In der serbischen Stadt Nîs haben sich noch Reste einer osmanischen Trophäensammlung erhalten.
Der Schädelturm soll einst über 1000 Schädel serbischer Aufständischer enthalten haben. Die meisten Köpfe sind heute verschwunden.
Kunstvoll wurden die Köpfe der Serben zu einem Monument aufgeschichtet.
Die Serben selbst begnügten sich hingegen lediglich damit die Nasen erschlagener Türken zu sammeln.
Das Köpfen ist am Balkan nicht bloß ein Akt bestialischer Gewalt, es ist fast schon ein eigenes Lebensgefühl :devil:
Das Thema ist halt so alt wie die Geschichte.
Köpfen, sich über die abgetrennten Köpfe lustig machen, mit den Fuß auf einem abgeschlagenen Kopf stehen, mehrere Köpfe wie Tennisbälle in einem Korb sammeln...
Es gibt wohl selten etwas, mit dem man den Hass auf jemanden derart verdeutlichen kann, wie die Handlung des Köpfens, der Zurschaustellung, der Banalität des Schrecklichen, der Irrationalität, der Glorifizierung der Schönheit des Abscheulichen von mir aus.
Rache und Ehre spielen da eine ungemein wichtige Rolle, wie sooft.
Habe erst kürzlich einen Film gesehen, hatte keine richtige Handlung, "Valhalla Rising".
Irgendwie experimentell und einfach nur gewalttätig, die Kritiken sind eher schlecht ausgefallen.
Mir hat er aber trotzdem gefallen.
Erstens ist Mats Mikkelsen überzeugend, und zweitens ist die Gewalt nicht gleich Gewalt, sie ist zugleich das Tiefste aber auch das Höchste und irgendwie stark ritualistisch.
In einer Szene rächt sich "Einauge" indem er den Häuptling, der ihn gefangen hielt, köpft und dessen Haupt auf einen Speer steckt.
Ein paar Sekunden verharrt er dann und sieht sich "sein Werk" stolz an, lächelt dabei fast schon.
Die Szene ist von großer Intensität, besonders da man im Hintergrund die Highlands sieht.
Da könnte man fast schon behaupten, in dieser Welt geht es nicht nur um Sex, Macht und Geld sondern auch um Rache.
Und in Gegenden wie dem Balkan ist Rache etwas mit dem man sich identifiziert, so merkwürdig es auch klingen mag.
Das Köpfen ist wirklich ein allgegenwärtiges Thema.
Im Kongo-Bericht von Ludo de Witte zitiert er Passagen aus einem Buch von einem der belgischen Mörder Lumumbas, als sie seine Leiche zerteilten und auflösten.
Der schrieb das Buch um die grausigen Erinnerungen irgendwie zu verarbeiten.
Dabei spart der Autor nicht mit Details und der ganze Tathergang wird zu einer Art ästhetischer Erfahrung für die Beteiligten, so makaber sich das auch anhören mag.
Ist auch sehr poetisch gehalten, sehr verstörend auf jeden Fall.