land zu sein, wo nichts los war, war möglicherweise nicht jedermanns Ding).

Ich sehe da einiges an potentiellen Vergünstigungen, was sich ein protestantischer Pfarrer durch eine Parteimitgliedschaft erhoffen konnte.

Oder was für persönlichen Nachteile, wenn er diese Partei links liegen ließ?

Als Gemeindepfarrer allein erstmal keine. Sofern er aber neben der Gemeindearbeit noch zusätzliche Aufgaben, wie z.B. Lehraufträge auf deren Vergabe der Staat Einfluss hatte, erfüllte und dies auch gern weiterhin tun wollte, konnte sich eine Mitgliedschaft in der NSDAP sicherlich empfehlen um zu verhindern, dass ihm diese Aufgaben entzogen und sie einem Kandidaten übertragen wurden, der sich regimetreuer präsentierte.

Auch konnte ein Pfarrer, der in die NSDAP eintrat sicherlich daruf spekulieren, dass man einem Pfarrer, der Mitglied war mehr Spielräume lassen und ihm nicht ganz so genau auf die Finger schauen würde, wie einem der dem Regime demonstrativ Gleichgültigkeit oder Ablenhung entgegen brachte.
Ob diese Kalkulation dann aufging, ist eine andere Frage und was moralisch von ihr zu halten ist, eine andere Diskussion, aber eine plausible Überlegung konnte das durchaus schon sein.

Fakt ist auch, dass die katholischen Pfarrer nicht eingetreten sind, weil ihre Bischöfe das verboten haben. Teilweise haben sie auch ihren Gläubigen untersagt, NSDAP zu wählen.

Ja, allerdings könnte man sagen, dass sich die katholischenn Geistlichen auch auf andere Schutzmechanismen stützen konnten, als ihre protestantischen Kollegen.

Die protestantischen Landeskirchen arbeiteten rein auf Deutschland gestützt, d. h. sie waren in allem, was sie taten, davon abhängig, wie das Regime agierte, welche Spielräume es ließ und sie hatten wenig Möglichkeiten Pfarrer zu schützen, die sich zu weit aus dem Fenster lehnten.
Die katholische Kirche war international aufgestellt und sie konnte einzelne Pfarrer, die sich zu sehr aus dem Fenster lehnten und gefahr liefen den Zorn des Regimes auf sich zu ziehen, nach Rom berufen und da mit Funktionen versehen oder sie auf eine Pfarrstelle im bei einer deutschsprachigen Gemeinde im Ausland versetzen um sie der Reichweite des NS-Regimes zu entziehen.
Mit dieser Möglichkeit und durch den Umstand, durch das größere Aktionsfeld weswentlich weniger erpressbar zu sein, als die protestantischen Landeskirchen, konnte die katholische Kirche es sich sicherlich leisten ihren Geistlichen eine ablehneendere Haltung gegenüber dem Regime anzuempfehlen, als die protestantischen Landeskirchen das konnten.
Das sollte man möglicherweise berücksichtigen, wenn man hier einen Vergleich zwischen der Handlungsweise der katholischen Kirche und den protestantischen Landeskirchen bemühen möchte.

Wie verhält sich der Umstand, dass du hier anerkennst, dass die katholischen Bischöfe ihren Schäfchen in Teilen einschärften nicht die Hitler-Bewegung zu wählen, mit deinem andernorts geäußerten Postulat, der Vorsitzende der Zentrumspartei Kaas habe 1933 mit seinem Werben für das Ermächtigungsgesetz in der Zentrumsfraktion "vatikanhörig"/"im Interesse des Vatikans" gehandelt?
Widerspricht sich ein bisschen deine Darstllung oder ?
 
Natürlich nicht, aber das ist anzunehmen, weil sie, im Gegensatz zu den evangelischen Pfarrern, kaum in der NSDAP und daher nicht genötigt waren, den Nazis nach dem Mund zu reden. Auch die im Vergleich zu den evangelischen Pfarrern große Zahl der katholischen Pfarrer, die im KZ landeten, sprich dafür, dass sie Kritik an den Nazis übten.

* @El Quijote wird dir das gerne bezeugen. :D

Als die Deutschen in Polen einfielen, begann die SS damit, in jeder Kleinstadt den Arzt, den Apotheker, den Schulleiter und den Pfarrer zu erschießen oder in KZs zu verschleppen.

In Polen wurde eine große Zahl von katholischen Geistlichen umgebracht oder in KZs verschleppt. Soweit ich informiert bin dürfte es sich um 1000-1500 katholische Geistliche handeln, die während der deutsche Besatzung dem Wüten der SS zum Opfer fielen.

Damals hatte es dagegen zuweilen noch Protest gegeben. General Johannes Blaskowitz hatte SS-Leute verhaften lassen und den Opfern auf eigene Rechnung einen Gedenkstein gesetzt.

Solche "Humanitätsduseleien" wollte Hitler in der SU dem Offizierskorps nicht mehr durchgehen lassen-daher der Kommissar-Befehl.

Bei einem Großteil der katholischen Geistlichen, die liquidiert oder ins KZ gesperrt wurden, ging es nicht mal darum, dass sie Kritik geübt oder oppositionelle Agitation betrieben hatten- Es genügte, dass man sie ihnen unterstellte und es genügte ihre Angehörigkeit zur polnischen Intelligenz.
 

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Im Bezug auf die Zustimmung der Bevölkerung zum Regime kaum, da fehlt es einfach an der Datengrundlage für eine wirklich verlässliche Aussage, was die Zustimmung angeht.
Zumindest sofern es um die Zustimmung der zwei verschiedenen Konfessionen geht, ist das nicht zutreffend, wie bereits vielfach durch verschiedene Teilnehmer der Diskussion quellengestützt dargelegt.
Besonders interessant sind natürlich Erhebungen (kurz) vor der „Machtergreifung“.
Gibt es da keine „Datengrundlage“?


(P.S.:
Es ist schon frech den Forumsteilnehmer @Dion als „Märchenerzähler“ zu diffamieren, der sehr viel mehr Quellenarbeit geleistet hat, während man selbst eine gewisse Faktenresistenz an den Tag legt.
 
Zumindest sofern es um die Zustimmung der zwei verschiedenen Konfessionen geht, ist das nicht zutreffend, wie bereits vielfach durch verschiedene Teilnehmer der Diskussion quellengestützt dargelegt.
Besonders interessant sind natürlich Erhebungen (kurz) vor der „Machtergreifung“.

Danach war nicht gefragt; die Frage lautete:

Die Frage, wie populär das Regime eigentlich in den ersten Jahren war

Die Erhebungen in den letzten Wahlen vor und der einzigen Wahl nach der "Machtergreifung" zeigen, dass der Abstand zwischen den Konfessionen im Schrumpfen begriffen war.

Ob sich dieser Trend in den ersten Jahren fortsetzte und es zu einem Gleichstand kam, wird sich quellengestützt wohl kaum zeigen lassen.
 
Zumindest sofern es um die Zustimmung der zwei verschiedenen Konfessionen geht, ist das nicht zutreffend, wie bereits vielfach durch verschiedene Teilnehmer der Diskussion quellengestützt dargelegt.
Absolut korrekt: Die Zustimmungswerte der Protestanten zu NSDAP waren weit höher als die der Katholiken. Das belegen die Wahlen von 1932 eindeutig. Beide Konfessionen waren sich in der Beurteilung der Juden mit der NSDAP einig. Erst ab 1937 ging die katholische Kirche auf Konfrontationskurs, die Protestanten machten jedoch weiter mit. Deren Bischöfe schwiegen allesamt zu Novemberpogromen 1938 –angesichts der brennenden Synagogen müsste für sie schwer gewesen sein, nicht an Luther zu denken.
 
Zumindest sofern es um die Zustimmung der zwei verschiedenen Konfessionen geht, ist das nicht zutreffend, wie bereits vielfach durch verschiedene Teilnehmer der Diskussion quellengestützt dargelegt.

Pardon? In der von dir zitierten Passage ging es um die Verhältnisse nach 1933.

Belegt und das habe ich auch nirgendwo bestritten, ist die qua Wahlergebnissen höhere Zustimmung der Nazis in den protestantischen Gebieten bis 1933.
Verlässliche Stimmungsbilder und Erkenntnisse über die Zustimmung für die konkreten Maßnahmen der Nazis, noch zudem verlässlich für die einzelnen Konfessionen nach 1933 haben wir nicht.

Das die Protestanten vor insgesamt eine größere Neigung dazu hatten den Antisemtismus der Nazis zu unterstützen oder wenigstens hinzuhnehmen, lässt sich aus den Wahlergebnissen herauslesen (nicht allerdings, dass das a) am Protestantismus selbst lag und b) auch nach 1933 in the long run so blieb).
Aus einer grundsätzlichen Zustimmung zum Antisemitismus oder zumindest dessen Toleranz, leitet sich auch nicht zwangsläufig auch eine Zustimmung zu konkreten Repressionsmaßnahmen oder gar dem NS-Vernichtungsprogramm automatisch her.
Hier könnte man einwenden, dass man die Absicht dazu aus Hitlers Buch "Mein Kampf" thoeretisch hätte vorwegnehmen können, dann sollte man dabei aber auch nicht vergessen, dass es bei den Wahlen, so lange sie frei waren, nicht um eine Diktatur Hitler ging, sondern um die von der Verfassung beschränkten Möglichkeiten Politik zu machen, so dass man durchaus unterstellen kann, dass dies für ohnehin nicht umsetzbar gehalten wurde.

(P.S.:
Es ist schon frech den Forumsteilnehmer @Dion als „Märchenerzähler“ zu diffamieren, der sehr viel mehr Quellenarbeit geleistet hat, während man selbst eine gewisse Faktenresistenz an den Tag legt.

Mit Verlaub von einer sauberen Quellenarbeit ist was @Dion hier und andernorts fabriziert hat ziemlich weit entfernt.
Im Übrigen, weiß ich nicht, ob es sich geziemt, die Aussagen anderer zu verdrehen und ihnen dann "Faktenresistenz" oder den Postulanten zu unterstellen "frech" zu sein.
Viellicht sollte man sich demgegenüber einfach mal die Mühe machen die Argumeentation anderer Diskussionsteilmehmer gründlich zu lesen?
 
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Absolut korrekt: Die Zustimmungswerte der Protestanten zu NSDAP waren weit höher als die der Katholiken. Das belegen die Wahlen von 1932 eindeutig.

Nein, deine Schlussfolgerungen gehen zu weit. Die Wahlen belegen, dass 1933 die Zustimmung zur NSAP auf dem damaligen Reichsgebiet und bis zum damaligen Zeitpunkt bei den Protestanten größer war als bei den Katholiken.

Wie aber schon an anderer Stelle angeführt, sagt das herzlich wenig über die weitere Entwicklung aus.
Es sagt nichts darüber aus, wie weit die Katholiken, die erst ab 1938 zu Deutschland hinzu kamen, sich damit einverstanden zeigten.
Es ist z.B. ganz gut denkbar, dass die österreichischen und ggf. auch die deutschsprachigen Katholiken aus dem "Sudetenland", mit der Vorprägung aus dem Habsburgerreich, Teilweise den Nationalitäten-Konflikten der Zwischenkriegszeit ("Deutsch-Österreich" usw.) zum Nationalsozialismus und auch zu der Person Hitler eine ganz andere Einstellung hatten, als etwa Katholiken in Bayern oder im Rheinland, die solche Vorprägungen nicht mitbrachten.

Und es sagt uns auch nichts über die weitere Entwicklung oder die Zustimmung zu konkreten Maßnahem aus.

Bei den Wahlen bis Ende 1932 ging es um Mandate für von der Verfassung beschränkte politische Macht, nicht um einen Freifahrtschein zu unbegrenzter politischer Macht.
Insofern ist es durchaus denkbar, dass ein größerer Kreis von Personen, die eine antisemitische Einstellung hatten, aber nicht bereit waren konkrete Terrormaßnahmen gutzuheißen die NSDAP wählten, weil sie sich die Illusion machten (oder machen wollten), dass die rabitatesten politischen Ziele der NSDAP ohnehin nicht umsetzbar wären.

In den Widerstandsbiographien finden sich solche Konstellationen, bei Personen, die eine Entwicklung vom Hitler-Sympathisanten zum Regimegegner durchliefen ja durchaus hin und wieder und man wird schwer einschätzen können, wie groß die Gruppe war, bei der sich ein solcher geistiger Wandel vollzogen hat, da eben längst nicht jeder den Mut hatte konkret irgendetwas zu unternehmen, dass ihn oder sie in Gefahr brachte.


Beide Konfessionen waren sich in der Beurteilung der Juden mit der NSDAP einig.
Nö, schon weil sie eben nicht den rasseantismenitischen Standpunkt der Nazis teilten.
Beide Konfessionen standen auf dem grundsätzlichen Standpunkt, vielleicht Juden gegenüber nicht besonders freundlich eingestellt zu sein, aber die Möglichkeit ihrer Rettung durch Konversion vorauszusetzen und darin unterschieden sie sich ganz fundamental von den Nazis.
 
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Das die Protestanten vor insgesamt eine größere Neigung dazu hatten den Antisemtismus der Nazis zu unterstützen oder wenigstens hinzuhnehmen, lässt sich aus den Wahlergebnissen herauslesen (nicht allerdings, dass das a) am Protestantismus selbst lag

Dazu möchte ich einfach empfehlen, Falter in der Neuauflage zu lesen, insbesondere die Abschnitte Katholizismus als Resistenzfaktor sowie Als guter Katholik kann man nicht NSDAP wählen: Die Haltung des Episkopats.

Wichtig scheint mir, dass der politische Katholizismus sich schon seit 1870 in Gestalt des Zentrums organisiert hatte, dagegen gab es keinen parteipolitisch organisierten Protestantismus. Während die katholischen Bischöfe ihre Schäfchen ausdrücklich vor dem Nationalsozialismus warnten und seine Lehren als unvereinbar mit christlichen Grundsätzen brandmarkten, hielt man sich auf protestantischer Seite eher an den Grundsatz der Gewissensfreiheit.
"Ein evangelischer Wähler konnte sehr viel leichter die Partei wechseln als ein katholischer, da damit kein Verstoß gegen allgemein anerkannte politische Verhaltensmaximen oder gar ein Austritt aus dem Milieu verbunden waren. Mangels einer expliziten Wahlnorm blieb ein Parteiwechsel praktisch ohne persönliche Konsequenzen – kein Wunder, dass sich das protestantisch-bürgerliche Lager im Vergleich zum katholischen Lager und zum sozialistischen Arbeitermilieu durch eine beträchtliche Parteienzersplitterung, eine überdurchschnittliche Bereitschaft zur Wechselwahl und eine insgesamt sehr viel geringere Resistenz gegenüber dem Nationalsozialismus auszeichnete." (Falter 2020, S. 236)

Dazu kommt, dass die katholische Kirche und ihre romtreuen deutschen Anhänger aus "völkischer" Perspektive per se argwöhnisch betrachtet wurden; hier gab es durchaus Schnittmengen zwischen Nazi-Ideologen und protestantischen Kirchenpolitikern, die glaubten, sich vor allem gegen "Rom und Moskau" (Ultramontanismus und Bolschewismus) wehren zu müssen und trotz tiefgreifender weltanschaulicher Differenzen für einen strategischen Schulterschluss mit der Hitler-Bewegung plädierten.

"Die römische Form des Katholizismus bringt seine Bekenner in einen dauernden Zwiespalt zwischen Religion und Deutschempfinden." (http://elk-wue.gbv.de/data/1760733148/1760733148.pdf)
Vgl.
Obwohl der Prälat Kaas es besser wissen musste (Mt 6,24), war er doch ein Diener zweier Herren: Deutschland und Vatikan; allerdings hat er letzten Endes doch sein wahres Gesicht gezeigt und Vatikan zu seinem alleinigen Herren erkoren.
 
"Sehr schwer tat sich die NSDAP in den katholischen Gegenden. ... Keine andere Partei hatte eine solche Stabilität ihrer Wähler vorzuweisen wie das Zentrum und die regionale Bayrische Volkspartei. Noch bei den letzten Wahlen der Weimarer Republik im März 1933 konnten diese beiden Parteien über vierzig Prozent der katholischen Wähler, und damit eine klare Mehrheit der praktizierenden Katholiken, an sich binden."
Michael Wildt: Nationalsozialismus: Aufstieg und Herrschaft
https://www.bpb.de/shop/zeitschrift...-aufstieg-und-herrschaft-314/137186/aufstieg/

Die Zentrumspaertei und ihre bayrische Abspaltung vereinten katholische Wähler und Politiker mit im Grunde völlig gegensätzlichen Ansichten. Gewerkschafter und reaktionäre Konservative (Heinrich Brüning, Franz von Papen) waren allein aufgrund ihrer Konfession in der gleichen Partei zu Hause.
 
Wichtig scheint mir, dass der politische Katholizismus sich schon seit 1870 in Gestalt des Zentrums organisiert hatte, dagegen gab es keinen parteipolitisch organisierten Protestantismus. Während die katholischen Bischöfe ihre Schäfchen ausdrücklich vor dem Nationalsozialismus warnten und seine Lehren als unvereinbar mit christlichen Grundsätzen brandmarkten, hielt man sich auf protestantischer Seite eher an den Grundsatz der Gewissensfreiheit.[...]

Diese Argumentation läuft aber eben gerade nicht auf besondere ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus heraus, sondern auf strukturelle Unterschiede in den konfessionellen Millieus und der Parteinlandschaft, die für Katholiken größere Hürden für einen Wechsel zur NSDAP aufwarfen.

Das ist meines Erachtens nach allerdings ein massiver Unterschied.

Läuft nämlich darauf hinaus, die stärkere Tendenz der Protestanten die Nazis zu wählen, gerade nicht an den Inhalten ihrer Konfession festzumachen, sondern daran, dass es keine Parteien gab, die die protestantische Wählerschaft millieuübergreifend organisierte.
Eine Argumentationsrichtung, die unter anderem @Stradivari schon angesprochen hatte und die ich für plausibel halte.
 
Diese Argumentation läuft aber eben gerade nicht auf besondere ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus heraus, sondern auf strukturelle Unterschiede in den konfessionellen Millieus und der Parteinlandschaft, die für Katholiken größere Hürden für einen Wechsel zur NSDAP aufwarfen.

Das ist meines Erachtens nach allerdings ein massiver Unterschied.

Läuft nämlich darauf hinaus, die stärkere Tendenz der Protestanten die Nazis zu wählen, gerade nicht an den Inhalten ihrer Konfession festzumachen, sondern daran, dass es keine Parteien gab, die die protestantische Wählerschaft millieuübergreifend organisierte.
Eine Argumentationsrichtung, die unter anderem @Stradivari schon angesprochen hatte und die ich für plausibel halte.

Ich auch!

Vielleicht sollte man mal festhalten, was die Nazis für protestantische ländliche Milieus attraktiv machte.
In Nordhessen war (und ist es noch) die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig. Was die Nazis attraktiv machte, das war vor allem auch die starke ideologische Aufwertung, die Bauern erfuhren. Die farbenprächtigen Volkstrachten erregten im 19. Jahrhundert das Interesse von Malern und Volkskundlern. Es gab aber unterschwellig auch Spott über trachtentragende Schwälmer und die rückständige "Heidelbeerprovinz".
Dagegen war man schon immer empfindlich, unter den Nazis aber wurden Volkstrachten aufgewertet, es war die Rede von einem "rassisch rein gebliebenem Schlag. Es erfuhr der Reichsnährstand unter den Nazis eine viel größere Beachtung und Aufwertung, als das zuvor der Fall war, es sollten Familienbetriebe durch das Reichserbhofgesetz gefördert werden. Von den Nazis versprachen sich viele Landwirte 1. ideologische Aufwertung, 2. Förderung, Subventionen, Kredite und 4. wirtschaftlichen Aufschwung. Die Arbeitslosigkeit war hoch, und durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und ein Abflauen der Weltwirtschaftskrise, sanken die Arbeitslosenzahlen. Der Lebensstandard wuchs nicht unbedingt. Das abflauen der Krise und propagandistisches Getöse sorgten aber dafür, dass die Nazis sich bereits vor 1933 respektable Wahlerfolge verschaffen konnten.

Der Antisemitismus spielte natürlich auch eine Rolle. In Nord- und Mittelhessen lebten viele Juden, vor dem Weltkrieg hatte der Bund der Landwirte antisemitische Agitation betrieben und Max Liebermann von Sonnenberg hatte mit antisemitischen Themen Wahlsiege eingeholt. Es gab einen ländlichen Antisemitismus. Dennoch haben viele hessische Juden, die den Holocaust überlebten, von relativ harmonischen Beziehungen zu ihren Nachbarn gesprochen.

Das änderte sich 1933 fast schlagartig. Viele "Volksgenossen" schienen zu glauben, dass alle Schulden bei jüdischen Händlern und Viehhändlern hinfällig waren.

Ein protestantisches Pendant zur Zentums-Partei gab es nicht. Die evangelischen Kirchen waren in mehrere Dutzend Landeskirchen aufgesplittert, es gab Reformierte, Lutherische und Pietisten und noch mal ein gutes Dutzend Freikirchen, Mennoniten usw. Seit der Reformation waren meist die Landesfürsten auch Kirchenvorsitzende gewesen, es gab eine lange Tradition von Thron und Altar. Im Nationalsozialistischen Staat erhofften sich viele Kirchenleute, dass das Ansehen und der Einfluss der Kirche, den sie im Kaiserreich genoss wiederhergestellt würde.

Die katholische Kirche und "die Reaktion" waren vor 1933 auch immer wieder Zielscheibe von Attacken gewesen, Engelbert Dollfuß war von einen Nazi getötet worden- während die NSDAP immer wieder durch geschlossene Kirchenbesuche von SA-Leuten versucht hatte, die EK zu umwerben.

Die Katholische Kirche war im Kaiserreich nicht so innig mit der Staatsmacht verflochten, und war durch die Erfahrungen des Kulturkampfs geimpft weit zurückhaltender, zurückhaltender auch in ihrer Erwartung, dass ihr Einfluss etwa im Bildungswesen in einem NS-Staat gewahrt bleiben würde.

Vor diesem Hintergrund war die katholische Kirche deutlich zurückhaltender, die Nazis zu unterstützen und weitaus weniger euphorisch, sich von den Nazis die Wahrung oder Wiederherstellung ihres gesellschaftlichen Status zu versprechen.
 
Diese Argumentation läuft aber eben gerade nicht auf besondere ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus heraus

Wurden denn ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus explizit behauptet?


"Christentum und Nationalsozialismus sind Erscheinungen, die aus ganz verschiedenen Grundursachen entstanden sind. Beide unterscheiden sich im Grundsätzlichen so stark voneinander, daß es nicht möglich sein wird, eine christliche Lehre zu konstruieren, die von der Ebene der nationalsozialistischen Weltanschauung aus voll bejaht werden könnte, ebenso wie sich die christlichen Glaubensgemeinschaften niemals dazu verstehen können, die Weltanschauung des Nationalsozialismus in vollem Umfange als richtig anzuerkennen. [...] Ich erwähne hier nur die Stellungnahme der christlichen Kirchen zur Rassenfrage, zur Frage der Verhinderung oder Vernichtung unwerten Lebens, ihre Stellungnahme zur Ehe, die sich im Zölibat der Priester sowie in der Duldung und Förderung der Mönchs- und Nonnenorden kundtut, die germanischem Gefühl widersprechende Lehre von der unbefleckten Empfängnis Mariä usw."
(Martin Bormann an Alfred Rosenberg, 22. 2 1940, zit. n. Léon Poliakov und Josef Wulf, Das Dritte Reich und seine Denker, Berlin 1959)
 
Wurden denn ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus explizit behauptet?
Nicht direkt - eher unterschwellig wurde vom "GF-Deschner"*) zu argumentieren versucht, dass von Luther zum massiven Hang der Protestanten NSDAP zu wählen ein direkter Weg führe, d.h. dass im Protestantismus eine Art Praenazikonfiguration vorliege, welche sich in den Wahlergebnissen der 30er Jahre spiegele.
So irgendwie, falls ich das richtig verstanden habe.

_________
*) ein Teilnehmer, der zahlreiche Kirchen/Christentum-ablehnende Fäden eröffnet, mit dem ich gerne kontrovers diskutiere :D
 
In Nordhessen war (und ist es noch) die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig. Was die Nazis attraktiv machte, das war vor allem auch die starke ideologische Aufwertung, die Bauern erfuhren.
Diese ideologische Aufwertung erfuhren auch die bayerischen Bauern, trotzdem fielen sie nicht oder im viel geringeren Maße darauf ein und wählten weiter Zentrum, als ob nichts geschehen. Für diese Unterschiede muss es Gründe geben und eines davon war der größere Anteil der Katholiken in Bayern im Vergleich zu Hessen.
 
Diese ideologische Aufwertung erfuhren auch die bayerischen Bauern, trotzdem fielen sie nicht oder im viel geringeren Maße darauf ein und wählten weiter Zentrum, als ob nichts geschehen. Für diese Unterschiede muss es Gründe geben und eines davon war der größere Anteil der Katholiken in Bayern im Vergleich zu Hessen.

Es gab eben kein protestantisches Pendant zur Zentrumspartei, die eben auch sehr unterschiedliche Wählergruppen und Milieus vereinigen konnte, die sich soziologisch eigentlich sehr fremd waren und die auch unterschiedliche wirtschaftliche Interessen hatten.

Auch in Bayern stieß die NSDAP auf viele Sympathien und Sympathisanten. Die NSDAP war in Bayern entstanden, sie hatte in Bayern erste Erfolge erzielt, und über Jahre war sie eine bayrische Regionalpartei. In Münchner Bierkellern konnte Hitler sich als Redner profilieren, und es gab Zuschauer, die ihn sich wie eine kuriose Sehenswürdigkeit, den "Trommler", den "König von München" ansahen. München galt dann auch nicht ganz zu Unrecht als "Hauptstadt der Bewegung", Nürnberg die Stadt der Reichsparteitage, und in der NSDAP waren auch eine große Anzahl von Bayern (und Franken) vertreten.

Die Gründerväter der Partei Dietrich Eckart, Anton Drexler, Gottfried Feder und Hermann Esser waren Bayern wie auch Heinrich Himmler, Hermann Göring, Wilhelm Frick, Ernst Röhm, die Brüder Strasser und Julius Streicher.

Den Antisemitismus hatte Hitler doch vor allem im katholischen Wien aufgesaugt, und beeinflusst hatten ihn Karl Lueger, Arnpold von Schönerer und Lanz von Liebenfels jedenfalls deutlich mehr, als Luther, auf den sich Hitler in Mein Kampf 1-2 mal bezieht und niemals in antisemitischem Kontext.
 
Die Gründerväter der Partei Dietrich Eckart, Anton Drexler, Gottfried Feder und Hermann Esser waren Bayern wie auch Heinrich Himmler, Hermann Göring, Wilhelm Frick, Ernst Röhm, die Brüder Strasser und Julius Streicher.
Wilhelm Frick, Hermann Göring und Ernst Röhm waren jedoch Protestanten.
 
Es gab eben kein protestantisches Pendant zur Zentrumspartei, die eben auch sehr unterschiedliche Wählergruppen und Milieus vereinigen konnte, die sich soziologisch eigentlich sehr fremd waren und die auch unterschiedliche wirtschaftliche Interessen hatten.
Ah, weil die Protestanten keine Partei wie die Katholiken hatten, mussten sie die NSDAP wählen? :confused:

Die NSDAP war in Bayern entstanden, sie hatte in Bayern erste Erfolge erzielt, und über Jahre war sie eine bayrische Regionalpartei.
Ja, aber diese Erfolge waren lange Zeit nicht der Rede wert gewesen.

München galt dann auch nicht ganz zu Unrecht als "Hauptstadt der Bewegung", Nürnberg die Stadt der Reichsparteitage, und in der NSDAP waren auch eine große Anzahl von Bayern (und Franken) vertreten.
Du sagst es: Es waren vor allem mehrheitlich protestantischen Franken, die dem Hitler huldigten. Deswegen war es nur folgerichtig, dass die NSDAP-Parteitage in Nürnberg stattfanden.

Den Antisemitismus hatte Hitler doch vor allem im katholischen Wien aufgesaugt, und beeinflusst hatten ihn Karl Lueger, Arnpold von Schönerer und Lanz von Liebenfels jedenfalls deutlich mehr, als Luther, auf den sich Hitler in Mein Kampf 1-2 mal bezieht und niemals in antisemitischem Kontext.
Es ist doch völlig egal, woher Hitler seinen Antisemitismus her hatte, wichtig ist allein, warum er damit in Deutschland so großen Anklang fand.
 
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