LiaFil schrieb:
Oder um die Beteiligung von Johannes Gremper?
Lia
Aus einem Bericht über eine Tagung von 2001 über ‚Malleus maleficarum’ – ‚Der Hexenhammer’
und die frühe Hexenverfolgung:
Die Stadt Ravensburg habe sich zu Beginn der 1480er Jahre in einer durch Unwetter, Mißernten und
Pest geprägten Krisensituation befunden. Eine Schlüsselposition in der vor diesem Hintergrund
durchgeführten Hexenverfolgung komme Johannes Gremper zu, dem Kaplan der Stadtpfarrkirche
Liebfrauen, der nach der Schilderung des ‚Hexenhammers’ den Inquisitor Kramer 1484 in die Stadt
gerufen habe. Unter Billigung und Mitwirkung der städtischen Obrigkeit seien zwei Frauen gefoltert
und wegen Schadenzauber und Teufelsbuhlschaft verbrannt worden. Vier weitere seien ebenfalls
in Verfahren verwickelt, aber in den Jahren bis 1490 durch Urfehdeschwur und Bürgenstellung
freigelassen worden. Aufgrund einer Analyse der sozialen Stellung der Angeklagten kommt
Schmauder zu dem Schluß, daß die Stadtobrigkeit die kirchlich initiierte Hexenverfolgung so lange
mitgetragen habe, wie zwei offensichtlich mittellose, ledige und gesellschaftlich wenig angesehene
Frauen gleichsam als Sündenböcke für die Hagelschäden der vorangegangenen Jahre verfolgt
worden seien. Als aber mit den vier anderen Angeklagten familiär oder zünftisch innerhalb der
Stadtgesellschaft vernetzte Frauen in das Verfahren verwickelt worden seien, sei auf Druck der
Bürgerschaft die Verfolgung abgebrochen worden. Damit hätten die Ravensburger Hexenprozesse
aus den gleichen lokalspezifischen Konfliktkonstellationen heraus ihr Ende gefunden, aus denen
sie auch begonnen hätten. Der ‚Hexenhammer’, der den Bürgermeister Gäldrich als
Glaubenseiferer und überzeugten Hexenverfolger darstelle, zeichne somit ein falsches Bild von
der Ravensburger Hexenverfolgung, die nach der Abreise des Inquisitors bald wieder geendet
habe.
http://www.ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/Berichte/pdf/2001/97-01.pdf
Zum Komplex Hexenverfolgung kannst du auch hier nachschauen:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=158
Zum Hexenhammer eine Abhandlung von WOLFGANG BEHRINGER
Heinrich Kramers "Hexenhammer": Text und Kontext
=>Publikationen =>Ausätze in der Druckversion
http://www.uni-saarland.de/fak3/behringer/HP/