Krönung von Karl dem Großen

Mal ne blöde Frage: Wenn Karl z.B. in Trastevere, Umgebung heutiger Vatikan übernachtet hätte (nein, ich meine jetzt nicht auf dem Friedhof um Sankt Peter!): hätte er dann innerhalb oder außerhalb der Stadt übernachtet?
 
Trastevere war eines der Armenviertel im alten Rom. Seit dem Jahre des Herrn 754, dem Jahr der Pippinischen Schenkung, hatten die heiligen Väter den Frankenkönigen die Würde eines Schutzherrn von Rom beigelegt. Ein Verbot, in der Stadt Rom nicht zu übernachten, ist mit diesem päpstlichen Titel nicht bezeugt. Eine Berufung zum Schutzherrn von Rom war aber eigentlich dem Herrscher der Welt in Ostrom vorbehalten. Früher hatte der Statthalter von Ravenna diesen Titel geführt, und selbst der Aufseher von Rom konnte ihn eigentlich nicht neu vergeben, weil er noch immer als Untertan des Herrschers der Welt in Ostrom galt. Das Exarchat von Ravenna fiel nach ständiger Verringerung der Macht im Jahr 751 in die Hand der Langobarden. Im siebenten und achten Jahrhundert wurde der Patricius (Exarch von Ravenna) als »excellentissimus« angesprochen; den gleichen Titel führte der Langobardenkönig. Die germanischen Großkönige vertraten die Vorstellung, Patrizier zu sein wie die germanischen Heerführer des fünften Jahrhunderts. Der Heilige Vater Hadrian empfing den König der Franken im Jahr 774 mit allen Ehren, die bisher nur einem Exarchen von Ravenna geboten worden waren. Karl bat den ehrwürdigen Vater die Stadt betreten zu dürfen. Es war aber schon vor der Konstantinischen Schenkung üblich, daß die Fürsten, die Rom besuchten, außerhalb der Stadt Wohnung nahmen, um dadurch die ausschließliche Herrschaft des ehrwürdigen Vaters über die Stadt zu bekräftigen und sein uneingeschränktes Recht, die Erlaubnis zu erteilen oder zu verweigern, daß ein Fremder Rom betrat. Seit dem siebenten Jahrhundert hatte die römische Bevölkerung die Hügel verlassen und sich auf dem Marsfeld und dem Gebiet am Tiber angesiedelt. Der Vatikan war trotz allem sehr belebt, befand sich aber außerhalb der Befestigungen Roms. Da im seit langem unbewohnten herrschaftlichen Hof auf dem Berg Palatin niemand sich aufhalten konnte, brachte man den König im Jahr 774 samt seinem Gefolge in den Nebengebäuden des Gotteshauses des heiligen Salvatore, nur wenige Schritte vom Prachtbau des heiligen Wettermachers und Wächters des Himmels unter.
 
Es war aber schon vor der Konstantinischen Schenkung üblich, daß die Fürsten, die Rom besuchten, außerhalb der Stadt Wohnung nahmen, um dadurch die ausschließliche Herrschaft des ehrwürdigen Vaters über die Stadt zu bekräftigen und sein uneingeschränktes Recht, die Erlaubnis zu erteilen oder zu verweigern, daß ein Fremder Rom betrat. Seit dem siebenten Jahrhundert hatte die römische Bevölkerung die Hügel verlassen und sich auf dem Marsfeld und dem Gebiet am Tiber angesiedelt. Der Vatikan war trotz allem sehr belebt, befand sich aber außerhalb der Befestigungen Roms.

@Horst:
Danke, genau darum ging es mir bei meinem Beitrag (und übrigens auch dem Herrn Kalckhoff in seinem Buch); aber ich hätte dies wohl etwas präziser formulieren müssen.
War mein Fehler; und ich betrachte den Punkt damit als ausgeräumt... :hoch:
 
Wenn man Einhard glauben schenken darf, dann richtete sich der Plan des Papstes gegen Byzanz.
Die Gelegenheit, dass mit Irene eine Frau auf dem Thron saß, führte nach den Annalen von Lorsch zur Überzeugung, dass der Kaiserthron in Wahrheit vakant sei. Leo war daran gelegen, ein von Byzanz unabhängiges Machtzentrum im Westen zu haben.
Der nachfolgende Krieg zeigt, dass Ostrom das offenbar auch so sah.
Der Ausdehnung der alttestamentarisch begründeten Königsherrschaft Karls auf das Imperium christianum des Westens, dem sich nur Benevent hartnäckig verweigerte, entsprach der Rückzug der Byzantiner. Hinzu trat in den Augen des Westens die widerrechtliche Machtergreifung des Kaisertums durch Irene, die im Jahr 797 ihren Sohn hatte blenden und absetzen lassen. Diese Herrschaft wurde als nicht hinnehmbare Weiberherrschaft und damit als Vakanz im Kaisertum ausgelegt. So mochte es als ein Gebot der Stunde angesehen werden, daß der fränkische Großkönig, dem auch der Schutz des Papsttums zufiel, den sozusagen freien Titel, die unbesezte Würde, mit seiner Herrschaft verband. Wenig später sollte sich mit der Kaisererhebung bereits der berühmte Translationsgedanke verbinden, nach dem, wie die um das Jahr 840 verfaßte Lebensschilderung des heiligen Willehad berichtet, durch die Wahl des römischen Volkes auf einem Bischofskonzil wegen der Weiberherrschaft die kaiserliche Gewalt auf die Herrschaft der Franken übertragen worden sei. Seit dem elften Jahrhundert war es nach Ansicht nicht weniger zeitgenössischer Verfasser der Heilige Vater, der das Weltreich von den Griechen auf die Franken übertragen hat. Karls befürchtete Einschätzung der in seinen Augen allzu überragenden Stellung des Nachfolgers des heiligen Petrus erfuhr hierin ihre geschichtliche Rechtfertigung.
 
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Königskrönung Karls des Grossen

Wg eines Familienausflugs nach Aachen: Karl der Große wurde in Rom zum Kaiser gekrönt. Aber wo wurde er zum König gekrönt? Oder Gesalbt? Von wem?

Gibt es eine lohnenswerte Biografie oder besser noch eine Darstellung des Frankenreichs?

Vielen Dank im voraus
 
Es gibt sicherlich sehr viel auf dem Markt, welches das Frankenreich von Merowingern und Karolingern in den Fokus rückt. Eine sehr trockene Studie über die Dynastie der Karolinger bietet Rudolf Schieffer.
Der erste König, der in Aachen gekrönt wurde, das war Otto I., Karls Krönungsort war Noyon.
 
Wg eines Familienausflugs nach Aachen: Karl der Große wurde in Rom zum Kaiser gekrönt. Aber wo wurde er zum König gekrönt? Oder Gesalbt? Von wem?
Gesalbt wurde er zweimal: Bereits am 28.7.754 wurde er zusammen mit seinem Bruder Karlmann in St. Denis von Papst Stephan II. gesalbt und zum "Patricius Romanorum" ernannt. 768 wurde er dann, wie El Quijote schon geschrieben hat, in Noyon gesalbt und zum König gekrönt, und zwar von einem Bischof.
 
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