tela
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Allerdings ist doch auffällig, dass die prorömischen Quellen im Prinzip den Römern implizit die Schuld geben, da Sagunt deutlich südlich des Ebro lag. Rom hätte mit Sagunt dieses Bündnis gar nicht schließen dürfen, ohne den Ebro-Vertrag zu verletzen. Stellst du ja auch selber heraus:
Eben. Und um diesen Umstand zu verschleiern, geben sich die römischen Quellen alle Mühe die Ereignisse aus römischer Sicht zu schönen. Da werden den Karthagern Verteidigungsreden in den Mund gelegt, die man aus römischer Sicht sehr einfach widerlegen kann - vor allem Argumente aus dem Lutatius-Vertrag von 241 sollen von Karthago angeführt worden sein, während man die deutlich besseren Argumentationsmöglichkeiten des Ebro-Vertrages komplett ignoriert haben soll. Und verschiedenes mehr in dieser Art.
[quote="El Quijote, post: 515833"Das wiederum scheint nicht allzu plausibel zu sein: Sagunt als casus belli, gut, aber warum das Nichteingreifen?! Letztlich haben die Römer ja beinahe darauf gewartet, dass Hannibal in Italien einfällt. Sagunt wurde eben nicht zum casus belli und wenn die Stadt zum casus belli geworden wäre, hätte es keinen Sinn ergeben tatenlos die Niederlage der alliierten Stadt zu erwarten.[/QUOTE]
Die mögliche Antwort stand im nächsten Abschnitt: Mit der Eroberung Sagunts durch Hannibal hatten die Römer eine Situation geschaffen, die es ihnen ermöglichte einen gerechten Krieg gegen Karthago zu führen, als Rache für die Eroberung eines Verbündeten des Römischen Staates.
Sagunt bzw. dessen Zerstörung wurde doch von römischer Seite - soweit erkennbar - immer als Kriegsgrund angegeben, sowohl in den Zeitnahen Quellen als auch in späteren Versionen.
Die grundlegende Frage wäre ja einfach die: Warum hat Rom nicht eingegriffen.
Eine Möglichkeit war der Krieg gegen Demetrios in Illyrien, der alle Kräfte gebunden hat.
Halte ich aber für unwahrscheinlich, dass man deswegen auf jede Hilfe verzichtet haben soll.
Eine andere Möglichkeit wären innenpolitische Streitereien um den weiteren Kurs der Außenpolitik, die das Eingreifen verhindert haben. Doch sind solche Streitereien nicht überliefert, zudem handelt Rom nach dem Fall Sagunts blitzschnell und offenbar auch einig über den weiteren politischen Kurs.
Zum Einfall Hannibals in Italien. Ich würde nicht sagen, dass die Römer darauf gewartet haben. Ich denke schon, dass sie überrascht waren. Immerhin wurden den beiden Konsuln mit ihren Heeren im Jahre 218 die Provinzen Sizilien (für die Invasion in Afrika) und Spanien zugewiesen. Mit dem Hannibalzug hat man daher überhaupt nicht gerechnet, entsprechend überrascht war Scipio an der Rhone dann auch, als er erkennen musste, was passiert war.