Läutete das Christentum das Ende der Gladiatorenspiele ein?

Nur Anfangs? Irgendwo habe ich gelesen, dass es im Mittelalter – wann genau, weiß ich nicht mehr – bis zu 150 Fastentage gab, was fast ein halbes Jahr ergibt.

Da war Fleischessen verboten – warum? Selbst Milch durfte man an manchen Tagen nicht trinken. Stattdessen gab es Mandelmilch – wie heute bei den Veganern.

Christen als die ersten Veganer?

Wann setzte sich dieses strenge Regime durch und wann hat man davon wieder Abstand genommen oder nicht mehr so eng gesehen?

Vielleicht beantwortest du, @Sepiola, diese Fragen, weil du dich in der Geschichte des Christentums anscheinend sehr gut auskennst. :)

Ich beantrage die Auslagerung in ein neues Thema.

Oder alternativ die Umbenennung des Threads in "Gladiatorenspiele, Wagenrennen, Rituelle Waschungen im Islam, Nackttanz der 20er Jahre, Starkbierbrauen in Klöstern, Lederhosen, Kuckucksuhren und noch dies und dann noch das"
 
Die Fastenregeln wurden aber teilweise sehr lasch abgefasst. Und in den Klöstern wurde allerlei fabriziert, dass die Brüder nicht verschmachteten.
Schon klar, aber die Fastenregeln gab es und die wurden mehr oder weniger befolgt. Beispiel: Selbst im 20. Jahrhundert gab es bei uns zu Hause Freitags kein Fleisch, aber nur solange Großmutter lebte. :D

Das mit Freitag war zu verstehen, aber 150 Fastentage?
 
Bis zu 130 Fastentage im Jahr
Im Mittelalter waren die regelmäßigen Fastenzeiten genau festgelegt: Die Gläubigen sollten beispielsweise die 40 Tage vor Ostern, im Advent oder an den Vorabenden der wichtigsten Heiligenfeste sowie jeden Freitag und Samstag fasten. Hinzu kamen weitere außerordentliche Fastenzeiten, die öffentlich angekündigt wurden. Verlangt wurde an solchen Tagen Verzicht auf Alkohol und Fleisch, Verbot von Feldarbeiten, Verbot des Reitens und der Abwicklung von Handelsgeschäften vor Beendigung des Gottesdienstes.

Vorschriften zum Fasten
Schon 590 verbot Papst Gregor I. (um 540–604) den Verzehr von warmblütigen Tieren in der Fastenzeit. Bis Ende des 15. Jahrhunderts waren Butter, Milch, Käse und Eier ebenfalls verboten. 1491 wurden die Fastengesetze erstmals etwas gelockert und Papst Julius III. (1487–1555) erteilte allen Christen Dispens für Butter bzw. Öl und Eier, Käse und Milch. Gemüse und Fisch dagegen waren erlaubt. Starkbier als Fastengetränk war in Klöstern normal, weil es den Mönchen die notwendige Energie für körperliche Arbeit zuführte.
Fasten im Kloster: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Klöster hatten ihre eigenen Regeln. "Auf das Fleisch vierfüßiger Tiere sollen alle verzichten, außer die ganz schwachen Kranken", heißt es in der Benediktusregel.

"Während vorösterliches Fasten und Freitagsfasten allgemein sind, hängen Vigilfasten, Mittwochsfasten, Samstagsfasten, Adventfasten, etc. sehr von der betroffenen Region und Kommunität ab."
Gerhard Jaritz, Fasten als Fest? Überlegungen zu Speisebeschränkungen im späten Mittelalter, in: Reinhard Härtel (Hrsg.), Geschichte und ihre Quellen, Graz 1987
 
Während vorösterliches Fasten und Freitagsfasten allgemein sind, hängen Vigilfasten, Mittwochsfasten, Samstagsfasten, Adventfasten, etc. ...
Ja, dass können schon bis zu 130 Tage zusammenkommen. Wenn man das mit heutigen Augen betrachtet, lebten die Menschen in jenen Zeiten außerordentlich gesund. Wer weiß, wenn die Kirchen das wieder einführten, würden sie vielleicht die Vegetarier und die Veganer für sich gewinnen, die Kirchen würden sich wieder füllen ... :D

Um zum Thema des Fadens etwas beizutragen: In irgendwelchen Dokumenten, die ich heute 2 Stunden und mehr durchgesehen habe, stand, dass im 4. oder 5. Jahrhudert irgend ein Bischof dem Kaiser gedroht habe, sollte er die olympische Spiele wieder erlauben, er mit den seinen nach Konstantinopel oder Antiochia marschieren und dort ein Blutbad oder so was Ähnliches anrichten würde. Leider habe ich mir die Quelle nicht notiert, aber vielleicht ist diese Episode jemandem hier schon bekannt.
 
Ja, dass können schon bis zu 130 Tage zusammenkommen. Wenn man das mit heutigen Augen betrachtet, lebten die Menschen in jenen Zeiten außerordentlich gesund.
Nun ja, diejenigen, die es sich leisten konnten, kompensierten den Verzicht auf Eier und Milch durch anderweitige, nicht unbedingt außerordentlich gesunde Genüsse, "hauptsächlich importierte, teure und damit hohen Prestigewert besitzende pflanzliche Nahrungsmittel, wie etwa Olivenöl, Feigen, Datteln, Rosinen, Reis, diverse Gewürze, Mandeln, Zucker." (Jaritz S. 161)
 
Um zum Thema des Fadens etwas beizutragen: In irgendwelchen Dokumenten, die ich heute 2 Stunden und mehr durchgesehen habe, stand, dass im 4. oder 5. Jahrhudert irgend ein Bischof dem Kaiser gedroht habe, sollte er die olympische Spiele wieder erlauben, er mit den seinen nach Konstantinopel oder Antiochia marschieren und dort ein Blutbad oder so was Ähnliches anrichten würde. Leider habe ich mir die Quelle nicht notiert, aber vielleicht ist diese Episode jemandem hier schon bekannt.
Ich nehme an, es handelt sich um die Episode, die bereits @Eumolp erwähnt hat:
Da geht es um den Präfekt von Konstantinopel, Leontius, der um 434 vorgeschlagen hatte, die Olympischen Spiele in Chalcedon abzuhalten. Davon bekam der Abt Hypatius Wind und marschierte mit einer Abordnung von 20 Mönchen zu Leontius, um dagegen zu protestieren. Der Bischof Eulalius hielt sich dagegen aus der Affäre heraus, ja, sprach sich sogar gegen das Anliegen der Mönche aus.
[...]
Quelle: Callinicus, Vita Hypatii 33. Im Netz verfügbar, leider in Altgriechisch, für mich unerreichbar.
In der Tat hat Hypatius (Abt, nicht Bischof) bei dieser Gelegenheit wüste Drohungen ausgestoßen.
 
Ich nehme an, es handelt sich um die Episode, die bereits @Eumolp erwähnt hat:
Ja, habe ich leider nicht aufmerksam genug gelesen. :oops:

Inzwischen habe ich dazu Folgendes gefunden: http://www.ub.edu/grat/grat168.pdf

Da wird die obige Episode etwas ausführlicher beschrieben und dazu u.a. gesagt – Zitat (übersetzt mit DeepL, Fettschreibung durch mich):

Die christlichen Schriftsteller kritisierten stets die römischen Darstellungen und die der hellenischen Tradition. Einerseits tadelten sie sie, weil sie den Göttern geweiht waren und daher ein Zeichen des Götzendienstes darstellten. Die Christen, die sie besuchten, begingen also das schlimmste aller Verbrechen: Götzendienst. Andererseits schrieben die christlichen Schriftsteller ihnen eine Reihe von moralischen Sünden zu, die jeweils mit einer bestimmten Art von Aufführung zusammenhingen: Raserei im Zirkus, Wollust im Theater und Grausamkeit im Amphitheater.
Tertullian hatte mit seinem Werk De spectaculis einen großen Anteil an der Entstehung dieser Anschuldigungen. Seine Argumente wurden von späteren Schriftstellern gesammelt, die sie manchmal fast wörtlich wiederholten, bis diese Argumente zu authentischen tópoi wurden.
(…)
… im Jahr 395 ordneten Honorius und Arcadius an, dass alle heidnischen Feste aus dem offiziellen Kalender gestrichen wurden. Von nun an wurden weiterhin Spiele abgehalten, auch wenn sie nichts mit religiösen Veranstaltungen zu tun hatten, wie der Vergleich der Kalender von Philocalus (354) und Polemius Silvius (448/449) zeigt.
Das Ziel dieser Gesetzgebung war die Abschaffung des Heidentums bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der römischen Aufführungen, ein großartiges Mittel zum Schutz der politischen Propaganda und der Volksunterhaltung. Die christlichen Religionsbehörden wollten diese Säkularisierung jedoch nie anerkennen. Auch nach der Säkularisierung der römischen Spiele kritisierten die christlichen Führer diese weiterhin als Ausdruck heidnischer Religion, wie wir in der Episode des Hypatius sehen können.

(…)
Hypatius hatte geplant, den Olympischen Spielen ein Ende zu setzen, indem er mit seinen Mönchen in das Stadion eindrang und den Präfekten tötete, als dieser den Vorsitz bei den Spielen führte. Und nur die Drohung mit Gewaltanwendung brachte Leontius dazu, seine Idee, in Chalcedon Olympische Spiele zu veranstalten, aufzugeben. Die Idee, sich an einen Ort zu begeben, an dem Aufführungen geplant waren, um im Namen Gottes Unruhen zu provozieren, hatte jedoch nicht nur Hypatius. In den antiken Aufzeichnungen sind ähnliche Fälle überliefert. In der Mitte des fünften Jahrhunderts erzählt Theodoret von Cyrrhus in seiner Kirchengeschichte die Geschichte von Telemachus, einem orientalischen Mönch, der nach Rom reiste, um den Gladiatorenspielen ein Ende zu setzen.
Er betrat das Kolosseum, wo gerade einige Kämpfe stattfanden. Dann ging er hinunter in die Arena und trennte die Gladiatoren. Diese Unterbrechung des Spektakels erzürnte die Zuschauer, die den Mönch steinigten. Infolge dieses Lynchmords zählte Honorius Telemachus zu den Märtyrern und schaffte auch die munera gladiatoria ab. Dies ist eine rein legendäre Geschichte, die aber gleichzeitig erklärt, wie einige fanatische Christen während der Aufführungen Unruhe stiften konnten.


An diesen 2 "Geschichten" kann man sehen, wie "leicht" damals jemand zum Märtyrer und/oder zum Heiligen erklärt werden konnte: Ein bisschen drohen oder ein bisschen provozieren, schon wird man in den Heiligenlexikon eingetragen. :D
 
Ok, das klingt für die betrachtete Zeit um einiges vertrauter als die "deeplschen" Behörden :)

Die zuständige Behörde, in Gestalt des Bischofs Eulalius, hatte der Überlieferung nach nichts gegen die Reaktivierung der Olympischen Spiele und versuchte im Gegenteil, den wildgewordenen Abt zu beruhigen. Erst als dieser mit einem Amoklauf drohte, knickte Eulalius ein.
 
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