Krüger-Depesche und Transvaal-Krise 1895/96

Am 11.Oktober 1899 war des denn denn schließlich soweit. Der Burenkrieg brach aus.

Zu Beginn des Krieges lief es gut für die Buren; eine britische Niederlage folgte der nächsten. Natürlich hatte dieser Krieg Rückwirkungen auf Europa.
Der Krieg in Südafrika wurde von Großbritannien zum entscheidenden schicksalhaften Krieg hochstilisiert, der die Macht und den Zusammenhalt des Weltreichs nach innen und außen demonstrieren sollte. Typisch war auch die eigenwillige Darstellungsweise, das dieser "weltpolitische" Entscheidungskampf" angeblich an den Staat herangetragen worden sei. Für die britische Regierung stand die Suprematie am Kap als oberstes Kriegsziel fest. Das Mächtesystem sollte nach Möglichkeit nicht beeinflusst werden. Aber selbst wenn es zu einer franko-russischen Koalition käme. so Chamberlain zu Eckhardstein, würden die Briten nicht von Südafrika ablassen.
Berlin wollte neutral bleiben, aber versuchen die Samoafrage zu einem günstigen Abschluss zu bringen. Ob das wirklich eine gute Idee war, sei dahingestellt.
Aus deutscher Sicht war es nicht unvorteilhaft, wenn der Krieg andauerte. Auf der einen Seite konnten vielleicht gegenüber London koloniale Fragen erledigt werden, auf der anderen Seite sollte Großbritannien aber keinesfalls so geschwächt werden, das es seine Hegemonialstellung am Kap verlieren würde. Eine Niederlage Londons würde nur dem Zweibund Paris/Petersburg nützen.

Mit dem Windosrvertrag hatten sich London und Lissabon nur wenige Tage nach Beginn des Krieges darüber geeinigt, das Portugal keine Waffen- und Munitionslieferungen an die Buren durch die Delagoabai passieren lassen würden. Im Gegenzug garantierten die Briten den portugiesischen Kolonialbesitz. Damit waren die seit langen gehegten diplomatischen Bemühungen Großbritanniens , der Transvaalrepublik auch für den Kriegsfall jede Möglichkeit von Handels- und Kommunikationsverbindungen zur Außenwelt über die Delagoabai abzuschneiden, zum erfolgreichen Abschluss gekommen. Anlass waren Waffenlieferungen deutscher Hersteller. Energische Proteste der Briten, was nicht so verwunderlich angesichts von 1896 sein konnte, führten zu nichts. Die Briten selbst hatten es doch 1870 im deutsch-französischen Krieg vorgemacht, in dem sie Frankreich Waffen und Munition verkauften. Deutsche Proteste interessierten London nicht weiter.

Kenntnis von dem Windowrvertrag, dieser scheute das Licht der Öffentlichkeit, bekamen die Deutschen durch dem spanischen Ministerpräsidenten Silvela, der dem dortigen deutschen Botschafter Radowitz darüber informierte. Radowitz berichtete an die Zentrale in Berlin, das Lissabon auch eine Anleihe erhalten hätte und das Portugal im Kriegsfalle 50.000 Soldaten zu stellen hätte. Diese Angaben gingen wohl über das tatsächlich vereinbarte hinaus, aber der wesentlich Kern des Vertrages wurde schon erfaßt.

Wie stelten sich die Briten dazu. Balfour war gegenüber dem Unterhaus nicht aufrichtig, in dem nur behauptete, es gäbe keinen anglo-portugiesichen Vertrag über den Ankauf der Delagoabai. Auch Chamberlain verbog die Wahrheit gegenüber Hatzfeld.
Es kamen dann sogar noch entsprechende Hinweise von der spanischen Königin-Regentin. Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtgläubigkeit Bülow, Hatzfeld und Holstein die spanischen Hinweise als russische Manöver abtaten und den Briten Glauben schenkten. Das Berlin nicht wahrhaben wollte, das London zu solchen nun nicht gerade üblichen Lösungen wie der Vereinbarung mit Portugal greifen könnte, ist eigentlich kaum und wenn nur mit unfassbarer Naivität im deutsche Auswärtigen Amte erklärbar.

Im Dezember 1900 kam dann erneut der Verdacht hoch. Angesichts des britischen Flottenbesuchs in Lissabon hatten britische Offizieren einen Trinkspruch auf die anglo-portugiesische Allianz erhoben. Die Frankfurter Zeitung schrieb hierzu resigniert:
"Das deutsch-englische Abkommen ist somit gegenstandslos geworden, wir haben die Buren umsonst im Stich gelassen und wir sind von den Engländern wieder einmal üb erst Ohr gehauen worden. So stellt sich heute das Fazit unserer Südafrikapolitik dar:"

Vielleicht später noch mehr zum Thema; fall es jemanden interessieren sollte.
 
Täusche ich mich, ich glaube im heutigen Bundesland Thüringen findet man als einziges Bundesland Deutschlands 2 Büsten an Hauswänden mit Ohm Krüger (Oom Paul).
  • Stadt Erfurt am sogenannten Burenhaus. Die Büste von Ohm Krüger direkt gegenüber der Erfurter Filiale der Deutschen Bank und 5 min vom Hauptbahnhof entfernt.
  • Stadt Weimar am Herderplatz gegenüber der Herder-Kirche (eigentlich heißt diese Kirche: Stadtkirche St. Peter und Paul) am Haus Nr. 3.
Am Herderplatz Weimar verhällt sich dies so:

„Adolph Winkler, der das Gebäude für seine Zwecke umbauen ließ, war ein Verehrer des Burengenerals und Präsidenten der Südafrikanischen Republik Stephanus Johannes Paulus Krüger (auf Afrikaans Kruger oder auch Oom Paul) und ließ deshalb über dem Fenster des ersten Obergeschosses dessen Büste anbringen.“

In Erfurt hängt dies mit den Wirken von Wilhelm Knappe zusammen.
Wilhelm Knappe ein gebürtiger Erfurter (* Okt. 1855 Erfurt - † Feb. 1910/ Berlin Grunewald)

Ich zitiere aus Wiki:

„Noch verbittert über seine unehrenhafte Abberufung (Anmerkumng: da geht es um seine Tätigkeit in Samoa), reiste Wilhelm Knappe Anfang 1890 als juristisches Mitglied einer Kommission, die im Auftrag eines Bankensyndikats in Südafrika eine Konzession für eine zu errichtende Staatsbank erlangen sollte, nach Südafrika. Nach erfolgreichen Verhandlungen in Pretoria mit dem südafrikanischen Präsidenten Paul Kruger „Ohm“ leitete er von 1891 bis 1894 als Geschäftsführer und Direktor die „Nationale Bank de Zuid Afrikaansche Republiek“ (Transvaal).
Und so ist „Oom Paul“ mit einer Büste an ein Haus im Stadtzentrum von Erfurt gekommen. Eine Büste neben der die Büstes des Geldsack Joseph Chamberlain (* Juli 1836 - † Juli 1914) hängt.
Chamberlain hat man auf seiem Kopf einen Geldsack, weil er den Zollverein gründete und gleichzeitig in den Ruf stand, ein entschiedener Vertreter der britschen Imperialpolitik zu sein.

Wilhelm Knappe – Wikipedia
 
Ja, Leander Jameson wollte wohl die britische Regierung dazu veranlassen, zu intervenieren. Rhodes war auch Vertrauter von Premier Salisbury; wenig wahrscheinlich, das Rhodes hinter dem Rücken von Salisbury so eine Gewaltaktion durchziehen ließ.

Ganz kurz, warum ist das wenig wahrscheinlich?
Eigentlich ist die britische Kolonialgeschichte voll von Beispielen, in denen bestimmte Interessengruppen oder lokale Vertreter der britischen Krone oder früher auch der East India Company eigenmächtig Konflikte anzettelten und dann versuchten das Offizielle GB da mit hinein zu ziehen.

In Indien war es doch bis ins 19. jahrhundert heinein üblich, dass da von britischer Seite Repräsentanten der britischen Regierung oder Offiziere Konflikte mit den lokalen Potentaten lostraten.
Die East India Company (oder die einzelne Mitglieder oder bei ihr unter Vertrag sthende Militärs, die auf beute auswaren) tat(en) das ohnehin mitunter gern und zog(en) damit den Britischen Staat regelmäßig mit rein, weil in Britisch-Indien neben den Truppen der Company und den angeheuerten einheimischen Hilfstruppen auch immer ein paar königliche Regimenter in Indien standen (auf diesem Weg hatte es einst den späteren Duke of Wellington dorthin verschlagen, der das Glück hatte durch einen Kriegszug gegen das südindische Fürstentum Mysore und die anschließende Plünderung/Beuteverteilung seine Schulden weitgehend begleichen zu können), obwohl das Gebiet der Company ja offiziell nicht der britischen Regierung unterstand.

Auch bei den Opium-Kriegen war das ja ähnlich.

Die lokalen britischen Händler trieben es mit dem Opiumschmuggel so weit, dass die chinesischen Beamten reagierten und erst dann wurde der britische Staat mit hineingezogen oder ließ sich hineinziehen.

Das hat es eigentlich oft genug gegeben.
Ich halte das ganz gut für denkbar, dass Rhodes, London auch Salisbury darüber nicht informierte, weil er der Meinung war, es sei im Interesse Großbritanniens und London würde ohnehin drauf einsteigen, wennn man nur Gelgenheit verschaffte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz kurz, warum ist das wenig wahrscheinlich?
Ich meine wegen des Vertrauensverhältnisses zwischen Salisbury und Rhodes.

Shinigami schrieb:
Das hat es eigentlich oft genug gegeben.
Ich halte das ganz gut für denkbar, dass Rhodes, London auch Salisbury darüber nicht informierte, weil er der Meinung war, es sei im Interesse Großbritanniens und London würde ohnehin drauf einsteigen, wennn man nur Gelgenheit verschaffte.

Ist auch möglich.
 
Ich meine wegen des Vertrauensverhältnisses zwischen Salisbury und Rhodes.
Da könnte man aber auch argumentieren, dass es gerade deswegen unwahrscheinlich gewesen wäre, weil gerade wegen des Vertrauensverhältnisses es ja im Interesse Rhodes gewesen wäre, Salisbury nicht zu kompromittieren, falls das schief ging.
Und das ging besser, wenn Salisbury das nicht so genau wusste und Mitwisserschaft deswegen glaubhaft abstreitn konnte.

Fühlung mit London aufzunehmen war ja ohne Zwischenträger nicht ohne weiteres möglich.
So dass vorhandene Kontakte oder Austauch bei Indiskretionen persönlicher Emissäre oder auf den Telegraphenämtern, und Informationen sich möglicherweise zurückverfolgen lassen würden.
Und das hätte Salisburry natürlich möglicherweise politisch gefährdet, wenn man ihm hätte nachweisen können, dass er die Kriegstreiberei Rhodes duldete ohne wenigstens das Kabinett in Kenntnis zu setzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lese gerade, das die britische Regierung über die Aktion von Jameson vorher in Bilde war. Zumindest Chamberlain wußte davon. Chamberlain hatte Rhodes vorher noch gewarnt, das der Zeitpunkt ungünstig sei. Rhodes konnte aber nicht mehr reagieren, da er diese Mitteilung nicht mehrt an Jameson weiterleiten konnte.
Der Überfall scheiterte bekanntermaßen, da auch die Buren von den geplanten Überfall Kenntnis hatten.

Rose,Die Außenpolitik des Wilhelminischen Kaiserreichs 1890-1918
 
Ich halte das ganz gut für denkbar, dass Rhodes, London auch Salisbury darüber nicht informierte, weil er der Meinung war, es sei im Interesse Großbritanniens und London würde ohnehin drauf einsteigen, wennn man nur Gelgenheit verschaffte.
Ist auch möglich
Was ist auch möglich?
Ich kann das erste Zitat nicht verstehen (entweder ist da irgendwas grammatisch schief gelaufen, oder ich habe mir einen Leseschwächevirus eingefangen)
 
Leseschwäche.:D:D:D:D

Es wäre möglich gewesen das Cecil Rhodes den Premier über die Gewaltaktion von Leander Jameson, den militärischen Einfall in den Transvaal, nicht informiert hatte. @shinigamis Argumente waren nicht so ohne Weiteres von der Hand zu weisen. Zwischenzeitlich bin ich aber bei Rose fündig geworden.
 
Ich halte das ganz gut für denkbar, dass Rhodes, London auch Salisbury darüber nicht informierte
@Turgot bevor ich einen Arzttermin wegen Leseschwäche in Anspruch nehme, bitte ich dich, mir das Zitat oben grammatisch aufzudröseln (Subjekt, Prädikat, Objekt, Zeichensetzung usw), denn ich kann da keine sinnvolle Satzstruktur erkennen ;):D
 
Ach nö, die Schulzeit habe ich schon ein paar Tage hinter mir gelassen :D:D:D . Für den Fehler bitte ich um Nachsicht.
 
Was ist auch möglich?
Ich kann das erste Zitat nicht verstehen (entweder ist da irgendwas grammatisch schief gelaufen, oder ich habe mir einen Leseschwächevirus eingefangen)
Ne, dass liegt eher daran, dass ich gestern Abend etwas übermüdet war und wohl irgendwie versucht habe mitten im Satz nochmal umzuformulieren.

Ich hatte gemeint, dass ich es durchaus für möglich hielt, dass London vorher nicht eingeweit war, weil es in der britischen Kolonialgeschichte nichts ungewöhnliches gewesen wäre, dass sich sowas eigenmächtig vollzog.

Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe: Irgendwo in der Literatur zum britischen Empire (könnte bei Peter Wende gewesen sein), die ich im letzten halben Jahr gelesen habe, wurde mit der etwas provokannten Redensart gespielt, dass das Britische Empire "in einem Zustand der Geistesabwesenheit" erworben worden sei.
Gemeint war, dass mindestens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, weniger die offiziellen Regierungsstellen in London triebfeder der imperialen Expansion gewesen seien, als die "men on the spot", also Lokale Repräsentaten der britischen Krone, mit eigentlich beschränkten Befugnissen, Personen mit Handelsinteressen (EIC/Betreiber von Opiumschmuggel nach China), lokale Militärbefehlshaber deren Kompetenz eigentlich auf den Schutz der vorhandenen Kolonialgebierte beschränkt war, etc., die alle dazu tendierten, wenn sie günstige Gelegenheiten für gewinnbringende Expansion sahen, Ärger mit den Machthabern der umliegeden Gebiete zu provozieren und Konflikte anzuzetteln und anschließend, wenn es rund ging und damit auch der britische Überseebesitz in Gefahr geraten konnte, Hilfegesuche nach London zu schicken um die britische Regierung zur Intervention zu zwingen.

Im Besonderen in Indien war das bis ins 19. Jahrhundert wohl ein häufig exerziertes Spiel.

Aber ich denke, der Einwand hat sich mittlerweile erledigt.
 
In einer Rede vom 12.12.1899 beantragte Senator Manson eine Resolution, das die USA den Buren in ihrem Freiheitskampf die Hoffnung auf Erfolg auszudrücken gewillt seien.
Vergleichbare Reaktionen der britischen Presse wie beim Krüger Telegramm gab es nicht.
Die Amerikaner sahen im südafrikanischen Krieg den Kampf zwischen Demokratie und Monarchismus.
 
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