Der erste Schritt, um die eventuelle "kriegswirtschaftliche Fehlsteuerung" durch das KEA, inkl. Vorgängerbehörden (problematisch die bundesstaatliche Organisation) "belegen" zu können, wären m.E. agrarische Produktionsstatistiken ab 1914 bis ca. 1919/20 und die Ankaufpreise des KEA (statistisch relevant ab ca. Ende 1916/Anfang 1917).
Der Hinweis zu Preiseinflüssen bezog sich auf die Fleischerzeugung.
Ich greife das aber auf und stelle zunächst einmal die Produktivitätsentwicklung der Landwirtschaft dar, am Beispiel Weizen.
Hektarerträge in der Entwicklung der Landwirtschaft während der Industrialisierung waren durch den Personaleinsatz (sinkend), durch Düngemitteleinsatz und durch Mechanisierung gekennzeichnet.
Hektarerträge Weizen in kg:
1850/1860: zwischen 761 kg (Mißernte 1855) und 1272 kg (1857)
1860/1970: zwischen 1012 kg und 1437 kg
1870/1880: zwischen 1169 kg und 1495 kg
1880/1890: zwischen 1270 kg und 1650 kg
1890/1900: zwischen 1390 kg und 1910 kg
1900/1910: zwischen 1580 kg (Mißernte 1901) und 2040 kg
1911: 2060 kg
1912: 2260 kg
1913: 2350 kg
1914: 1990 kg
1915: 1930 kg
1916: 1830 kg
1917: 1520 kg
1918: 1720 kg
1921: 2050 kg
1930: 2270 kg
1935: 2410 kg
1950: 2680 kg
Der Verlauf zeigt (iVm dem Düngemitteleinsatz 1880-1914), dass
1. die Hektarproduktivität entscheidend durch den Düngemitteleinsatz, hier insbesondere Kali- und Stickzufuhr gesteigert werden konnte
2. das Problem der Mobilisierung und der Ernteeinbringung 1914
3. den Verzehr der Düngemittelreserven und die Folgen für die Bodennutzung 1915/1916 bis zum Tiefstand 1917
4. den Wiederanstieg, nachdem ausreichend Ammoniak durch 1918 durch das Hochfahren der Produktion und den Steigerung der Kaliproduktion zur Verfügung standen.
Weiterhin:
5. die extensive Produktivität der deutschen Landwirtschaft mit ihrer Düngemittel-Sensibilität (unter Beachtung der Höchststände 1913 und 19135 im Vergleich, und der weiteren Steigerung erst nach dem Zweiten Weltkrieg - ohne diese Düngung war die Produktivitätsentwicklung nicht denkbar)
6. die Unterschiede in der Produktivität durch Düngemittel, Personal- und Maschineneinsatz im Ländervergleich, zB Hektarerträge Weizen 1912:
Deutsches Reich: 2260 kg
Rußland 690 kg
Österreich-Ungarn zwischen 1270 und 1500 kg
Frankreich 1380 kg
Kanada 1370 kg
USA 1070 kg
Argentinien 930 kg
Indien 870 kg
Das Problem der großen Unterschiede der Statistik zu 6. ist die Bodenqualität. Daher der Vergleich bei Roggen:
Deutsches Reich: 1850 kg
Rußland: 900 kg
Frankreich: 1430 kg
USA: 1070 kg
und Kartoffeln:
Deutsches Reich: 15030 kg
Rußland: 8170 kg
Kanada: 11580 kg
USA: 7620 kg.
Als Darstellung-Problem ergibt sich die zugrunde gelegte Flächengröße gerade bei den großen Staaten, bei denen große Flächen ohne Düngung bzw. mit geringerer Düngung betrieben wurden. Wichtig ist hier nur die Abblidung der Tendenz und die Düngemittel-Sensibilität im nationalen, volkswirtschaftlichen Rahmen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das deutsche Quasi-Monopol auf Abraumsalze (Kalisalze) für die Düngung. Der Vorkriegs-Export von rd. 1,2 bis 1,3 Mio. Tonnen p.a. ging mit rd. 150.000 Tonnen in die Landwirtschaft der Niederlande, mit rd. 650. - 700.000 Tonnen in die der USA, daneben jeweils 50. -70.000 Tonnen nach Frankreich, Großbritannien, Rußland, Ö-U.