Mutmaßl. und tatsächl. röm. Streckenverläufe/Fundplätze n.d. 9-/10-Leugen-Hypothese

Und das hat die Geologie mit ihrem Patenkind Archäologie gemeinsam. Ob eine Steinplatte mit seitlicher Ablaufrinne als Opfertisch und damit das Gebäude als Tempel – oder aber als Möblierung eines Schlachthauses gedeutet wird, ist oft der Phantasie überlassen. Gleiches gilt, wenn villae rusticae an Hauptstraßen von mansiones und mutationes unterschieden werden. Da fließen persönliche Preferenzen des Bearbeiters und andere Faktoren mit hinein.

Mit einem hast Du recht: Wo die Fakten ein lückenhaftes Bild geben, versucht die Fantasie Lücken zu füllen. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. In wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden allerdings Fakten und Spekulationen klar getrennt.* Dem Autor steht es frei, nach Abwägung der Argumente seine persönliche Meinung kundzutun, und dem Leser steht es frei, sich anhand der Argumente sein eigenes Bild zu machen.

Nur schaffen Spekulationen keine neuen Fakten, und man kann mit Spekulationen keine Theorien erstellen, geschweige denn beweisen.

Hypothesen, die sich einer Überprüfung entziehen, sind wertlos.
Hypothesen, die mit Hilfshypothesen gestützt werden müssen, sind ebenfalls wertlos.

Das versuchen Alfirin, El Quijote (und manchmal auch ich) Dir seit langer, langer Zeit begreiflich zu machen.

Dieser Beitrag war vom 11. 2. 2015:
Ob wir hier eine statistische Häufung haben, die nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit zufällig auftreten kann, müßten wir noch klären. Dazu müßte die Datenbasis aber sauber sein, d.h. vor allem bereinigt von bislang nur angenommenen Standorten, die eben ganz und gar nicht zufällig in die Auswahl gekommen sind, sondern weil sie so wunderbar in die postulierte 9/10-Leugen-Regel passen würden.

Dass auf Römer- und sonstigen Straßen Abschnitte von 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30 (oder mehr oder weniger) Kilometern zu finden sind, beweist nichts. Da nützt es auch nichts, Dutzende von Beispielen zu bringen. Völlig nutzlos sind "Abschnitte", die sich erst im Lauf der Jahrhunderte ergeben haben. Das würde eher gegen als für eine systematische Planung sprechen.

Wie viele Beispiele für gleichzeitig (oder annähernd gleichzeitig) entstandene Kastelle mit einem gesicherten Abstand von 20,0 oder 22,2 km haben wir denn bisher auf der Rheintalstraße?
Zähl doch mal auf:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.

Wenn kein Mensch und kein Maultier 20 reale Kilometer in 18 km bewältigen können ohne sich in einem Science-Fiction-Roman zu befinden, dann muss es eine andere Erklärung geben.
Da gibt es mehrere mögliche Erklärungen. Mir fallen auf Anhieb vier ein:

- Die Römer hatten den 8-Leugen-Fimmel.
- Der Bildhauer wollte eine VIIII meißeln, hat sich beim dritten I böse auf den Daumen gehauen, musste erst verarztet werden und hat dann dummerweise das vierte I vergessen.
- Die Römer haben von Herberge zu Herberge gemessen, und die war in diesem Fall ein ganzes Stück außerhalb des Kastells.
- Die Römer haben es mit dem Leugensteinsetzen nicht so genau genommen (vgl. das Bernhard-Zitat im letzten Beitrag), die Reisenden haben die dazwischenliegenden Leugensteine gezählt - da kommt auf der einzelnen Etappe schon mal ein Stein zu viel oder zu wenig heraus.
Was davon stimmt? Wo sind die Fakten? Wer will das entscheiden?



* So hängt z. B. die Beantwortung der Frage "mansio oder villa rustica?" keineswegs vom Gusto des Bearbeiters ab. Es gibt eine Reihe von Kriterien, die in vielen Fällen eine eindeutige Zuweisung erlauben. Eine Straßenstation liegt idealerweise direkt an der Straße, eine Villa liegt idealerweise etwas abseits der Straße. Es gibt auch architektonische Merkmale, die typisch für eine Villa, und Merkmale, die typisch für eine Straßenstation sind. Und dann gibt es untypische oder unklare Befunde, die Rätsel aufgeben.
 
Da gibt es mehrere mögliche Erklärungen. Mir fallen auf Anhieb vier ein
Eine fünfte möchte ich ergänzen:

- Die Leuga war keineswegs so sauber normiert, sondern war womöglich regional unterschiedlich lang.

Wie sehen denn überhaupt unsere Quellen zur Leuga aus? Abgesehen von Leugensteinen und der Verwendung des Begriffs in Itinerarien, gibt es Schriftliches, das uns Auskunft gibt, was die Römer unter einer Leuga verstanden und wie sie diese Einheit in milia passuum umrechneten? Können wir ausschließen, daß die Leuga vielleicht gar kein unmittelbares Entfernungsmaß war, sondern ein mittelbares in der Art von "Wegstunde mit dem Ochsenkarren"?
 
Eine fünfte möchte ich ergänzen:

- Die Leuga war keineswegs so sauber normiert, sondern war womöglich regional unterschiedlich lang.

Dafür würde ja sprechen, dass ein Nachmessen der Entfernungsangaben auf Leugensteinen zu unterschiedlich langen Kilometerangaben bei gleicher Leugenangabe führt.

Warum arbeiten wir nicht zusammen, statt gegeneinander? Der Wunsch nach Erkenntnisgewinn ist uns doch schließlich gemein.

Das Kritisieren und Überprüfen einer Theorie ist kein gegeneinander arbeiten!

Welchen Erkenntnisgewinn haben wir bislang?

Aus der großen Masse an römischen Lagern lassen sich immer mal wieder 2 oder 3 finden, die im Abstand von offenbar 9 Leugen voneinander gebaut wurden.

Zu den Schriftquellen:
Fazit: Schriftquellen sind schön und gut, jedoch mit Vorsicht zu genießen.

Hast Du Vetera, (Calo) und Gelduba schon wieder vergessen? Zur Erinnerung: Die Standorte liegen laut Schriftquelle jeweils 9 Leugen von einander entfernt, was der Realität auf der Römerstraße entspricht, auf der wir zwischen Vetera und Gelduba genau 18 Leugen messen.

Fazit: Schriftquellen sind dann zuverlässig, wenn ihre Informationen zur gewünschten Theorie passen?

Auch wenn es von Vetera nach Gelduba wirklich 18 Leugen waren, dann muss Calo nicht zwingend bei exakt 9 Leugen gewesen sein. Selbst wenn es so auf der Schriftquelle steht, wie ein Vergleich von Leugenangaben und Kilometern zeigt! Es können gut auch 8 + 10 Leugen gewesen sein.

Calo als Beleg für deine Theorie taugt definitiv nicht, weil der Ort nicht lokalisiert ist.
 
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Abgesehen von Leugensteinen und der Verwendung des Begriffs in Itinerarien, gibt es Schriftliches, das uns Auskunft gibt, was die Römer unter einer Leuga verstanden und wie sie diese Einheit in milia passuum umrechneten?

Ja, gibt es. Bei Wiki sind einige Stellen aufgeführt,
hab sie mal spaßeshalber nachgeschlagen:

Ammianus 16,12,8
"Et quoniam a loco, unde Romana promota sunt signa, adusque vallum barbaricum quarta leuga signabatur et decima, id est, unum et viginti millia passuum..."
=
"Und weil von dem Ort, von dem man die römischen Feldzeichen vorrücken ließ, bis zum Wall der Barbaren die 14. Leuge bezeichnet war, das heißt 21 Meilen..."

Jordanes Getica XXXVI (192)
"Convenitur itaque in campos Catalaunicos, qui et Mauriaci nominantur, centum leuvas, ut Galli vocant, in longum tenentes et septuaginta in latum. Leuva autem Gallica una mille et quingentorum passuum quantitate metitur."
=
"So trafen sie in den Katalaunischen Feldern zusammen, die auch die Mauriakischen genannt werden, welche sich über 100 Leuven - wie sie die Gallier nennen - in der Länge erstrecken, und 70 in der Breite. Die Leuve aber misst im Gallischen so viel wie 1.500 Schritt."

Isidor von Sevilla, Etymologiae 15,16,3:
"Leuga finitur passibus mille quingentis"
=
"Die Leuge wird mit 1.500 Schritt bestimmt."
 
Andernach stammt aus augusteischer Zeit, Remagen aus claudischer Zeit.

Aus diesen Zeiten stammen die jeweils ältesten nachgewiesenen Kastelle bzw. Lager. Drususlager sind schwer zu finden.

In augusteischer Zeit war von Andernach das nächste Kastell rheinabwärts Bonn - 41,5 km entfernt.

Das ist nicht richtig. Diese Distanz gilt erst, seit in claudischer Zeit an den Unkelsteinen eine am Rhein entlang führende Abkürzung der ursprünglichen Strecke in den Basalt gehauen wurde.

Drusus musste hier noch einen Umweg gehen, mit dem die Strecke Andernach–Bonn wohl ziemlich genau 42,2 km, also 19 Leugen lang war.

Es ergibt sich also:

Bonn - X - Remagen - VIIII - Andernach

womit wir die VIIII Leugen auf der Peutingertafel zwischen Andernach und Remagen verifiziert, die VIII Leugen zwischen Remagen und Bonn hingegen falsifiziert haben.

Wir können uns auch noch die Straße von Mainz aus südwärte anschauen.

Das können wir gerne machen, aber bitte eines nach dem anderen. Vorher kämen erst noch Oberwesel und Bingen.

Welche Streckenabstände kannst Du da erkennen - unter gänzlichem Verzicht auf gemutmaßte Kastelle?

Zwischen Mainz und Worms liegen gemessene 20 Leugen, die auch von der Peutingerkarte bestätigt werden. Wobei hier die einzelnen Entfernungen nach Bonconica nicht stimmen, falls Bonconica in Nierstein gelegen hätte. Schon die Luftlinie Worms–Nierstein ist mit 26,7 km genau 12 Leugen lang, bei einer verzeichneten Wegstrecke von 11 Leugen.

Fazit: Schriftquellen sind dann zuverlässig, wenn ihre Informationen zur gewünschten Theorie passen?

Sag mal, begreifst Du es wirklich nicht?! Wir haben Itinerare, die Entfernungsangaben zwischen Orten liefern. Soweit diese Orte und der römische Straßenverlauf bekannt sind, kann und sollte man die Angaben überprüfen. Dabei ergibt sich zuweilen, dass sie stimmen, in vielen Fällen sind sie jedoch fehlerhaft. Das ist seit langem bekannt.

Auch wenn es von Vetera nach Gelduba wirklich 18 Leugen waren, dann muss Calo nicht zwingend bei exakt 9 Leugen gewesen sein. Selbst wenn es so auf der Schriftquelle steht, wie ein Vergleich von Leugenangaben und Kilometern zeigt! Es können gut auch 8 + 10 Leugen gewesen sein.

Das muss jetzt eine dieser Hilfshypothesen sein, von denen @Sepiola immer spricht.

Welchen triftigen Grund hast zu, der Schriftquelle hier zu misstrauen?
 
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Moin

Was mich bei dieser ganzen Diskussion über die diversen Streckenabschnitte etwas stört, ist der Sachverhalt, dass bei der Distanzmessung immer der aktuelle Verlauf von Straßen herangezogen wird.
Ich arbeite ja viel mit historischen Luftbildern aus den 40er Jahren und bei dem Vergleich mit aktuellen Luftbildern ist sehr oft festzustellen, dass der alte Straßenverlauf im Zuge späterer Fahrbahnerneuerungen deutlich begradigt wurde. In einigen Fällen war der alte Streckenverlauf auf einer Distanz von ca.10 km um etwa 300 m - 500 m länger als der aktuelle Verlauf!

Wenn ich mir nun überlege, dass diese Differenz schon im Zeitraum von 70 Jahren zu beobachten ist, mit welchen Werten muss man da über einen Zeitaum von fast 2000 Jahren rechnen!? :grübel:

Gruß
Andreas
 
Das hatte ich auch schon mal gefragt, aber keine Antwort bekommen. Angeblich werden Römerstraßen gemessen. Es fällt aber auf, dass dann dazu keine Literatur (meinetwegen auch Karten, aber bitte so zitiert, dass man damit etwas anfangen kann) benannt werden kann.
 
Was mich bei dieser ganzen Diskussion über die diversen Streckenabschnitte etwas stört, ist der Sachverhalt, dass bei der Distanzmessung immer der aktuelle Verlauf von Straßen herangezogen wird.

Zumindest meine Beispiele in diesem Thema folgen alle den römischen Straßenverläufen. Die Distanzen sind 'handvermessen', also nicht automatisch ermittelt.

Einzige Ausnahme war der Google-Maps-Link in Beitrag #447 zur schnellen Verdeutlichung des Umwegs an den Unkelsteinen.

Das hatte ich auch schon mal gefragt, aber keine Antwort bekommen. Angeblich werden Römerstraßen gemessen. Es fällt aber auf, dass dann dazu keine Literatur (meinetwegen auch Karten, aber bitte so zitiert, dass man damit etwas anfangen kann) benannt werden kann.

Als für jeden leicht überprüfbare Quelle hatte ich zum Beispiel vici.org genannt.
 
Moin

Was mich bei dieser ganzen Diskussion über die diversen Streckenabschnitte etwas stört, ist der Sachverhalt, dass bei der Distanzmessung immer der aktuelle Verlauf von Straßen herangezogen wird.
Ich arbeite ja viel mit historischen Luftbildern aus den 40er Jahren und bei dem Vergleich mit aktuellen Luftbildern ist sehr oft festzustellen, dass der alte Straßenverlauf im Zuge späterer Fahrbahnerneuerungen deutlich begradigt wurde. In einigen Fällen war der alte Streckenverlauf auf einer Distanz von ca.10 km um etwa 300 m - 500 m länger als der aktuelle Verlauf!
Römerstraßen waren in aller Regel kürzer als die neuzeitlichen Landstraßen von Dorf zu Dorf. Die Römer zogen ihre Trassen oft schnurgerade durch die Landschaft:
Römische Strassenführung

Die Google-Entfernungen können bei einigermaßen geradliniger Wegführung Anhaltspunkte liefern, ob eine Entfernung plausibel ist oder nicht.

Um mal als Beispiel die Strecke Trier-Köln zu nehmen:

Die Gesamtstrecke laut dem Itinerarium Antoninii scheint einigermaßen hinzukommen: 78 Leugen = ca. 173 km.
Mit modernen Fußwegen über die gesicherten Stationen kommt Google auf 171 km.

Aber bei den einzelnen Stationen gibt es grobe Ausreißer: Die 10 Leugen (=22,2) km zwischen Belgica und Tolbiacum sind auf modernen Fußwegen in 6 Leugen (13,5 km) zu erreichen. Irgendwas stimmt da nicht.

Daher kann man aus einer plausiblen Gesamtstrecke nie auf die Exaktheit der Teilstrecken schließen. Da hat Tela völlig recht:

Auch wenn es von Vetera nach Gelduba wirklich 18 Leugen waren, dann muss Calo nicht zwingend bei exakt 9 Leugen gewesen sein.
 
Aus diesen Zeiten stammen die jeweils ältesten nachgewiesenen Kastelle bzw. Lager.
Sauber argumentieren lässt sich nur mit nachgewiesenen Kastellen. Anders gehts nun mal nicht.

Das können wir gerne machen, aber bitte eines nach dem anderen. Vorher kämen erst noch Oberwesel und Bingen.
Dazu hat sich doch schon Nemetona geäußert:

Da wirfst Du - fürchte ich - schon wieder die Zeiten durcheinander.

...

Und ach ja, die spätrömisch nachgewiesenen castellae am Rhein (Andernach, Boppard, Oberwesel) können wohl kaum mit den frühen - teilweise spätaugusteiischen oder tiberisch-claudischen Lagern in Koblenz und Bingen in einen Topf geworfen werden (auch wenn einige Hundert jahre später auch in Koblenz und Bingen noch Provinzialrömer lebten) - guck dir einfach mal die Funde und Befunde an, bevor du hier "Namedropping" machst. ;)


Divico schrieb:
Zwischen Mainz und Worms liegen gemessene 20 Leugen, die auch von der Peutingerkarte bestätigt werden. Wobei hier die einzelnen Entfernungen nach Bonconica nicht stimmen, falls Bonconica in Nierstein gelegen hätte.
Davon abgesehen, gibt es nicht die Spur eines Nachweises, dass in Bonconica/Bouconica überhaupt jemals ein Kastell existiert hat.
Römerlager sind auf der gegenüberliegenden Rheinseite nachgewiesen, da machte die Straße aber bestimmt keinen Bogen hin und zurück. :)
https://de.wikipedia.org/wiki/Fundgebiet_Trebur-Geinsheim
 
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Das hatte ich auch schon mal gefragt, aber keine Antwort bekommen. Angeblich werden Römerstraßen gemessen. Es fällt aber auf, dass dann dazu keine Literatur (meinetwegen auch Karten, aber bitte so zitiert, dass man damit etwas anfangen kann) benannt werden kann.

Die letzte Bezugnahme auf "Literatur" fiel so aus:
Gern würde ich den Atlas der gesicherten Römerstraßen aufschlagen und systematisch überprüfen. Nur leider gibt es ein solches Werk nicht. Oft sind die hundertprozentig sicheren Abschnitte zu kurz, um 100%ige Aussagen zu treffen. Wir müssen uns also notgedrungen hier und da mit Näherungen begnügen.

Als für jeden leicht überprüfbare Quelle hatte ich zum Beispiel vici.org genannt.
Damit werden Fragensteller immer wieder abgespeist.

Was die Straße von Köln bis Straßburg betrifft, ist bei vici.org rein gar nichts zu sehen, und die dort verzeichneten Meilensteine sind - soweit ich es überprüft habe - immer wieder an völlig falschen Punkten eingetragen.


Das ist nicht richtig. Diese Distanz gilt erst, seit in claudischer Zeit an den Unkelsteinen eine am Rhein entlang führende Abkürzung der ursprünglichen Strecke in den Basalt gehauen wurde.

Drusus musste hier noch einen Umweg gehen, mit dem die Strecke Andernach–Bonn wohl ziemlich genau 42,2 km, also 19 Leugen lang war.
Dafür hätte ich gern eine solide Quelle, bitte.

Ich darf an dieser Stelle auch nochmal auf Nemetonas Statement hinweisen:
Übrigens: Die meisten Angaben der Webseite "vici.org", die du hier gelegentlich anführst, kannst Du für "meine Region" größtenteils "in die Tonne treten". Es sind dort angebliche Fundorte genannt, die es so nicht gibt, die tatsächlichen Fundorte sind nur bei heutigen Dörfern verortet, aber nicht nach ihrer tatsächlichen Lage im Gelände, aus einer Villa rustica wird direkt schon mal ein "vicus", den es nicht gab usw. - Auf der anderen Seite fehlen unendlich viele Bodendenkmäler und Fundplätze.
Als Quelle dient die Webseite meiner Einschätzung nach nicht - jedenfalls nicht für "meine Region".

Nix für ungut.

VG
Nemetona
 
Nachdem ich die Seite betrachtet habe: Da gibt es nicht mal ein ordentliches Impressum, was doch wohl der grundlegendste Punkt der Zitierfähigkeit ist.

Auf fehlendes und falsches bin ich auch gestoßen.

Ein riesiger Pluspunkt ist die leichte Bedienung der Karte. Aber das hat ja nichts mit Zuverlässigkeit zu tun.
 
Ja, gibt es. Bei Wiki sind einige Stellen aufgeführt,
hab sie mal spaßeshalber nachgeschlagen.
Danke für's Übernehmen des Nachschlagens. Das wären also allesamt ziemlich späte Quellen, 4. Jhd. und danach. In zeitgenössischen Werken (abhängig davon natürlich, was "zeitgenössisch" im Kontext der gerade diskutierten Thesenvariante bedeutet) haben wir nichts? Keine Erwähnung bei Frontinus, Flaccus, Hyginus, Balbus?

Nun ist die Abwesenheit eines Beweises natürlich kein Beweis für Abwesenheit. Wir können also nicht einfach davon ausgehen, daß die Leuga frühkaiserzeitlichen Agrimensoren und Autoren unbekannt gewesen wäre. Auffällig ist in allen drei Zitaten allerdings, daß der Autor seiner Leserschaft erklären zu müssen glaubte, was eine Leuga eigentlich ist, im Gegensatz zu den offenbar allgemein als bekannt vorausgesetzten Bezugsgrößen Schritt und Meile. Wenn wir davon ausgehen würden, die Leuga sei zumindest im republikanischen und frühkaiserzeitlichen Rom (sogar eine Übernahme von den Etruskern stand ja schon im Raum) das Standardmaß der Landvermesser gewesen, müßten wir also folgern, das habe sich irgendwann geändert zu Schritt und Meile, und die Leuga sei überall (außer in Gallien) in Vergessenheit geraten (was durchaus sein kann - so lange ist das noch nicht her, daß wir größere Entfernungen in Meilen bemaßen, aber wer kann heute noch auf Anhieb in Meilen rechnen?).
 
Moin

Römerstraßen waren in aller Regel kürzer als die neuzeitlichen Landstraßen von Dorf zu Dorf. Die Römer zogen ihre Trassen oft schnurgerade durch die Landschaft ...

Oft heißt aber nicht immer und schnurgerade werde die Straßen/Wege auch nur dort gewesen sein, wo es natürräumlich ohne Probleme möglich war.
Solange man nur von einem ungefähren Verlauf von Römerstraßen ausgeht, ist doch diese ganze Kilometer- oder Leugenrechnerei für die Katz!


Die Google-Entfernungen können bei einigermaßen geradliniger Wegführung Anhaltspunkte liefern, ob eine Entfernung plausibel ist oder nicht. ...

Meine Messungen habe ich nicht per Google sondern recht exakt im GIS gemacht!

Gruß
Andreas
 
Was die Straße von Köln bis Straßburg betrifft, ist bei vici.org rein gar nichts zu sehen, und die dort verzeichneten Meilensteine sind - soweit ich es überprüft habe - immer wieder an völlig falschen Punkten eingetragen.

Bis Strassbourg bist ja auch nur Du allein vorausgeeilt. Zwischen Andernach und Xanten ist die römische Straße meist noch in modernen Straßenverläufen nachvollziehbar und bekannt, zum Beispiel in Köln als Nieler Straße, Neusser Straße und Bonner Straße, in Bonn als Römerstraße, Willy-Brandt-Allee, Godesberger Allee, Remagener Straße. Auch im weiteren Verlauf ist die Route über Vinxtbach, Lützing und Namedy bekannt.

Dafür hätte ich gern eine solide Quelle, bitte.

Aber gern.

Solange man nur von einem ungefähren Verlauf von Römerstraßen ausgeht, ist doch diese ganze Kilometer- oder Leugenrechnerei für die Katz!

Die Strecken, die ich hier im Thema bisher vorgestellt habe, beruhen alle auf hinreichend bekannten Römertrassen.

Leider bringt der eine oder andere Diskussionsgegner immer wieder Nebelkerzen in Form von Google-Maps-Berechnungen, die dann gern entlang moderner Flurgrenzen zickzackförmig verlaufen.

Wie @Sepiola schon schrieb, taugt Google Maps in vielen Fällen zur groben Abschätzung. Die genauen Wege trage ich aber als Pfade in Google Earth ein, die dann sehr exakt gemessen werden können.

GE bietet dabei den großen Vorteil der Luftbilder, auf denen der alte Straßenverlauf oft noch zu erkennen ist, wo dieser heute über Felder und Wiesen führt – was zur Verifikation unschätzbar ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Strecken, die ich hier im Thema bisher vorgestellt habe, beruhen alle auf hinreichend bekannten Römertrassen. ...

Moin

Aber gerade dieses "hinreichend bekannt" hinterfrage ich! Bin auf dem Gebiet der Römerstraßen ein Laie und nehme an, dass man i.d.R. nur den ungefähren Verlauf kennt, so nach dem Moto "die Römerstraße entspricht in etwa dem Verlauf der heutigen B xy"!?
Wirlich ergraben hat man doch wohl nur wenige Strecken und die auch nur zum Teil!? Oder liege ich da falsch?

Gruß
Andreas
 
Aber gerade dieses "hinreichend bekannt" hinterfrage ich! Bin auf dem Gebiet der Römerstraßen ein Laie und nehme an, dass man i.d.R. nur den ungefähren Verlauf kennt, so nach dem Moto "die Römerstraße entspricht in etwa dem Verlauf der heutigen B xy"!?
Wirlich ergraben hat man doch wohl nur wenige Strecken und die auch nur zum Teil!? Oder liege ich da falsch?

Glücklicherweise haben die Franzosen ihre Chausseen bevorzugt auf den alten römischen Trassen angelegt, so auch hier am Rhein. Daher sind die Strecken weitgehend perfekt erhalten.
 
Also, auf der vici.org Seite werden touristische Schriften als Quellen angegeben und die Worte "Roman Road from Xanten to Köln" (sic!) gelten als Französisch.

Darauf kann sich niemand ernsthaft inhaltlich berufen. Und dass selbst die Formalien nicht stimmen, habe ich schon erwähnt.
 
Glücklicherweise haben die Franzosen ihre Chausseen bevorzugt auf den alten römischen Trassen angelegt, so auch hier am Rhein. Daher sind die Strecken weitgehend perfekt erhalten.

Hmmm... und in der Zeit zwischen den Römern und der Franzosenzeit wurden die Wege eingefroren und haben sich nicht verändert?

Wie ich oben schon schrieb hat man sich nach dem Krieg bei Straßenarbeiten auch an alte Trassen gehalten und dennoch hat sich hier und da der Verlauf geändert, wurde den aktuellen Gegebenheiten angepasst!
 

Vielen Dank.
Dann wären also die Rheintalstraße Bonn-Remagen und das Kastell Remagen beide in claudische Zeit zu datieren:

"Erst durch die Anlage der Limesstraße in claudischer Zeit - die Straße musste parallel zum Strom aus dem Felsen herausgeschlagen werden - wurde es möglich, dass hier Transporte durchgeführt werden konnten. Insofern wurde auch erst in claudischer Zeit das südlichste Lager des Niedergermanischen Limes im Mittelrheintal bei Remagen angelegt."

Eine "22,2-km-Etappe" (wie von Dir verlinkt) hat es also nicht gegeben.
 
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