derralf schrieb:
Eins meiner Hobbies ist die Familienforschung. Nun habe ich herausgefunden das ein Teil meiner Vorfahren zwischen 1804 und 1817 aus Würtemberg ins Schwarzmeergebiet ausgewandert sind (zurückgekommen sind sie dann in den 30ern) - was kann man über diese Jahre in Schwaben wissen? Wie sah das Leben dort aus? Und welche Verhältnisse trieben sie in die Auswanderung?
War es eine arme Periode? Hing es mit den napoleonischen Kriegen zusammen? Oder ganz andere Gründe, die Menschen damals trieben?
Alles Spekulation - aber ich versuche mir ein Bild zu machen...
18. Jahrhundert 1. Auswanderungswelle
Manifest der Zarin Katharina II (1762-1796): Aufruf an Ausländer zur Einwanderung nach Russland zur Erschließung und Kultivierung menschenleerer Gebiete an der Wolga, in der Ukraine, am Schwarzen Meer, auf der Krim und im Kaukasus
Auswanderung ab 1763 aus Hessen, Pfalz, Württemberg, Elsass, Danzig, Holland, Schweiz; insgesamt ca. 100.000 Personen (v. a. Bauern und Handwerker)
Auswanderungsgründe:
Armut und Unterdrückung durch absolutistische Herrscher zuhause versus eigenes Land, Steuerfreiheit, Befreiung vom Militärdienst, Religionsfreiheit und Selbstverwaltung in den Kolonien
Gründung von 304 Mutterkolonien und 3232 Tochterkolonien
Wirtschaftliche und kulturelle Blüte
19. Jahrhundert 2. Auswanderungswelle
Der Enkel Katharinas II., Zar Alexander I., setzte mit seinem Manifest vom 20. Februar 1804 die Kolonisationspolitik seiner Großmutter fort. Er legte aber größeres Gewicht auf qualitative Faktoren. Bereits bei der Werbung von Kolonisten sollte darauf geachtet werden, dass es sich hierbei um erfahrene Landwirte handelte.
Neben der persönlichen Freiheit wurde den Kolonisten auch weitgehende Freizügigkeit versprochen. Diese Zusage zerschlug sich allerdings bereits bei der Ankunft in Russland. Den meisten Kolonisten scheint die im Manifest enthaltene Bestimmung nicht aufgefallen zu sein, dass jeder Ausländer, der sich als Kolonist bei einer der Grenzstädte oder bei der Tutelkanzlei meldet, einen Treueid zu leisten hatte.- Quelle
- Im sozialen Bereich ist die Rolle von Königin Katharina besonders hervorzuheben.
Königin Katharina wurde 1788 als Tochter von Maria Feodorowna und Zar Paul geboren. Im Jahr 1816 wurde sie Gattin König Wilhelm I. von Württemberg. Sie hatte sich zum Grundsatz gemacht, "nichts Gutes, auch das Geringste nicht, zu versäumen oder zu verschieben"; die Hungersnot der Jahre 1816/17 gab ihr Gelegenheit zu entschlossenem Handeln. Katharina erarbeitete einen Plan für eine das ganze Land umfassende Hilfsorganisation, deren Aufgabe es war, Amtsärzte zu bestellen, Kleidung, Heizmaterial und Lebensmittel zu beschaffen sowie mit Spenden zu helfen. Am 6.1.1817 erging der Gründungsaufruf für den
'Allgemeinen Wohltätigkeitsverein', der durch einen Staatsbeitrag und Zuwendungen der Königin handlungsfähig gemacht wurde. Der Gedanke, in Württemberg eine
'Ersparnisanstalt' (Sparkasse) zu gründen, stammt ebenfalls von Katharina. - Königin Katharina stirbt am 9.1.1819.
- Einleitung der Bauernbefreiung im Jahr 1817: Ablösung der gutsherrlichen Fronlasten, Umwandlung der Erblehen in freie Güter.
Die betroffenen Standesherrn befürchteten den Verlust ihrer wirtschaftlichen Existenz. Nachdem sie mit Erfolg beim Bundestag in Frankfurt Beschwerde eingelegt hatten, musste die Ausführung des königlichen Edikts aufgeschoben werden. Erst unter dem Eindruck der Revolution war das Ziel Wilhelms I. - freier Bauer auf freiem Grund - erreicht.
Quelle
Die Familie Ziefle aus dem Schwarzwald
Die Niederlage Napoleons im Russischen Feldzug 1812 und der Krieg von 1813 bewirkten die
Befreiung Deutschlands von der französischen Herrschaft. Ende 1813 schließt Württemberg ein
Militärbündnis mit Österreich, Russland und Preußen und tritt aus dem Rheinbund aus. Zum Kampf gegen Napoleon stellt Württemberg 24.500 Mann.
6. April 1814: Napoleon dankt ab und wird nach Elba verbannt