Kriegsschuldfrage zum Zweiten Punischen Krieg

Caesarion schrieb:
Ausserdem waren die Mauern nicht das Problem... der Häuserkampf in der Stadt hätte die Opfer gekostet. Das war wohl auch ein Grund, dass Scipio Karthago 3 Jahre lang belagerte.
Wegen dem Häuserkampf hat Scipio Karthago 3 Jahre lang belagert und dir Erstürmung der Stadt soll trotzdem nicht mal 2 Wochen gedauert haben?

Caesarion schrieb:
Rom+Ostia waren doch nicht der einzige Hafen?! Auf Sizilien hatte man Syrakuse ua. Städte.
Diese Städte sind ja so unheimlich römisch, vor allem, da Syrakus selbst lange Zeit Gegner Roms gewesen ist, hätten sie wohl niemals gewagt sich wieder von Rom zu trennen und ihren alten machtanspruch zu erneuern.

Caesarion schrieb:
Aber ein Abfall der Italiker von Rom? Sicher die Möglichkeit bestand, aber keineswegs dazu hin, sich dann Hannibal zu unterwerfen.
Habe ich nie behauptet, es ging nur um die Zerstörung und Kleinhaltung Roms.

Caesarion schrieb:
in Norditalien standen Italiener treu zu Rom un Hannibal hatte keinerlei Einfluss... Dort gab es auch div. Hafenstädte - und dort war die Waffenproduktion der Römer..
Diese Hafenstädte waren aber keine Flottenstützpunkte. Und in dem Moment wo keine reiche, große Stadt mehr ihnen etwas aufdiktiert hätte, weil sie zerstört worden wäre, hätten sich die Italiker wohl von den Römern gelöst.

:rolleyes: Aber sicherlich hast du recht, Caesarion. Etrusker, Syrakus, Griechen, Illyrer und ganz besonders Kelten hätten auch nach dem Untergang Roms zu den sie teilweise unterdrückenden Römern gehalten und nicht versucht ihre Machtstellung auszubauen. Nein, dazu waren sie ja auch gar nicht in der Lage, nachdem sie von der römischen Kultur Wind bekommen haben, pfeifen sie auf ihre Herkunft, vergessen ihre Vergangenheit und opfern sich für das unbesiegbare Rom, dass gerade verbrannt ist. Was für Helden!!! :rolleyes:

Nur so als Randbemerkung: Karthago war auch mehr als eine Stadt. Corduba, Cadiz, Carthagena, Barcelona, iberische, afrikanische, sardinische, sizillianische Städte, teilweise eng mit der Mutterstadt verknüpft. Eine viel größere Verbreitung als es Rom zum damaligen Zeitpunkt berieb, aber nachdem Karthago zerstört war, war die punische Kultur nicht mehr existend. Merkwürdig, oder Caesarion?
 
Denni88 schrieb:
Danke das du micht über die unterschiede zwischen den Catos und Cicero aufgeklärt hast. Aber der Rest war richtig oder?

:p Naja, nur Cato´s Reden als Kriegsgrund anzuführen ... die Porcier waren zwar ´ne nervige und uneinsichtige Sippe, aber ganz Rom wollte Karthago vernichten, nachdem es trotz der verlorenen zweiten Krieges wieder zu WOhlstand gekommen war.
Aber prinzipell stimmt das, was du geschrieben hast.
 
Hamilkar schrieb:
Wegen dem Häuserkampf hat Scipio Karthago 3 Jahre lang belagert und dir Erstürmung der Stadt soll trotzdem nicht mal 2 Wochen gedauert haben?
Scipio Aemilianus Africanus hatte schwerbewaffnete Legionen - Hannibal nur noch leichte Truppen.
Warum die Belagerung? Warum seine Truppen bei einer Erstürmung aufreiben, wenn man die Zeit hat, den Gegner zu zermürben und dann anzugreifen. Scipio Aemilianus Africanus war in der Hinsicht ja Experte... wie später Numantia zeigt.



Hamilkar schrieb:
Diese Städte sind ja so unheimlich römisch, vor allem, da Syrakus selbst lange Zeit Gegner Roms gewesen ist, hätten sie wohl niemals gewagt sich wieder von Rom zu trennen und ihren alten machtanspruch zu erneuern.
Auf Sizilien waren es Griechenstädte, stimmt. Ok dann Ancona, oder andere Norditalienische Städte - Jedenfalls waren die Flottenstützpunkte nicht in Rom und auch nicht so gewichtig in Süditalien, sonst hätten die Römer diese Probleme auch durch die Besetztung Süditaliens durch Hannibals gehabt.


Hamilkar schrieb:
Habe ich nie behauptet, es ging nur um die Zerstörung und Kleinhaltung Roms.
Die "Kleinhaltung" Roms hängt aber auch mit dem Verhalten der italienischen Stämme zusammen .... und die hätten sich mit einer karthagischen Besatzung in Italien nie abgefunden - und diese wäre nötig gewesen um Rom kleinzuhalten!


Hamilkar schrieb:
Diese Hafenstädte waren aber keine Flottenstützpunkte. Und in dem Moment wo keine reiche, große Stadt mehr ihnen etwas aufdiktiert hätte, weil sie zerstört worden wäre, hätten sich die Italiker wohl von den Römern gelöst.
Das letzte ist eine Hypothese, die du nicht nachweisen kannst.
Wenn sich die Italiker Hannibal angeschlossen hätten, warum dann nicht schon um mit Ihm gemeinsam gegen Rom vorzugehen? Das was von den Karthagern danach in Italien übrig geblieben wäre...hätten man dann beseitigen können. Nein, sie standen stur auf Seiten Roms und gegen Hannibal!
Besonders in Norditalien hattest du alles um Flotten zu bauen. Dort waren auch Städte, wo die Römer ihre Schiffe bauten! Und in einer Hafenstadt eine Werft zu errichten war ja wohl nicht das Problem....



Hamilkar schrieb:
:rolleyes: Aber sicherlich hast du recht, Caesarion. Etrusker, Syrakus, Griechen, Illyrer und ganz besonders Kelten hätten auch nach dem Untergang Roms zu den sie teilweise unterdrückenden Römern gehalten und nicht versucht ihre Machtstellung auszubauen. Nein, dazu waren sie ja auch gar nicht in der Lage, nachdem sie von der römischen Kultur Wind bekommen haben, pfeifen sie auf ihre Herkunft, vergessen ihre Vergangenheit und opfern sich für das unbesiegbare Rom, dass gerade verbrannt ist. Was für Helden!!! :rolleyes:
Hey warum die "rollenden Augen"? Du verteidigst doch genauso standhaft deine Hyphothesen! Wir argumentieren hier zu einem "Was WÄre Wenn" Thema.
Immerhin habe ich den Geschichtsverlauf auf meiner Seite, wo die Römer trotz den Schlachten ...Katastrophen... an der Trebia, am Transimenischen See und nicht zuletzt, sondern ganz besonders, nach Cannae zurückschlugen und siegten.
Im Kampf in Italien ging es nicht um Illyrier, oder Griechen, sondern um Samniten, Marser usw. Was du zu vergessen scheinst ist, das trotz der Probleme 100 Jahre später wegen des römischen Bürgerrechtes viele Italiker in Rom lebten. Es gab zu viele Vermischungen und zu viele Gemeinsamkeiten, als dass man Rom hätte fallen lassen.
Die griechichen Städte wurden erst im ersten Punischen Krieg unterworfen... Sorry berichtige mich, aber sind sie im zweiten von Rom abgefallen?
Gallier und Illyrier waren die Kriegsgegner Roms vor dem zweiten Punischen Krieg und beide wurden unterworfen und befriedet.
Ich habe nichts von Aufständen gehört! Ok CNN gabs damals noch nicht, aber die lebten auch nicht hinterm Mond. Bei den Problemen die die Römer zwischen 217v und 202v hatten - solch eine günstige Gelegenheit hätte man nie wieder bekommen.

Hamilkar schrieb:
Nur so als Randbemerkung: Karthago war auch mehr als eine Stadt. Corduba, Cadiz, Carthagena, Barcelona, iberische, afrikanische, sardinische, sizillianische Städte, teilweise eng mit der Mutterstadt verknüpft. Eine viel größere Verbreitung als es Rom zum damaligen Zeitpunkt berieb, aber nachdem Karthago zerstört war, war die punische Kultur nicht mehr existend. Merkwürdig, oder Caesarion?
Ja dann vergleiche mal, wann Rom Italien unterworfen hatte ... bzw mit Bündnisverträgen an sich gebunden ... und wann Karthago in Spanien intervenierte... Bis auf eine sind deine Stadtnennungen alle spanisch... also ziemlich frische karthagische "Erwerbungen"....
Rom und die Italiker hatten seit ca 500 Beziehungen zueinander....
 
Caesarion schrieb:
Hey warum die "rollenden Augen"? Du verteidigst doch genauso standhaft deine Hyphothesen! Wir argumentieren hier zu einem "Was WÄre Wenn" Thema.
Da hast du recht, Caesarion, nicht die feine englische Art von mir. :runter: Pardon. Also lass uns normal weiterdiskutieren.

Caesarion schrieb:
Auf Sizilien waren es Griechenstädte, stimmt. Ok dann Ancona, oder andere Norditalienische Städte - Jedenfalls waren die Flottenstützpunkte nicht in Rom und auch nicht so gewichtig in Süditalien, sonst hätten die Römer diese Probleme auch durch die Besetztung Süditaliens durch Hannibals gehabt.
Westitalien war wichtiger. Aber wegen der Hafenabhängigkeit mit anderen Städten glaube ich gerade, dass sich diese von Rom gelöst hätten. Das mag verstehen wer will, aber ich denke, dass die Furcht vor einer direkten Blockade und Belagerung durch Karthago nach dem Niedergang Roms zu groß wäre und die Städte, von Tradition her Handelsstädte und als solche gegründet, am Handel mehr liegen würde als den Kampf für eine nicht mehr existente Stadt weiterzuführen. Hannibal hat glaub ich auch eine relativ wichtige Hafenstadt genommen, Tarent.

Caesarion schrieb:
Das letzte ist eine Hypothese, die du nicht nachweisen kannst.
Stimmt, aber es geht ja darum wie ich die Dinge einschätze. Du kannst ja auch nicht das Gegenteil nachweisen.

Caesarion schrieb:
Wenn sich die Italiker Hannibal angeschlossen hätten, warum dann nicht schon um mit Ihm gemeinsam gegen Rom vorzugehen? Das was von den Karthagern danach in Italien übrig geblieben wäre...hätten man dann beseitigen können. Nein, sie standen stur auf Seiten Roms und gegen Hannibal!
In meinen Augen ist es ein unterschied mit jemandem zu kämpfen, oder für. Außerdem ist es etwas anderes einen Vertrag mit einer Stadt zu brechen, die es noch gibt, oder die nicht mehr existiert. Vor einer Zerstörung Roms musste man Angst vor Bestrafung haben und war mit der Stadt verbunden. Nach einer von uns inzenierten Zerstörung besteht diese Gefahr nicht mehr und die Verbindung ist gebrochen.

Caesarion schrieb:
Im Kampf in Italien ging es nicht um Illyrier, oder Griechen, sondern um Samniten, Marser usw. Was du zu vergessen scheinst ist, das trotz der Probleme 100 Jahre später wegen des römischen Bürgerrechtes viele Italiker in Rom lebten. Es gab zu viele Vermischungen und zu viele Gemeinsamkeiten, als dass man Rom hätte fallen lassen.
Und alle haben schlichtweg positive Erfahrungen mit Rom gemacht? Man sah sich keineswegs als Römer an sondern pflegte immer noch seinen Kultur oder täusche ich mich da?

Caesarion schrieb:
Die griechichen Städte wurden erst im ersten Punischen Krieg unterworfen... Sorry berichtige mich, aber sind sie im zweiten von Rom abgefallen?
Nein, nur teilweise. Mag daran liegen dass die Griechen traditionell Feinde Karthagos waren und befürchteten nach ihrem Seitenwechsel im ersten punischen Krieg bestraft zu werden. Trotzdem im Zweifelsfall hätten sie sich doch wohl für Karthago entschieden, denn sonst müßten sie eine noch härtere Strafe fürchten und wie die Geschichte zeigt waren gerade die griechischen Städte auf Sizilien sehr wankelmütig.

Aber vor allem:

Caesarion schrieb:
Bis auf eine sind deine Stadtnennungen alle spanisch
Ich kann dir auch Dutzdene in Afrika oder auf Sizillien gelegene Städte nenne, aber ich dachte ich nehme die, die uns heute noch ein Begriff sind.

Caesarion schrieb:
Ja dann vergleiche mal, wann Rom Italien unterworfen hatte ... bzw mit Bündnisverträgen an sich gebunden ... und wann Karthago in Spanien intervenierte... Bis auf eine sind deine Stadtnennungen alle spanisch... also ziemlich frische karthagische "Erwerbungen"....
Rom und die Italiker hatten seit ca 500 Beziehungen zueinander....

500 Jahre Beziehungen sind schön und gut, aber Karthago verstand sich durchaus als phönizische Stadt. Schau dir mal an, was sich da alles im Mittelmeer tummelt. Natürlich waren davon nicht alle mit Karthago verbunden, aber die in Afrika und Spanien schon.
Obwohl du mir immer sagst, ich hätte wohl etwas vergessen, bin ich nun froh dich korrigieren zu können:

1) Cadiz ist eine phönizische Stadt, die 1104 gegründet wurde. Keine Erwerbung und schon gar nicht frisch.
2) seit 1100 v. Chr wird Spanien von Phöniziern besiedelt. Besonders im 9. Jahrhundert werden Städte in Andalusien gegründet. Frisch?
3) seit dem 6 Jahrhundert unterstanden sizillianische Städte direkt karthago. Das macht die kurze Besatzungsphase der Römer nicht wett.
4) Utica 1101
5)Besonders um 500 v. Chr. gründen die Karthager eine ganze Reihe Städte in Andalusien und sonstwo. Keine Erwerbung, nicht frisch, und schon gar nicht nur auf Beziehungen basierend.
6) Ich glaube ich würde noch eine Reihe weiterer beispiele finden, warum man nicht sagen kann, dass Karthagos Städte in Afrika und Spanien oder sonstwo, oft nicht "frische karthagische "Erwerbungen"...." sind. Karthago hatte ja mit den anderen phönizischen Städten, gerade mit Städten wie Gades oder Utica seit seiner Gründung Kontakt. Das kann man von Rom natürlich auch sagen,da man zu irgendwem Kontakt haben muss, aber Rom ist jünger als Karthago. Man verstand sich eher als ein Volk als Römer mit den Italikern. Und vor allem hat Karthago Städte gegrünet, was die Römer bis zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht aufweisen konnten (mal abgesehen von Rom selber). Somit setht man doch in einem ganz anderen Verhältnis.

Da von frische karthagische "Erwerbungen"...." zu sprechen empfinde ich nicht als angebracht.
 
Erstmal ein schönes Hallo, bin gerade auf das Forum gestoßen.
Nun zum Thema: Hannibal marschierte nach seinem Sieg bei Cannae nicht nach Rom, da er nur noch über ca. 40 000 Mann verfügtr. Rom hingegen hatte etwa 500 000 Einwohner, also wäre es ein leichtes für die Römer gewesen, neue Truppen aufzustellen. Außerdem muss man beachten, dass auch seine Nachschubwege nicht gesichert waren. Was nützt es eine Stadt zu belagern, wenn dem Belagerer selbst die Nahrung ausgeht? Außerdem hätte die Eroberung Roms nicht das Ende bedeuted, da Rom selbst über keinen Seehafen verfügte. Der eigentlich Seehafen Roms war Ostia. Von dort wurden die Waren auf kleine Schiffe verladen und über den Tiber nach Rom geschifft.
 
Hmmm Hannibal.

Grundsätzlich gehst Du die ganze Zeit davon aus, dass die Zerstörung Roms auch der Untergang der Römer gewesen wäre. Einmal schon war Rom von den Galliern erobert worden und trotzdem wiedergekommen.
Was Hannibal aber, neben den ander Gründen die gegen einen Marsch auf Rom sprachen, noch erwartete, war, dass die Zerstörung der Stadt auch den Widerstand der Italiker anfachen würde.
Es war erst 216v, also erst 1 Jahr nach dem Einfall in Italien. Er hatte keinerlei Unterstützung und keine Verbindungen... Die Städte schlossen die Tore vor Ihm... Zu diesem Zeitpunkt den römischen Exodus zu prophezeien, das ist etwas vermessen.
10 Jahre später hatte sich Hannibal in Süditalien sicher eine Grundlage geschaffen, aber das war auch 10 Jahre nach Cannae. Die Römer hatten genauso reagiert.
Also zu diesem Zeitpunkt von einem massiven Abfall der Italiker aus dem Bundesgenossenverband zu sprechen ist sehr gewagt.

Die Römer haben den Bundesgenossen sicher viel Übles getan, doch nicht nur. Man hat verbittert Krieg geführt und hat sich als italienische Gemeinschaft etabliert. Das Rom die Führung hat - war das Ergebnis von vielen Schlachten und Kriegen - aber der Bundesgenossenvertrag hielt über Jahrhunderte und zeigte Wirkung.

Das mit den spanischen Stadtgründungen hab ich immer etwas anders betrachtet, aber da kennst du dich ganz sicher besser aus als ich.
Ich weiss das die Phönizier schon lange vor Gründung Karthagos auch in Spanien Siedlungen schufen. Doch meiner Meinung nach, kamen diese erst im 7 Jhdt vuz. unter Kontrolle / Vorherrschaft Karthagos.
Gabs es da nicht ähnliche Zwistigkeiten vwie zwischen Rom und den Italienern?
Kein Thema, in Bezug auf Karthago bist Du definitiv kompetenter! ;)

@ germanicus

Erstmal, 500000 Einwohner bedeuten nicht gleich 50.000 Soldaten.
Ausserdem hatte man in Cannae die Ausrüstung für 80.000 Legionäre gelassen! Das musste erstmal kompensiert werden. Dazu kam das damals noch geltende Gesetzt wer als Soldat dienen durfte und wer nicht! Mit einer Heeresreform ala Marius wären genug Soldaten kein Thema gewesen - aber so genung Soldaten zu finden die sich selber ausrüsten können brauchte Zeit!

Ostia war zwar der Hafen Roms, aber niemals der Stützpunkt einer der Kriegsflotten. Das waren im Westlichen Mittelmeer Misenum, Ravenna und später Forum Iulium (Gallia Narbonensis).
 
Caesarion schrieb:
Die Römer haben den Bundesgenossen sicher viel Übles getan, doch nicht nur. Man hat verbittert Krieg geführt und hat sich als italienische Gemeinschaft etabliert. Das Rom die Führung hat - war das Ergebnis von vielen Schlachten und Kriegen - aber der Bundesgenossenvertrag hielt über Jahrhunderte und zeigte Wirkung.

"Italienische Gemeinschaft" - das klingt mir ein bißchen sehr pathetisch. Vielleicht sollten wir uns einfach mal in die Lage irgend eines italischen Städtchens versetzen. Da brauchen wir gar nicht bis ins Unendliche spekulieren, sondern können uns die simple Frage stellen: Halten wir's mit Rom oder mit Karthago?

Voraussetzung: Was wir tun, ist nicht kriegsentscheidend, und wie die Sache ausgeht, weiß im Voraus niemand. Wenn wir auf das richtige Pferd setzen, sind wir aus dem Schneider.

Was aber, wenn wir auf das falsche Pferd setzen?

Szenario 1: Wir halten zu Rom und Karthago macht das Rennen.
Karthago ist weit, und was hinterher aus irgendwelchen unwichtigen italischen Städtchen wird, die zu Rom gehalten haben, kann Karthago eigentlich wurscht sein - Hauptsache, Rom ist weg vom Fenster. Wenn die Städtchen die weiße Fahne heraushängen, wird Karthago wohl kaum neue Invasionstruppen ins Land bringen, um nachträglich Rache zu üben.

Szenario 2: Wir halten zu Karthago und Rom macht das Rennen.
Rom ist nah und kann sich keine antirömischen Nester in der unmittelbaren Nachbarschaft leisten. Rom wird hinterher gnadenlos abrechnen.
 
@Caesarion
Das in Ostia keine Flotte stationiert war weiß ich. Ich wollte nur drauf Hinweisen, dass Rom eigentlich keinen Seehafen hatte, da in einem vorherigen Post geschrieben wurde, dass wenn Rom erobert worden wäre, die Römer keinen direkte Verbindung zum Meer mehr hatten....
Wie ich oben eigentlich schon erwähnt habe, dürfte einer der Beweggründe gewesen sein, dass er keinen gesicherten Nachschubweg hatte. Außerdem hast Du recht, denn keiner der Bundesgenossen wäre zu Hannibal übergelaufen und sie hätten ihm evtl. bei der Belagerung in den Rücken fallen können. Du hast ebenfalls schon ein gutes Beispiel für die Zähigkeit der Römer erwähnt, nämlich die Eroberung Roms durch Brennus 396 v. Chr. Ein weiteres Beispiel wäre aus dem ersten Punischen Krieg. Da verloren die Römer auch fast den Großteil ihrer Flotte wegen Seestürmen und Seeschlachten (Bsp. Drepana). Sie gaben jedoch nicht auf und bauten immer wieder neue Schiffe....
 
Caesarion schrieb:
Meintest du damit mich, Caesarion, ich denke schon, da darf ich mich als Hamilkar ja richtig geschmeichelt fühlen.

Caesarion schrieb:
Was Hannibal aber, neben den ander Gründen die gegen einen Marsch auf Rom sprachen, noch erwartete, war, dass die Zerstörung der Stadt auch den Widerstand der Italiker anfachen würde.
Es war erst 216v, also erst 1 Jahr nach dem Einfall in Italien. Er hatte keinerlei Unterstützung und keine Verbindungen... Die Städte schlossen die Tore vor Ihm... Zu diesem Zeitpunkt den römischen Exodus zu prophezeien, das ist etwas vermessen.
Oh, ich habe nie gesagt, dass Hanibal Rom hätte vernichten können oder sollen. Ich habe nur gesagt, dass ich glaube das eine zerstörung der Stadt in dem Maße wie es Rom mit Karthago getan hat, die römische Kultur verdrängt, bzw. zersplittert hätte und man nicht mehr von einem Rom sprechen kann, da mit der Stadt das Volk der Römer in einem gewissen Maße ausradiert worden wäre.

Caesarion schrieb:
Grundsätzlich gehst Du die ganze Zeit davon aus, dass die Zerstörung Roms auch der Untergang der Römer gewesen wäre. Einmal schon war Rom von den Galliern erobert worden und trotzdem wiedergekommen.
Ich gehe davon aus, weil ich dir versuche meine Sichtweise nahezulegen, damit du meine Position verstehst. Dazu schreiben wir doch, oder? Und da ich in einem gewissen Maße (s.o.) davon ausgehe, das die Zerstörung der Stadt auch der Untergang der Römer gewesen wäre, muss ich davon ausgehen. Wie soll ich denn sonst darüber sprechen, wenn ich nicht davon ausgehe.
Was die Eroberung der Gallier angeht, so glaube ich nicht, dass man diese mit der Zerstörung Karthagos 146 vergleichen kann, wie wir ja auch festgestellt haben, dass sich gallische Vergleiche nicht immer eignen.

Vielleicht reden wir aber auch einfach aneinander vorbei, weil wir von einem unterschiedlichen Ausmaße der Zerstörung ausgehen. Ich würde meine Sicht eben mit der Zerstörung Karthagos vergleichen und ich sehe keine Überlebenschance der punischen Kultur nach dieser Zerstörung und ich glaube das die römische auch keine große gehabt hätte. Karthago und Rom mögen zwar zwei verschiedene Städte auf verschiedenen Grundlagen und starke Kontrahenten gewesen sein, aber ich glaube nicht, dass sie sich diesbetreffend so gewaltig unterscheiden.

Caesarion schrieb:
Ich weiss das die Phönizier schon lange vor Gründung Karthagos auch in Spanien Siedlungen schufen. Doch meiner Meinung nach, kamen diese erst im 7 Jhdt vuz. unter Kontrolle / Vorherrschaft Karthagos.
Klar, soviel älter ist Karthago ja auch nicht und es musste sich erstmal etablieren. Trotzdem ist es eine längere Phase des Kontaktes und der Beherrschung als die der Römer mit den Italikern, oder irre ich mich da?

Caesarion schrieb:
Gabs es da nicht ähnliche Zwistigkeiten vwie zwischen Rom und den Italienern?
Doch sicherlich. Nichts ist konfliktfrei, schon gar nicht über mehrere Jahrhunderte. Da gebe ich dir recht. Eine weiterer Hinweis auf eine gewisse Ähnlichkeit?

Caesarion schrieb:
Kein Thema, in Bezug auf Karthago bist Du definitiv kompetenter!
Dankeschön, jetzt fühle ich mich aber geschmeichelt.
Dafür muss ich dir mehr Ahnung auf den römischen Gebieten zusprechen und die sind ja etwas weitläufiger als das unbekannte und unerforschte Karthago. Somit hast du es schwieriger. :)

Deswegen nenne ich mich ja auch Hamilkar und nicht nach einem Römer. :p
 
Germanicus schrieb:
Ein weiteres Beispiel wäre aus dem ersten Punischen Krieg. Da verloren die Römer auch fast den Großteil ihrer Flotte wegen Seestürmen und Seeschlachten (Bsp. Drepana). Sie gaben jedoch nicht auf und bauten immer wieder neue Schiffe....
Da waren sie nicht die einzigen. Mit soetwas musste man damals immer rechnen. Wäre ja auch schlimm wenn man dann direkt aufgibt. Dann wird halt mal wieder etwas geopfert um die Götter wohlgesonnen zu stimmen, ob nun Kinder oder nicht, und auf gehts aufs neue.
 
Hamilkar schrieb:
Deswegen nenne ich mich ja auch Hamilkar und nicht nach einem Römer. :p


:p :p :p

Und ich mit einem griechichem Namen - nach einem ägyptischen König - makedonischer Abstammung .... :rofl:

Na wenigstens habe ich so ziemlich jeden bedeutenden Mann / Frau der Antike unter meinen Vorfahren...ausser natürlich phönizische! :king:
 
Zuletzt bearbeitet:
@ hyokkose

Klar die Formulierung war schlecht gewählt, bzw. so, dass natürlich Gegenargumente einfach sind.
Fakt ist aber, der Nutzen des Klientelsystems auf Stammesebene ... war auch hier ersichtlich. Einfallende Gallier, die Griechen in Süditalien, die Feinde der Italiker im Norden oder die Illyriker auf der anderen Seite der ADria alle bedrohten die verschiedendten Gebiete Italiens. Jeder für sich zu handeln ist kostspielig und geht an die Substanz. Dazu wären auch innerliche Kämpfe sicher gewesen.
So hatte man ein gemeinsames Heer und konnte damit gemeinschaftlich gegen Feinde vorgehen.
Genauso lassen sich auch Vorteile im wirtschaftlichen Bereich finden.

Fakt ist aber auch, das die dominante Haltung Roms - bzw. speziell die arrogante Haltung bezüglich des Bürgerrechtes - später zu Entzweiung und zum Bundesgenossenkrieg führte.

Deine Argumentation ist super. Die beiden Möglichkeiten umschreiben treffend die Sittuation der Italienischen Städte und Stämme.
Der zweite Punkt hat ja Beispiele - WIe Rom mit den Städten verfahren ist, welche sich Hannibal anschlossen.
Anfügen würde ich einen 3. Punkt, welcher das beschreibt, was die meisten machten...
"Abwarten und Tee trinken!" :cool:
Im Wissen das Hannibal um meine Gunst buhlt, kann ich lange Zeit ein Spiel treiben .. und mich zieren. Hannibal kann nicht wagen mit Gewalt zuzuschlagen, da er sonst riskiert, die anderen auch zu verprellen - und die Römer selber haben den Eindruck wir halten weiter zu Ihnen.


@ Alexandros

Ich hab die Doku gesehen.
Du hast nicht geschrieben in welchem Zusammenhang du den Link angegeben hast, aber ich beziehe es mal auf karthagische Kolonien.
Pantelleria ist eine kleine Insel zwischen Afrika und Sizilien. Ich glaub nicht, das sie ein gutes Beispiel für phönizische Kolonien ist.
Aus der Sendung kam für mich auch heraus, das auch dort nicht sehr viel übrig geblieben ist von den karthagischen Erstbesiedlern.
 
Caesarion schrieb:
:p :p :p

Und ich mit einem griechichem Namen - nach einem ägyptischen König - makedonischer Abstammung .... :rofl:

Na wenigstens habe ich so ziemlich jeden bedeutenden Mann / Frau der Antike unter meinen Vorfahren...ausser natürlich phönizische! :king:

Und meinem wird nachgesagt, er habe seinen Sohn einen Eid leisten lassen, damit er Rom ewig hasse. Auch kein prorömisches Verhalten, was?
Mit den Griechen und den Ägyptern verstand Karthago sich nur auf Handelsebene und Kriege gab es ja durchaus nicht zu knapp mit den Griechen (alte Feindschaft). Allerdings hat man teilweise mit Makedonen kooperiert, was aber durch die Feindschaft mit den Römern wieder wettgemacht wird. Naja, man war halt nicht der belieteste im Mittelmeer... Aber welcher mächtige Staat ist das schon.
 
:rofl: Oh bitte gerne geschehen ... meinte natürlich Hamilkar nicht Hannibal! :p

Hamilkar schrieb:
Oh, ich habe nie gesagt, dass Hanibal Rom hätte vernichten können oder sollen. Ich habe nur gesagt, dass ich glaube das eine zerstörung der Stadt in dem Maße wie es Rom mit Karthago getan hat, die römische Kultur verdrängt, bzw. zersplittert hätte und man nicht mehr von einem Rom sprechen kann, da mit der Stadt das Volk der Römer in einem gewissen Maße ausradiert worden wäre.
Hab ich dann wohl grundsätzlich falsch verstanden. und nicht nur ich?! Ich meine wenn wir über einen Marsch auf Rom, über die Eroberung und damit die Vernichtung der römischen Gesellschaft diskutieren dann macht das nur Sinn wenn Hannibal die Möglichkeit dazu hatte.
Alles andere wäre blanke Zeitverschwendung!
Da könnten wir genauso über die politischen Folgen diskutieren, die die Eroberung und Zerstörung des Vatikanstaates hätte....

Hannibal hatt sicher über diese Option nachgedacht. Aber zu viele Gründe sprachen gegen den MArsch auf Rom.

Hamilkar schrieb:
Ich gehe davon aus, weil ich dir versuche meine Sichtweise nahezulegen, damit du meine Position verstehst. Dazu schreiben wir doch, oder? Und da ich in einem gewissen Maße (s.o.) davon ausgehe, das die Zerstörung der Stadt auch der Untergang der Römer gewesen wäre, muss ich davon ausgehen. Wie soll ich denn sonst darüber sprechen, wenn ich nicht davon ausgehe.
Über die Unterschiede zwischen Römern und Karthagern haben wir schon besprochen.
Grundsätzlich waren die römischen Krieger Römer - die Karthager aber aus aller Herren Länder angeworbene Söldner.
Erstere kämpfen um Ihr Land, Ihre Stadt - zweite nur für Geld.
Ich glaube die ersten Erfolge in Italen waren Ergebnis des krassen Gegensatzes der Feldherrn. Einerseits Hannibal - und auf der römischen Seite keiner der Ihm das Wasser reichen konnte. Fabius hatte zwar de richtige Taktik - die war aber nicht beliebt!
Also haben wir schon mal den grunssätzlich Motivationspunkt der auf Seite der Römer steht.

Dann hast du den gesellschaftlichen Hintergrund.
Die Karthager waren reiche Händler - wie auch schon Ihre Vorfahren die Phönizier. Die Römer waren ...Bauern! Das spiegelt sich in der letztendlichen Konsequenz wieder, mit der dieser Krieg geführt wurde. Die Karthager waren ganz oben, die Beherrscher des westlichen Mittelmeeres - für die Römer war es der erste Konflikt mit einer Grossmacht.

Dann - sicher hatten die Karthager auch Rückschläge bei der Errichtung und Etablierung ihrer Kolonien - und bei der Erweiterung Ihres Herrschaftsbereiches. Doch im Vergleich damit, wie sich die Römer anstrengen mussten um Italien römisch werden zu lassen... war es doch ein Kinderspiel.
Die Römer waren es gewohnt, nach Rückschlägen und militärischen Niederlagen wieder zu kommen - und zurückzuschlagen und haben das vielfach gezeigt!

Und dann auch ein wichtiger Punkt - greift mit in den Bereich, mit welcher Konsequenz der Krieg geführt wurde.
Die Römer waren anfangs sehr arrogant und der Meinung, das Problem Hannibal liesse sich einfach lösen. Sie gingen nur sehr halbherzig zugange und ihnen fehlte der charismatische und geniale Feldherr. Ok letztere wachsen nicht auf "Bäumen", aber in diesem Krieg kämpften letztlich zwei der grössten Feldherrn der Antike.
Erstaunlich wie man in Rom nach Cannae reagierte und zu ungewöhnlichen Massnahmen bereit war. Der junge Scipio als Feldherr - mit einem Imperium ausgestattet...
In Karthago dagegen... die Unterstützung Hannibals war doch eher mau. Die ganzen Jahre lang fehlte es daran, Ihm konsequent die Truppen zu geben, um diesen Krieg zu beenden. Manchmal glaub ich, die wollten nicht gewinnen!

Das alles spricht für mich dafür, das eine Vernichtung der Römer nicht möglich gewesen wäre.

Hamilkar schrieb:
Was die Eroberung der Gallier angeht, so glaube ich nicht, dass man diese mit der Zerstörung Karthagos 146 vergleichen kann, wie wir ja auch festgestellt haben, dass sich gallische Vergleiche nicht immer eignen.
Stimmt, das Beispiel war eher ungünstig, da es Brennus wohl nicht um die Vernichtung der Römer ging, sondern um einen Raubzug, bei dem er Beute machen wollte.


Hamilkar schrieb:
Vielleicht reden wir aber auch einfach aneinander vorbei, weil wir von einem unterschiedlichen Ausmaße der Zerstörung ausgehen. Ich würde meine Sicht eben mit der Zerstörung Karthagos vergleichen und ich sehe keine Überlebenschance der punischen Kultur nach dieser Zerstörung und ich glaube das die römische auch keine große gehabt hätte. Karthago und Rom mögen zwar zwei verschiedene Städte auf verschiedenen Grundlagen und starke Kontrahenten gewesen sein, aber ich glaube nicht, dass sie sich diesbetreffend so gewaltig unterscheiden.
Ok zählen wir mal zusammen wie es Karthago erging!
Im ersten Krieg waren nur Inselkolonien betroffen. Das Kernland in Afrika hatte kaum Kriegsberührung! Im zweiten verlor man die Spanischen Provinzen, und hatte den Endkampf in Afrika. Man verlohr auch grosse Teile seiner Mauretanischen Besitzungen??!
Im Dritten dann die endgültige Zerstörung der Stadt und die Versklavung und Vertreibung der Überlebenden.
Also erst Stück für Stück die Kolonien verloren und dann das gleiche beim Mutterland - und letztendlich die Stadt und ihre Bewohner.

Vermutlich kann man so das Vorgehen Hannibals verstehen, das auch er den Römern ihre Grundlage nehmen wollte... die Verbündeten, die "Provinzen", das Hinterland.
Wenn er das geschafft hätte ...hmmm vielleicht wäre das der Untergang Roms gewesen!
Obwohl viele Städte der Phönizier / Karthager überlebten... schafften es die Römer, Ihre Kultur dort vollkommen zu tilgen und die Bewohner zu romanisieren.

Natürlich haben wir nur die Seite des Siegers als Grundlage... und ich gestehe zu, dass die Umgekehrte Anwendung Karthago als Triumphator ... durchaus ähnlich verläufen hätte können.
 
Hamilkar schrieb:
Und meinem wird nachgesagt, er habe seinen Sohn einen Eid leisten lassen, damit er Rom ewig hasse. Auch kein prorömisches Verhalten, was?

Jedenfalls keine konstruktive Vereinbarung, um sich diplomatisch zu einigen....

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Interessant ist, hab mir so meine Gedanken gemacht - da ich gerade "Caesars Erbe" lese... wie hätte Hannibal vorgehen sollen, um zu gewinnen.
Was ich schon gesagt hatte war, das ich den Eindruck hatte, die in KArthago herrschenden machten irgendwie den Eindruck, als wollten sie gar nicht gewinnen. Sonst hätten Sie HAnnibal mit allem versorgt, so dass er den Krieg zu Karthagos Gunsten entscheidet.

Was hätte er tun können?
Spanien war Ihm ergeben... die Truppen ebenfalls.
Nach Karthago ziehen und die Kontrolle übernehmen - like Caesar mit überschreiten des Rubikon?! Seine Brüder als Suffeten? einsetzten!
Dann alle Kräfte zur Bekämpfung Roms mobilisieren - und nach Italien übersetzten und den "Wölfen" den Gnadenstoss versetzten?!.
 
Caesarion schrieb:
Hab ich dann wohl grundsätzlich falsch verstanden. und nicht nur ich?! Ich meine wenn wir über einen Marsch auf Rom, über die Eroberung und damit die Vernichtung der römischen Gesellschaft diskutieren dann macht das nur Sinn wenn Hannibal die Möglichkeit dazu hatte.
Alles andere wäre blanke Zeitverschwendung!
Och, interessant ist es schon. Ich selbst bin der Überzeugung ein Angriff auf Rom wäre Selbstmord gewesen und einer der wenigen die Hannibal nicht vorwerfen er hätte dies tun sollen.

Caesarion schrieb:
Die Römer waren anfangs sehr arrogant und der Meinung, das Problem Hannibal liesse sich einfach lösen
Das sieht man auch daran, dass sie wie bei Cannae sofort loschlagen wollten, zumindest einzelne Strategen, und erst der junge Scipio hat aus den Fehlern gelernt und abgewarten bis sich die passende Möglichkeit bot.

Caesarion schrieb:
Ok zählen wir mal zusammen wie es Karthago erging!
Im ersten Krieg waren nur Inselkolonien betroffen. Das Kernland in Afrika hatte kaum Kriegsberührung! Im zweiten verlor man die Spanischen Provinzen, und hatte den Endkampf in Afrika. Man verlohr auch grosse Teile seiner Mauretanischen Besitzungen??!
Im Dritten dann die endgültige Zerstörung der Stadt und die Versklavung und Vertreibung der Überlebenden.
Also erst Stück für Stück die Kolonien verloren und dann das gleiche beim Mutterland - und letztendlich die Stadt und ihre Bewohner.
Stimmt, zuerst kommen die Inseln. In soweit ein schwerer Schlag weil sie als Handelsbasis und Schutz vor Angriffen dienen.
Im zweiten verlor man die restlichen Inseln, Spanien und eigentlich auch das gesamte afrikanische Hinterland, da man dort ohne die Zustimmung der Römer nichts mehr unternehmen durfte. Nach dem dritten war alles vorbei. Zusätzlich musste man auch hohe Abgaben zahlen. Und unter dem Krieg litt besonders der karthagische Seehandel, der nur noch eingeschränkt möglich war. Somit war die Bevölkerung auch direkt betroffen.

Caesarion schrieb:
Vermutlich kann man so das Vorgehen Hannibals verstehen, das auch er den Römern ihre Grundlage nehmen wollte... die Verbündeten, die "Provinzen", das Hinterland.
Wenn er das geschafft hätte ...hmmm vielleicht wäre das der Untergang Roms gewesen!
Obwohl viele Städte der Phönizier / Karthager überlebten... schafften es die Römer, Ihre Kultur dort vollkommen zu tilgen und die Bewohner zu romanisieren.
So dachte ich mir das auch, als ich behauptete, wenn Rom fällt geht die römische Kultur verloren. So wie es bei Karthago der Fall war.

Caesarion schrieb:
In Karthago dagegen... die Unterstützung Hannibals war doch eher mau. Die ganzen Jahre lang fehlte es daran, Ihm konsequent die Truppen zu geben, um diesen Krieg zu beenden. Manchmal glaub ich, die wollten nicht gewinnen!
Das glaube ich auch. Ich denke man war sich zu bequem noch mehr Geld auszugeben und wollte weiter seinem Handel nachgehen. Schließlich wurde der Krieg ja größtenteils von den Reichen, alten Handelsfamilien, bezahlt. Man hoffte mit Rom Frieden schließen zu können. Und Handelspartner zu werden. Auch war man bereit den Krieg in einem gewissen maße zu verlieren um seinem Geschäft wieder weitergehen zu können. Es waren einfach Händler, die an nichts anderes dachten, als an ihr Geschäft. Wahrscheinlich unterschätzte man Rom auch ein wenig. Naja, jedenfalls führte das dazu, dass man unter seinen Möglichkeiten blieb und nur abundzu und irgendwo Verstärkung schickte, so nach dem Motto: Ach, der Hannibal wirds schon packen, hauptsache der krieg ist nicht bei uns.

Caesarion schrieb:
Was ich schon gesagt hatte war, das ich den Eindruck hatte, die in Karthago herrschenden machten irgendwie den Eindruck, als wollten sie gar nicht gewinnen. Sonst hätten Sie Hannibal mit allem versorgt, so dass er den Krieg zu Karthagos Gunsten entscheidet.
Sehe ich genauso.

Caesarion schrieb:
Dann - sicher hatten die Karthager auch Rückschläge bei der Errichtung und Etablierung ihrer Kolonien - und bei der Erweiterung Ihres Herrschaftsbereiches. Doch im Vergleich damit, wie sich die Römer anstrengen mussten um Italien römisch werden zu lassen... war es doch ein Kinderspiel.
Die Römer waren es gewohnt, nach Rückschlägen und militärischen Niederlagen wieder zu kommen - und zurückzuschlagen und haben das vielfach gezeigt!
Nichts anderes gilt für Karthago. So einfach war das dann doch nicht. Man wurde mehrfach belagert, was ich schon als Gefahr und Hindernis ansehe. Es gab immer wieder kämpfe mit Syrakus und den griechischen Städten. Man war teilweise in den Peloponesischen Krieg eingebunden und was sich auf Sizilien abspielte kann man nur "Rückschlägen und militärischen Niederlagen wieder zu kommen " nennen. Wie oft siedelte man auf der Insel, errichtete Städte, wie oft wurden diese wieder zerstört.
Gerade die Reaktion nach Himera zeigt, dass auch Karthago zurückschlagen kann, wenn sie sich denn motivieren können. Vorteil der Karthager bleibt natürlich, dass sie nicht selber kämpfen und die Wirtschaft weiter blüht.
Aber ein Kinderspiel würde ich es nicht nennen. Auch mit anderen phönizischen Städten gabe es Rivalitäten. Und man muss sich erstmal so etablieren, dass man nur noch Söldner für sich kämpfen läßt und ein so großes Heer die ganzen Kriege durch und Seewege entlang finanzieren kann.

Caesarion schrieb:
Was hätte er tun können?
Spanien war Ihm ergeben... die Truppen ebenfalls.
Nach Karthago ziehen und die Kontrolle übernehmen - like Caesar mit überschreiten des Rubikon?! Seine Brüder als Suffeten? einsetzten!
Dann alle Kräfte zur Bekämpfung Roms mobilisieren - und nach Italien übersetzten und den "Wölfen" den Gnadenstoss versetzten?!.

Also versuchen wir Hobbystrategen uns mal. :)

Zuersteinmal glaube ich nicht, dass Hannibals Plan von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, eigentlich war es ein sehr guter Plan und ich denke, wenn Hasdrubal zu hannibla gelangt wäre oder Karthago mehr Truppen geschickt hätte oder die Flotte noch stärker gestärkt hätte, wäre Rom in arge Bedrängnis gekommen. Zwei so große Heere bei ihren Bundesgenossen fördert deren Unmut und Rom muss reagieren, Rom kämpft nun aber in Unterzahl und nicht mehr in Überzahl wie vorher. Auch wäre die belagerung von Rom nun viel besser möglich gewesen. Nur mal so als ein Gedankenspiel.

Nun zu deinem Ansatz: Ich glaube nicht, dass das etwas gebracht hätte. Man war ja auch auf das geld der reichen Stadtbewohner angewiesen und das wäre dann ganz verloren gegangen. Außerdem haben wir ja im Söldnerkrieg gesehen was passieren kann, wenn es zu einem Bürgerkrieg kommt. Rom hätte daraus bestimmt seinen Nutzen geschlagen, genau wie es Sizilien erpresst hat. Aber eins muss man ihnen ja zugute halten, von den Söldnern haben sie sie nicht angenommen, na wenigstens eine noble Tat. Aber ob sie den Konflikt zwischen Hannibal und Rat, Spanien und Afrika und Carthaggo nova und Carthago nicht ausgenutzt hätten bleibt fraglich.

Ich denke so im nachhinein lässt sich das ganze schlecht beurteilen, dafür kennen wir die damaligen Umstände zu schlecht.
 
Kriegsschuldfrage Zweiter Punischer Krieg

Die Schuldfrage ist heftig umstritten und lässt bestenfalls eine mehr oder weniger schlüssige Rekonstruktion zu. Die Gründe liegen in der nicht eindeutigen Überlieferung, deren Interpretation sowie in Problemen mit exakten Identifizierungen, z. B. der genauen Bestimmung des Ebro (dieser wird meist mit dem Jucar oder der Segura gleichgesetzt). Im Ebro-Vertrag von 226 v. Chr. verpflichtete sich Hasdrubal, den Ebro nicht mit bewaffenet Macht zu überschreiten. Nun stellt sich die Frage, ob dieser Vertrag nur Hasdrubal oder - für unbestimmte Zeit - Karthago band. Und wie sah es mit dem Verhältnis Roms und Sagunts aus? Welchem genau - fides, amicitia, foedus, deditio - entsprach es? Alles ungeklärte Fragen. Was man jedoch sagen kann ist, dass Hannibals Angriff auf Sagunt, aufgrund des Vorgehens der Saguntier, gerechtfertigt war. Diese hatten es nämlich gewagt - als Hannibal im Inneren Spaniens in Kämpfe verwickelt war - die auf karthagischem Einflussgebiet lebenden Torboleten anzugreifen. Wollte er die Ansprüche der Barkiden in Spanien aufrechterhalten, konnte er dies nicht tolerieren. Eine Tolerierung des Vorgehens der Saguntier hätte einen schweren Prestige-Verlust bei den anderen Stämmen sowie den Ausbruch von Aufständen zur Folge gehabt. Auch stellt sich die Frage, was letztendlich genau den Entschluss zur römischen Intervention in Spanien gab. War es die Analge von Carthago Nova, die Hauptstadt für ein "neu entstehendes Reich", die Sorgen der mit den Römern verbündeten Stadt Massalia, war es Hannibals Angriff aus Sagunt oder die Überschreitung des Ebro? Fest steht, dass die Römer das Vorgehen der Karthager in Spanien genau im Auge hatten. Im Jahre 230 v. Chr. erschien - wenn die Angaben stimmen - bereits eine römische Gesandtschaft in Spanien im Lager Hamilkars. Der anschließende Ebrovertrag wurde laut Polybios geschlossen, um eine Rückversicherung gegen ein karthagisches Eingreifen im Gallierkrieg zu haben. Dass sich Rom von Karthago bedroht fühlte, bezeugt die Stationierung zweier Legionen in Tarent und Sizilien.
 
Bei der Kriegsschuldfrage finde ich es spannend, generell einmal die Kriege Roms zu betrachtet. Sehr häufig wird Rom von befreundeten oder doch eher plötzlich befreundeten Städten oder Herrschern um Hilfe gebeten. Oft zeigen sich die Gegener Roms sehr schnell zum Einlenken bereit, doch die völlig überzogenen Forderungen der Römer, die oft genug einer Kapitulation gleichkommen verhindern dies meist. Dieses Verhalten zeigt sich quer durch die Römische Republik, über Cäsar (siehe Gallien) bis in die Kaiserzeit. Man muß fast sagen, Rom hat sich bis zu einer Weltmacht hochverteidigt, sozusagen die erste Nachvorneverteidigungsstrategie der Welt. Ehrlich betrachtet handelt es sich aber wohl eher um den ältesten Imperialismus der Geschichte.
 
beorna schrieb:
Bei der Kriegsschuldfrage finde ich es spannend, generell einmal die Kriege Roms zu betrachtet. Sehr häufig wird Rom von befreundeten oder doch eher plötzlich befreundeten Städten oder Herrschern um Hilfe gebeten. Oft zeigen sich die Gegener Roms sehr schnell zum Einlenken bereit, doch die völlig überzogenen Forderungen der Römer, die oft genug einer Kapitulation gleichkommen verhindern dies meist. Dieses Verhalten zeigt sich quer durch die Römische Republik, über Cäsar (siehe Gallien) bis in die Kaiserzeit. Man muß fast sagen, Rom hat sich bis zu einer Weltmacht hochverteidigt, sozusagen die erste Nachvorneverteidigungsstrategie der Welt. Ehrlich betrachtet handelt es sich aber wohl eher um den ältesten Imperialismus der Geschichte.

Ja, eben das gute alte Bellum Iustum Prinzip. ;)
 
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