Krebs und "Die Vampirprinzessin"

Da gab es mal einen tcheschischen Film. "Die Hexe auf dem Besenstiel"
Die Hexe musste Weiberohr haben um Mensch zu werden.
Was die angestellt hat, um Weibern das Ohr abzuschneiden.
Dabei war damit auch nur eine Pflanze gemeint.
So sehe ich das hier genauso.
 
So weit ich mich erinnere lebte Eleonora erst in den letzten Jahren in Wien.
Sagt wer, bzw. steht wo? Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Eleonore sehr wohl in Wien gelebt hat, schließlich besaßen die Schwarzenbergs dort sowohl ein Stadt- als auch ein Sommerpalais, die beide zum Zeitpunkt der Hochzeit 1701 (die in Wien war) entweder frisch fertig gebaut, oder sogar noch im Bau waren. Wie bereits erwähnt, war Adam von Schwarzenberg im Hofstaat, musste also größtenteils in Wien sein, warum also sollte er seine 19jährige Frau in die böhmische Provinz schicken? Warum sollte eine junge Frau freiwillig in der böhmischen Provinz leben wollen, wenn sie auch am Hof verkehren könnte? Ich muss mal in meiner Bio zur Kaiserin Elisabeth Christine blättern, ob die Schwarzenberg da erwähnt ist, schließlich hatten sie gemeinsame Interessen (Okkultismus) und Probleme (Nachwuchs) und sind vom Alter her auch nur 10 Jahre auseinander.

Legat schrieb:
Das mit den Leichen weis ich auch nicht mehr. Waren das nicht Selbstmörder? Die waren iirc auch des Vampirismus verdächtig.
Und wo ist da der Zusammenhang zur Schwarzenberg und ihrem Vampirismus? Abgesehen davon, dass sie im gleichen Zeitraum gelebt hat? Mal ganz davon abgesehen, dass man im 18. Jahrhundert Selbstmörder nicht auf einem Friedhof bestattet hätte, das hat man frühestens 100 Jahre später gemacht, selbst wenn ihnen dann immer noch kein kirchliches Begräbnis zu Teil wurde.

florian17160 schrieb:
Nochmal zur Wolfsmilch. Das lässt mir ja gar keine Ruhe.
Liesst das mal. Das würde auch den anhaltenden Ausfluss erklären.

Wolfsmilch ? Wikipedia
Vor allem findet es sich dort unter Verwendung, dass Wolfsmilch zur Behandlung von Tumoren verwandt wurde! Das würde passen! Und ich würde auch lieber ein paar Pflänzchen pflücken, als eine säugende Wölfin melken...

Rurik schrieb:
Allerdings, wie bekommt man das ätzende Zeug hinunter. Ich weiß noch, dass ich mal als Kind am weißen Saft einer abgebrochenen Butterblume geleckt habe. An den ekelig, bitteren Geschmack kann ich mich noch heute erinnern.
Im Zweifelsfall genauso wie man das bei Kindern macht, die ihre Medizin nicht schlucken wollen: unter was Leckeres mischen und dann am besten in einer Konzentration, dass man die bittere Medizin nicht mehr rausschmeckt. (By the way: Hab im zarten Alter von 3 auch mal herzhaft in eine Pusteblume gebissen, an den Geschmack erinnere ich mich auch noch bis heute :nono: )

Rurik schrieb:
Wölfe melken, ich weiß nicht. Das sind wilde Tiere und dann müssten die auch immer gerade geworfen haben. Das ist kompliziert und müsste doch irgendwo vom Aufwand her belegt sein.
Sehe ich auch so. Und außer auf Seiten die über den Film berichten ist dazu nirgendwo im www was zu finden.

Guntbot schrieb:
wenn ich mich recht erinnere soll sie einen Zwinger mit Wölfen gehabt haben,die säugenten Wölfinnen wurden zum Melken eingepfercht so das sie bewegungsunfähig waren und wurden dann gemolken.In dem Film wurde unteranderem auch davon berichtet das die Dorfbewohner die Wölfe oft heulen hörten
Der Umstand müsste doch dann so außerordentlich gewesen sein, dass er auf der Homebage des Schlosses Krumau der Stadt bzw. des Bezirks Krumau Erwähnung finden müsste oder? Tut er aber nicht. Auch die Legende der Vampirprinzessin wird dort mit keiner Silbe erwähnt und das obwohl dort wirklich jede noch so kleine Legende erzählt wird. Schau mal hier: Schloss Krumau

Ich glaub ich muss mir den Film mal besorgen, wann und wo lief der denn?

Edit: irgendwie sind wir hier ziemlich ab vom Ursprungsthema, könnte man den Thread evtl trennen oder umbenennen liebe Mods? Dankeschön! :bussi:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja lief letzte Woche auf phoenix.

Ich kenne den Zusammenhang zwischen den drei Leichen die man in Krumau(?) fand, mit abgetrenntem Kopf zwischen den Beinen, und Eleonora auch nicht.
Hab leider nicht den ganzen Film sehen können.
 
Hab mir den Film besorgt und eben angesehen, also hier jetzt mein Senf:

Der freundliche Herr mit dem Vollbart (Rainer Köppl), der in dem Film seine "Forschungsergebnisse" präsentiert ist seines Zeichens Medienwissenschaftler und Vampirexperte. Allein diese Einführung hat den Film für mich schon eher in ein populärliterarisches Licht geschoben.

Herr Köppl wollte mit seiner Forschungsarbeit die Verbindung herleiten, dass Bram Stoker die Inspiration für seinen Dracula in der Fürstin Eleonore von Schwarzenberg fand. Dabei beruft er sich auf ein "1. Kapitel" zu Dracula das dann plötzlich weggelassen wurde. Wo dieses Kapitel hinverschwand wurde tunlichst nicht erwähnt, daher hole ich das gerne nach. Das Ursprüngliche Einführungskapitel zu Dracula wurde nämlich als Kurzgeschichte unter dem Namen "Draculas Gast" als Kurzgeschichte veröffentlicht. Liest man dieses kleine Heftchen, fällt einem auch auf, welche Inspirationsquelle Stoker tatsächlich hatte, nämlich Sheridan Le Fanu mit der Erzählung "Camilla".

In Bram Stokers Dracula kommt außerdem der Ausdruck "Die Toten reiten schnell" aus der Ballade Lenore von G.A. Bürger vor. Aufgrund der Namensähnlichkeit soll es sich bei der realen Lenore um Eleonore von Schwarzenberg handeln. Diese Ballade hat allerdings mal gar nichts mit Vampirismus sondern mit Blasphemie zu tun. Der Ausdruck "Die Toten reiten schnell" wird in der Ballade zudem benutzt, wenn Lenore vom Geist ihres Mannes besucht wird. Hier ist also auch nicht Lenore der umgehende Geist.

Sich als Frau im 18. Jahrhundert im Jagdkostüm mit Dreispitz malen zu lassen ist laut dem Medienwissenschaftler und Vampirexperten absolut unüblich. Naja, er als Experte muss es zwar wissen, mir fallen aus dem Stegreif allerdings noch mindestens 10 Frauen aus der gleichen Zeit ein, die in einem vergleichbaren Outfit Modell gestanden sind... Auf dem verlinkten Bild sieht man außerdem, dass dort wo der Kopf der Fürstin auf dem Gemälde ist ein Stück feinsäuberlich rausgeschnitten und ebenso feinsäuberlich wieder eingesetzt und dann übermalt wurde. Köppl hält das für "die rituelle Köpfung einer Vampirin". Soll ich dazu jetzt ernsthaft was sagen?

Im gesamten Film wird Eleonore zudem als unfruchtbar dargestellt (siehe die Wolfsmilchdiskussion). Eleonore bekam mit 20 eine Tochter und hatte mehrere Fehlgeburten bis sie laut Film "in hohem Alter" (mit 40...) einen Sohn bekam.

Aufgrund des Tumors nahm Eleonore viele Medikamente die laut einer Spezialistin sämtliche schmerzstillend und krampflösend wirkten. Nicht desto trotz wird eine Bestellung bei einer Apotheke im Monat April noch schnell als Indiz für "Rituale in der Walpurgisnacht" genutzt.

Der Obduktionsbericht, dessen tatsächliches Ergebnis ich hier ja schon gepostet habe, wurde von einem Gerichtsmediziner analysiert. Besagter Gerichtsmediziner hatte während des gesamten gesprächs mit Köppl seine Lesebrille auf, bald wird auch deutlich warum: auf dem Tisch vor ihm scheint das zu liegen, was er vorzulesen hat... :still: Nun ja, besagter Gerichtsmediziner behauptet dann auch, dass es ungewöhnlich wäre Adelige zu obduzieren, woher er seine Weisheit hat, sagt er nicht. Zwei entsprechende Gegenbelege habe ich ja schon weiter oben gepostet. Außerdem behauptet der Gerichtsmediziner auch, dass im Obduktionsbericht die Todesursache fehlen würde, was wir ja auch schon verworfen haben, siehe oben. Er kommt dann zu dem Schluss, dass die Obduktion dem Zweck diente einen Vampir unschädlich zu machen und bezeichnet diese Obduktion als wissenschaftliche Variante der Pfählung. Zudem meint er dass die Rechnung für die Obduktion deshalb so hoch war (3.000,- Gulden), weil entweder Ansteckungsgefahr zu befürchten war oder aber weil Schweigegeld geflossen ist. Nichts desto Trotz wird am zu Beginn des gesprächs mit dem Gerichtsmediziner erwähnt, dass "die besten Ärzte des Reiches" die Obduktion durchgefrührt haben. Vielleicht war die Rechnung ja auch deshalb so hoch, wäre zumindest für mich der naheliegendste Grund.

Und jetzt noch zu Eleonore ging erst kurz vor ihrem Tod nach Wien:
In dem Film wird mehrfach erwähnt, dass sie von den besten und versiertesten Ärzten des Reichs behandelt wurde. Ja glaubt ihr die fahren extra in die Provinz? Insbesondere bei einem Arzt sehe ich einen ganz deutlichen Hinweis dafür, dass sie sehr wohl die meiste Zeit über in Wien war: Sie wurde hauptsächlich von Dr. Franz von Gerstorff behandelt und der war immerhin der Leibarzt von Karl VI. Ich glaub kaum, dass er den Kaiser allein ließ um eine totkranke Fürstin zu behandeln. Nichts desto trotz schau ich noch in der Bio von Kaiserin Elisabeth Christine nach, was man dort über die Schwarzenberg weiß.

Ein paar Schenkelklopfer hab ich auch noch:
Köppl: "Aus der Literatur wissen wir, dass die gefährlichsten Vampire Adelige waren." und "bei Vampirromanen handelt es sich um Literatur, die auf historischen Fakten beruht." =)

Mein Fazit: Hirn-aus-Popcorn-Kino im Gewand einer Dokumentation
 
Danke, dass du den Film so auseinander genommen hast. Das 18.Jahrhundert ist zugegeben auch nicht meine Stärke. Trotzdem bleiben ja einige Fragen offen: Zum Beispiel das beschädigte Bild.
Was hat es mit den 3 Leichen wirklich auf sich?
Und: Kann ein Mod den Titel vielleicht ändern? :D
 
Vielen Dank, Lilli für die überzeugende Einordnung des "Films".
Wie heißt diese Pseudo-Docu und was hat der Film mit Krebs zu tun, außer dass die Frau von Schwarzenberg wahrscheinlich Krebs hatte?
 
Die "Doku" heist "Die Vampirprinzessin" und wir kamen darauf, als wir Krebserkrankungen vor ca 1900 suchten. Les mal den ganzen Thread :)
 
Danke, dass du den Film so auseinander genommen hast. Das 18.Jahrhundert ist zugegeben auch nicht meine Stärke.
Bittebitte :friends: Und wie ist jetzt dir Wirkung nach nochmaligem Ansehen?

Trotzdem bleiben ja einige Fragen offen:
Zum Beispiel das beschädigte Bild.
Da mach ich mich auch nochmal auf die Suche... Irgendwo hab ich nämlich mal was ähnliches gelesen, da wurde der Kopf auch in die Leinwand eingesetzt und dann an den Rändern übermalt. Das hatte allersings den Hintrgrund, dass nur der Kopf tatsächlich proträtiert wurde, der Rest war quasi frei gemalt. Ich bin allerdings noch am rätseln wo ich das mal wieder gelesen haben könnte. (ich sollte echt mal anfangen mir eine Indexierung für meine Bücher anzulegen...)

Was hat es mit den 3 Leichen wirklich auf sich?
Die waren m.E. nach nur die Einleitung, mit der Story an und für sich hatten sie nichts zu tun.

Und: Kann ein Mod den Titel vielleicht ändern? :D
Gute Frage, ich weiß ja, dass es schon mal geschehen ist, aber ob das Wunder wiederholt werden kann steht wohl in den Sternen =)

Und noch was (kam bei meinem Verriß glaub ich nicht so rüber): das Filmchen ist wirklich unterhaltsam! (Zu den Inhalten selbst hab ich mich ja schon ausgelassen)
 
Was in diesem Film mein Interesse wach rief, war die Erwähnung von "schmatzenden Leichen" und das man den Toten Steine in den Mund gelegt habe, damit es nicht zu diesem Schmatzen kam.
Im Internet habe ich dazu gefunden, dass diese Überlieferung aus dem Ostseeraum kommt und auf das 15. und 16. Jahrhundert zurückgeht.
Weiß vielleicht jemand etwas mehr darüber? Also, ob es z.B. slawischen oder baltischen Ursprungs ist.
 
Zu mindest kenne ich den Grund des "Schmatzens". Das sind Verwesungasgase die sich mehr oder weniger explosiv ("schmatzend") aus dem Körper lösen.
 
Was in diesem Film mein Interesse wach rief, war die Erwähnung von "schmatzenden Leichen" und das man den Toten Steine in den Mund gelegt habe, damit es nicht zu diesem Schmatzen kam.
Im Internet habe ich dazu gefunden, dass diese Überlieferung aus dem Ostseeraum kommt und auf das 15. und 16. Jahrhundert zurückgeht.
Weiß vielleicht jemand etwas mehr darüber? Also, ob es z.B. slawischen oder baltischen Ursprungs ist.

Ich habe beim intensiveren googlen folgendes gefunden:
Otto schrieb:
...Das erste kanst du nicht sagen, wenn du dich anders der Gewohnheit der alten Sachsen erinnerst, von welchen Rollenhagen Lib. IV. Mirabil. Peregrinat. Cap. 20 num. 5. bezeuget, daß sie ihren Leichen einen Pfennig und einen Stein in den Mund geleget, ehe und bevor ihnen derselbe geschlossen worden. Die Ursache dieser seltsamen Ceremonie rührte daher, weil sie festiglich glaubten, daß der Cörper nach seiner Beysetzung im Grabe zu beissen und zu nagen anfienge, daher sie durch den eingelegten Stein und Pfennig solches zu verhindern suchten...

Der Link dazu: Schmatzen
Was ich auch gerade eben noch gefunden habe, angesichts von 313 Seiten aber noch nicht gelesen habe, ist das hier: Ranft, Michael: M. Michael Ranfts Diaconi zu Nebra, Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern . - 1734 (sollte jemand gerade über viel Freizeit und eine ordentliche Portion Langeweile verfügen: ein Abstract fände ich ganz toll =) )
 
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