Die Umfrage ist tatsächlich etwas kompliziert formuliert (und ich weiß auch gar nicht, was ich mit dem Ergebnis anfangen kann).
Um so interessanter ist die Diskussion. Denn die Frage ist ja wirklich, wo die praxisrelevanten Brüche liegen - das hat nicht immer etwas mit Staatsgrenzen zu tun.
Bei mir sieht die Vorfahrenschar recht einheitlich aus. Zwei ausländische Urgroßmütter, aber ansonsten ziemlich durchweg über viele Generationen nur Westdeutsche (im Sinne der alten BRD).
Erst meine Kinder sind dann offiziell Vertriebene: Meine Schwiegermutter kam aus Schlesien. Wobei damals die Flucht ihrer Familie über gerade mal 50 km nach Brandenburg kein großer Kulturschock gewesen ist.
Ähnlich unproblematisch war das meinen schon erwähnten Urgroßmüttern.
Die italienische Urgroßmutter (aus dem national und sprachlich ohnehin gemischten Friaul) lebte schon Jahre als Sprachlehrerin in Deutschland, die Integration in die durchweg altbayrische Familie meiner Mutter war kein Thema.
Ebenso glatt lief das, als mein Urgroßvater in Friesland eine Engländerin heiratete. Nun gut - er mußte mangels anderer gemeinsamer Sprachkenntnisse zum Latein greifen, um bei Vater seiner Angebeteten um ihre Hand anzuhalten. Aber sonst alles problemlos. Erst der erste Weltkrieg brachte einen Bruch: Die englische Verwandschaft nutzte die Gelegenheit, die Urgroßmutter zu enterben.
Richtig schwierig dagegen wurde es bei der Hochzeit meiner Eltern. Im Sinne der Umfrage beide "solide" Deutsche ohne Migrations- oder Vertreibungshintergrund.
Aber ein evangelischer Norddeutscher und eine bayrische Katholikin - das ging in den 50er Jahren gar nicht. Jedenfalls nicht für einen großen Teil der Verwandschaft, diverse Tanten beiderseits haben jahrelang den Kontakt wegen dieser Mischehe verweigert.