Die Ehe mit James Hepburn, 4. Earl Bothwell scheint mir allerdings wunderlich, da seine Verbindung zu dem Mordkomplott gegen Marias zweiten Gemahl doch diese Ehe auf jeden Fall unter ein ungünstiges Vorzeichen stellte - selbst wenn der Mordverdacht nicht der Wahrheit entsprach.
Der Mord an Darnley war ja Folge einer "Entfremdung" der Eheleute, Darnley, der meinte als Mann im Haus die Hosen anzuhaben, glaubte, seiner Frau in die Regierungsgeschäfte hineinreden zu können - zumal es zuvor ja offensichtlich echte Liebe (oder zumindest Schwärmerei zumindest von ihrer Seite aus) war: Darnley sah gut aus, Maria hatte ihn während einer Krankheit gepflegt, da kommt man sich näher. Als Darnley sich dann noch von protestantischen Adeligen dahin bereden ließ, dass der hässliche, bucklige Rizzi, Marias Privatsekretär, ein amouröses Verhältnis mit seiner Frau habe und mit den Adeligen in Holyrood eindrang, wo sie Maria und Rizzi überfielen und Rizzi vor Marias Augen erdolchten (diese wird selbst auch ihren eigenen Tod vor Augen gehabt haben!), da war es dann endgültig um die Ehe geschehen.
Ich nehme an, dass - bevor Bothwell - während Maria sich ostentativ auf einem Fest zeigte, das Haus, in dem Darnley sich befand, in die Luft jagte (den toten Darnley selbst fand man nackt im Garten, was natürlich nicht förderlich dafür war, zu glauben, dass der bei der Explosion ums Leben gekommen war), schon eine Beziehung zwischen Bothwell und Maria bestand, nicht erst danach.
Über Bothwell scheinen die Meinungen noch immer am weitesten auseinanderzugehen, und die Spekulationen häufen sich. Auf den ersten Blick erscheint er mir wie ein guter Verbündeter, und solche hatte Maria Stuart ja bitter nötig. Immerhin war, so weit ich das weiß, seine Burg Hermitage eine der wichtigsten Festungen an der Grenze zu England, und er hatte politisches Gewicht. Auf der anderen Seite, wäre die Verbindung zum Mord an Darnley wohl ein gutes Argument dafür gewesen ihn nicht zu heiraten. Aber er wurde ja - zu Recht oder Unrecht- freigesprochen. Bei der englischen Wiki wird dann noch angegeben, daß Bothwell Maria entführt und ihr Gewalt angetan habe um ihre Zustimmung zur Heirat zu sichern (
James Hepburn, 4th Earl of Bothwell - Wikipedia, the free encyclopedia ).
Ich kenne die Story eigentlich so, dass er eine Entführung und Vergewaltigung Marias inszenierte, dass die verwitwete Maria dann gewissermaßen um ihre Ehre wieder herzustellen, den Vergewaltiger heiraten musste und dies letztlich nur ein Trick war, um die Trauerphase abzukürzen. Maria hatte ja einen Sohn mit Darnley, der dann später beide Königreiche - Schottland und England von Ilsebill - erbte.
Apropos James II./James VII.: Der wurde protestantisch getauft - gegen den Willen Marias, die katholisch war. In der Taufzeremonie musste sich Maria durch den "schottischen Calvin" John Knox Demütigungen gefallen lassen und gute Miene zu bösem Spiel machen. Der predigte nämlich über ein alttestamentarisches Thema, über die Omriden und die schlechte Herrscherin Jesebel (Isebel). Für die "Gemeinde" - die schottische Elite - war natürlich klar, dass John Knox mit Jezebel Maria meinte.
Elizabeth kann man nachsagen, daß sie im Bezug auf Robert Dudley, und die Gerüchte um den Tod seiner Frau etwas cleverer agiert hat. Dann wiederrum befand sich Elizabeth in einer politisch anderen Situation, und war Protestantin in einem weitgehend protestantischen Land, während Maria Stuarts Schottland sich unter der geistlichen Führung John Knoxs befand, der nun wirklich nicht gut auf sie und ihre Mutter, Marie de Guise zu sprechen war.
Maria Stuart taugt herzlich wenig zur Märtyrerin. Ihre katholizierenden Bestrebungen führten zu offener Empörung der in ihrer Mehrzahl protestantischen Lords, die Heirat mit Bothwell, dem Mörder ihres Mannes Lord Darnley, war ein Affront und Verstoß gegen alle guten Sitten, ihrem Volk und seinen Repräsentanten blieb sie stets eine Fremde.
Man muss also feststellen, dass Maria Stuart eine waghalsige und unkluge Politik betrieben hat und ihre Entscheidungen persönlich und nicht staatsmännisch bestimmt waren. Sie hätte sich ein Beispiel an ihrer königlichen Kusine Elizabeth I. nehmen sollen, die alle Fährnisse klug und mit Augenmaß bewältigte und das Staatsschiff sicher über jede Klippe steuerte.
Diese Lesart halte ich für unfair. Maria erbte im Prinzip Probleme, die bereits von ihrer Mutter Marie de Guise nicht gelöst oder ungeschickt angepackt worden waren. Ob das Volk wirklich eine Rolle spielte, weiß ich nicht, jedenfalls hatte sie den mächtigen protestantischen Adel gegen sich.
Schottische Geschichte und schottisches Geschichtsbewusstsein sind jedenfalls zwei paar Schuhe. Im schottischen Geschichtsbewusstsein ist Mary, Queen of the Socts durchaus eine positive Figur, der übel mitgespielt wird. Die jakobitischen Aufstände, the Stuart Cause werden immer wieder als schottische Aufstände gegen englische Tyrannei wahrgenommen. Culodden, Loch Leven (der See, nicht der gleichnamige Fjord), Glenfinnan sind nationale Geschichstprte wie Stirling Bridge und Bannockburn. Dabei waren zumindestens die jakobitischen bzw. Stuart-Orte gewiss keine Orte schottischen Unabhägigkeitsstrebens.