130) Zu diesen Aktionen vgl. Main-Echo vom 11.8.1989 - Sonderbeilage zur Marktheidenfelder Ausgabe
131) vgl. Pfeifer Ernst, Der Freischütz des Spessarts..., in: Spessart Nr. 8/1985, S. 3-9, hier S. 5
132) vgl. AZ Nr. 62 vom 11.3.1848
133) vgl. AZ Nr. 63 vom 12.3.1848, Nr. 64 vom 14.3.1848, Nr. 67 vom 17.3.1848 134 vgl. AZ Nr. 62 vom 11.3.1848
Vereinsgründungswelle zwischen Main und Spessart im Frühjahr 1848
Der politische Verein begann 1849 das Land zu erobern, und die Bauern bekannten sich überwiegend zu den Demokraten. Diese verstanden es, nationalpolitische Ziele mit den sozialen und ökonomischen Interessen der Dörfler zu verbinden. Sie gingen auf deren spezifische Forderungen ein, insbesondere die Ablösungen und die Neuregelung des entfallenen adeligen Jagdprivilegs betreffend, und kamen kommunalpolitisch dem Verlangen nach Autonomie der Dorfgemeinden entgegen.200) Durch die geschickte Kopplung von wirtschaftlichen und politischen Interessen gelang es den Demokraten, ein dichtes Netz von März- bzw. Volksvereinen als „modernes" Element der bäuerlichen Interessenwahrung über ganz Unterfranken zu spannen. Vereine, Wahlen, friedliche Interessenartikulation, das alles war bis dahin auf dem flachen Land unbekannt gewesen, ebenso auch das Eintreten für die nationale Sache, die mit der Reichsverfassungsbewegung ihren konkreten Zielpunkt fand.
Überall zwischen Main und Spessart wurden jetzt Märzoder Volksvereine gegründet, die sich sofort mit der gehörigen Anzahl der obligaten Sensen ausrüsteten, und die nicht selten mehr Mitglieder aufwiesen als der Aschaffenburger Zentralverein selbst. Die ländlichen Vereine waren dabei auf die Hilfe städtischer Gründer und auf die Leitung durch gebildete „Ortshonoratioren" angewiesen, auf Bürgermeister, Gastwirte oder Lehrer, die versuchten, die Bauern politisch zu aktivieren. Da die Volksvereine die beruflichen und politischen Bestrebungen der Lehrer in vollem Umfang unterstützten, gewannen sie in den Lehrern eine Berufsgruppe, auf deren Sachverstand kaum verzichtet werden konnte. Daß ein sehr großer Teil der unterfränkischen Volksschullehrer sich in der politischen Bewegung engagierte, beweisen die langen Schwarzen Listen, in denen die staatlichen Behörden alle Lehrer verzeichneten, die sich 1848/49 demokratischen Vereinen angeschlossen oder sich sonst demokratischer Gesinnung verdächtig gemacht hatten. 201)
Bis zum Juni 1849 konstituierten sich am bayerischen Untermain insgesamt 61 März- und Volksvereine: In Alzenau, Amorbach, Breunsberg, Damm, Dettingen, Eschau, Glattbach, Goldbach, Großostheim, Großwallstadt, Haibach, Hain, Heinrichsthal, Hösbach, Hofstetten, Kleinostheim, Kleinwallstadt, Königshofen, Laufach, Leider, Mainaschaff, Mömlingen, Mönchberg, Oberbessenbach, Obernburg, Pflaumheim, Rück, Schippach, Rückersbach, Sailauf, Schimborn, Schweinheim, Stockstadt, Straßbessenbach, Sulzbach, Unterafferbach, Waldaschaff und Wörth.202) Auch im inneren Spessart und im Altlandkreis Marktheidenfeld faßte die Vereinsbewegung Fuß: In Marktheidenfeld (mit Mitgliedern oder Zweigvereinen in Erlenbach und Karbach), in Esselbach (mit Schollbrunn und Hasloch), in Rothenfels, in Hafenlohr (mit Birkenfeld), in Lengfurt (mit Trennfurt), in Remlingen (mit Tiefenthal und Uettingen), in Urspringen (mit Stadelhofen) und in Stadtprozelten (mit Breitenbrunn, Neuenbuch und Faulbach), ebenso in den Kleinstädten Lohr, Miltenberg und Orb. 203)
200) vgl. Langewiesche in AfS 31, 1991, S. 414
201) vgl. Langewiesche Dieter, Die politische Vereinsbewegung in Würzburg und in Unterfranken in den Revolutionsjahren 1848/49, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung (JfL) 37, 1977, S. 195-233, hier S. 222
202) vgl. Martin 1992, S. 57 [= Roger Martin, Politische Parteien und Wahlen in Aschaffenburg 1848-1918, Aschaffenburg 1992]
203) vgl. Main-Echo vom 11.8.1989 - Sonderbeilage zur Marktheidenfelder Ausgabe; vgl. auch Langewiesche in JfL 37, S. 217f.