Guten Morgen,
bitte entschuldigt, dass ich dieses Thema noch einmal aufnehme aber es erscheint mir so nebulös, diffus und überhaupt nicht greifbar, so dass ich Euch gerne noch einmal über Euren Wissensstand konsulieren möchte.
Ich habe hier etwas aus einer nicht validen/reputablen Quelle gefunden aber in Ermangelung von Alternativen nimmt man ja so einiges:
Gode Vorsteher eines 'Hof' war, was vermutlich nicht auf einen richtigen "Tempel" hinweist, sondern einen üblichen Bauernhof, auf dem auch heilige Feste abgehalten wurden.
Asentreu - Priester
Bitte auch nicht an dem Begriff Gode|Gudon stören lassen, der aus einem anderen Kulturkreis stammt, es könnte bei den Kontinentalgermanen auch der Name XYZ sein, soll jetzt eher nebensächlich sein.
Egal, was noch in diesem Text steht und wie man dazu steht aber das ist doch genau das, was El Quijote und andere auch sagten, oder?
Es gab bei den Germanen keine Priesterkaste, keine keltischen Druiden, keine Erbfolge von Priestern, die allein diese Funktion ausführten.
Es war also ein Sterblicher, ein Großbauer, ein Fürstensohn oder wer auch immer, der durch Zufall, Eingebung oder was auch immer dazu kam, auf einmal in Verbindung zur Götterwelt zu treten.
Ein Alleinstellungsmerkmal, die ihn von den anderen unterschied und die ihn dazu befähigte, auf einmal Kult-/Ritualleiter zu sein.
WP: Germanische Religion
Die Germanische Religion ist ein Sammelbegriff für die polytheistischen religiösen Kulte und Riten der germanischen Stämme und Völker seit der jüngeren Bronzezeit bis zum ausgehenden Frühmittelalter. Die Religion ist von der germanischen Mythologie zu unterscheiden.
Der Unterschied zwischen Religion und Mythologie ist mir nicht klar. Für mich ist das gleichbedeutend. Ein germanischer Bauer erklärt sich übernatürliche Phänomene, für die er aufgrund seiner Erfahrung keine Erklärung hat, mit göttlichen Erscheinungen.
Und der Priester übersetzt das für ihn. Wir müssen ein Pferd opfern, damit Gott XYZ besänftigt ist und Deine Kühe wieder kalben.
Wie aus dem klassischen Griechenland bekannt, gibt es seit jeher Menschen, die sehr stark das Übernatürliche in ihren Lebensvollzug einbeziehen, und andere, die von all dem nichts halten (Näheres im Artikel Nordgermanische Religion), und dazwischen allerlei Mischformen, die zwar den Volksglauben ablehnen, gleichwohl aber „sicherheitshalber“ Amulette unter der Türschwelle vergraben und aus Gründen der gesellschaftlichen Reputation und des Gruppenzwangs an den Kultfesten teilnehmen. Hier werden die Vorstellungen derjenigen behandelt, die an das Übernatürliche glaubten und ihre Lebensweise danach richteten.
Was heißt das? Der Bauer will vermeiden, dass die Mäuse seinen Getreidevorrat für den Winter wegfressen und vergräbt an der Türschwelle ein Hühnerbein, weil der Priester ihm gesagt hat, dass das vor Nagerfrass schützt.
Zentrale religiöse Praxis war das Opfer. Geopfert wurden Tiere, seltener Menschen, außerdem Waffen und andere wertvolle Gebrauchsgegenstände. In Friedenszeiten fand das religiöse Leben seinen Ausdruck in diversen Kultfesten. Der Charakter und die Ausprägung dieser Kultfeste wurde von der Art und Größe der politischen Gemeinschaft bestimmt. Zu dieser Zeit bedeutete politische Gemeinschaft zugleich religiöser Bezirk, und es gab keine Trennung zwischen Politik und Kult.
Ich weiß, euch hängt dieses Thema wahrscheinlich schon zum Hals raus. Wir hatten schon mehr als genug darüber geredet. Doch es hat weitaus mehr Fragen als Antworten geliefert.
Vielleicht fehlen mir auch die richtigen Schlagwörter oder vielleicht auch Analogien zu heutigen Ethnien, um das gedanklich nachvollziehen, wie es damals wohl gewesen sein könnte.
Für mich ergibt das alles überhaupt keinen Sinn.
Von Euch wurde ja gesagt, dass der germanische Bauer ein knallharter Realist sein musste. Hatte er eine Missernte, die vielleicht auch durch Bewirtschaftungsfehler hervorgerufen wurde, dann musste seine Familie hungern und vielleicht mussten dann auch Menschen sterben.
Also hat er doch gar keine Zeit dafür, übergeordnete Mächte anzurufen oder den Priester befragen, wie er sich richtig verhalten sollte oder was denn gottgefällig wäre, um dies oder jenes Ziel zu erreichen.
Wenn man die heutigen Landwirte nimmt.
Die müssen knallharte Realisten sein, Weltmarktpreis für Weizen, Investition Erntemaschine, etc. Da bleibt nicht viel Zeit/Muße für Träumereien.
Und doch können diese Landwirte treue Kirchgänger am Sonntag sein. Also Realalltag (Fungizide ausbringen, Geburtshilfe bei Kälber, der neuste Fischgrätenmelkstand) und sobald Freiraum da ist, Zeit und Muße für den Glauben.
Ja, ich weiß, so kommen wir eh nicht weiter.