War auch nicht so gemeint. Ich habe die übrigen Schwerpunkte nur als zusätzliches Argument gegen die Attraktivität des Bergbaus setzen wollen, bzw. gegen eine etwaige branchen- oder regionenbezogene "Etappen"bewegung ins Ruhrgebiet.
Ah, ok, jetzt komme ich auch mit (und ich wundere mich in Anbetracht des Themas schon die ganze Zeit, was du denn nun mit Berlin willst
). Ich überfliege den Ritter/Tenfelde gerade und habe bisher nichts weiteres zu der Theorie gefunden, als dass die Autoren die Theorie aufstellen, dass insbesondere Landpflüchtlinge (warum auch immer insbesondere die) zunächst Nahwanderer waren, bevor sie zu Fernwanderern wurden, eben weil die Aussichten am finalen Zielort "lukrativer" gewesen seien. Ansonsten keine Belege, keine Quellen, lediglich der Hinweis in einem Halbsatz, dass die Theorie mangels Aufzeichnungen nicht zu belegen sei. Eine wirkliche Ausarbeitung der Theorie habe ich bisher nicht gefunden. Dafür nennen sie insbesondere den ersten Nahwanderungszielort Berlin (Oberschlesien wäre für mich da naheliegender) explizit als "Sprungbrett" Richtung Ruhrgebiet und das obwohl sie die Köllmansche Wanderungsbilanz in Auszügen ebenfalls zitieren. Naja, vielleicht finde ich noch was.
Wenn man übrigens davon ausgeht, dass der Auswanderungsdruck ohnehin+hausgemacht vor Ort bestand (Landflucht), ist die Werber-Aktivität möglicherweise auch in Konkurrenz zu übrigen Wanderungszielen zu sehen, weniger zur Mobilisierung der Bevölkerung an sich.
Ja so hatte ich das sogar primär verstanden, da die Werber insbesondere Facharbeiter anwarben, die ja nicht unbedingt arbeitslos umherzogen.
Als ein Grund in wirtschaftshistorischen Darstellungen für den deutschen Osten werden übrigens die Entwicklung der Weltmarktpreise für die landwirtschaftlichen Produkte genannt, die wiederum von den USA entscheidend mit beeinflusst waren (die auch das Auswanderungsziel war).
Das ist durchaus naheliegend. Gerade Ostdeutschland war mehr oder weniger durchgängig in der Hand von Großgrundbesitzern, entsprechende Umstellungen auf lukrativere Produkte, hatten für breite Bevölkerungsteile nachhaltige Auswirkungen, wie Winterarbeitslosigkeit bei einer Umstellung auf vorwiegend Feldfrüchte anstelle von Tierhaltung. In Kombination mit entsprechenden technischen Innovationen sind die Folgen umso weitreichender.
Im Osten ging dann aufgrund der Abwanderungs- und Zuzugbewegung das Schlagwort der "Polonisierung" von Posen und Ostpreußen.
Allerdings gab es hier auch entsprechende Gegenbewegungen von staatlicher Seite 1873 wurde deutsch einzige Unterrichtssprache (nur Religion wurde auf polnisch unterrichtet), ab 1877 war deutsch alleinige Amtssprache in den Ostgebieten, 1886 wurde die deutsche Ansiedlungskommission gegründet. Nichts desto trotz "wehrte" sich die polnische Bevölkerung entsprechend durch eigene Organisationen und hat sich so ein Stück weit eine eigene Identität bewahrt. Dieses Phänomen gab es anfangs auch im Ruhrgebiet, allerdings hat es dort keine 100 Jahre gedauert bis die Ruhrpolen komplett assimiliert waren.
[und OT: die polnischen Delegierten im Reichstag stimmten übrigens national und stetig im Sinne der "German Weltgeltung" für die Marinerüstungen seit 1883
]
Und die waren polnischstämmig, oder doch zufällig angesiedelt?