Militärstrategie der Römischen Armee

22eDemiBrigade

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Bonsoir!

Ich suche Informationen zu die verschiedenen Taktiken, die von den Römischen Landstreitkräften angewandt wurden.

Außerdem die typischen Gefechtsordnungen der Legionen und der Auxilareinheiten, sowie die Rolle und den Einsatz der Kavallerie.

Da ich sonst eher im 18./19.Jh. "beheimatet" bin, kann ich das zunächst auch nicht konkretisieren, da ich nicht nicht weiß, inwiefern (bzw. ob überhaupt) sich das in Republik- und Kaiserzeiten verändert hat... .

Gruß,

Fritz
 
Zur römischen Taktik

Bonsoir Monsieur!

Vieleicht helfen Dir diese ausgewählten Beispiele:

Im Allgemeinen waren die Römer keine großen Taktiker.
Die normale Aufstellung war: Die schwere Infanterie in der Mitte, die Kavallerie an den Flügeln, die leichtbewaffneten Truppen (Schützen) je nach Möglichkeit vor oder hinter der Linie.
Die Infanterie wandte dabei in der Regel keine taktischen Finessen an, es gibt aber einige Ausnahmen.
Die Kavallerie genoss deutlich mehr Spielraum, meist sollte sie den Gegner in der Flanke fassen, oder sogar in den Rücken fallen.
Wie die Truppen aber letztendlich verwendet wurden hing aber davon ab was überhaupt zur Verfügung stand und mit welchem Gegner man es zu tun hatte.
Die Heere der republikanischen Zeit hatten es oft mit den Heeren der hellenistischen Staaten zu tun die eine bunte Vielfalt an Waffengattungen aufbieten konnten: Eine starke Phalanx kombiniert mit schwerer Kavallerie, Streitwagen, Elefanten, Leichtbewaffnete.

Die Römer bevorzugten eine recht tief gestaffelte Aufstellung die zwar die Frontlinie verkürzte aber ein Durchbrechen der Formation erschwerte.
So konnten die Legionen den Stoß einer lanzenstarrenden Phalanx jederzeit aufnehmen, wenn es auch seltenst gelang diese im direkten Angriff niederzuringen. Der Vorteil der Legionen lag dabei in der größeren Flexibilität gegenüber der Phalanx.
Das nutzte man zum Beispiel gegen Pyrrhos in der Schlacht bei Asculum, 279 v. Chr., als man das unebene Gelände ausnützte und gezielt Lücken der gegnerischen Linie angriff.
In der Schlacht von Kynoskephalai, Konsul Flaminius gegen Philipp von Makedonien, 197 v. Chr., bewährte sich diese Flexibilität erneut. Der jeweils rechte Flügel beider Heere war siegreich und drängte den Gegner zurück, aber ein Tribun auf dem rechten Flügel erkannte die Lage des linken römischen Flügels und fiel den Makedoniern in den Rücken. Die Phalanx war nicht mehr in der Lage eine Kehrtwendung zu machen und erlitt schwere Verluste.

Die Schlacht von Magnesia, 190 v. Chr., wurde durch Kavallerie entschieden.
Der Seleukidenkönig Antiochos III., der Große, bot gegen die Römer ein Heer mit allem auf was das Arsenal der Diadochenreiche hergab: Elefanten, Streitwagen, Phalanx, schwere und leichte Kavallerie.
Auf Seiten der Römer kämpfte König Eumenes von Pergamon mit einem großen Kontingent von schwerer Kavallerie.
Antiochos konnte mit seiner schweren Kavallerie die römischen Reihen an einer Stelle durchbrechen, aber nutzte diesen Erfolg nicht aus sondern die durchgebrochenen Reiter griffen das römische Lager an.
Den Römern gelang es dann wieder die eigenen Reihen zu schließen, die Elefanten in die gegnerischen Reihen zurückzutreiben und ihrerseits die Phalanx zu in Bedrängnis zu bringen. Mittlerweile hatte die pergamesische Kavallerie ihre Opponenten aus dem Feld geschlagen, griff die Flanke an und machte den Sieg perfekt.

In der Schlacht von Pydna gegen König Perseus von Makedonien, 168 v. Chr., gelang es dann tatsächlich den Legionen eine Phalanx zu durchbrechen, vor allem Begünstigt durch das unebene Gelände. Diese Schlacht war auch, mit kaum zwei Stunden, eine der kürzesten der Antike, normalerweise dauerten Schlachten viele Stunden.

Die kaiserzeitliche Armee hatte es meist mit keltischen und germanischen Gegnern zu tun die in kleinen Verbänden kämpften und sehr flexibel waren (meist auch leichter bewaffnet).
Ausnahmen waren die Parther/Perser und Sarmaten.
Agricola, Statthalter in Britannien, kämpfte 83 n. Chr. gegen die Kaledonier am Mons Graupius. Seine Gegner hatten an einem Berghang Aufstellung genommen, das erste Treffen in der Ebene, die Reserven oberhalb am Hang, darunter noch Streitwagen (einer der letzten Einsätze dieser Waffengattung überhaupt). Agricola griff nun allein mit den Hilfstruppen an, die ja in kleineren Einheiten organisiert waren. 8000 Infanteristen in der Mitte, 3000 Reiter an den Flügeln. Weitere 2000 Reiter als Reserve. Die Legionen standen in Bereitschaft, griffen aber nicht ein. Seine Infanteristen griffen frontal an und warfen den Gegner zurück, die Reiter besiegten die Streitwagen. Als die kaledonischen Reserven eingriffen konnten die 2000 zurückgehaltenen Reiter mit dieser Situation fertig werden, eine Umkreisung verhindern und ihrerseits die Gegner im Rücken angreifen.

Die Entscheidungsschlacht des Boudicca-Aufstandes (60 n. Chr.) zeigte noch einmal die Überlegenheit der schweren Legionsinfanterie:
Suetonius Paulinus sah sich mit Teilen von zwei Legionen einer zahlenmäßig weit überlegenen aber schlechter organisierten und bewaffneten Armee von Britanniern gegenüber (ca. 10.000 gegen 60.000).
Er wählte eine von Wäldern umgebene Defensivstellung, um nicht eingekreist zu werden, die zudem seinen Leuten keinen Fluchtweg ließ, wirklich kaltblütig. Den Angriff der Britannier ließ man am Schildwall auflaufen, auf dem dichten Raum entstand dann ein Gedränge in dem die gedrillten Legionäre überlegen waren und das gegnerische Heer aufrieben.


Im Laufe der Kaiserzeit wurden die Truppenverbände immer kleiner. Die Legionen des 4. Jahrhunderts hatten nur noch den Namen mit den großen Verbänden früherer Zeiten gemeinsam. Die Schlachtentaktik war hingegen noch dieselbe. In der Schlacht von Argentoratum (Straßburg) 357 n. Chr., Julian gegen Chnodomar, konnten die Germanen an einer Stelle die römischen reihen durchbrechen, wurden aber von der Reserve wieder zurückgeschlagen. Daraufhin brach die germanische Formation zusammen.
 
Referat

Ich halte bald ein Referat über die Expansion des römischen Reichs. Ein Teil dieses Referats wird natürlich auch die taktische überlegenheit der Römer darzustellen, die es ja zweifellos gegeben haben muss. Secundus dein Beitrag hat sehr geholfen. Ich weiß nicht ob es so gut hier rein passt aber was kann man denn zur Ausrüstung der Römischen Truppen sagen? Ich weiß, dass sie mit großen Schilden und kleinen (Plural von Gladius?) ausgestattet waren, um im Gedränge einer Schlacht besser zuschlagen zu können. Gibt es hierzu vielleicht mehr zu sagen?

Zu deiner Frage ob sich die Taktik zwischen Kaiserzeit und Republik geändert hat:
100 v. Chr. hat Marius die Milizarmee Roms zu einer Berufsarmee gemacht. Das ist sicher der gravierenste Unterschied. Da kann dir sicher jemand anderes mehr zu erzählen (meine Zeit ist leider knapp bemessen). Ansonsten einfach mal bei Wikipedia "Marius" eingeben.
 
Hm, Ich wollte ursprünglich einfach auf den Beitrag antworten und dachte es wäre ok wenn ich eine eigene Frage mit einschmeiße. An sich hast du natürlich recht und ich hätte besser nachgucken sollen. Danke für die Hilfe.
 
1.:
Der Plural von gladius ist gladii.
Diese Schwerter waren schon relativ kurz im Verhältnis zu den Schwertern der anderen Völker.
Vorteil.:
Größere Beweglichkeit.
2.:
Die röm Soldaten waren in der Regel sehr gut ausgebildet...und meistens ihren Gegnern genau dadurch überlegen.
3.:
Die Generale aber.: Die waren...wie weiter oben beschrieben recht einfallslos.
Auf *irgendwelche tollen Ideen* im strategischen Sinne kamen sie meistens nur durch Not...und diverse Niederlagen.
Rühmliche Ausnahme.: Caesar
 
Kannst du diese "Einfallslosigkeit" römischer Generäle auch belegen? Ich glaube kaum, dass sie ihre Legionen im Quincunx aufgestelt haben und dann einfach abgewartet haben bis der Gegner auf sie zustürmte, mit egal welcher überlegenen Taktik und sich trotzdem an den "super ausgebildeten" Legionären die Zähne ausgebissen hat.
 
**Kannst du diese "Einfallslosigkeit" römischer Generäle auch belegen? **
Ganz einfach.:
Schau dir die Schlachten des Hannibal an
...und betrachte dabei nicht Hannibal...sondern die röm.Generale.
Schau dir die Anlegung der Schlachten gegen Pyrrhus an.
Röm.Generale haben immer erst duch die Niederlagen gelernt,was *neues* zu machen.
Vorher waren sie dazu offenbar nicht in der Lage.
Meistens jedenfalls.
Du wirst aber sicher gleich mit den Ausnahmen kommen.
 
Leider halten sich meine Quellen für Berichte von Schlachtverläufen mit römischer Beteilligung in Grenzen. Deshalb fragte ich dich ja :)

Cannae war sicher die klassische Aufstellung und ist schmählich gescheitert.
Wie das in den Pyrrischen Kriegen aussah weiß ich nicht.
Alesia kenn ich noch, aber das war ja eher eine Verteidugung der Berlagerungsanlagen als eine offene Feldschlacht.


Außerdemmuss die Quincunx-Aufstellung einen Sinn haben. Immerhin wird immer wieder gesagt, dass die Manipulartaktik gegenüber der starren Phalanx einen Vorteil hätte. Dh also eine Legion ist nicht immer im Quincunx geblieben, sonder die Manipel (und später die Kohorten, obwohl ich mal gelesen habe, dass die Kohorte eher eine organisatorische Einheit wurde und die Centurie die hauptsächliche taktische Einheit) wurden schon taktisch geschickt bewegt.
Wäre dies nicht der Fall, dann hätte man nur eine schachbrettförmige, starre, Phalanx.
 
In einer recht frühen Schlacht des 2. punisch-römischen Krieges (ich glaube an der Trebia) gelang den Römern ein Durchbruch in der karthagischen Schlachtlinie, was Hannibal durchaus Verluste bescherrte. Dass die Römer also bei Cannae wieder auf den Durchbruch setzten und eine entsprechend tiefgestaffelte Aufstellung wählten, ist also prinzipiell durchdacht und auf Hannibals Schwachstelle abgestimmt gewesen.
 
Hehe...
Es gibt tatsächlich eine geniale römische Strategie...sogar innerhalb des 2.punischen Krieges.
Preisfrage.:
1 Bier...für den...der darauf kommt und es erklären kann.!
 
Da gibt es zwei Schlachten, von entscheidender Bedeutung, die die Römer gewannen. 207 v. Chr. am Metaurus und 202 v. Chr. bei Zama.
 
@Sohei

Meinst Du jetzt Kriegsstrategie oder Schlachtstrategie (besser Taktik)?
Im ersten Fall bieten sich zwei Varianten:
1. die indirekte Methode des Cunctators
2. der Angriff auf Hannibals eigentliches Machtzentrum: Spanien

Im zweiten Fall meinst Du vielleicht:
1. die Schlacht von Ilipa oder
2. den Handstreich, mit dem man Carthago Nova und die karthagische Kriegskasse gewann

p.s. wieso ist Caesar Deiner Meinung nach eine Ausnahme?
 
Zuletzt bearbeitet:
1 Bier für elysian.!
Ich meine die Strategie des Cunctators.!
Liddel Hart sagt.: Die fabianische Strategie.
Ich drösele das jetzt mal so auf.:
Also.:
Hannibal kommt in das röm Kernland Italien.
Er schlägt die Römer (trotz Unterlegenheit in Mann u Ausrüstung) mehrere Male.
Genau definiert.: Die Römer hatten einen militärisch überlegenen Feind in ihrem eigenen Land stehen.
Er war feindlich,war NICHT zu schlagen und in ihrem Land.
Was tun.?
Hier hatten die Römer das ungeheure Glück,einen Mann zu haben,der all dies verinnerlichte und gleichzeitig wußte,daß er selber KEIN Genie war.
Aber auch wußte...wie man einem Genie (=Hannibal) beikommen kann.:
Er hatte den (sagenhaften) Mut
...mitten im Krieg...--->> keinen Krieg <<--- zu führen
Anm.:
Ich drücke es absichtlich mit ungewöhnlichen Worten aus.
Wenn also Hannibal 5 Meilen vorrückte...rückte der Cunctator in einem gewissen Abstand 5 Meilen mit.
Drehte sich H. um zur Schlacht...sagte C. *Nöö Danke*...und drehte sich um
Er wußte ja (und hatte verinnerlicht) daß er verlieren würde...
verweigerte zu kämpfen
...wollte aber andererseits die Kampfstärke und die davon ausgehende Bedrohung durch die röm.Legionen aufrecht erhalten.
naja
...diese Taktik setze ich jetzt als bekannt voraus.
Interessant ist die neuartige Formulierung.:
-->> *Mitten im Krieg keinen Krieg führen* (zumindest nicht direkt gegen Hannibal)
Entsprechend teilte sich die röm.Meinung in zwei Teile.: Pro u Kontra.
Nun.:
Nach 1 Jahr war die Zeit der *Dictatur* für ihn zu Ende...und 2 Consuln führten wieder Rom.
Der eine wollte die Schlacht...das reichte...und das Ergebnis war *Cannae*.
Den Schlachtplan dazu haben wir schon in der Schule gelernt.
Erstaunlich dabei die Reaktion der Römer.:
Obwohl sie de facto keine (gut ausgebildeten) Soldaten mehr hatten...kehrten sie zu der Strategie des Cunctators zurück
...und behielten sie bei. Über Jahre und Jahre...

DAS...halte ich für eine völlig neuartige Methode der Kriegsführung...die irgendwie *revolutionär* war.
Somehow war dieser Quintus Fabius Maximus Cunctator kein Genie...hat aber mit seiner Strategie ein völlig überlegenes Genie geschlagen.
Also doch ein Genie.?
Jedenfalls halte ich diese außergewöhnliche Methode
(speziell,wenn man die römische Mentalität betrachtet)
...für äußerst bemerkenswert.
 
Cunctators Taktik war sicherlich gut, geschlagen hat er Hannibal damit nicht. Das taten der Rat von Karthago, der Hannibal keine frischen Truppen mehr schickte und Scipio, der Spanien überrannte und Hannibal bei Zama schlug.
 
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