und dass wiederum die Gesandtschaft des Marbod genau gewusst habe, an wen sie sich - z.B. in Carnutum - hätte wenden müssen.
Wo sollte denn da die große Schwierigkeit gewesen sein? Wenn eine Gesandtschaft Marbods bei irgendeinem römischen Stützpunkt auftaucht, einen halbverwesten Kopf vorweist und in - wenn auch noch so schlechtem - Latein behauptet, das sei der Kopf des Varus, würde man ihr kaum mitgeteilt haben, dass das niemanden interessiert. Man wird sie oder zumindest den Kopf dann schon schnellstmöglich an die zuständigen Stellen weitergeleitet haben.
Nachtrag:
Soweit mir bekannt ist, nahm Walter Pflug (Media in Germania) an, die Schlacht habe in der Leipziger Gegend stattgefunden.
Das kann aber nur reine Spekulation sein. Dem Bericht bei Tacitus lässt sich überhaupt nichts zur Lokalität entnehmen, und ich vermute mal, dass die Römer oder zumindest Tacitus selbst gar nicht so genau gewusst haben werden, wo die Schlacht eigentlich stattfand.
Denn die Schilderung des Tacitus ist ja schon seltsam. Wer sich die Mühe macht solche Armeen zusammenzuziehen belässt es ja nicht bei einem kurzen Zusammenprall, nach dem beide nach Hause gehen.
Zum einen löste sich Marbods Heer nach der Schlacht weitgehend auf und er zog sich mit dem Rest zurück, also gegen wen hätte Arminius eine erneute Schlacht liefern sollen?
Zum anderen könnte ich mir vorstellen, dass Arminius gar nicht in der Lage gewesen sein dürfte, sein Heer längerfristig zusammenzuhalten. Da es relativ groß gewesen sein muss, um gegen Marbods - wenngleich bereits geschrumpfte - Stammesföderation anzukommen, dürfte seine Versorgung (ohne die ausgefeilte Logistik der Römer) über längere Zeit hinweg durchaus problematisch gewesen sein.
Sein Ziel hatte Arminius vermutlich ohnehin erreicht: Marbod galt als Verlierer und war geschwächt, sein Heer und sein Reich lösten sich auf. Marbod war zumindest massiv angeschlagen. Wofür hätte Arminius also noch weiterkämpfen sollen? Eine echte Unterwerfung der ehemals Marbod unterstehenden Stämme war unrealistisch. Die Langobarden und Semnonen waren bestimmt nicht übergelaufen, weil sie einen neuen König wollten, sondern weil sie frei sein wollten.
Also entweder ist der Bericht stark gefälscht und Arminius hat doch klarer gewonnen, konnte aber aus anderen Gründen, bspw. internen Streitigkeiten, abfallenden Verbündeten seine Pläne nicht fortführen oder die Schlacht war viel kleiner oder evtl. ganz erfunden.
Welches Motiv sollten die Römer haben, die Schlacht zu erfinden?
Während Germanius angeblich Arminus 16 n. Chr zweimal geschlagen haben soll, ist dieser in der Lage eine große Schlacht gegen Marbod zu führen, an die sich die Römer auch nur mit großen Kräften herangewagt haben und schlussendlich nie umgesetzt haben.
Dass die Römer trotz ihres zweimaligen Sieges ihre Pläne in Germanien aufgaben, zeigt doch, dass Arminius offenkundig nicht entscheidend geschlagen war. Nach dem Abzug der Römer hatte Arminius seine Kräfte frei, um mit Marbod abzurechnen.
Marbod andererseits hatte seinen Zenit anscheinend schon überschritten; in seiner Stammesföderation rumorte es wegen seiner Herrschaft und gab es Unabhängigkeitsbestrebungen, wie der Abfall der Semnonen und Langobarden zeigt. Arminius konnte wohl hoffen, dass sein Feldzug derartige Erscheinungen noch verstärken würde.
Daraufhin schlagen sich beide von Rom gefürchtete Heerführer gegenseitig, die Schlacht wird in der Überlieferung runter gespielt
Inwiefern wird sie denn heruntergespielt?
und am Ende verliert Marbod sofort seine Macht und sein leben
Weder noch. Gestürzt wurde er erst später, als der heimkehrende Exilant Catualda dem Marbod dessen verbliebene Häuptlinge abwendig machte und er von den Aufrührern vertrieben wurde. Sein Leben verlor er überhaupt nicht, sondern lebte noch lange Jahre im römischen Exil.
Arminius tritt zumindest nicht mehr gegen die Römer in Erscheinung und verliert an Einfluss.
Wie soll er denn gegen die Römer in Erscheinung treten, nachdem Germanicus abgezogen worden war?
Dass er an Einfluss verlor, ist nicht überraschend: Solange es noch gegen die Römer zu kämpfen galt, war er als Anführer geschätzt. Es ist aber eine Sache, sich einem Anführer im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind unterzuordnen, und eine andere, sich ihm auch im Frieden unterordnen zu wollen. Einfach gesagt: Nach dem Abzug der Römer wurde Arminius nicht mehr gebraucht. Jedes Völkchen und jeder Stammeschef konnte wieder getrost sein eigenes Süppchen kochen.
Die Römer verweigern anschließend jedes Eingreifen, sowohl den Mord an Arminius als auch die gemeinsame Sache mit Marbod. Der lachende Dritte: Tiberius.
Das Germanen Problem gelöst, wenn auch nicht durch Eroberung, seinen "Kontrahänten" Germanicus seiner Machtbasis der Armee in Germanien und weiterer Erfolge entledigt.
So etwas nennt man Staatskunst ...