Kriegskaiser Karl I. wird selig

Leonidas schrieb:
Vielleicht hätte ich es so sagen sollen: Aus Bibel läßt sich nicht ableiten, daß man Heilige verehren und einen Götzenkult aus ihnen machen soll.
Aus der Bibel lässt sich alles ableiten. Bibelzitate zum Thema Kanonisierung führen nicht weiter.
Es sollte doch aus dem bisher Gesagten klar geworden sein, dass Aussenstehende das Recht zur Kritik haben, wenn ihre Beurteilung der Person anders ausfällt als die vatikanische. Kein Verständnis allerdings habe ich, wenn Aussenstehende der Kirche vorschreiben wollen, wie sie die Bibel auszulegen hat.
 
Leonidas schrieb:
Und sie hatten recht damit! "Als Christen sind die Menschen durch Christus und den Geist Gottes geheiligt" (1. Ko 6,11)

Vielleicht hätte ich es so sagen sollen: Aus Bibel läßt sich nicht ableiten, daß man Heilige verehren und einen Götzenkult aus ihnen machen soll.
Hier die originalen Wortlaute, deren Vereinfachung ich wiedergegeben habe: "Denn es ist nur ein einziger Versöhner und Mittler gesetzt zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus" (1.Tim 2,5) , "Er ist der einzige Heiland, der einzige Hohepriester, Gnadenstuhl und Fürsprecher vor Gott" (Röm 8,34), "Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei Gott, der Gerecht ist, Jesus" (1. Joh 2,1)

Ein grundsätzliches Problem in diesem Zusammenhang ist es, "originale Wortlaute" aus der Bibel in "Vereinfachung" wiederzugeben. Das funktioniert so nicht; es ist sogar unredlich. Die Bibel ist kein Steinbruch von Sinnsprüchen, aus dem man sich frei bedienen kann, um eine Bastelbude zur Bestätigung der eigenen Weltanschauung zu errichten.

Alle Bibelzitate, die du benutzt, reißt du aus ihrem Kontext; eine auch nur einigermaßen sinnvolle Exegese ist so unmöglich.
Keiner deiner Texte hat im Übrigen etwas mit Heiligen oder deren Kanonisierung zu tun, allesamt gehen sie auf die Rechtfertigung der Menschen vor und durch Gott ein. Insofern eignen sie sich weder, um die Kanonisierung von Heiligen biblisch zu begründen, noch um diese, wie du es hier versuchst, zu widerlegen!

Wenn du dich tatsächlich mit der Materie auseinandersetzen willst, musst du viel tiefer in die Bibel einsteigen: Das christliche Verständnis von heilig knüpft an das AT an. Insbesondere Paulus, den du ja mit Vorliebe zitierst, ist ohne den alttestamentlichen Blickwinkel gar nicht zu verstehen.

Deine Kritik, die du an der Katholischen Kirche nur via biblischen Texten ausrichtest, läuft aber so oder so ins Leere. Denn in dieser Kirche gilt bis heute eben nicht "sola scriptura". Die Heiligenverehrung baut aber nicht ausschließlich auf der Schrift auf, sondern ist verankert auch in der Tradition, die für diese Kirche gleichberechtigt neben dem biblischen Glaubenszeugnis steht. Davon mag man halten, was man will - es ist eine conditio sine qua non.

Wenn du mit der Heiligenverehrung so große Probleme hast, wende dich doch einfach einer Glaubensgemeinschaft zu, die diese vernachlässigt. Auch ich halte von Kanonisierungen nichts; dennoch muss ich die Katholische Kirche nicht in Bausch und Bogen verdammen: Es gibt auch Gläubige in ihren Reihen, für die dieser Glaubensbestandteil eminent wichtig ist. Und das möge doch jeder Christ für sich selbst entscheiden, oder? Toleranz ist im Christentum immer der bessere Weg - zumindest besser als der Weg der Polemik, den du hier beschreitest.

Zum Abschluss würde mich interessieren, welche Bibelübersetzung du für die oben angeführten Zitate benutzt hast. Einge Wortlaute erscheinen mir ziemlich ungewöhnlich...
 
Kirlon schrieb:
Zum Abschluss würde mich interessieren, welche Bibelübersetzung du für die oben angeführten Zitate benutzt hast. Einge Wortlaute erscheinen mir ziemlich ungewöhnlich...
Es ist die gute alte Lutherübersetzung. Allerdings steht das angebliche Zitat aus dem Römerbrief gar nicht in der Bibel; es stammt aus dem Augsburger Bekenntnis (1530).
 
Kirlon schrieb:
Ein grundsätzliches Problem in diesem Zusammenhang ist es, "originale Wortlaute" aus der Bibel in "Vereinfachung" wiederzugeben.
Der Einwand ist berechtigt. Ich werde diesen Fehler nicht wieder machen.

Kirlon schrieb:
Alle Bibelzitate, die du benutzt, reißt du aus ihrem Kontext; eine auch nur einigermaßen sinnvolle Exegese ist so unmöglich.
Keiner deiner Texte hat im Übrigen etwas mit Heiligen oder deren Kanonisierung zu tun, allesamt gehen sie auf die Rechtfertigung der Menschen vor und durch Gott ein. Insofern eignen sie sich weder, um die Kanonisierung von Heiligen biblisch zu begründen, noch um diese, wie du es hier versuchst, zu widerlegen!
Mit der Heiligsprechung an sich haben sie nichts zu tun, sehr wohl aber damit, daß die Bibel nur Jesus Christus als Fürbitter vor Gott nennt und die Anrufung von Heiligen, einer Verleugnung seiner exklusiven Mittlerrolle gleichsam ist. Durch die Verehrung von Heiligen, besteht die Gefahr, Gott die allein ihm zustehende Ehre zu verweigern oder gar mehr Hoffnung auf die Heiligen zu setzen als auf Christus selbst.
Es gibt auch noch deutlichere Zitate, als jene die 1530 in die Argumentation der Confessio Augustana einflossen: "Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden." (Offenbarung 15,4)

Kirlon schrieb:
Wenn du dich tatsächlich mit der Materie auseinandersetzen willst, musst du viel tiefer in die Bibel einsteigen: Das christliche Verständnis von heilig knüpft an das AT an. Insbesondere Paulus, den du ja mit Vorliebe zitierst, ist ohne den alttestamentlichen Blickwinkel gar nicht zu verstehen.
Auch laut dem Alten Testament ist Verehrung Heiliger nicht zulässig. Es heißt in den zehn Geboten, daß wir nur Gott anbeten sollen. Wenn man Heilige oder Maria anbetet, ist es ein grober Verstoß gegen das erste Gebot. Weil man den Heiligen jeweils eine besondere Kraft nachsagt, handelt es sich dabei de facto um nichts anderes, als die Fortführung heidnischer Vielgötterei mit neuen Namen. Für die Juden führte diese Religionsvermischung in die babylonische Gefangenschaft. Dort erkannten sie die Wahrheit und verehrten später nie wieder Götzen.

Kirlon schrieb:
Deine Kritik, die du an der Katholischen Kirche nur via biblischen Texten ausrichtest, läuft aber so oder so ins Leere. Denn in dieser Kirche gilt bis heute eben nicht "sola scriptura". Die Heiligenverehrung baut aber nicht ausschließlich auf der Schrift auf, sondern ist verankert auch in der Tradition, die für diese Kirche gleichberechtigt neben dem biblischen Glaubenszeugnis steht. Davon mag man halten, was man will - es ist eine conditio sine qua non.
Das ist bekannt, und gerade deshalb kritisiere ich sie. Die Tradition führt die frühchristliche Verquickung von Heidentum und dessen Bräuchen mit der Lehre der Bibel fort. Darum ist durch sie ja die wahre Lehre verwässert.

Kirlon schrieb:
Auch ich halte von Kanonisierungen nichts; dennoch muss ich die Katholische Kirche nicht in Bausch und Bogen verdammen: Es gibt auch Gläubige in ihren Reihen, für die dieser Glaubensbestandteil eminent wichtig ist. Und das möge doch jeder Christ für sich selbst entscheiden, oder? Toleranz ist im Christentum immer der bessere Weg
Ich bin nicht intolerant gegen die irrenden Menschen! Und Jesus ist es auch nicht - er liebt sie so, wie er die liebt, welche nicht irren. Die Wahrheit ist jedoch stets intolerant, denn eine dogmatische Toleranz ist ein Widerspruch in sich. Es ist eben nicht möglich zu sagen: Wenn du glaubst, wir sollen keine Heiligen verehren, ist das richtig, und wenn du glaubst, wir sollten es tun, ist das ebenso richtig, weil ich tolerant bin.
 
Leonidas schrieb:
Die Tradition führt die frühchristliche Verquickung von Heidentum und dessen Bräuchen mit der Lehre der Bibel fort. Darum ist durch sie ja die wahre Lehre verwässert.
Wobei du im Besitz der wahren Lehre bist?
Da strafst du deine Signatur und dessen Urheber Lügen:
"Jedes Wissen ist nur Vermutung!" Sir Karl Raimund Popper
Der hat rationaler argumentiert.
 
Leonidas schrieb:
Es gibt auch noch deutlichere Zitate, als jene die 1530 in die Argumentation der Confessio Augustana einflossen: "Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden." (Offenbarung 15,4)
Du versuchst also nachzuweisen, dass nur Gott allein heilig ist. Wie bringst du dass denn in Einklang mit dem von dir zugestandenen und in deinem letzten Beitrag sogar untermauerten Faktum, dass die ersten Christen sich selbst als Heilige bezeichneten? Irgendwie ein Widerspruch? Oder vielmehr: Wir gebrauchen wieder mal die Bibel, wie es uns gerade in den Kram passt...



Leonidas schrieb:
Auch laut dem Alten Testament ist Verehrung Heiliger nicht zulässig. Es heißt in den zehn Geboten, daß wir nur Gott anbeten sollen. Wenn man Heilige oder Maria anbetet, ist es ein grober Verstoß gegen das erste Gebot. Weil man den Heiligen jeweils eine besondere Kraft nachsagt, handelt es sich dabei de facto um nichts anderes, als die Fortführung heidnischer Vielgötterei mit neuen Namen. Für die Juden führte diese Religionsvermischung in die babylonische Gefangenschaft. Dort erkannten sie die Wahrheit und verehrten später nie wieder Götzen.
Eine Verehrung Heiliger kann im AT nicht zugelassen sein, weil das Judentum keine Heiligen im christlichen Sinne kennt. Mein Einwand bezog sich auf Paulus und darauf, dass das christliche Verständnis von heilig (nicht Heiligen!) an das AT anknüpft.
Im Übrigen: Kein Mensch betet Heilige an; diese werden nur verehrt. Die Anbetung ist allein Gott vorbehalten. So und nicht anders vertritt es die Katholische Kirche; damit ist kein Widerspruch zu den Zehn Geboten gegeben.




Leonidas schrieb:
Das ist bekannt, und gerade deshalb kritisiere ich sie. Die Tradition führt die frühchristliche Verquickung von Heidentum und dessen Bräuchen mit der Lehre der Bibel fort. Darum ist durch sie ja die wahre Lehre verwässert.
Das können andere besser und fundierter. Mit dieser Aussage kritisierst du gar nichts, das ist Phrasendrescherei. Da du dich aber offensichtlich in der Gewissheit der reinen Lehre wähnst, würde mich interessieren, wo du diese her hast. Und bitte nicht nur einen erneuten Verweis auf das Augsburger Bekenntnis, das ist mir zu vage.




Leonidas schrieb:
Ich bin nicht intolerant gegen die irrenden Menschen! Und Jesus ist es auch nicht - er liebt sie so, wie er die liebt, welche nicht irren. Die Wahrheit ist jedoch stets intolerant, denn eine dogmatische Toleranz ist ein Widerspruch in sich. Es ist eben nicht möglich zu sagen: Wenn du glaubst, wir sollen keine Heiligen verehren, ist das richtig, und wenn du glaubst, wir sollten es tun, ist das ebenso richtig, weil ich tolerant bin.
Wer legt denn fest, ob einer irrt? Wenn Jesus die Wahrheit ist, wie soll er dann die lieben, die irren - wo du doch behauptest, dass Wahrheit intolerant ist und dogmatische Toleranz (was auch immer das sein mag) ein Widerspruch in sich ist. Ich stelle dir in diesem Zusammenhang noch einmal die Frage, auf die ich oben schon eingegangen bin: Ist nur Gott heilig, oder waren es die ersten Christen auch? Was ist denn die Wahrheit?
Toleranz und Nächstenliebe sind ein Prinzip des Christentums, das Jesus vorgelebt hat. Ich kann es tolerieren, dass Katholiken Heilige verehren - denn das verstößt nicht gegen den christlichen Glauben!
 
Der Vollständigkeit halber reiche ich hier die Quelle nach, auf die Leonidas sich bezieht.

Er nennt sie zwar beiläufig, aber ein genauerer Hinweis hätte doch einiges an Irritationen ersparrt... Wobei ich es für fragwürdig halte, eine solche Diskussion nur auf Basis eines bald 500 Jahre alten Textes führen zu wollen. Die Protestanten haben in dieser Zeit nämlich theologische Weiterentwicklung betrieben... (Und die Katholiken auch!) :yes:

Aus dem Augsburger Bekenntnis:
ARTIKEL 21: VOM DIENST DER HEILIGEN
Vom Heiligendienst wird von den Unseren so gelehrt, daß man der Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und auch wie ihnen durch den Glauben geholfen worden ist; außerdem soll man sich an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen, ein jeder in seinem Beruf.* Aus der Hl. Schrift kann man aber nicht beweisen, daß man die Heiligen anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen soll. "Denn es ist nur ein einziger Versöhner und Mittler gesetzt zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus" (1.Tim 2,5). Er ist der einzige Heiland, der einzige Hohepriester, Gnadenstuhl und Fürsprecher vor Gott (Röm 8,34). Und er allein hat zugesagt, daß er unser Gebet erhören will. Nach der Hl. Schrift ist das auch der höchste Gottesdienst, daß man diesen Jesus Christus in allen Nöten und Anliegen von Herzen sucht und anruft: "Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei Gott, der gerecht ist, Jesus" ( 1. Joh 2,1) usw.

Quelle:
http://www.ekd.de/bekenntnisse/117_augsburger_bekenntnis.html
 
Erst mal vorweg: Es freut mich, daß Du und Mercy an der Behauptung, ich kennte die wahre Lehre und die Wahrheit müsse intolerant sein, Anstoß nehmen. Das allein war der Grund, weshalb ich es so geschieben habe. Es sind nämlich nicht meine Worte, sondern die von Vertretern der katholischen Kirche, die ich lediglich Argumenten angefügt habe, mit denen ich hier am Beispiel der Heiligenverehrung zu zeigen versuche, daß sie eben nicht darauf bestehen können, den einzig wahren Glauben zu vertreten.
Auch wenn es aufgrund meiner Provokationen so scheinen mag, als sei ich ein protestantischer Eiferer, habe ich für mich nicht die Frage beantworten können, ob es Gott gibt. Ich würde mich am ehesten als Agnostiker bezeichnen und darum selbstverständlich nicht ernsthaft behaupten, die wahre Lehre zu kennen.

Kirlon schrieb:
Du versuchst also nachzuweisen, dass nur Gott allein heilig ist. Wie bringst du dass denn in Einklang mit dem von dir zugestandenen und in deinem letzten Beitrag sogar untermauerten Faktum, dass die ersten Christen sich selbst als Heilige bezeichneten? Irgendwie ein Widerspruch? Oder vielmehr: Wir gebrauchen wieder mal die Bibel, wie es uns gerade in den Kram passt...
Hier liegt wohl ein Mißverständnis vor. Nach der Aussage der Bibel ist es immer noch richtig, wenn sich die frühen Christen Heilige nannten. Bei der Heiligsprechung, geht es jedoch un den Anspruch der Kirche, über die Heiligkeit eines Menschen zu entscheiden. Das ist meiner Meinung nach Anmaßung, die nicht gerechtfertigt wird. Es steht nicht geschrieben, daß die Kirche jemanden heilig machen kann, der es nicht ohnehin schon ist, oder daß nur der heilig ist, den die Kirche heiligspricht. Man könnte sagen, zur Heiligkeit sind die Gläubigen selbst aufgerufen.

Kirlon schrieb:
Eine Verehrung Heiliger kann im AT nicht zugelassen sein, weil das Judentum keine Heiligen im christlichen Sinne kennt. Mein Einwand bezog sich auf Paulus und darauf, dass das christliche Verständnis von heilig (nicht Heiligen!) an das AT anknüpft.
Das sehe ich auch so. Ich hatte das wohl falsch verstanden.

Kirlon schrieb:
Im Übrigen: Kein Mensch betet Heilige an; diese werden nur verehrt. Die Anbetung ist allein Gott vorbehalten. So und nicht anders vertritt es die Katholische Kirche; damit ist kein Widerspruch zu den Zehn Geboten gegeben.
Ja, wenn es denn noch so wäre! Bei den frühen Christen wurde es so praktiziert, da gab es keinen Widerspruch zu dem ersten Gebot.
Die Heiligenverehrung geht auf den Märtyrertod des Polykarp im Jahr 156 zurück. Seine Gemeinde erhielt danach die Gebeine, setzte sie bei und versammelte sich fortan an der Stelle, um den Geburtstag seines Martyriums zu begehen. Da zu der Zeit Christen von der römischen Obrigkeit verfolgt wurden, gab es viele Märtyrer und man glaubte, sie würden sofort nach dem Tode in den Himmel aufgenommen werden und dort bei Gott für die Gläubigen eintreten, die sie darum anrufen. Daraus entwickelte sich ihre Verehrung, das Wallfahrtswesen und der Reliquienkult.
Im Mittelalter hatte man schließlich den Höhepunkt erreicht. Es gab Heilige mit besonderer Macht für nahezu alle Sorgen, die die Menschen so hatten. Die ursprüngliche Verehrung hatte sich zur Anbetung verselbstständigt. Das ist heute sicherlich rückläufig, jedoch immer noch gängige Praxis. Besonders stark ist es in Peru verbreitet, wo die Heiligenanbetung einen deutlich höheren Stellenwert hat, als die Anbetung Gottes.
Für mich ist es schlicht Augenwischei, wenn jemand da von Verehrung spricht. Was ist es denn sonst, außer Anbetung, wenn Menschen ihr Gebet beispielsweise an Maria ("Gegrüßt seist du Maria, heilige Mutter Gottes...") richten?

Kirlon schrieb:
Das können andere besser und fundierter. Mit dieser Aussage kritisierst du gar nichts, das ist Phrasendrescherei. Da du dich aber offensichtlich in der Gewissheit der reinen Lehre wähnst, würde mich interessieren, wo du diese her hast. Und bitte nicht nur einen erneuten Verweis auf das Augsburger Bekenntnis, das ist mir zu vage.
Bestimmt gibt es viele, die das besser können!
Das mit der "wahren Lehre" ist wie bereits gesagt, die Wortwahl der Ecclesia Catholica. Die wahre Kirche Christi, heißt es z.B. im zweiten Vatikanischen Konzil, sei "verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird". Durch Aussagen wie diese, werden ca. 4000 andere gleichberechtigte und gleichwertige Weltanschauungen diskiminiert, jahrhundertelange Verfolgung und Ermordung von Nicht-Christen legitimiert und der Weltfrieden nicht gerade gefördert. Nochmal: schön, daß sich Leute an solch absoluten Aussagen stören - ich habe sie nicht erfunden.

Kirlon schrieb:
Wer legt denn fest, ob einer irrt? Wenn Jesus die Wahrheit ist, wie soll er dann die lieben, die irren - wo du doch behauptest, dass Wahrheit intolerant ist und dogmatische Toleranz (was auch immer das sein mag) ein Widerspruch in sich ist. Ich stelle dir in diesem Zusammenhang noch einmal die Frage, auf die ich oben schon eingegangen bin: Ist nur Gott heilig, oder waren es die ersten Christen auch? Was ist denn die Wahrheit?
Toleranz und Nächstenliebe sind ein Prinzip des Christentums, das Jesus vorgelebt hat. Ich kann es tolerieren, dass Katholiken Heilige verehren - denn das verstößt nicht gegen den christlichen Glauben!
Das ist auch von der Katholischen Kirche "geklaut". Ich stehe da nicht hinter, kann aber erklären, wie es gemeint ist: Man will nicht intolerant gegen den Menschen sein, der etwas anderes/falsches glaubt, aber man ist intolerant gegen den Irrtum selbst. Nach der katholischen Auffassung steht Toleranz übrigens nicht im Gesetzbuche Christi, weil das zu wenig wäre. Man müsse vielmehr den Nicht-Katholiken aus Nächstenliebe auf den rechten Weg bringen, um seine Seele zu retten. Denn Liebe zu Gott und Nächstenliebe seien die höchsten Gebote Gottes.
 
Danke für diesen Auszug aus dem Augsburger Bekenntnis.

Ich bin zwar protestantisch aber ich weiß eigentlich nicht wie die offizielle Haltung der evangelischen Kirche zu den Heiligen ist und welche Heiligen für meine Kirche überhaupt relevant sind. Alle die bis ca. 1520 heilig gesprochen wurden?

Jedenfalls sind auch "unsere" Kirchen Heiligen geweiht, meine Heimatkirche z.B. St. Nicolai.
 
Leonidas schrieb:
Erst mal vorweg: Es freut mich, daß Du und Mercy an der Behauptung, ich kennte die wahre Lehre und die Wahrheit müsse intolerant sein, Anstoß nehmen. Das allein war der Grund, weshalb ich es so geschieben habe. Es sind nämlich nicht meine Worte, sondern die von Vertretern der katholischen Kirche, die ich lediglich Argumenten angefügt habe, mit denen ich hier am Beispiel der Heiligenverehrung zu zeigen versuche, daß sie eben nicht darauf bestehen können, den einzig wahren Glauben zu vertreten.
Auch wenn es aufgrund meiner Provokationen so scheinen mag, als sei ich ein protestantischer Eiferer, habe ich für mich nicht die Frage beantworten können, ob es Gott gibt. Ich würde mich am ehesten als Agnostiker bezeichnen und darum selbstverständlich nicht ernsthaft behaupten, die wahre Lehre zu kennen.

Ich nehme dir diese Verschleierung nicht übel, frage mich aber doch, was das bringen sollte.
Ich bin kein Katholischer Aktivist, der irgendwelche Wahrheiten dieser Kirche verteidigen will -warum also nicht direkt eine Diskussion auf Augenhöhe, in der du Ross und Reiter nennst?

Du verteidigst etwas (und das nicht einmal gut), hinter dem du nicht stehst, um gleichzeitig etwas anderes anzugreifen, das du nicht nennst. Du desavouierst dich mit dieser Art und Weise selbst. Echter, gewinnbringender Austausch ist so nicht möglich. Und das ist schade! Denn beide Themen, sowohl die Kanonisierung Heiliger als auch der Anspruch "Extra ecclesiam nulla salus", wären mehr als diskussionswürdig.

Vielleicht treffen wir in einem anderen Thread noch einmal auf einander - dann bitte aber direkt offen und ehrlich in Thematik und Standpunkt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Leonidas schrieb:
Es steht nicht geschrieben, daß die Kirche jemanden heilig machen kann, der es nicht ohnehin schon ist, oder daß nur der heilig ist, den die Kirche heiligspricht. Man könnte sagen, zur Heiligkeit sind die Gläubigen selbst aufgerufen.

Wenn ich es richtig sehe, würde jeder katholische Theologe diese Sätze unterschreiben.

(Kirlon oder Mercy werden mich schon korrigieren, falls es nicht stimmen sollte.)
 
hyokkose schrieb:
Wenn ich es richtig sehe, würde jeder katholische Theologe diese Sätze unterschreiben.

(Kirlon oder Mercy werden mich schon korrigieren, falls es nicht stimmen sollte.)
Selbst der heutige Chefinquisitor Ratzinger hätte daran nichts auszusetzen.
 
hyokkose schrieb:
Wenn ich es richtig sehe, würde jeder katholische Theologe diese Sätze unterschreiben.

(Kirlon oder Mercy werden mich schon korrigieren, falls es nicht stimmen sollte.)

Nur bezogen auf den oben zitierten Einzel-Satz habe ich keine Einwände, Euer Ehren... :king:
 
Kirlon schrieb:
Ich nehme dir diese Verschleierung nicht übel, frage mich aber doch, was das bringen sollte.
Ich bin kein Katholischer Aktivist, der irgendwelche Wahrheiten dieser Kirche verteidigen will -warum also nicht direkt eine Diskussion auf Augenhöhe, in der du Ross und Reiter nennst?

Vielleicht treffen wir in einem anderen Thread noch einmal auf einander - dann bitte aber direkt offen und ehrlich in Thematik und Standpunkt!
Ja, Du hast Recht. Allerdings hatte ich Dich tatsächlich für einen Hardcore-Katholiken gehalten. Es ist im Netz manchmal schwer, seinen Diskussionspartner richtig einzuschätzen.

Ich freue mich ebenfalls auf weitere Begegnungen.:bussi:
 
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