Das levantinische Ur, welches Du bereits erwähnt hast, habe ich übrigens nirgendwo gefunden.
Hast Du diesbezüglich vielleicht nähere Quellen?
Als eigenständige Rasse wirst du das nicht finden. Aber es reicht wenn du einen Blick in Wikipedia wirfst, direkt im ersten Absatz des Artikels Auerochse:

Der Auerochse oder Ur (Bos primigenius) ist eine in ihrer Wildformausgerottete Art der Rinder. Nach neueren Genforschungen gelten nahöstliche Populationen als Stammform des taurinen Hausrindes, das damit eine domestizierte Form des Eurasischen Auerochsen darstellt.
Apropos Wikipedia, desto kleiner die Gemeinde, die einen Artikel liest und bearbeitet, desto vorsichtiger wäre ich mit diversen Aussagen. Das Harzer Rotvieh etwa dürfte nur einer sehr geringen Anzahl an Menschen überhaupt präsent sein, da finde ich die Behauptung, dass diese Rasse auf keltische oder germanische Rinder zurückginge ohne dass es im Artikel dazu einen Hinweis auf eine entsprechende wissenschaftliche Publikation gibt, recht mutig. Kann natürlich sein, dass das so korrekt ist, aber bei Nischenartikeln liest man leider allzuhäufig Blödsinn.
 
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Eine Raubkatze oder ein Wolf kann die die Umwelt nicht umgestalten. Allenfalls indem das Tier unbewusst immer dieselben Routen läuft und so Trampelpfade (sogenannte Wildwechsel) hinterlässt. Raubtiere sind oft auf ein Beutetier spezialisiert,
offtopic: Mir fällt kein Raubtier ein, dass auf ein einziges Beutetier spezialisiert ist. Raubtiere können ihre Umwelt auch dadurch gestalten, dass sie die Anzahl ihrer Beutetiere in Grenzen halten. Wo es einen sehr hohen Reh- oder Wildschweinbestand gibt, hat Unterholz oft schlechte Karten.
Im Rothaargebirge hat man Wisente ausgewildert. Dies hat u.a. zu Konflikten mit den dortigen Waldbesitzern geführt. Die Wisente schälen die Rinde von Bäumen im Winter, was der Gesundheit dieser Bäume nicht zuträglich ist. Wo Wisente dauerhaft leben, kommt es zu einer Ausdünnung der Wälder.
 
offtopic: Mir fällt kein Raubtier ein, dass auf ein einziges Beutetier spezialisiert ist. Raubtiere können ihre Umwelt auch dadurch gestalten, dass sie die Anzahl ihrer Beutetiere in Grenzen halten. Wo es einen sehr hohen Reh- oder Wildschweinbestand gibt, hat Unterholz oft schlechte Karten.
Im Rothaargebirge hat man Wisente ausgewildert. Dies hat u.a. zu Konflikten mit den dortigen Waldbesitzern geführt. Die Wisente schälen die Rinde von Bäumen im Winter, was der Gesundheit dieser Bäume nicht zuträglich ist. Wo Wisente dauerhaft leben, kommt es zu einer Ausdünnung der Wälder.
Ja, das mit dem äsenden Wild hätte ich auch noch schreiben können. Nur äst dieses nicht mit dem Ziel Lichtungen zu schaffen, das ist, wenn das passiert, ein Nebeneffekt.
Die Formulierung mit der Spezialisierung auf ein einzelnes Beutetier war sicher nicht geschickt, wobei Luchse auf Nager spezialisiert zu sein scheinen, denn als in Frankreich und Spanien die Kaninchenpest ausbrach (durch einen Menschen absichtsvoll verursacht, aber wohl nicht in den Ausmaßen beabsichtigt), brachte das den iberischen Luchs an den Rand des Aussterbens. Aber ich denke, der Punkt ist klar: Beutegreifer haben ein recht spezialisiertes Menü, was es ihnen erheblich erschwert, ihre Beute auszurotten. Der Mensch hingegen kann sein Menü viel besser dem anpassen, dem er habhaft werden kann.
 
Die Formulierung mit der Spezialisierung auf ein einzelnes Beutetier war sicher nicht geschickt, wobei Luchse auf Nager spezialisiert zu sein scheinen, denn als in Frankreich und Spanien die Kaninchenpest ausbrach (durch einen Menschen absichtsvoll verursacht, aber wohl nicht in den Ausmaßen beabsichtigt), brachte das den iberischen Luchs an den Rand des Aussterbens. Aber ich denke, der Punkt ist klar: Beutegreifer haben ein recht spezialisiertes Menü, was es ihnen erheblich erschwert, ihre Beute auszurotten. Der Mensch hingegen kann sein Menü viel besser dem anpassen, dem er habhaft werden kann.

Es gibt auch unter Raubtiere Tiere, die eher spezialisiert sind und andere, die ein sehr weites Beutespektrum haben. Z. B. fressen Wölfe und Braunbären fast alles, was sie erjagen können und fressen teilweise auch pflanzliche Nahrung. Oft haben sie trotzdem ein bevorzugtes Beutetier, aber das liegt dann meistens eher daran, dass in einem bestimmten Gebiet eine Tierart, die von einem bestimmten Raubtier gut erbeutet werden kann, besonders häufig vorkommt, nicht, weil sie nichts anderes fressen könnten. In anderen Gegenden, wo andere Arten häufig sind, fressen sie diese.

Ein Raubtier kann durchaus Beutetiere ausrotten, wenn sich bestimmte Beutetiere besonders leicht erbeuten lassen oder aus anderen Gründen sehr begehrt sind, solange es noch genügend andere Nahrungsquellen gibt. Dass das nicht so oft vorkommt, liegt daran, dass entsprechende Beutetiere auf dem Festland inzwischen schon lange ausgestorben sind oder sich gar nicht erst entwickeln können.

Es kann aber z. B. dazu kommen, wenn Raubtiere auf Inseln gelangen, die lange isoliert waren und wo es keine oder nur wenige Raubtiere gab und die Beutetiere daher keine Scheu vor Raubtieren aufweisen oder anderweitig nicht in der Lage sind zu fliehen oder sich zur Wehr zu setzen.

Z. B. wurde die neuseeländische Vogelwelt durch vom Menschen mitgebrachte Raubtiere stark dezimiert. Viele Arten sind vom Aussterben bedroht oder ganz ausgestorben.

Ein Beispiel dafür ist z. B. der Stephenschlüpfer (Traversia lyalli), eine von nur vier flugunfähigen Singvogelarten, der auf den beiden Hauptinseln Neuseelands schon vor der Ankunft der Europäer durch die Pazifische Ratte ausgerottet wurde und sich nur noch auf Stephens Island hielt. Die Population dort fiel dann verwilderten Katzen (und der Katze des Leuchtturmwärters) zum Opfer.

Stephenschlüpfer – Wikipedia
Island tameness - Wikipedia
Artensterben in Neuseeland - Dem Kiwi droht das Ende | deutschlandfunkkultur.de
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kann aber z. B. dazu kommen, wenn Raubtiere auf Inseln gelangen, die lange isoliert waren und wo es keine oder nur wenige Raubtiere gab und die Beutetiere daher keine Scheu vor Raubtieren aufweisen oder anderweitig nicht in der Lage sind zu fliehen oder sich zur Wehr zu setzen.

Z. B. wurde die neuseeländische Vogelwelt durch vom Menschen mitgebrachte Raubtiere stark dezimiert. Viele Arten sind vom Aussterben bedroht oder ganz ausgestorben.
Auch hier ist es aber meist der Mensch, dessen Eingreifen in die Natur der Evolution in die Karten sch..., also den Verlauf der Evolution ändert.
 
Guten Morgen,

um hierzu etwas sagen zu können, müsste man natürlich den Wildtierbestand in Germanien und das Verhältnis Urwald|Primärwald und Kulturwald|Hutewald kennen:
  • Braunbär
  • Luchs
  • Wildkatze
  • Wolf: waren die eine ernsthafte Bedrohung für die Viehbestände?
  • Elch
  • Wisent
  • Auerochse: wurde ja bereits angerissen, also in West-Germanien ausgestorben, wohl noch Bestände in Osteuropa
  • Rothirsch
  • Reh
  • Dachs
  • Biber
Bei vielen Arten kann ja noch nicht einmal mit Sicherheit gesagt werden, ob es sie zur Kaiserzeit überhaupt noch gegeben hat.
Es gibt gewisse Quellen: https://www.zobodat.at/pdf/ANNA_97A_0055-0144.pdf Die Tierknochenfunde einer germanischen Siedlung an der Thaya bei Bernhardsthal im nordöstlichen Niederösterreich

Vielleicht gibt es ja auch detailliertere Untersuchungen, die ein besseres Bild ergeben.

Grüße
 
Guten Abend werte Gemeinde, die Widerristhöhe von Pferden war selbst 500 n.Ch. noch bei 1,40mtr. Bei den berühmten weißen Pferden von den Thüringern war das, aber auch bei den Pferden von den Franken. Selbst im Hochmittelalter bei den Rittern war das noch so. Man würde heute von Ponnys sprechen. Die anderen, Rinder, Schweine usw. waren auch so ähnlich klein. Irgendwo im Internet hatte so ein Römer darüber berichtet. Das lag darin, dass die Germanen ihre Tiere größtenteils vor dem Winter schlachteten, weil sie nicht genügend Futter hatten, um sie über den Winter zu bringen. Dazu auch eine Anektode über die Friesen, die den Römern Rinderfelle als Tribut leisten sollten, aber in der Größe von Auerochsen. Da ihre Rinder wesentlich kleiner waren, konnten sie die Steuer nicht erfüllen und mussten ihre Frauen und Kinder verkaufen: Friesen – Wikipedia
 
Ich glaube, dass die Germanen vorwiegend "Fleichesser" waren. Dazu ein paar stichhaltige Argumente: Die Germanen waren von Statur aus wesentlich größer als die Mittelmeeranrainer. Selbst heute noch wird das mit dem bevorzugten Fleischkonsum argumentiert. Außerdem... fangen wir mit den Kimbern und Teutonen an: Sollen die wirklich bis März in Mitteleuropa rumgelaufen sein, die Saat ausgebracht, bis August warten wegen der Ernte und dann weiter laufen ? Selbst unter den Merowingern und Karolingern hatten die Heeresaufgebote von Vasallen im eigen Land angefangen zu plündern, weil die Versorgung des Trosses nicht abgesichert war. Außerdem hatten sie nachweislich lebende Vorräte (Schafe, Schweine usw) bei sich, um die notwendigsten Bedürfnisse zu befriedigen.
Lieber Bernd aus "Hamburg", es sei dir vergönnt, dass du gerne diesen Thread am laufen halten willst. Ich glaube aber, dass diese Abschweifungen zu Wildtieren und was A-Kuh, B-Kuh oder C-Kuh gibt, oder welche X-Sippe mit Y-Sippe usw. ... wird wohl nicht so interressant sein. Entschuldigung, meine ehrliche Meinung. Ich versuche es mal auf eine andere Art und berücksichtigend auf die Ausgangsvorlage. Also letzte Woche, die sehr intensive Diskussion über Bauernkrieger oder Berufssoldaten fand ich seeeehr interessant. Ich habe sie im Outlook mitverfolgt und mein Poppcorn und Cola ist alle geworden
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Leider bin ich in dieser Hinsicht - und beruhend auf meinen Kenntnisstand- unschlüssig und kann nur Bespiele darbieten sowohl dafür, als auch dagegen. Die Schlacht von Varus fand im zweiten Halbjahr 9 n.Chr. statt. Es war eine dreitägige Schlacht mit mindestens zwei Tagen Regenwetter und Varus befand sich auf den Heimmarsch ins Winterquartier. Daraus ist zu entnehmen, die Schlacht fand wohl nach der Ernte der Feldfrüchte statt (Regenperiode,Winterquartier) und es waren deshalb wohl genug "gelangweilte" Bauern für die Schlacht vorhanden. Also genug Bauernkrieger. Aber die mussten sich ja im näheren Umkreis der Schlacht befunden haben, sonst wären sie zu spät gekommen. (20 Kilometer am Tage, 3 Tage Schlacht, einen Tag abwarten, wie es endet...) also maximal 40 Kilometer entfernt. Jetzt von der anderen Seite... Im 5. Jahrhundert in der Allemania soll es - laut TV-Berichten - es mehrere "Bergspitzen" gegeben haben, auf denen die allemannischen Krieger wohnten mit ihrem Gefolge. Etwas hangabwärts die Schiede usw. und am Ende (Ebene) die Unfreien, Heloten, Leibeigenen oder wie man sie auch immer bezeichnen will. Das Bild ist sehr charakteristisch die spätere feudale Grundordnung. Das war laut Aussage so um 500 n.Chr. Also damals schon prä-feudale Hierachien. Jetzt kommt aber der totale Frevel: Vor vier Tagen "musste" ich die "Nordwestblock-Therorie" googlen (kannte ich bisher nicht!). : Franken (Ethnie) – Wikipedia
 
Ich weiß auch nicht, was ich von "Nordwestblock-Theorie" halten soll, aber sie kann nur durch stichhaltige Fakten widerlegt werden. Wenn ich aber die gleichen Verhaltensmuster bei der Varusschlacht annehme, wie bei der Langobarden-Geschichte, dann hat es wohl die Varusschlacht nicht gegeben. Bei der Langobardengeschichte ist es völlig unstrittig, dass eine Gruppe von Inviduen in der Lüneburger Heide los marschiert sind und irgendwelche kamen in Pannonien an und und dann sind sie nach Oberitalien gewandert. Nach genetischen Untersuchungen sind die in der Lüneburger Heide zum Teil identisch mit denen in Oberitalien. Es gibt soagr eine gewisse genetische Kontunietät mit Völkern in Skandinavien. Das Problem ist halt nur, es haben zu viele Römer darüber geschrieben. Es gibt keinen Strteit darüber, dass Leute von der Lüneburger Heide bis Oberitalien gewandert, es wird nur negiert, dass der "Sprung" dieser Leute aus Skandinavien erfolgte. Und die Varusschlacht und Tacitus? Tacitus ist das "Nun plus ultra" im Bezug auf Germanen, obwohl er niemals in der Germania Magna war. Er kennt es nur mindestens aus zweiter Hand von "Reiseberichten". Wenn aber nun ein Schriftstück auftaucht aus der selben Zeit von Tacitus und der Verfasser schreibt, die Sueben wohnten östlich der Weichsel und nicht wie bei Tacitus zwischen Goten und Chauken ? Was dann ? Zurück zur Varusschlacht... Ihr habt noch nicht mal ein Schlachtfeld dafür ! Solange man nicht einen Personalausweis von Varus oder Arminus findet, wird man sich wohl noch in tausend Jahren um den Ort der Schlacht streiten. ;-) Es gibt aber ein Verhaltensmuster der Römer vor der Schlacht (Marsch bis zur Elbe) und ein Verhaltensmuster nach der Schlacht (Rachefeldzüge des Germanicus ohne eindeutiges Ergebnis) und Rückzug hinter dem Rhein. Kosten-Nutzen-Faktor... lohnt sich nicht für die Einöde zu kämpfen. Aber kein eindeutiges Schlachtfeld... und nun? Wo ist das Schlachtfeld ? Gab es diese Schlacht überhaupt ;-) ...Mir wäre es aber lieber, wenn ihr zunächst auf die "NordwestBlock-Theorie" argumentiert. Cherusker und Chatten nur Stämme mit germanischer Oberschicht, die erst um die Varusschlacht vollständig germanisiert worden sind ? Die Sippen von Segestes und Sigimer nur germanische Warlords ? Und noch ein paar provokante Thesen: Cherusker = Hirschleute, Chatten = Hasenleute... klingt für mich irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Lege ich jetzt die Hasenpfote ab und hänge mir ein Messer mit Hirschhorn an und bin dann Cherusker ? Vielleicht wurden auch manche germanische Stämme nach religiösen Riten bzw Göttern benannt ? Dazu aber erst mehr, wenn ich die Reaktionen von euch gelesen habe. PS: Seit meiner Schulzeit werde ich als Querulant bezeichnet, weil ich mich nicht mit oberflächlichen Erklärungsversuchen zufrieden gebe. Außerdem war ich sehr gut in Mathe. Mathematik ist die Wissenschaft der Logik und vielleicht bin ich erst deshalb zufrieden bzw gebe mich geschlagen, wenn ich mit logischen Argumenten widerlegt werde ?!






Schreibe eine Nachricht an Jürgen Bergmann
 
Ich glaube, dass die Germanen vorwiegend "Fleichesser" waren. Dazu ein paar stichhaltige Argumente: Die Germanen waren von Statur aus wesentlich größer als die Mittelmeeranrainer. Selbst heute noch wird das mit dem bevorzugten Fleischkonsum argumentiert. Außerdem... fangen wir mit den Kimbern und Teutonen an: Sollen die wirklich bis März in Mitteleuropa rumgelaufen sein, die Saat ausgebracht, bis August warten wegen der Ernte und dann weiter laufen ?
Auch die Kimbern und Teutonen sind nicht ewig herumgezogen. Sie sind irgendwann, mutmaßlich nach einer verheerenden Sturmflut, losgezogen um sich neues Land zu suchen. Strabo berichtet davon, stellt das aber gleichzeitig in Abrede, er meint, dass diejenigen Autoren, die meinten, die Kimbern seien vor dem Meer davon gelaufen, Unrecht hätten, schließlich kämen Ebbe und Flut zwei Mal am Tag und sie seien Seefahrer. Also insofern ist die Argumentation schief, weil sie aus der Ausnahmesituation die Regel zu erklären versucht.

Jetzt kommt aber der totale Frevel: Vor vier Tagen "musste" ich die "Nordwestblock-Therorie" googlen (kannte ich bisher nicht!).
Die ist aber auch seit 30 Jahren ad Acta gelegt.
 
Wenn ich aber die gleichen Verhaltensmuster bei der Varusschlacht annehme, wie bei der Langobarden-Geschichte, dann hat es wohl die Varusschlacht nicht gegeben.
Dieser Satz ist ziemlich kryptisch.

Das Problem ist halt nur, es haben zu viele Römer darüber geschrieben.
Die Römer haben darüber geschrieben, dass die Langobarden aus der Lüneburger Heide nach Pannonien gewandert sind? Und wie können „zu viele Römer“ darüber geschrieben haben?

Und die Varusschlacht und Tacitus? Tacitus ist das "Nun plus ultra" im Bezug auf Germanen, obwohl er niemals in der Germania Magna war. Er kennt es nur mindestens aus zweiter Hand von "Reiseberichten".
Nun nennst du selber (vermeintliche) Details der Varusschlacht, die du Tacitus schwerlich entnommen haben kannst, weil sie bei ihm, der die Schlacht selber gar nicht beschreibt, sondern den Besuch des Schlachtfeldes sechs Jahre danach, gar nicht stehen.

Die Schlacht von Varus fand im zweiten Halbjahr 9 n.Chr. statt. Es war eine dreitägige Schlacht mit mindestens zwei Tagen Regenwetter und Varus befand sich auf den Heimmarsch ins Winterquartier. Daraus ist zu entnehmen, die Schlacht fand wohl nach der Ernte der Feldfrüchte statt (Regenperiode,Winterquartier) und es waren deshalb wohl genug "gelangweilte" Bauern für die Schlacht vorhanden.

Wenn aber nun ein Schriftstück auftaucht aus der selben Zeit von Tacitus und der Verfasser schreibt, die Sueben wohnten östlich der Weichsel und nicht wie bei Tacitus zwischen Goten und Chauken ? Was dann ?
Historiker müssen mit den Quellen umgehen, die sie haben. Ohne Quellen haben wir nichts. Das heißt nicht, dass wir Quellen alles bedenkenlos glauben. Aber wenn es plausibel ist und keine Widersprüche textintern, textextern oder der erfahrbaren Wirklichkeit gegenüber bestehen, es also keinen Grund gibt, den Quellen per se zu misstrauen, warum sollten wir das tun?
Natürlich gibt es bei Tacitus zahlreiche Dinge, die wir ihm im Einzelnen nicht abnehmen. Und man muss sich auch fragen, ob Tacitus‘ Informationen über Germanien nicht vielmehr einen sechs Jahrzehnte alten Stand widerspiegeln, nämlich was er von Aufidius Bassus und Plinius übernahm.
Und natürlich gibt es in der Germania Stellen, wo Tacitus seinen Lesern einen Spiegel vorhält. Man muss sie also auch als Sittenspiegel der römischen Gesellschaft lesen. Die Gefahr, dass er mit einem modernen Ethnologen verwechselt wird, besteht wohl nicht.

Zurück zur Varusschlacht... Ihr habt noch nicht mal ein Schlachtfeld dafür ! […] Wo ist das Schlachtfeld ?
Eigentlich haben wir kaum über die Varusschlacht gesprochen.
Die Indizien, dass es sich bei Kalkriese ums Varusschlachtfeld (bzw. einen Teil davon) handelt, sind zuletzt durch die metallurgische Analyse unterstützt worden.

Gab es diese Schlacht überhaupt ;-)
Google mal nach dem Kenotaph des Marcus Caelius.

Mir wäre es aber lieber, wenn ihr zunächst auf die "NordwestBlock-Theorie" argumentiert.
Wie gesagt, die NWB-Theorie ist Schnee von vorgestern. Natürlich können wir über sie diskutieren, irgendwo in den Tiefen des Forums gibt es einen Thread zu ihr. Forschungsgeschichtlich ist sie durchaus interessant und von Relevanz. Aber sie ist eben heute längst überholt.

Cherusker = Hirschleute, Chatten = Hasenleute..
Das sind die „Hasenleute“ tatsächlich: an den Haaren herbeigezogen. Bei den Cheruskern/Hirschleuten ist das nicht ganz so klar. Herusker < hersk/hirsk > Hirsch, skandinavisch hjorte/hjarte u.ä. Vom historiolinguistischen Standpunkt her absolut plausibel diese Herleitung. Ob sie deswegen stimmt, steht auf einem anderen Blatt.
 
Guten Abend El-Quijote, ich bin überrascht, dass du um die Uhrzeit... Danke für deine Antworten, aber ich möchte noch die Antworten von den anderen Mitgliedern berücksichtigen, bevor ich antworte. Es mag deiner Aufmerksamkeit entgangen sein, einer Seite vorher, was ich über die Widerristhöhe der Pferde schrieb oder es entzieht sich deiner Kenntnis.... Chasuarier... Amsivarier... Angrievarier... Widivarier.,.. Re(ä)dovarier (Allemannen)... Bajovarier... dazu demnächst mehr unter "Jungmannschaften und Kriegerbünde" In der letzten Woche las ich irgendwo im Internet: Die Brukterier sollen eigentlich sowas wie "Bruktuvarier" geheißen haben! Was ich demnächst als These in den Raum stellen wollte: (Nicht alle), aber vielleicht wurden einige germanische Stämme von Varus bis Chlodwig nicht nach politischen oder miltitärischen Merkmalen benannt, sondern nach ihren jeweiligen Stammesgott. Nicht alle, aber vielleicht einige. Die Franken...die Freien... rückwärts interpretiert von Karolingern auf Merowinger (weil sie die herrschende Klasse bildeten?). Ach nee...Nur weil sie Herscherschicht waren ? Die Sachsen... die Messerleute... ? Ich habe nicht nur in der englischen Wikipedia von "Saxnot" (Woden,Wodan) gelesen. Von den Vandalen, dass sie einen Stammesgott "Ingo" hatten. Die Semnonen "Harke" oder "Herke", aber eigentlich "Hulda". Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass alle Germanen sich als religiöse Kultgemeinschaft verstanden haben und sich jeder seinen "Stammesgott" ausgesucht hat ? Damals war Religion wesentlich wichtiger im Alltagsleben, als heute. Gab es Missernte, war es nicht das Klima, sondern "Gott". Gab es eine Krankheit, war es nicht ein Virus, sondern die Götter.... Angefangen von Tyr (Thüringer), Mannus usw. Villeicht waren Sachsen nicht Sachsen, weil sie das Kurzschwert benutzt haben, sondern das Kurzschwert wurde Sax genannt, weil es die Sachsen (Gott=Saxnot) benutzt haben?! Die Franken... neulich bei Wikipedia:.... Die germanischen Stämme an Rhein und Ems sollen besonders Freja als Göttin verehrt haben. Franken... Freja... es ist halt nur eine Diskussionsgrundlage ! PS: Da du scheinbar gerne wegen Brukteriern... Die Marser sollen die "zurückgebliebenen" der Sugamber sein, die nicht linksrheinisch zwangsumgesiedelt wurden. Brukteriern, Bruktuvariern, Amsivarieren, Angrivarierer... und... 300 Jahre später möchte niemand mehr dazu gehören ? Entweder Sachse, Franke, Allemanne oder sonstwas ? Dabei haben sich diese Stämme gar nicht ausgebreitet, sondern nur der Name. Ich glaube, selbst um 500 nChr. gabe es mehrere "Gravitationspunkte" in der Germania Magna. Das waren Sachsen, Franken und Thüringer. Die Sachsen (oder Franken, oder Thüringer) haben sich nicht ausgebreitet. Es war wohl mehr so wie bei der Planetenbildung in unseren Universum. Alle drei Haupstämme haben versucht, die kleinen Stämme dazwischen zu vereinnahmen bzw. zu dominieren. Die Hessen sollen sich ja erst um 500 n. Chr. für die Franken entschieden haben. Was ist mit den alten Saliern im Münsterland oder den Brukteriern, die um 700 von den Sachsen... ? Wussten die alten Salier im Münsterland überhaupt, dass sie Salier sind, oder waren es noch die alten Stammesnamen ?
 
Lieber Swantewit,

besten Dank für Deine umfangreichen Beiträge.
Na ja, auf die Varusschlacht haben sich bereits Heerscharen von Historikern und Hobby-Forschern gestürzt. Es ist ein absolutes Fokus- und Kernthema des Mainstreams und wird so derartig intensiv beackert, dass es aus meiner Sicht schon gar nicht mehr interessant ist, da da Heerscharen herumwuseln.

Daher sollten man sich aus meiner Sicht eher um den Alltag und die Lebensumstände eines germanischen Stammes kümmern und alles zusammentragen, was dazu bekannt ist.
Ich glaube aber, dass diese Abschweifungen zu Wildtieren und was A-Kuh, B-Kuh oder C-Kuh gibt, oder welche X-Sippe mit Y-Sippe usw. ... wird wohl nicht so interressant sein. Entschuldigung, meine ehrliche Meinung.
Also für mich ist das um Zehnerpotenzen spannender als die ewigen Streitereien, ob die Varusschlacht bei Kalkriese stattgefunden hat oder wo auch immer, ob es Berufskrieger oder Bauernmilizen waren, denn da dreht man sich nur im Kreis.

Na ja, vielleicht stehe ich da ja allein auf weiter Flur, vielleicht ist es ja nur mein eigenes privates Randgruppeninteresse, wie man sich den germanischen Alltag vorstellen soll.
Die Sippen von Segestes und Sigimer nur germanische Warlords? Und noch ein paar provokante Thesen: Cherusker = Hirschleute, Chatten = Hasenleute ... Lege ich jetzt die Hasenpfote ab und hänge mir ein Messer mit Hirschhorn an und bin dann Cherusker?
Nein aber Du bist ein Cherusker, wenn Du z.B. im Jahre 12 v.Chr. in das Langhaus/Wohnstall eines Adeligen|Edlen, Hörigen|Knechtes im Weser- oder Leinetal hineingeboren wirst. Definition über Blutsverwandtschaft bzw. Verschwägerung. Daran wirst Du wenig ändern können. Eigentlich ganz einfach.

Die Stammeszugehörigkeit habe ich doch bereits versucht zu erklären. Familie A/Sippe A + Familie B/Sippe B = Dorfgemeinschaft 1 mit Sprachdialekt 11 ...
Und wenn man ihre Lebensrealität verstehen will, dann muss man von Ereignissen wie der Varusschlacht weg, sondern ins Dorfleben hinein. Das habe ich mittlerweile verstanden. Wie waren sie organisiert? Und das ist bei weitem noch nicht geklärt.
Was hat sie geeinigt? Sippe A und Sippe B aus Dorf 1 gehen zusammen mit Dorf 2 zum Thing, welches im Wehrdorf (Wehrdorf da Belagerung Arminius - Thusnelda) des Fürsten Segestes stattfindet oder in einem heiligen Hain, einer Quelle oder was auch immer.
Absprachen der Dorfgemeinschaften 1,2,3, ... für eine Feldzugssaison etc.

Und natürlich gehört das alles zusammen, um ihre Welt zu verstehen.
Ihre Lebensgrundlagen, die Erträge ihres Viehs, ihrer Felder. Wie sah ihr lw. Arbeitsjahr aus, wie sah ihre extensive Weidehaltung aus, Hudewälder etc.
Lebten sie in größeren Siedlungskammern (fruchtbare Flußtäler) oder in isolierten Einzelgehöften (Norddeutschland)?
Wie sah die Religion der Rhein-Weser-Germanen aus? Welche Tätigkeiten übten ihre Priester und Seherinnen aus? Warum opferten sie Pferde? Die Rückführung auf eine Stammesgottheit ist durchaus plausibel, warum nicht?

Erst wenn Du hier alles zusammengetragen hast, was bekannt ist, ein einigermaßen gutes Bild oder zumindest Arbeitshypothesen hast, erst dann sollte man sich an die Makrothemen wagen.
Wie war das Leben der Germanen vor dem Einmarsch des Drusus? Und was kam nach der Zeitenwende?

Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich demnächst als These in den Raum stellen wollte: (Nicht alle), aber vielleicht wurden einige germanische Stämme von Varus bis Chlodwig nicht nach politischen oder miltitärischen Merkmalen benannt, sondern nach ihren jeweiligen Stammesgott.
@Swantewit das "germanische Pantheon" ist seit weit über zwei Jahrhunderten immer wieder "beackert" worden, wobei ein Großteil dessen, was mit Grimms Mythologie einsetzte, schon im ausgehenden 19. Jh. (Golther, Meyer) ad acta gelegt wurde. Und das wenige, was übrig bleibt, findet sich im Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Sonderband germanische Religionsgeschichte: da findet man keine namensgebenden Stammesgötter (und die Herkunftslegenden, wo A(n)sen, Saxnot, Woden, Godan & Fryia auftauchen, sind da berücksichtigt) Hinzu kommt, dass die bekannten germanische Götternamen außerhalb der interpretatio romana (Mars, Merkur) vor der Völkerwanderungszeit/Frühmittelalter nicht auftauchen; stattdessen sind ein paar Namen für die frühe Zeit überliefert (z.B. bei Tacitus) wie Nerthus, die allerdings dann aus der Überlieferung verschwanden.
 
Die Franken...die Freien... rückwärts interpretiert von Karolingern auf Merowinger (weil sie die herrschende Klasse bildeten?). Ach nee...Nur weil sie Herscherschicht waren?
To be frankly oder ganz frank und frei herausgesagt: die Franken hießen schon vor dem Aufstieg der Merowinger so.

Angefangen von Tyr (Thüringer),
Der Name der Thüringer, der im Frühmittelalter oft mit D geschrieben wurde, dürfte auf þ zurückgehen. Dahingegen ist die altdeutsche Variante von Tyr (skandinavische Form) Ziu.
 
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