Ich musste mich kürzlich mit der minoischen Kultur auseinandersetzen doch was ich interresant fand war das fehlen von Militär.Die vielgerühmte Marine konnte ich auch nicht finden.Jetzt ist meine Frage wie sahen Armeen bzw. Flotten der minoischen Kultur aus?(Quellen wären hilfreich)
Zunächst einmal zur Frage der Flotte. Es wäre überaus unlogisch, dass ein insulares Reich von Bedeutung – wie es das kretische unzweifelhaft war - keine Flotte gehabt haben soll. Natürlich muss man hier differenzieren: eine Handelsflotte hatten sie gewiss, denn die Kreter waren als gewiegte Kaufleute im Mittelmeer bekannt und berüchtigt. Ob sie auch eine Kriegsflotte besaßen, ist natürlich zweifelhaft, aber die Logik ihrer Insellage spricht doch eher dafür, als dagegen. Über alle Jahrtausende hinweg haben Inselvölker Flotten besessen!
Dass keine Festungsanlagen auf Kreta existierten, erklären viele mit der Tatsache, dass sich die Minoer auf ihrer Insel unangreifbar fühlten und über Jahrhunderte hatten sie ja auch keinen ernsthaften Konkurrenten. Die Ägypter waren keine seefahrende Nation, Mykene und Konsorten zwischen 2000 und 1600 v. Chr. noch in der Konsolidierung begriffen, die Phönizier noch nicht auf der politischen Bildfläche. So hatten die Kreter das Glück, zur Zeit ihrer großen Blüte die unbestritten erste Geige im östlichen Mittelmeerraum zu spielen.
Es scheint also wirklich so zu sein, dass die Minoer eher ein unkriegerisches Volk gewesen sind, dass in Frieden Handel treiben und seinen religiösen und kulturellen Bedürfnissen nachgehen wollte.
Die Gründe für den Untergang der Minoer um 1400 v. Chr. sind in der Forschung umstritten. Da die Kultur ein jähes Ende fand, reichen die Hypothesen von einem verheerenden Erdbeben im Gefolge des erwiesenen Vulkanausbruchs auf der Insel Santorin über Aufstände im Innern bis hin zu einer Invasion durch griechische Achäer.Tatsache ist, dass seit etwa 1300 v. Chr. Kreta von den Achäern besetzt war, da man tausende ihrer Schrifttafeln und weitere kulturelle Hinterlassenschaften auf der Insel gefunden hat. Diese Schrift - ein ganz altertümlicher griechischer Dialekt - wird als Linear B bezeichnet. Man hat jedoch auch eine Unmenge von Schrifttafeln der autochthonen Minoer gefunden, deren Sprache sich jedoch bis heute nicht entziffern lässt. Diese Schrift, von der lediglich die Buchstaben lesbar sind, bezeichnet man als Linear A. Forscher gehen davon aus, dass es sich um eine nichtindogermanische Sprache handelt, und bis heute ist man sich über eventuelle verwandtschaftliche Beziehungen etwa zu den semitischen Sprachen im Unklaren. Selbst die Bezeichnung "Minoer" geht auf Arthur Evans zurück, denn wie sich dieses interessante Volk selbst nannte, wissen wir nicht. Griechen oder Ägypter sprachen z.B. von "Kafti" oder "Keftiu".
Interessant ist vielleicht noch, dass die Minoer anders als die Ägypter oder vorderasiatische Völker keine Monumentalbauten errichteten und auch keine Großplastiken von Herrschern gefunden wurden. Viele Forscher gehen deshalb davon aus, dass es keine gottgleich verehrten Könige gab, sondern eine Reihe kleinerer Fürsten in menschlicher Dimension, unter denen der von Knossos vielleicht eine Führungsposition hatte.