Zur römischen Taktik
Bonsoir Monsieur!
Vieleicht helfen Dir diese ausgewählten Beispiele:
Im Allgemeinen waren die Römer keine großen Taktiker.
Die normale Aufstellung war: Die schwere Infanterie in der Mitte, die Kavallerie an den Flügeln, die leichtbewaffneten Truppen (Schützen) je nach Möglichkeit vor oder hinter der Linie.
Die Infanterie wandte dabei in der Regel keine taktischen Finessen an, es gibt aber einige Ausnahmen.
Die Kavallerie genoss deutlich mehr Spielraum, meist sollte sie den Gegner in der Flanke fassen, oder sogar in den Rücken fallen.
Wie die Truppen aber letztendlich verwendet wurden hing aber davon ab was überhaupt zur Verfügung stand und mit welchem Gegner man es zu tun hatte.
Die Heere der republikanischen Zeit hatten es oft mit den Heeren der hellenistischen Staaten zu tun die eine bunte Vielfalt an Waffengattungen aufbieten konnten: Eine starke Phalanx kombiniert mit schwerer Kavallerie, Streitwagen, Elefanten, Leichtbewaffnete.
Die Römer bevorzugten eine recht tief gestaffelte Aufstellung die zwar die Frontlinie verkürzte aber ein Durchbrechen der Formation erschwerte.
So konnten die Legionen den Stoß einer lanzenstarrenden Phalanx jederzeit aufnehmen, wenn es auch seltenst gelang diese im direkten Angriff niederzuringen. Der Vorteil der Legionen lag dabei in der größeren Flexibilität gegenüber der Phalanx.
Das nutzte man zum Beispiel gegen Pyrrhos in der Schlacht bei Asculum, 279 v. Chr., als man das unebene Gelände ausnützte und gezielt Lücken der gegnerischen Linie angriff.
In der Schlacht von Kynoskephalai, Konsul Flaminius gegen Philipp von Makedonien, 197 v. Chr., bewährte sich diese Flexibilität erneut. Der jeweils rechte Flügel beider Heere war siegreich und drängte den Gegner zurück, aber ein Tribun auf dem rechten Flügel erkannte die Lage des linken römischen Flügels und fiel den Makedoniern in den Rücken. Die Phalanx war nicht mehr in der Lage eine Kehrtwendung zu machen und erlitt schwere Verluste.
Die Schlacht von Magnesia, 190 v. Chr., wurde durch Kavallerie entschieden.
Der Seleukidenkönig Antiochos III., der Große, bot gegen die Römer ein Heer mit allem auf was das Arsenal der Diadochenreiche hergab: Elefanten, Streitwagen, Phalanx, schwere und leichte Kavallerie.
Auf Seiten der Römer kämpfte König Eumenes von Pergamon mit einem großen Kontingent von schwerer Kavallerie.
Antiochos konnte mit seiner schweren Kavallerie die römischen Reihen an einer Stelle durchbrechen, aber nutzte diesen Erfolg nicht aus sondern die durchgebrochenen Reiter griffen das römische Lager an.
Den Römern gelang es dann wieder die eigenen Reihen zu schließen, die Elefanten in die gegnerischen Reihen zurückzutreiben und ihrerseits die Phalanx zu in Bedrängnis zu bringen. Mittlerweile hatte die pergamesische Kavallerie ihre Opponenten aus dem Feld geschlagen, griff die Flanke an und machte den Sieg perfekt.
In der Schlacht von Pydna gegen König Perseus von Makedonien, 168 v. Chr., gelang es dann tatsächlich den Legionen eine Phalanx zu durchbrechen, vor allem Begünstigt durch das unebene Gelände. Diese Schlacht war auch, mit kaum zwei Stunden, eine der kürzesten der Antike, normalerweise dauerten Schlachten viele Stunden.
Die kaiserzeitliche Armee hatte es meist mit keltischen und germanischen Gegnern zu tun die in kleinen Verbänden kämpften und sehr flexibel waren (meist auch leichter bewaffnet).
Ausnahmen waren die Parther/Perser und Sarmaten.
Agricola, Statthalter in Britannien, kämpfte 83 n. Chr. gegen die Kaledonier am Mons Graupius. Seine Gegner hatten an einem Berghang Aufstellung genommen, das erste Treffen in der Ebene, die Reserven oberhalb am Hang, darunter noch Streitwagen (einer der letzten Einsätze dieser Waffengattung überhaupt). Agricola griff nun allein mit den Hilfstruppen an, die ja in kleineren Einheiten organisiert waren. 8000 Infanteristen in der Mitte, 3000 Reiter an den Flügeln. Weitere 2000 Reiter als Reserve. Die Legionen standen in Bereitschaft, griffen aber nicht ein. Seine Infanteristen griffen frontal an und warfen den Gegner zurück, die Reiter besiegten die Streitwagen. Als die kaledonischen Reserven eingriffen konnten die 2000 zurückgehaltenen Reiter mit dieser Situation fertig werden, eine Umkreisung verhindern und ihrerseits die Gegner im Rücken angreifen.
Die Entscheidungsschlacht des Boudicca-Aufstandes (60 n. Chr.) zeigte noch einmal die Überlegenheit der schweren Legionsinfanterie:
Suetonius Paulinus sah sich mit Teilen von zwei Legionen einer zahlenmäßig weit überlegenen aber schlechter organisierten und bewaffneten Armee von Britanniern gegenüber (ca. 10.000 gegen 60.000).
Er wählte eine von Wäldern umgebene Defensivstellung, um nicht eingekreist zu werden, die zudem seinen Leuten keinen Fluchtweg ließ, wirklich kaltblütig. Den Angriff der Britannier ließ man am Schildwall auflaufen, auf dem dichten Raum entstand dann ein Gedränge in dem die gedrillten Legionäre überlegen waren und das gegnerische Heer aufrieben.
Im Laufe der Kaiserzeit wurden die Truppenverbände immer kleiner. Die Legionen des 4. Jahrhunderts hatten nur noch den Namen mit den großen Verbänden früherer Zeiten gemeinsam. Die Schlachtentaktik war hingegen noch dieselbe. In der Schlacht von Argentoratum (Straßburg) 357 n. Chr., Julian gegen Chnodomar, konnten die Germanen an einer Stelle die römischen reihen durchbrechen, wurden aber von der Reserve wieder zurückgeschlagen. Daraufhin brach die germanische Formation zusammen.